Suarez, Daniel: Daemon

Daniel Suarez - DaemonDaemon
(Daemon)
Von Daniel Suarez
Aus dem Amerikanischen von
Cornelia Holfelder-von der Tann

Paperback; 623 Seiten; 15,00 €
ISBN: 978-3-499-25245-7
Erschienen: Frühjahr 2010 (D); 2009 (USA)
Rowohlt

Innerhalb weniger Stunden kommen zwei herausragende Programmierer der Spielesoftware-Firma CyberStorm Entertainment auf ebenso ungewöhnliche wie brutale Weise ums Leben. Weder Pete Sebeck, der zuständige Detective vor Ort, noch die übrigen mit dem Fall befassten Ermittler glauben an einen Zufall. Mit dieser Vermutung liegen sie richtig. Was sie allerdings nicht ahnen: Die Morde sind nicht mehr als der Auftakt eines schier unglaublichen, finsteren Unterfangens, wie es die Welt nicht gesehen hat.

Mathew Sobol, Computergenie, Gründer von CyberStorm Entertainment und einer der reichsten Männer der Erde, ist vor kurzem an den Folgen eines Hirntumors gestorben. Vor seinem Tod entwickelte er ein Computerprogramm, einen so genannten Daemon, der kurze Zeit nach seinem Tod in Aktion tritt und einen rätselhaften Plan ausführt. Ein Plan, an dessen Anfang der Tod zweier Angestellter Sobols steht. Damit ist der Schrecken noch lange nicht ausgestanden. Ganz im Gegenteil: Er beginnt gerade erst.

Sobols Daemon, das wird bald ersichtlich, hat sich die weltweite Vernetzung zunutze gemacht und Computersysteme rund um den Globus infiziert. Unaufhaltsam führt das Programm eine Kette von Befehlen aus – Befehle, die einem noch unbekannten Ziel dienen. Nur eines ist sicher: In einer digitalisierten Welt kann niemand dem Daemon entkommen oder sich ihm widersetzen. Denn wer dem letzten Willen des verstorbenen Computergenies im Weg steht, der wird gnadenlos eliminiert ...

Seit es Computer gibt, gibt es auch die Frage nach der Macht, die Maschinen und Computersysteme eines Tages über die Menschheit und das alltägliche Leben haben werden. Sind es in nicht allzu ferner Zukunft Computer, die über uns bestimmen, und nicht umgekehrt?

Immer wieder nahmen und nehmen sich SF- und Thrillerautoren dieses Themas, das gerade in der digitalen Welt der Gegenwart mehr Brisanz besitzt als je zuvor, mit großem Enthusiasmus an – nicht selten mit recht durchwachsenem Erfolg, wie etwa die Thriller-Gurke »Eagle Eye« von D.J. Caruso beweist, der in dem Moment, als der Zuschauer erfährt, dass der Böse im Film ein Computerprogramm ist, jegliche Spannung einbüßt und nur noch lächerlich wirkt.

Dass es auch anders geht, zeigt der amerikanische IT-Fachmann und Autor Daniel Suarez eindrucksvoll mit seinem Debütroman »Daemon«. Das Buch, zunächst im Eigenverlag veröffentlicht, entwickelte sich rasch zu einem echten Publikumsliebling. So wurde ein großer amerikanischer Verlag auf das Werk aufmerksam, veröffentlichte es in hoher Auflage und verhalf Suarez auf Anhieb zu seinem Durchbruch. Wer das Buch gelesen hat, den wundert dieser Erfolg nicht. Zumindest dann, wenn man die ersten Seiten endlich hinter sich gebracht hat.

Aller Anfang ist schwer, wie es so schön heißt. Das zeigt sich auch bei »Daemon«. Die ersten 50 Seiten des Buchs ziehen sich wie Kaugummi. Insbesondere das endlose Technikgebabbel sorgt dafür, dass Leser, die mit EDV und Informatik nur wenig am Hut haben, kurz davor sind, das Buch entnervt aus der Hand zu legen.

Kaum ist der holprige Einstieg aber hinter sich gebracht, erweist sich »Daemon« als rasanter, ungemein spannender Technothriller, den man am liebsten nicht mehr aus der Hand legen möchte.

Ich bin alles andere als ein Experte, was die die heutigen technischen Möglichkeiten anbelangt. Von daher kann ich nichts darüber aussagen, ob das Schreckensszenario, das Suarez in seiner Erzählung entwirft, realistisch ist oder nicht. Beängstigend ist es allemal. Suarez schildert die furchtbaren Konsequenzen, die es haben könnte, wenn ein Programm weltweit Computernetze infiziert und diese im Sinne seines Programmierers als Machtmittel, ja, als Waffen verwendet. In rasendem Tempo hetzt der Leser durch ein hochdramatisches Katz-und-Maus-Spiel, bei dem die Ordnungskräfte hilflos mit Ansehen müssen, wie ein Programm sich die Grenzenlosigkeit des digitalen Netzes sowie die Freiräume der globalen Wirtschaft zunutze und die Welt damit zu seinem Spielplatz macht. Atemberaubende Actionszenen, exzellent inszenierte Spannungsmomente und unvorhersehbare Wendungen prägen das Geschehen und reißen den Leser mit unnachahmlicher Kraft mit.

Brillant ist auch das Figurenensemble. Suarez bedient sich einer ausladenden Darstellerriege, deren einzelnen Protagonisten es zwar teilweise ein wenig an charakterlicher Tiefe mangelt, die aber allesamt lebendig und unverwechselbar gezeichnet sind. Der Leser erlebt die Entwicklung von Sobols Vermächtnis dank des umfangreichen Casts aus einer Vielzahl unterschiedlicher Blickwinkel, was die Ungeheuerlichkeit der Geschichte noch einmal unterstreicht.

Man mag sich darüber streiten, inwiefern die der Geschichte zugrunde liegende Logik ausgereift ist oder wo sie tiefe Löcher aufweist. Ich persönlich fand die Erklärung, die Suarez für die Handlungsweisen des Daemons (ein Programm als Werkzeug von Sobols Willen auch über dessen Tod hinaus) liefert, stimmig dargestellt und durchdacht ausgearbeitet. Nicht immer ist alles ganz logisch aufbereitet. So sind etwa in die Verwirklichung von Sobols Plan derart viele Variablen eingebaut, dass es unmöglich ist, diese alle im Voraus zu bedenken, sodass das Programm schlussendlich das gewünschte Ergebnis erzielen kann. Der Spannung der Story schadet dies allerdings in keinster Weise.

Mit »Daemon« ist endlich mal wieder ein Thriller erschienen, der dieser Bezeichnung wahrlich gerecht wird. Nach einem lahmen Beginn packt Suarez' Erzählung die Leser glücklicherweise doch noch und reißt sie mit in ein albtraumhaftes Szenario, das sie nicht mehr loslässt. Großartige Unterhaltung für alle, die schockierende Thriller wie jene von Andreas Eschbach zu schätzen wissen.

Eine Warnung noch zum Abschluss: »Daemon« endet mit einem Cliffhanger. Bis es mit »Darknet« in die zweite Runde geht, wird es noch ein wenig dauern. Das Buch soll im Frühjahr 2011 auf den deutschen Buchmarkt kommen. Von daher: Wer offene Enden nicht mag, der sollte noch ein klein wenig mit der Lektüre warten.

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