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Besucher um Mitternacht

Küsse unterm MistelzweigBesucher um Mitternacht

Schon immer war die Zeit um Weihnachten und den Jahreswechsel herum eine besondere, in der in den verschiedenen europäische Kulturen die Menschen in besonderer Weise mit dem Übernatürlichen gerechnet haben. Seien es die "Raunächte" oder die Silvesternacht im Speziellen. Als an Christentum im Norden Europas noch nicht zu denken war, feierte man dort bereits das "Yul-Fest". Seine Verbreitung zog sich von den skandinavischen Ländern über das nördliche europäische Festland bis auf die britischen Inseln. Auf die Orkneys und Shetlands beispielsweise wurde das Fest von den norwegischen Siedlern getragen.  


Früher wurde der Zeitpunkt des Festes vom Mondkalender festgelegt und fand nicht immer am gleichen Tag statt. Im Rahmen der Christianisierung und der Festlegung des Julianischen Kalenders, wählte man den 25. Dezember als Jultag.

Yul - das Wort scheint eine norwegische Wurzel zu haben, über die Deutung ist man sich nicht ganz sicher. Andere Namen - in verschiedenen Ländern - für Yul sind auch: Yuletide, Yulefest, Yules, Jul, Juletid, Julfest, Jül, Jól, Joul, Joulu, Jõulud, Joelfeest



Die dunkle Jahreszeit - die vielen schon in unseren Breiten zu schaffen macht - nimmt in skandinavischen Ländern einen noch viel größeren Raum ein. Man muss sich vorstellen, dass dort am kürzesten Tag des Jahres die Sonne gegen 9 Uhr aufgeht und bereits um drei Uhr nachmittags wieder hinter dem Horizont verschwindet. Dies läßt dem Menschen gerade einmal sechs Stunden Tageslicht. Dämmerung hinzu gerechnet, schlechtes, diesiges Wetter, eine unwirtliche Natur, kein elektrisches Licht, keine Zentralheizung, kein Wasserkocher ... das läßt nur erahnen, wie groß die Sehnsucht der Menschen dort in diesen Tagen nach Wärme und Licht gewesen war.

Umso wichtiger, sich gegen die Gestalten der unsichtbaren Welt zu schützen und die Wintersonnenwende zu feiern.

Zur Zeit der Wintersonnwende, besonders in der Yul-Nacht, sind jede Menge Wesen unterwegs, die unter Umständen zu ungebetenen nächtlichen Besuchern werden können. In Schweden sind es die Trolle, die nach dortigem Volksglauben den Weihnachtsabend damit verbringen zu tanzen, zu raufen und sich daneben zu benehmen. Draußen auf der Heide reiten Hexen und kleine Trolle durch die Nacht, die eine auf einem Wolf, der andere auf einem Besen oder einer Schaufel. Sie sind auf dem Weg zu ihren Treffen, wo sie dann unter ihren Steinen tanzen.

In bergigen Regionen kann man in dieser Nacht ihre Musik und ihren Gesang hören, man kann verfolgen, wie sie tanzen und trinken. Der unvorsichtige oder allzu neugierige Wanderer wird teilweise gezwungen, teilweise eingeladen, mit ihnen zu feiern. Wenn er dieses tut und am nächsten Morgen die Höhle wieder verlässt, wird er oft zu seiner Verwunderung feststellen, dass viele Jahre vergangen sind. So galt es als ausgesprochen gefährlich, am Morgen des ersten Weihnachtstages zwischen dem ersten Hahnenschrei und Tagesanbruch unterwegs zu sein.

In diesen Nächten ist nach skandinavischem Volksglaube auch noch eine andere Gruppe unterwegs: Die Toten haben in der Weihnachtsnacht die Möglichkeit, ihr altes Zuhause zu besuchen. Dies ähnelt der Vorstellung von Allerseelen in katholischen Gegenden. Für die Lebenden ist dies eine Sache mit gemischten Gefühlen. Angst und (Vor)Freude gibt es gleichermaßen, und so bemüht man sich darum, die Verstorbenen willkommen zu heißen und ihnen das Gefühl zu geben, gerne gesehene Gäste zu sein.

Nach den Feierlichkeiten am Weihnachtsabend wird die Stube und der Eingangsbereich aufgeräumt, gefegt und besuchsfertig gemacht. Man wischt die Stühle um den Esstisch mit einem frischen weißen Tuch ab, sorgt darfür, dass das Feuer im Kamin ausreichend brennt, und geht dann zu Bett. Auf dem festlich gedeckten Tisch stehen brennende Kerzen und ein Festmahl für die Gäste.

Am kommenden Morgen wischt man die Stühle erneut mit einem frischen Tuch ab - und findet man Erde daran, dann war ein Verwandter zu Gast, der erst vor kurzem gestorben ist.

In christlichen Zeiten wurde dieser Brauch in einigen Gegenden verändert wieder aufgenommen. In der Bretagne gibt es den Brauch, in dieser Nacht Essen für den Fall auf dem Tisch stehen zu lassen, dass die Heilige Jungfrau Maria kommen könnte. An anderen Stellen wird etwas Milch vorbereitet, bevor man zur Mitternachtsmesse geht, als Wegzehrung für das Jesuskind und seine Mutter Maria.

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