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Das Mädchen Irma La Douce - Der unfreiwillige Zuhälter

Das Mädchen Irma La Douce

Der unfreiwillige Zuhälter

 

Nachdem Billy Wilder mit seinen Hauptdarstellern Shirley MacLaine und Jack Lemmon in der Tragikomödie „Das Appartement“ 1960 bereits einen großen Erfolg verbuchen konnte (der Film erhielt 5 Oscars!), versammelte er sein Dreamteam zwei Jahre später erneut, um ein französisches Musical für die große Leinwand zu adaptieren. Nun ist „Das Mädchen Irma La Douce“ hierzulande erstmals auf BluRay erschienen, in einem Mediabook inklusive DVD.

Als Alexandre Brefforts Geschichte „Irma La Douce“ zu der Musik von Marguerite Monnot 1956 in Paris uraufgeführt wurde, war die Thematik des Musicals noch äußerst schlüpfrig und delikat. Selbst sechs Jahre später, als Billy Wilder daraus seine Filmversion „Das Mädchen Irma La Douce“ strickte und dabei so weit wie möglich auf die Gesangseinlagen verzichtete, war das Prostituiertenmilieu noch keineswegs ein weithin etabliertes und akzeptiertes Setting für einen stargespickten Kinofilm. Umso erstaunlicher mutet es nun aus der Retrospektive an, dass der Film ein solch immenser Erfolg wurde – in Deutschland war er sogar Billy Wilders erfolgreichste Komödie! Vielleicht sagt das aber auch einiges über die Sensationsgier und Lüsternheit des bundesrepublikanischen Nachkriegspublikums aus, das in den folgenden Jahren noch etlichen weiteren und zumeist noch weitaus schlüpfrigeren Sittenfilmen zu Goldenen Leinwänden verhalf. Zunächst hatte Wilder geplant, in „Das Mädchen Irma La Douce“ Marilyn Monroe und Charles Laughton zu besetzen, doch beide starben noch vor Beginn der Dreharbeiten. So kam hier abermals Shirley MacLaine zum Zuge, die für die Titelrolle nicht nur eine weitere Oscar-Nominierung erhielt, sondern auch mit dem Golden Globe und dem Film Daily Award ausgezeichnet wurde. Laughtons Rolle des schlitzohrigen Bistro-Besitzer Moustache ging am Ende an Lou Jacobi (1913-2009), der hier sicherlich einen seiner gelungensten Kinoauftritte ablieferte.

Irma La Douce (Shirley MacLaine) ist im Rotlichtviertel von Paris die unumstrittene Bordsteinkönigin. Ihr Zuhälter Hippolyte (Bruce Yarnell) verdient gutes Geld mit Irmas Freiern, bis eines Tages der Gendarm Nestor Patou (Jack Lemmon) ins Viertel versetzt wird. Der übereifrige Polizist ordnet eine Razzia im Stundenhotel an, bei der auch sein Vorgesetzter Inspecteur Lefevre (Herschel Bernardi) inflagranti erwischt wird. Patou ist daraufhin seinen Job los. Nachdem er in einem Handgemenge Hippolyte niederstrecken kann, wird er prompt zum neuen Zuhälter von Irma. Da er sich mittlerweile aber in die hübsche Prostituierte verliebt hat, will er alles daransetzen, sie für sich alleine zu besitzen. Da es für Irma nicht in Frage kommt, einen Mann für sich arbeiten zu lassen, greift Nestor zu einer List: Er schlüpft in die Rolle des englischen Adeligen Lord X, der Irma zweimal wöchentlich aufsucht und so gut entlohnt, dass sie keine anderen Kunden mehr braucht. Um das Geld aufzubringen, das er Irma in seiner Rolle zu überreichen hat, muss Nestor allerdings die Nacht hindurch in den Pariser Markthallen schuften. Dass er dadurch tagsüber kaum mehr zu etwas fähig ist, schlägt schließlich auf die Harmonie in seiner Beziehung zu Irma durch.

Billy Wilder einmal anders: In den noch prüden frühen 1960er Jahren inszenierte er mit diesem Film eine Sittenkomödie über Moral und leichten Lebenswandel, die den spießigen Kritikern damals wohl ein Dorn im Auge war. Dabei propagiert der Film eigentlich nichts anderes als die wahre Liebe, seine Geschichte ist so herzergreifend wie fundamental. Dank zweier gut besetzter Hauptakteure und einer witzigen Nebenrolle (Lou Jacobi) unterhält der Film kurzweilig, wenngleich er nicht zu Wilders besten Arbeiten zählt. Vom Mediabook stand zu Rezensionszwecken lediglich die BluRay-Scheibe zur Verfügung. Diese bietet ein exzellentes, schmutzfreies Bild (im Widescreen-Format 2,35:1). Auch der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) ist nicht zu beanstanden. Wie bei vorherigen Veröffentlichungen gibt es auch hier eine kurze Szene, die auf Deutsch lediglich nachsynchronisiert vorliegt (am Ende des Films in der Kirche). Als Extras gibt es einen Audiokommentar von Filmhistoriker Joseph McBride („Billy Wilder – Dancing on the Edge“), einen weiteren mit Filmhistorikerin Kat Ellinger („Diabolique Magazine“), die Kurzdokumentation „Billy, How Did You Do It? – Billy Wilder im Gespräch mit Volker Schlöndorff und Hellmuth Karasek“ (8 Minuten), den englischen und deutschen Kinotrailer sowie eine sehr umfangreiche Bildergalerie (über 170 Motive).

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