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Geschichten aus dem Krieg - »Am grünen Strand der Spree«

Am grünen Strand der SpreeGeschichten aus dem Krieg
»Am grünen Strand der Spree«

Nach der komplexen Buchvorlage von Hans Scholz schuf Fernsehpionier Fritz Umgelter („So weit die Füße tragen“) im Jahr 1960 mit „Am grünen Strand der Spree“ einen fünfteiligen „Fernsehroman“, der sich zu einem Straßenfeger entwickelte und als Vorläufer des seriellen Erzählens im deutschen Fernsehen angesehen werden kann.

Mit dem Mehrteiler wurde Günter Pfitzmann zum Star.

Am grünen Strand der SpreeDie fünf jeweils spielfilmlangen Folgen wurden mit einem immensen Aufwand an 240 Schauplätzen realisiert und verschlangen das seinerzeit astronomische Budget von 1,5 Millionen D-Mark.

Fernsehen war zu Beginn der 1960er Jahre generell noch nicht viel mehr als abgefilmtes Theater. Renommierte Darsteller bewegten sich in einfachen, oftmals sogar stilisierten Studiokulissen und rezitierten bedeutungsschwangere Texte, die aus dem Fundus deutscher und internationaler Bühnenarbeiten stammten. Fritz Umgelter beschritt in seinen Arbeiten Neuland, denn mit den Mehrteilern „So weit die Füße tragen“ und „Am grünen Strand der Spree“ hievte er Fernsehproduktionen auf Kinoniveau und erzählte darin auch Geschichten, die der Lebensrealität der damaligen Bundesbürger ziemlich genau entsprachen. Schon lange, bevor der US-Mehrteiler „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“ den systematischen Judenmord der Nationalsozialisten auf dramatisierte Weise aufgriff, widmete sich auch schon „Am grünen Strand der Spree“ den barbarischen, menschenunwürdigen Methoden, die von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg verübt wurden.

Am grünen Strand der SpreeIm Jahr 1954 treffen sich in einer Bar in West-Berlin der Filmproduzent Hans Schott (Werner Lieven), der Maler Fritz Georg Hesselbart (Bum Krüger), der Schauspieler Bob Arnoldis (Günter Pfitzmann) und der Ex-Major Lepsius (Malte Jaeger), die sich bereits aus der Zeit vor dem Krieg kennen und befreundet waren. Letzterer ist gerade aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, und die drei Freunde möchten ihm nun eine Wiedereingliederung ins Leben erleichtern. An ihrer alten Wirkungsstätte treffen sich die vier Männer, um gemeinsam in Erinnerungen zu schwelgen und Geschichten wieder aufleben zu lassen, die sich während des Krieges zugetragen haben, entweder aus eigener Erfahrung, oder aus Berichten weiterer Bekannter. Die ebenfalls filmisch nachgestellten Vorkommnisse führen die Zuschauer in die Kriegsjahre 1939 bis 1945, wenn beispielsweise ein aufrechter deutscher Soldat, Jürgen Wilms (Hinrich Rehwinkel), in Polen mit der Grausamkeit der SS konfrontiert wird, oder sich in Norwegen eine Gruppe Soldaten in der strikten Einhaltung ihrer militärischen Ränge und der peniblen Befolgung der Statuten erschöpft, ohne ansonsten viel zu tun zu haben. Eine weitere Geschichte beinhaltet in sich erneut eine Rückblende, die bis ins Jahr 1759 zurückreicht, als sich im Siebenjährigen Krieg Russen und Preußen auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen. In dieser Episode werden weitere Figuren (dargestellt von Elisabeth Müller, Peter Pasetti und Peter Thom) eingeführt, die dann auch in den beiden abschließenden Folgen erneut auftauchen werden.

Am grünen Strand der SpreeNach heutigen Sehgewohnheiten ist „Am grünen Strand der Spree“ sehr gemächlich inszeniert, nimmt sich viel Zeit, Figuren einzuführen, Szenen auszukosten und lange Handlungsbögen zu entspinnen. Wenn man sich darauf einlassen kann, bietet der Mehrteiler viele interessante kritische Ansätze zu Mitläufertum oder Militärhörigkeit, macht sich über Kriegshierarchien lustig, bebildert aber auch in semi-dokumentarischen Einstellungen die Gräuel und Perfidie des NS-Regimes. Gehaltvolle, philosophisch angehauchte Dialoge und die bis in die kleinsten Rollen exzellent besetzten Darsteller bieten Freunden anspruchsvoller deutscher Fernsehkost auch heute noch hohe Qualität. Selbst das enorme Budget, das der Produktion zur Verfügung stand, wird auch heute noch offensichtlich. Die DVD-Wiederveröffentlichung der fünf spielfilmlangen Folgen, die sich auf drei Scheiben verteilt finden, bietet ein passables Bild (im Vollbildformat 1,33:1), bei dem Aktmarker und Verschmutzungen nicht entfernt wurden und es gelegentlich zu Belichtungsschwankungen kommt. Der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0 Mono) ist allzeit gut verständlich und nicht zu beanstanden. Bonusmaterial ist keines vorhanden.

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