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Go West! - 10. Juni 2017

Go WestWieder in den ›Wilden Westen‹
10. Juni 2017

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

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Das Haus des FaktorsFort Vancouver und JJ Astor
Unser erstes Ziel heute war Fort Vancouver, damals im Oregon Territorium gelegen, heute auf dem Gebiet von Washington State. Fort Vancouver war der größte Posten der Hudson’s Bay Company, „The Bay“, wie man kurz und bündig sagte. Die „Bay“ gehört heute zu den ältesten noch existierenden Handelsfirmen der Welt. Sie wurde als „Company of Adventurers Trading into Hudson’s Bay“ in London gegründet. Beteiligt waren Mitglieder des britischen Königshauses.

Zeitweilig war die “Bay” die größte Pelzhandelsgesellschaft der Welt und Inhaber von halb Kanada. Erst mit Aufkommen der schottischen „North West Company“ und Johann Jakob Astors „American Fur Company“ wurde die „Bay“ zunehmend verdrängt. Aber sie existiert noch heute als Outdoor-Ausrüster in Kanada und Alaska und ist beteiligt an zahllosen Handelsfirmen in der ganzen Welt – u. a. an der „Galeria Kaufhof“ in Deutschland.

Als die ersten Oregon-Trecks den Westen erreichten, war Dr. James McLoughlin "Faktor" (Chief Trader) und Gouverneur der „Bay“ in Fort Vancouver. Er setzte sich für die Neuankömmlinge ein, unterstützte sie, half ihnen, wo er nur konnte.

Damit stand er im Gegensatz zu Großbritannien, das die Amerikaner von Oregon fernhalten wollte. McLaughlin legte schließlich seinen Posten als Gouverneur der „Hudson’s Bay Company“ nieder und wurde amerikanischer Staatsbürger. Heute gilt er als der "Vater von Oregon".

Der Wiederaufbau des Forts reflektiert die Größe und Bedeutung, die die „Hudson’s Bay Company“ damals hatte.

Die Fotos zeigen das Haus des Faktors und einige der luxuriös ausgestatteten Räume. (Bild 212-215)

Fort Vancouver beschäftigte bis zu 250 Menschen. Im näheren Umfeld lebten weitere 600 Menschen, die gelegentlich als Helfer angeheuert wurden.

Alle großen Pelzhandelsposten in der Wildnis waren autark. Es gab Handwerker, die alles herstellten, was zum Leben nötig war. Der Posten unterhielt auch eine eigene Farm, auf der bis zu 1.000 Rinder standen,dazu Schweine und Hühner. Er war also nicht, wie andere Posten,von Jägern abhängig.

Die folgenden Bilder zeigen einige der Werkstätten, in denen Living History Interpreten arbeiteten, sowie den Handelsraum, in dem Indianer und Trapper ihre Felle eintauschten und einige Lagerräume. (Bild 216-222)

Von hier aus fuhren wir weiter bis Astoria an der Mündung des Columbia River in den Pacific.

1809 gründete der deutsche Einwanderer Johann Jakob Astor aus Walldorf bei Heidelberg die „American Fur Company. Innerhalb weniger Jahre sollte sie neben der „Hudson’s Bay Company“ zur größten Pelzhandelsgesellschaft der Neuen Welt werden.

Astor war zu dieser Zeit bereits der reichste Mann Amerikas, ein Bill Gates seiner Zeit, der mit dem Pelzhandel und vielen anderen Geschäften ein unermeßliches Vermögen verdient hatte. Er war ein Mann mit Visionen. Nach Rückkehr der Lewis-&-Clark-Expedition sah er voraus, daß sich die USA bis zum Pacific ausdehnen würden. Er wollte der erste sein, der seinen Fuß in diese offene Tür setzte und von der Pacific-Küste aus den Handel mit Asien ankurbeln.

1810 schickte er sowohl ein Schiff rings um Kap Horn zu Westküste, als auch eine Landexpedition, die vermutlich erstmals den späteren Oregon Trail benutzte, über die Rocky Mountains.

Seine Leute errichteten mit Fort Astoria die erste amerikanische Niederlassung an de Westküste, eine Handelsstation, die sowohl Kontakte mit den Indianern knüpfen als auch die Keimzelle für eine größere Besiedelung sein sollte.

Astor unterschätzte die Risiken. Kolonisationsunternehmen lassen sich selten ausschließlich von privaten Investitionen tragen. Sie benötigen staatliche Unterstützung. Darauf hatte er verzichtet. Er wollte seine geschäftliche Unabhängigkeit behalten.

Das führte zum Scheitern seines Plans. 1812 brach zwischen England und den USA ein erneuter Krieg aus. Von Kanada aus fiel englisches Militär im Oregon-Gebiet ein – denn diese Region wurde noch immer von England beansprucht.

Astor hatte unter seinen Angestellten viele Engländer, die die erfahrensten Leute im Pelzhandel waren. Er hatte nicht damit gerechnet, daß sie sich im Falle eines Konflikts eher an ihr Königshaus als an ihren Arbeitgeber gebunden fühlen würden.

Als englische Truppen vor der Palisade von Fort Astoria auftauchten, übergaben die Angestellten den Posten kampflos an ihre britischen Landsleute – und Astor verlor seine gesamten Investitionen. Er sollte nie wieder versuchen, geschäftlich an der Westküste Fuß zu fassen. Aber er vergaß den Engländern diese Schmach nie und schaffte es mit all seinem Geld und seinem Einfluß, die „Hudson’s Bay Company“, die „Northwest Company“ und mit ihnen verbundene kleinere Pelzhandelsfirmen nach Norden über die kanadische Grenze zu verdrängen. Man hat hier eine Bastion von Astors Handelsposten symbolisch wieder aufgebaut und erinnert an dieses zwar gescheiterte, wenn auch ungemein kühne Kolonisationsunternehmen des deutschen Einwanderers.

Die Fotos zeigen Fort Astoria, historische Schiffe im Hafen der Stadt, Karen auf dem Balkon unseres Hotelzimmers und den Blick von unserem Fenster auf die gewaltige Columbia-River-Brücke. (Bild 223-227)

 


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