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Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: 11 Die Nächte des Werlöwen

Eine »unheimliche« Mischung: Dämonenkiller – Die TaschenbücherDie Nächte des Werlöwen

Der kommerzielle Erfolg der Marke "Dämonenkiller" muss in der Tat beträchtlich gewesen. Nicht nur wurde die Serie bereits nach 17 Heften aus dem Vampir-Horror-Roman ausgekoppelt, um sich fortan allein auf dem Markt zu behaupten.

Innerhalb kürzester Zeit wurde die Serie auch auf wöchentliche Erscheinungsweise umgestellt. Zeitgleich brachte man im März 1975 eine Taschenbuchreihe auf den Markt.


Die Nächte des WerlöwenDie Nächte des Werlöwen
von Robert Lory
Dämonenkiller Taschenbuch Nr. 11
Übersetzt von Horst Pukallus
Januar 1976

Der Roman:
Und wieder einmal spielt der wahnsinnige Gott mit den Tierkreiszeichen. Diesmal nimmt er sich den Leo vor.

Südafrika in den 70ern. Die farbigen Arbeiter, die in der Mine von "Boss Heath" arbeiten, leben im Kral. Ein junges Pärchen trifft sich bei Vollmond zum Stelldichein und wird von einem Löwenmann zerfleischt.

Calder Heath, der Minenbesitzer, wacht mit dröhnendem Schädel und blutverschmiert im Busch auf. Er hat einen Filmriss. Woher stammt das Blut? Er hat doch keine Verletzung. Er hofft, das rätselhafte Geschehen vor seiner Frau geheim halten zu können, haben sie schließlich getrennte Schlafzimmer. Aber Pech gehabt, sie erwischt ihn und reagiert hysterisch. Heath trinkt, bis er einschlafen kann.

Am nächsten Morgen erfährt er in der Direktion seiner Mine vom Tod der Arbeiter. Das verhältnismäßig kleine Unternehmen wird von Heaths Direktor Sam York geleitet. Der Brite Heath kann den kernigen Amerikaner York nicht ausstehen, denn er macht seiner Frau schöne Augen. Dann ist da noch der Buchhalter Granley, der bereits zum Inventar gehört. Von dem schleimigen Granley erfährt Heath zum ersten Mal die Geschichte vom Löwenmann, in die sein toter Vater verstrickt war. Der angeblich beim Reinigen seiner Waffe starb.

Heath weiß nicht viel über seinen Vater. Er hat die meiste Zeit seines Lebens in England verbracht. Trotz seines Geldes und seiner stattlichen Erscheinung ist er ein unsicherer, wenn auch realistischer Mensch. Er hat nie etwas gelernt und keine besonderen Fähigkeiten. Seine Ehe mit der schönen Eunice entwickelt sich immer mehr zum Desaster, und er ist ganz froh, dass ihm Leute wie York die Arbeit abnehmen, fühlt er sich von der Unternehmensführung überfordert.

Heath Senior hielt sich eine schwarze Geliebte. Als er sie aus dem Haus warf, belegte die ihn mit einem Fluch. Kurz darauf ging angeblich bei Vollmond ein Werlöwe um, der ein paar Menschen riss. Alles hörte auf, nachdem Heath seinen "Unfall" erlitt.

Die Geschichte wirft Heath aus der Bahn, denn der Fluch soll auf Heaths Nachkommen übergehen, wenn sie das Alter seines Todes erreichen. Heath Senior starb mit 35, und Heath Junior hatte gerade den 35. Geburtstag.

Heath besucht den Kral. Hier schlägt ihm nur Feindschaft entgegen. Aber er ist der "Boss" und bekommt seinen Willen. Eine alte, blinde Frau bestätigt ihm gegenüber den Fluch, gegen den es kein Mittel gibt. Denn das Mädchen, das den Fluch einst verhängte, die Zauberin Loa, ist tot. In der Nacht wiederholt sich der Vorfall. Der Vater des toten Mädchens will den Löwenmann zur Strecke bringen und stirbt, Calder wacht mit Gedächtnislücke und blutverschmiert im Busch auf. Offenbar ist er tatsächlich der Werlöwe. Was soll er nur tun?

Der alte weiße Polizist Sewell taucht auf. Er kennt die Geschichte von Löwenmann, hat schon beim Unfalltod des Vaters ermittelt. Bei ihrem Gespräch erfährt Heath, dass ihn die Alte im Kral belogen hat. Sie ist Loa. Obwohl ihn seine vor Angst fast hysterische Frau beschwört, es nicht zu tun, geht Heath am Abend wieder in den Kral, um Loa zur Rede zu stellen. Loa gesteht ihm die Gründe für ihren Fluch – Heath Senior ließ ihr Kind sterben -, behauptet aber, den Fluch nicht aufheben zu geben. Heath gerät in Rage und erwürgt sie.

Auf der Flucht wird er von dem bewaffneten Granley gestellt. Granley hasst die Familie Heath und will ihn erschießen. Wie sich herausstellt, ist Heath durch den Mord an der Alten klargeworden, dass er nicht der Löwenmann ist. Denn nun weiß er, wie sich ein Mörder fühlt. Granley bestätigt das. Er weiß, dass Heath nicht der Löwenmann ist, er kennt ihn. Hat ihm sogar geholfen. Bevor Granley abdrücken kann, wird er vom Polizisten Sewell erschossen. Heath kann in dem Chaos flüchten.

Zu Hause erwarten ihn schon York und seine Frau, die ihn ermorden wollen. York hat sich die Geschichte mit dem Werlöwen zunutze gemacht, um Heath die Morde anzuhängen. Eunice hat ihrem Mann in den Nächten ein Betäubungsmittel in den abendlichen Brandy gemischt, während York die Farbigen mit gebastelten Löwenklauen umgebracht hat. York will Heaths Frau und die Mine. Der Plan besteht darin, dass er den Minenbesitzer aus "Notwehr" erschießt, weil der als "Löwenmann" seine Frau anfällt. Heath spielt auf Zeit, weiß er doch, dass der Polizist dicht hinter ihm ist.

Aber dann verwandelt sich Heath tatsächlich in einen Werlöwen. Der Fluch ist echt. Er hat nur nicht funktioniert, weil man ihn betäubte. Nun tötet er zuerst seine Frau und dann York, während der Polizist sein Haus mit Männern aus dem Kral umstellt. Sie brennen das Haus nieder, aber der Werlöwe kann noch einmal entkommen. Als er sich schwer verletzt in der Mine zurückverwandelt und über seine Zukunft nachdenkt, begeht er Selbstmord.

Bewertung:
Robert Lorys Roman "The Curse of Leo" ist Band 3 seiner Serie "Horroscope". Weitere Informationen zur Serie findet man in dieser Folge von
Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Die Horror-Party und zwar genau hier.
   
Lory hält sich bei seinem Werlöwen nicht mit den vermeintlichen klassischen Regeln auf. Hier reicht ein Fluch, um seinen bedauernswerten Protagonisten in einen Werlöwen zu verwandeln. Vollmond ja, Silberkugeln nein.
   
Das Portrait von Calder Heath ist gelungen. Er hat das Auftreten und das Geld, ist dünkelhaft und arrogant. Immerhin muss man ihm zugutehalten, dass er weiß, dass da bei ihm nicht viel dahintersteckt. Wie immer bei Lory gibt es keine wirklich sympathischen Figuren. Menschen sind schlecht, scheint sein Credo zu sein. Wenigstens macht sie das manchmal interessant.
   
Das ist spannend erzählt. Der Schluss ist allerdings Geschmacksache. Zuerst das Augenrollen bei der Enthüllung, dass alles nur gefakt ist, man es also mit einer Art Psychothriller nach sattsam bekannten Muster zu tun hat, dann das Stöhnen, wenn sich Heath doch in einen Werlöwen verwandelt. Solche Pointen ist man eher von Comics wie "Tales from the Crypt" gewöhnt, vielleicht auch noch von alten Kurzgeschichten. Bei einem Roman mag das 1976 vielleicht für einen 14jährigen eine überraschende Wende gewesen sein. Aber heute erfüllt es eher die Definition von "Blah". Wie schon bei den Vorbänden wirkt das Übernatürliche in den Horrorscope-Bänden auch hier etwas pflichtschuldig. Tatsächlich würde die Geschichte genauso funktionieren, wenn man das Ende mit der Verwandlung weglässt.

Die Kulisse wirkt in ihrer Darstellung heute etwas antiquiert. Der Roman entstand, bevor Südafrika und Apartheit zum Thema wurden. Insofern sucht man Kritik am Thema Rassentrennung hier vergebens. Das ist eine Momentaufnahme, es ist, wie es ist. Interessanterweise lässt der Autor in seiner Darstellung trotzdem keinen Zweifel daran, dass die weißen Bosse Rassisten sind, die ihre farbigen Arbeiter zugleich für unmündige Kinder und eine latente Bedrohung halten. Aber vielleicht liest man das heute auch nur automatisch rein. Immerhin ist die Mine kein rechtsfreier Raum. Die Minenbetreiber bekommen Probleme, wenn sie illegale Arbeiter beschäftigen, und es ist völlig klar, dass Heath mit dem Mord an der alten schwarzen Frau nicht durchkommen wird. Die Darstellung des alten Polizisten Sewell ist überraschend differenziert und effektiv für einen so kurzen Roman. Das illustriert einen der Vorteile, den diese kompakten Romane hatten. Sie nötigten die Autoren zum konzentrierten Schreiben und zur konzentrierten Charakterisierung.

Bei aller Liebe zum Autor – und ich bin ein Lory-Fan – muss man anmerken, dass die Story schwach und das Thema Werwölfe verschenkt ist.
Horrorscope: The Curse of LeoSo richtig kommt das Konzept "Horrorscope" auch in diesem Band nicht in Fahrt.

Life on Mars
Die Darstellung der farbigen Südafrikaner folgt ganz den Gepflogenheiten der Zeit. Die wohnen bei der Mine oder im "Reservat", sprechen nur gebrochen Englisch oder gar nicht und frönen ihrem Aberglauben.

Das Titelbild
Praktischerweise hat Thole einen Löwenmann gemalt. Passt.

Das Original
Horrorscope: The Curse of Leo
von Robert Lory
Juli 1974
175 Seiten
Pinnacle 1975

Copyright © by Andreas Decker

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