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»Das Haus Zamis« revisited - Teil 9 - Der Merlin - Zyklus (3)

»Das Haus Zamis« revisited»Das Haus Zamis« revisited
Teil 9 - Der Merlin - Zyklus (3)

Nur wenige Jahre nach dem Neustart der Dorian Hunter - Serie bei Bastei wurde das schon im Buchformat recht erfolgreiche Spin off “Das Haus Zamis” dort ebenfalls als Heftserie gestartet. Inzwischen hat sich die Serie am Markt etabliert und steht kurz vor Band 50. Zeit, einen kritischen Blick auf das Projekt zu werfen und den Weg von der “Geburt” in der Dämonenkiller - Serie über die späteren Taschenbücher bis hin zu den damals neuen Abenteuern im Hardcover zu verfolgen.

Der Dämon von Venedig“Der Dämon von Venedig
Das Haus Zamis Band 13
von Neal Davenport
(EV: DK - TB 57 “Coco und der Dämon von Venedig” / 1979)
Merlins Bote Oirbsen teilt Coco mit, dass sie sich zum Kunsthistorischen Museum in Wien begeben soll. Dort hängt ein Bild des Malers Tizian, auf dem ein Ring zu sehen ist, bei dem es sich um das dritte Siegel handelt. Um es zu bekommen, muss Coco ins Venedig des Jahres 1535 reisen. Nach einer kurzen Begegnung mit dem Vampir Pietro Salvatori, der ihr eine offizielle Kampfansage macht, reist Coco per Zeitschacht in die Vergangenheit. Da sie nicht direkt am Ziel ankommt, bricht sie nach Venedig auf, wird aber unterwegs von Banditen überfallen, was letztlich dazu führt, dass sie später als geplant bei Tizian ankommt.

Inzwischen wurde die Frau mit dem Siegelring entführt und Coco macht sich auf die Suche nach ihr. Sie findet heraus, dass ein Schlangendämon sie entführen und auf ein Schiff bringen ließ, um sie einem Türken für dessen Harem zu übergeben. Nach einigem Hin und Her gelingt es ihr, das Wesen zu vernichten, und sie findet ein seltsames Plättchen, das sie an sich nimmt. Anschließend entert sie mit ein paar Helfern das Schiff und befreit die Frau, welche ihr zum Dank den Ring überlässt.

Um Pietro nicht in die Falle zu gehen, kehrt sie mit einer Woche Verspätung in ihre Zeit zurück, wird aber dennoch von einem starken Zauber attackiert und wendet sich an Ingvar und Adalmar, die sie zunächst in Ingvars magisch abgeschirmten Castello unterbringen.

Ein etwas abruptes Ende, könnte man meinen, allerdings trifft das auf die Heftausgabe eigentlich nicht zu, da die Handlung in Band 14 nahtlos fortgesetzt wird. Mit diesem und dem nachfolgendem Roman, welcher dann das nächste Taschenbuch um “Cocos unheimliche Verwandlung” abschließt, befassen wir uns aber erst beim nächsten Mal.

Denn auch wenn die Kampfansage Pietros bereits zu Anfang des vorliegenden Romans gemacht wird, beschließt Coco, diese erst einmal zu ignorieren und sich stattdessen um das nächste Siegel zu kümmern. Da sie ja inzwischen die Zeitschächte kontrollieren und somit auch den Zeitpunkt ihrer Rückkehr bestimmen kann, könnte sie theoretisch also jedes beliebige, gegenwärtige Problem erst mal links liegen lassen.  

Das ist natürlich sehr praktisch, zumal auch diverse Veränderungen, die sie in der Vergangenheit vornimmt, wie etwa ein radikal kurzer Haarschnitt, bei ihrer Rückkehr in ihre Zeit verschwunden sind. Ebenso wie auch ihr Alter immer wieder zurückgesetzt wird, ganz unabhängig davon, ob sie nur wenige Tage oder Jahre in einer anderen Zeit bleibt.

Das sind zwar recht merkwürdige Gesetze, welche die Macher sich hier ausgedacht haben, denn warum sollte der Körper des Zeitreisenden irgendwelchen Veränderungen unterliegen, wenn er per Nullzeit durch die Schächte geht, aber das nennt man dann wohl kreative Freiheit.

Die Zeitreisen als solche sind auch nicht das Problem dieses Romans, in dem zwar wieder recht viel passiert, der aber leider von Anfang bis zum vorläufigen Ende ebenso vorhersehbar und spannungsarm bleibt wie der vorherige Band. So weiß Coco auch hier wieder ganz genau, wann und wo sie das Siegel findet. Sie hätte unter normalen Umständen also einfach nur die Kurtisane aufsuchen, sie hypnotisieren und ihr dann den Ring abnehmen können.

Da sich die Siegelsuche aber nun mal jeweils über einen ganzen Roman erstrecken soll, lässt der Autor sie halt zu spät an ihrem Zielort ankommen. Dann inszeniert er einen Überfall und eine Entführung, bei der die Heldin sich ein bisschen austoben und einem grausamen Grafen das Handwerk legen darf, worauf die Ringträgerin natürlich nicht mehr am Ziel anwesend ist, da sie inzwischen ebenfalls entführt wurde.

An der Stelle fragt man sich zwar, warum man nun unbedingt die Hilfe eines Dämons in Anspruch nehmen muss, um ein paar Kurtisanen entführen zu lassen, aber so hat Coco natürlich am Ende noch einen “richtigen” Gegner, den sie nur mit List und den üblichen Tricks (schnellerer Zeitablauf) besiegen kann, und dessen Herkunft darüber hinaus noch eine wichtige Rolle spielt.

Die anschließende Befreiung der Kurtisanen reißt dann niemanden mehr vom Hocker, auch wenn Luif sich Mühe gibt, diese kleine Seeschlacht packend zu schildern. Da der Leser aber bereits weiß, dass der Ring sicher ist, kommt hier keine Spannung mehr auf. Das Schiff der bösen Türken wird mal eben noch zu klump geschossen, die Kurtisanen sind glücklich und Coco darf sich zum Dank ein Schmuckstück aussuchen. Na, für welches hat sie sich wohl entschieden?

Erwähnen könnte man hier noch, dass es das Gemälde, um das es hier geht, tatsächlich gibt, allerdings ist darauf eine entblößte Brust zu sehen, was in der braven Heftversion eines Mark Freier nicht der Fall ist. Offenbar sind die freizügigen 70er Jahre vorbei…

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2022-07-28 11:27
Zitat:
Offenbar sind die freizügigen 70er Jahre vorbei…
Da sagst du was. Das haben wir ohne Not selbst abgeschafft. Amazon sei dank. Da kriegst du auch Schusswaffenzubehör und Vibratoren, aber ein Nippel auf dem Cover geht gar nicht, auch wenn's ein gezeichneter ist. Sonst kriegen die amerikanischen Aktionäre Schluckbeschwerden.

Wie gut, dass Tizian diese Probleme noch nicht hatte, sonst gäbe es "Mädchen im Pelz" nicht.

So Schnitzeljagd-Romane werden schnell langweilig. Luif hat sich zwar Mühe mit dem historischen Thema gegeben, aber hier gibt es nur wenig Überraschungen. Als Figur kommt Coco nur noch schizophren und ungeheuer brav herüber.
#2 Cartwing 2022-07-28 12:45
Zitat:
Als Figur kommt Coco nur noch schizophren und ungeheuer brav herüber
Man hat ihr mit den ganzen Fähigkeiten, die ihr durch die Siegel verliehen werden, auch zuviel aufgehalst. Das ist nach dem nächsten Band eher eine Art magisches Supergirl...

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