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Gipfeltreffen der Gruselikonen - »Die Schreckenskammer des Dr. Thosti«

Die Schreckenskammer des Dr. ThostiGipfeltreffen der Gruselikonen
»Die Schreckenskammer des Dr. Thosti«

1956 war der klassische amerikanische Gruselfilm, der Klassiker wie »Dracula«, »Frankenstein« oder »Der Wolfsmensch« hervorgebracht hatte, in den Niederungen des B-Movies angekommen. Das Fernsehen hatte sich als übermächtige Konkurrenz erwiesen und dazu beigetragen, dass man im Kino eher auf die Jugendlichen abzielte und diese gerne mit billig hergestellten Double-Features in die dunklen Kinosäle lockte.

Die Schreckenskammer des Dr. Thosti Wenn die Hauptrollen dieser Grindhouse-Produktionen nicht mit aufstrebenden Jungstars besetzt waren, die dem Zielpublikum gute Identifikationsmöglichkeiten boten, dann warteten sie mit etablierten Horrorveteranen gleich dutzendweise auf. So auch „Die Schreckenskammer des Dr. Thosti“, der im Original den weit weniger blumigen Titel „The Black Sleep“ trägt, und von Abenteuer- und Westernexperte Reginald Le Borg (1902-1989) inszeniert wurde. Denn er konnte für den Film immerhin „Sherlock Holmes“-Legende Basil Rathbone, den zweifach Oscar-nominierten Akim Tamiroff („Wem die Stunde schlägt“) sowie die Gruselstars Bela Lugosi („Dracula“), Lon Chaney jr. („Der Wolfsmensch“) und John Carradine („Frankensteins Haus“) vor seiner Kamera versammeln. Durch die fünf Genregrößen ist der Film auch heute noch interessant und sehenswert geblieben.

Dr. Gordon Angus Ramsay (Herbert Rudley) war ein angesehener Mediziner, der des Mordes an einem Geldeintreiber für schuldig befunden wurde. Im Gefängnis wartet er auf den Tag seiner Hinrichtung, als er von seinem Kollegen Sir Joel Thosti (Basil Rathbone) aufgesucht wird. Der gibt ihm eine ostindische Wunderdroge, mit der Ramsay dem nächsten Morgen gelassener entgegensehen soll. Dr. Thosti verschweigt, dass ihn das Mittel in einen todesähnlichen Schlaf versetzt, woraufhin ihn der Gefängnisarzt am nächsten Morgen tatsächlich für tot erklärt. Mit Hilfe des zwielichtigen Odo (Akim Tamiroff) schafft Thosti Ramsay in sein abgelegenes Labor, wo er Experimente mit dem menschlichen Gehirn durchführt. Dafür kommt ihm Ramsay als Assistent gerade recht, weswegen er den vermeintlichen Tod des mutmaßlichen Mörders nicht ganz uneigennützig eingefädelt hat. Thostis Anwesen ist mit seltsamen Gestalten bevölkert. Neben dem stummen Hausdiener Casimir (Bela Lugosi) treibt dort auch ein gewisser Mungo (Lon Chaney jr.) sein Unwesen, und scheint es insbesondere auf die hübsche junge Laura (Patricia Blake) abgesehen zu haben. Nach und nach kommt Dr. Ramsay dahinter, dass in Dr. Thostis Labor nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Liebhaber gepflegter anglo-amerikanischer Gruselunterhaltung werden bei diesem Routineprodukt auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen. Denn das Setting, die Geschichte und die Besetzung stimmen, weswegen aus „Die Schreckenskammer des Dr. Thosti“ ein kurzweiliger Genrebeitrag wird. Die Story erinnert ein wenig an Klassiker wie „Der Leichendieb“ und ähnliche Produktionen, die nicht unbedingt mit grauenerregenden Monstern oder übernatürlichen Kreaturen aufwarten müssen, sondern ihren Reiz und ihre Spannung aus dem Übereifer wissenschaftlicher Erneuerer ziehen, die zugunsten des Fortschritts auf ethische und moralische Grundsätze pfeifen. Insbesondere durch Basil Rathbones glaubwürdige Interpretation dieser Mad-Scientist-Figur lohnt es, den Film für sich zu entdecken.

Die Schreckenskammer des Dr. ThostiSeit seiner Kinoauswertung vor mehr als 60 Jahren war „Die Schreckenskammer des Dr. Thosti“ hierzulande nahezu gänzlich von der Bildfläche verschwunden. Nun hat Anolis dem kleinen, feinen Schwarz-Weiß-Grusler in seiner formidablen Reihe „Die Rache der Galerie des Grauens“ seine deutsche Heimkinopremiere gegönnt. Im Amaray finden sich, wie in der Reihe bereits Standard, sowohl eine DVD als auch eine BluRay des Films, sowie ein informatives, 32seitiges Booklet mit Texten von Ingo Strecker und Uwe Sommerlad. Das Bild des Films (im Widescreen-Format 1,85:1) ist gestochen scharf und bietet wunderbar kontrastreiches Schwarz-Weiß. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD 2.0 Mono, optional mit deutschen Untertiteln) ist zumindest in der deutschen Fassung recht verrauscht, was man aber angesichts der Seltenheit dieser ebenfalls über 60 Jahre alten Synchronisation mit einigen der bekanntesten klassischen Sprecher jener Zeit (Siegfried Schürenberg, Horst Niendorf, Eberhard Wandrey) problemlos verschmerzen kann. Als Extras gibt es neben dem Booklet auch einen deutschen und einen englischen Audiokommentar der Genre-Koryphäen Dr. Rolf Giesen, Uwe Sommerlad und Volker Kronz, eine deutsche „Grindhouse“-Fassung des Films (im Format 1,37:1 und mit dem deutschen Bildmaster), einen deutschen und einen amerikanischen Kinotrailer, einen „Trailer From Hell“ mit Regisseur Joe Dante (2 Minuten), den animierten deutschen Werberatschlag, das US-Pressbook, zwei deutsche Filmprogramme und eine umfangreiche Bildergalerie. Ab dem 30. 5.2018 im gut sortierten Handel erhältlich.

Kommentare  

#1 Laurin 2018-06-03 12:13
Hatte ich bereits auch schon mal ein Auge drauf geworfen. Nur leider schrecken mich da doch etwas die Preise dieser durchaus recht nett aufgemachten Filmreihe "Die Rache der Galerie des Grauens" von Anolis ziemlich ab.
#2 Andreas Decker 2018-06-03 13:42
zitiere Laurin:
Hatte ich bereits auch schon mal ein Auge drauf geworfen. Nur leider schrecken mich da doch etwas die Preise dieser durchaus recht nett aufgemachten Filmreihe "Die Rache der Galerie des Grauens" von Anolis ziemlich ab.


Das ist schwierig mittlerweile mit den Preisen, da sie in den letzten paar Jahren rasant gestiegen sind. Da gebe ich dir recht. Und über Media-Books wird in den diversen Foren leidenschaftlich gestritten, was für die einen Verpackungsmüll ist, ist für die anderen die einzig wahre Präsentation.


Die Anolis-Scheiben sind schon toll gemacht. Über die DVD/BD-Combo ärgere ich mich bei allen Anbietern, weil mir die DVD reichen würde. (Eine Aussage, die die Bildqualitätfreunde sofort voller Unverständnis auf die Barrikaden bringt :-) ) Für meine Kaufentscheidung sind immer die Extras entscheidend.

Ich habe letztens die Neuausgabe von "Lady Frankenstein" von Anolis gekauft. Allerdings beim Händler, nicht bei Amazon. Eine absolut traumhafte Edition. So viele schöne Extras gab es schon lange nicht mehr. Den Film kannte ich bereits.

Und das ist der Punkt. Man muss den betreffenden Film schon mögen, um ihn in dieser hochwertigen Form zu kaufen. Nur um mal "reinzusehen", da ärgert man sich später schnell.
#3 Laurin 2018-06-03 14:56
Zitat Andreas Decker:
"Man muss den betreffenden Film schon mögen, um ihn in dieser hochwertigen Form zu kaufen. Nur um mal "reinzusehen", da ärgert man sich später schnell."

Ja und das ist der Punkt, da in dieser Reihe bisher auch noch kein Film erschienen ist, den ich persönlich schon mal irgendwo gesehen hätte. Es wäre also erst einmal ein glatter Blindkauf bei mir.

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