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Go West! - 08. Juli 2014

Go WestEine Reise in den ›Wilden Westen‹
8. Juli 2014

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA.

Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. - Folgt mir ...


Go WestCuster und die Mandan
In der Zeit der „Indianerkriege“, zwischen 1866 und ca. 1890, gab es gut 190 Militärposten im amerikanischen Westen. Manche waren so klein, daß gerade mal eine Kompanie Infanterie darin stationiert war. Die amerikanische Armee jener Zeit war klein, im Schnitt kaum mehr als 25.000 Mann aller Waffengattungen. Unterteilt in 25 Regimenter Infanterie, 10 Regimenter Kavallerie und 5 Regimenter Artillerie. Ihr gesellschaftliches und soziales Ansehen tendierte in dieser Zeit gegen Null. Die US-Armee war faktisch eine „Fremdenlegion“ - mehr als 50% der Soldaten waren Einwanderer; in der 7. Kavallerie dienten neben Iren, Polen, Italienern und Franzosen auch über 130 Deutsche.

Eine Ausnahme gab es, die 7. US-Kavallerie. Sie galt als gut ausgebildet, motiviert und leistungsfähig. Es war vor allem ihr Kommandeur, der dieses Bild vermittelte: George Armstrong Custer; jung, dynamisch, sehr ehrgeizig und entscheidungsfreudig.

Im Amerikanischen Bürgerkrieg hatte er es bis zum Brevet Generalmajor gebracht, mit 25 Jahren!

Als der Bürgerkrieg vorbei war und die Armee radikal verkleinert wurde, blieb ihm noch der Titel eines Generals, aber sein Kommando war ein Kavallerieregiment, das seine Sollstärke nicht erreichte. Er nahm hier den regulären Rang eines Lieutenant Colonels ein – damit ging es ihm besser als vielen anderen Offizieren der Bürgerkriegsarmee.

Custer verstand es, sich in der Öffentlichkeit blendend darzustellen. In den 1870er Jahren galt er als erfahrener „Indianerkämpfer“; eine große Überschätzung.

1872 übernahm er das Kommando von Fort Abraham Lincoln im Dakota-Territorium. Unter seinem Kommando standen noch mehrere kleine Außenposten.

Ursprünglich war dieser Posten als „Fort McKeen“ nur mit Infanterieeinheiten gegründet worden. Bald stellte sich dies als unpraktikabel heraus. Das Fort erhielt den neuen Namen „Abraham Lincoln“ und wurde mit Kavallerie bemannt.

Allein in Fort Lincoln waren zunächst 6 Kompanien der 7. Kavallerie stationiert. Das war ungewöhnlich. Üblich war, daß ein Kavallerieregiment auf mehrere Posten verteilt war, eine Kompanie hier, zwei Kompanien da, usw.

Hier zeigte sich die besondere Rolle dieses Forts und G.A. Custers.

Er hatte mit seiner 7. Kavallerie die Eisenbahnvermessertrupps und Baumannschaften für die Northern Pacific Railroad zu schützen, und bei einer Expedition in die Black Hills 1874 waren gewaltige Goldvorkommen entdeckt worden. Das sorgte für beträchtliche Spannungen in diesem Teil Dakotas, weil damit ein Bruch des Vertrags von Fort Laramie einherging, in dem das betreffende Gebiet den Indianervölkern der Region zugesichert worden war, „solange Gras wächst und Wasser fließt“. Die Indianer setzten sich gegen den Landraub zur Wehr, und der jetzt beginnende Konflikt führte 1876 zur „Centennial Kampagne“, dem Feldzug, der am 25. Juni 1876 zur größten Niederlage der US-Armee im Westen führte, als G. A. Custer mit 5 Kompanien seiner 7. Kavallerie am Little Big Horn vollständig ausgelöscht wurde.

Besonders bemerkenswert in Fort Lincoln war die Kommandantur, das sogenannte „Custer-Haus“. Custer ließ sich als kommandierender Offizier ein Haus errichten, das vermutlich das größte und luxuriöseste Haus im ganzen Dakota-Territorium war.

1873 errichtet, brannte es wenige Monate später nieder und wurde 1874 erneut gebaut, noch komfortabler als vorher.

Custer lebte hier wie ein englischer Landedelmann. Als höchster Offizier in diesem Teil des Landes, genoß er alle nur denkbaren Privilegien. Er unternahm große Jagdausflüge, hielt sich zwischen 40 und 50 Jagdhunde und empfing wichtige Gäste im Salon des Hauses – Eisenbahnmanager, Politiker, hohe Offiziere.

Nach Fertigstellung der Eisenbahn und der Verdrängung der Indianer dieser Region, wurde Fort Abraham Lincoln aufgegeben. Das Custerhaus verfiel. 1989 wurde es im Zuge des Jahrhundertjubiläums der Staatswerdung von North Dakota exakt wieder aufgebaut.

Heute befinden sich wieder Originalstücke – Möbel, Gardinen, usw. - von G. A. und Libby Custer im Haus, die von der Custer-Familie dem Staat zur Verfügung gestellt wurden, darunter auch ein Buch Custers mit persönlicher handschriftlicher Widmung.

Die Fotos zeigen das Custer-Haus, einen Blick in den Salon und das Eßzimmer, Custers Arbeitszimmer und das Schlafzimmer der Custers. Dazu meine Reisegruppe auf den Stufen des Custer-Hauses. Ein weiteres Bild zeigt die Kompaniebaracke von Fort Abraham Lincoln.

Noch ein Foto wie aus alter Zeit: Zwei Soldaten der 7. Kavallerie. Und das Grab eines Arikara-Indianerscouts auf dem Fort-Friedhof.

   

Go WestDie Mandan betrieben Ackerbau und Handel; sie bauten vorwiegend Bohnen, Mais und Kürbis an.

Ihre Handelsbeziehungen sollten ihnen zum Verhängnis werden, denn 1781 trugen Stämme von den südwestlichen Plains, z.B. Comanchen und Kiowa, die erste schwere Pockenepidemie zu den Mandan – eine Krankheit, die ihnen bis dahin völlig unbekannt gewesen war und gegen sie folglich die keine Abwehrkräfte hatten. Zwischen 60 und 70% der Bevölkerung wurde ausgelöscht.

Als Lewis und Clark den Siedlungsplatz passierten, fanden sie bereits nur noch Ruinen der Earth Lodges vor; die einstigen Bewohner waren weiter nach Norden zum Knife River gezogen, wo sie neue Dörfer errichtet hatten.

Die Mandan hatten sich von dieser Katastrophe gerade erholt, als in den 1840er Jahren Pelzhändler die nächste Pockenepidemie einschleppten. Diesmal wurde dieses Volk vernichtend getroffen. Die wenigen Überlebenden schlossen sich ihren Nachbarn, den Hidatsa an.

Es gibt heute keine reinblütigen Mandan mehr, nur noch Nachkommen alter Mandan-Familien, die sich mit anderen Indianern vermischt haben. Es leben auch nur noch wenige Menschen, die die Sprache der Mandan beherrschen.

Als die Reservationszeit begann, zogen die letzten Mandan mit den Hidatsa und Arikara auf die „Fort Berthold Reservation“, wo sie die „Three Affiliated Tribes“ bilden.

In den 1930er Jahren wurden einige der Mandan Lodges im On A Slant Village rekonstruiert, und zwar unter Anleitung von Scattered Corn, einer alten Mandan-Frau, die noch gelernt hatte, diese Behausungen zu errichten.

Die Fotos zeigen Impressionen aus dem Mandan-Dorf. Das dritte Bild zeigt im Hintergrund die Zeremoniallodge, davor die sogenannte "Arch", den Mittelpunkt des Lebens im Glauben der Mandan. Hier fand in alter Zeit die "O-kee-pa"-Zeremonie statt, vermutlich der Vorläufer des Sonnentanzes bei den Plainsstämmen.

Das letzte Bild zeigt Scattered Corn, die weise Mandan-Frau, die noch in einer Earth Lodge geboren wurde und die Rekonstruktion des Dorfes überwachte.

Dazu die Bilder eines Blickes in eine Mandan Lodge, ein Mandan Shirt, und das Modell des alten Dorfes.

Obwohl ich schon oft hier war, ist der Besuch dieses Militärpostens und des Mandan-Dorfes immer wieder ein Erlebnis, das mich tief berührt.

Die Fotos zeigen mich auf dem Wachturm oberhalb des Missouri und im Eingang der Zeremonial-Lodge.

Zur Einleitung - Die erste Gruppe - Die zweite Gruppe

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