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... Nina Morawietz über Captain Kirk, Hefte und Ren Dhark

Nina Morawietz ... Nina Morawietz ...
... über Captain Kirk, Hefte und  Ren Dhark

Nina Morawietz ist eine junge Zeichnerin und Illustratorin. In den letzten Jahren hat sie auch an der Science-Fiction-Serie Ren Dhark mitgearbeitet.

Ihr Schwerpunkt lag auf der Reihe "Sternendschungel Galaxis", sie hat aber auch für "Weg ins Weltall" geschrieben. Heute beantwortet sie Fragen für den Zauberspiegel.
 
Zauberspiegel: Hallo Nina, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, Fragen für den Zauberspiegel zu beantworten. Du kommst aus Comic-Szene. Was hast Du dort gemacht?
Nina Morawietz: Hallo. Ich habe Mangas (Comics im japanischen Stil) gezeichnet. Meine Themen waren überwiegend skurrile Alltagsgeschichten.

Zauberspiegel: Du gehörst zu den jüngsten SF-Autoren. Welche Filme, Fernsehserien und Bücher haben für Dich das Bild von Science-Fiction geprägt?
Nina Morawietz: Mit SF verbinde ich seit meiner frühesten Kindheit die Serie „Star Trek“. Ich war damals noch im Kindergartenalter und weiß noch genau, wie toll ich den Captain Kirk (William Shatner) fand und wie enttäuscht ich war, als „er“ (Jonathan Frakes) plötzlich einen Bart hatte. Danach hatte ich SF-Serien erst einmal boykottiert und überwiegend (SF-)Horrorfilme geschaut.
Ende der 90er habe ich mich dann doch wieder an SF-Serien herangewagt und dank „Raumschiff Voyager“ einen weiblichen Captain entdeckt. Starke Frauen in Führungspositionen, Abenteuer, neue Welten entdecken, forschen...
Mein absoluter Liebling ist allerdings „Firefly“. Ich liebe interessante Zukunftsperspektiven, die sich auf unsere Jetztzeit besinnen, gemischt mit Geheimnissen und einer Portion Aberglaube. Es ist doch irgendwie niedlich, wenn Menschen Lichtjahre binnen Sekunden oder Minuten zurücklegen können und trotzdem noch an gewissen Dingen festhalten.
Abgesehen davon mag ich aber auch düstere Zukunftsaussichten wie in „Akira“, „Ghost in the Shell“, „Die Klapperschlange“, „Alien“ ganz gern.
Gelesen habe ich an SF leider noch nicht so viel.

Zauberspiegel: Wie kommt man vom Comic-Bereich zu Ren Dhark?
Nina Morawietz: Zum Beispiel über das comicforum.de, wo ich jahrelang selbst in diversen Diskussionen rund ums Zeichnen mitgeschrieben habe. Dort bin ich auf einen Autoren-Thread gestoßen, in dem es darum ging, ob man mit dem Schreiben überhaupt Geld verdienen könnte. Hajo F. Breuer, der Herausgeber und Exposé-Autor der Ren-Dhark-Romane, beteiligte sich zufällig auch daran. Er bot an, dass man sich ja mal für Ren Dhark bewerben könne, was ich dann auf gut Glück gemacht habe.

Zauberspiegel: Ren Dhark war eine der letzten SF-Serien, die ausschließlich von Männern geschrieben wurde. Vor Dir hat nur Susan Schwartz  einmal einen Band mitgeschrieben. Hat Dich das gereizt oder eher abgeschreckt?
Nina Morawietz: Zunächst einmal probiere ich gerne Neues aus. Geschichten geschrieben habe ich ja schon mein Leben lang, nur eben kein SF und vor allem nicht professionell. Ich hatte zugegeben ein wenig Bammel davor, den Ansprüchen nicht gerecht zu werden.
Vor allem dachte ich an die vielen Fans der Ren-Dhark-Serie, die die Abenteuer teilweise schon jahre- oder sogar jahrzehntelang verfolgen und die ich natürlich nicht enttäuschen wollte.
Auf der anderen Seite aber wollte ich nicht so gerne nur die üblichen Klischees über einen Superhelden und dessen weibliches Accessoir herunterrattern, sondern gerne auch irgendetwas Realistischeres über Frauen in der Zukunft schreiben. Es kann ja nicht sein, dass sich die Technik weiterentwickelt, aber unsere Gesellschaft nicht.
Ren-Dhark ist zugegeben vorwiegend an einer männlichen Leserschaft orientiert, aber es gibt auch einige weibliche Figuren, die echt was drauf haben und dem ein oder anderen Mann schon mal das Leben retten und nicht nur „leckeres Beiwerk“ sind. Daran mitzuwirken macht mir natürlich besonders Freude.

Zauberspiegel: Ren Dhark ist mittlerweile eine Serie von epischer Größe mit mehr als 100 HCs. Wieviele der Bücher hast Du gelesen bevor Du Deinen ersten eigenen Roman geschrieben hast?
Nina Morawietz: Bevor ich mich beworben habe, habe ich diverse Leseproben auf der Ren-Dhark-Seite gelesen, und an „richtigen“ Ren-Dhark-Romanen um die fünf oder sechs aus der „Sternendschungel Galaxis“-Reihe, deren Handlung kurz vor meinem ersten Roman spielt.

Zauberspiegel: Hast Du eigene neue Charaktere zur Serie beisteuern können?
Nina Morawietz: Ja, für einige kleine Minigeschichten habe ich mir selbst Charaktere ausdenken können. Zum Beispiel das Volk der Mneax in „Sternendschungel Galaxis“ Band 47. Oft ist es aber auch so, dass Hajo F. Breuer grob Figuren vorgibt, die ich dann nach meinem Geschmack mit Leben füllen kann.

Zauberspiegel: Wie hast du es empfunden mit Charakteren wie Amy Stewart und Chris Shanton mit seinem Robothund Jimmy zu arbeiten?
Nina Morawietz: Amy Stewart und Chris Shanton sind meine Lieblingscharaktere. Anfänglich mochte ich beide nicht so gern. Amy ist bloß das gut aussehende weibliche Accessoir des Helden Ren Dhark ohne nennenswerte Eigenschaften (abgesehen von ihrer Cyborg-Seite). Aber mir gefielen die vielen kleinen Konflikte immer sehr gut, denn so eine intelligente und starke Frau kann unmöglich danbenstehen und tatenlos zuschauen, wie sich ihr Freund mal wieder übereilt in das nächste Abenteuer voller lauernder Gefahren stürzt. Da muss eine moderne Frau doch einfach mitmischen!
Ich habe mir beim Schreiben immer gerne vorgestellt, dass sich Amy manchmal am liebsten auf den Commandersessel setzen würde, um alles "besser" zu machen. Leider ist der Posten aber schon an Ren Dhark vergeben. Der denkt auch gar nicht daran, den Platz zu räumen.
Shanton mochte ich anfänglich nicht so gern, weil der typische Nerd zu sein schien: zwar intelligent, aber alles andere als attraktiv. Irgendwie langweilig. Ich wusste gar nicht so recht, was ich eigentlich über den schreiben sollte. Sein Roboterhund Jimmy war zudem unheimlich nervtötend.
Aber die zahlreichen Randhandlungen, die etwas über das Gefühlsleben des Erfinders preisgaben, machten ihn mir sympathisch. Mit seinen Höhen und Tiefen ist er eine der vielschichtigsten Figuren in der Serie, wie ich finde. Auch Jimmy gehört einfach dazu, denn ohne ihn wäre Shantons Leben größtenteils ziemlich trist. Außerdem ist der kleine Roboterhund manchmal ziemlich praktisch, denn er kann, man glaubt es manchmal kaum, mehr als nur blöde Sprüche kloppen und spazierengehen. Insbesonder in Kombination mit dem Roboter Artus ist er unschlagbar.

Zauberspiegel: Perry Rhodan ist durch die Zeitsprünge geprägt, die es den Autoren ermöglichen, jeweils wieder bei annähernd Null mit vielen neuen Figuren anzufangen. Bei Ren Dhark liegen handlungstechnisch dagegen nur recht wenige Jahre zwischen den ersten Romanen und heute. Dadurch ist es möglich, die ursprünglichen Charaktere weiterhin einzusetzen. Wie schwierig ist es da für eine neue Autorin sich innerhalb der Serie zurecht zu finden?
Nina Morawietz: Wir haben ein von Uwe Helmut Grave sorgfältig geführtes Lexikon, in dem wir alles Wichtige nachlesen können. Und nicht zu vergessen: unseren Herausgeber Hajo F. Breuer, den wir im Zweifelsfall anrufen können. Ohne die beiden wäre es für mich unmöglich gewesen, überhaupt einen Einstieg in diese komplexe Welt zu finden.

Zauberspiegel: Die ursprüngliche Ren-Dhark-Serie kommt aus dem Heftroman. Dieses Format war früher oft als "Schund" verschrien. Wie sieht es in Deiner Generation damit aus? Kennt bzw. lest ihr überhaupt noch Romanhefte?
Nina Morawietz: Kennen: ja. Lesen: nein. Ich persönlich kenne niemanden, — außer meinen Bruder, der in den 90ern einmal kurz John Sinclair gelesen hat —, der tatsächlich Heftromane liest. Allerdings weiß ich von einigen, mich eingeschlossen, die sich bei Weltbild die Hardcover-Romane von Dragon oder Mythor gekauft haben. Damals hatte ich das gar nicht mit Heftromanen und „Schund“ in Verbindung gebracht. Die Aufmachung trägt wahrscheinlich sehr dazu bei, wie ein Buch wahrgenommen wird.
Bei Ren Dhark gibt es ja auch die „Hefte“ der Subserien und die Hardcover der Haupthandlung. Obwohl es zwischen den beiden eigentlich keinen Qualitätsunterschied in den Erzählungen gibt, ist es trotzdem ein anderes, irgendwie bedeutenderes Gefühl, wenn man einen Hardcover-Band in die Hand nimmt.

Zauberspiegel: Du hast die meisten Bände innerhalb von "Sternendschungel Galaxis" verfasst. Diese Reihe wurde vor kurzem eingestellt. Was bedeutet das für Dich? Wirst Du jetzt bei "Weg ins Weltall" oder "Unitall" verstärkt mitmischen?
Nina Morawietz: Die "Sternendschungel Galaxis"-Reihe hat, wie ich finde, einen sehr schönen und runden Abschluss erfahren. Die Dreijahreslücke zwischen dem Drakhon-Zyklus und dem Bitwar-Zyklus ist endlich geschlossen. Mission erledigt!
Aufmerksame Leser im Ren-Dhark-Forum wissen vielleicht schon, dass ich in Zukunft höchstwahrscheinlich nicht mehr für RD schreiben werde. Es waren drei fantastische Jahre mit tollen Kollegen und großartigen Fans, aber alles Gute hat auch mal ein Ende.

Zauberspiegel: Wie sehen Deine weiteren Pläne aus? Wann gibt es den nächsten SF-Roman aus Deiner Feder? Arbeitest Du an anderen Projekten?
Nina Morawietz: Momentan arbeite ich an Illustrationen für das SF-Pen&Paper-Rollenspiel Nova.
Für dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, mich vor allem illustratorisch weiterzuentwickeln und das Zeichnen wie früher wieder mehr mit dem Schreiben zu verbinden. Dieses Jahr soll es viel zum Angucken geben. Ihr dürft gespannt sein.

Zauberspiegel: Wir sind gespannt und wünschen Dir viel Erfolg bei Deinen Projekten!


Mehr zu Nina Morawietz findet man hier.

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