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... Markus Heitz über Drachen, Kaiser, Grigorij und Unleserliches

Markus Heitz ... Markus Heitz ...
... über Drachenkaiser, Grigorij und Unleserliches
 
Endlich ist sie da, die Fortsetzung zu Markus Heitz' erstklassigem Fantasythriller »Die Mächte des Feuers«. Am 23. September bringt Piper Fantasy den Nachfolger auf den Markt, mit einer aufwändigen Buchpremiere: Erstverkauf und Signierstunde, Abends dann Premierenlesung im ehemaligen Planetarium im Deutschen Museum München.

Wer nicht dabei sein kann, hat die Möglichkeit, die Veranstaltung live bei Piper zu verfolgen.

Der neue Roman trägt den vielversprechenden Titel »Drachenkaiser« und erzählt die weiteren Abenteuer der Drachenjägerin Silena im Kampf gegen die Altvorderen, jene mächtigen geflügelten Riesenechsen, die die Geschicke der Welt aus dem Verborgenen heraus lenken.

Das Erscheinen des Buchs am 23. September haben wir vom Zauberspiegel (in enger Kooperation mit  Autor und dem Piper Verlag) dazu genutzt, dem sympathischen Autor erneut einige Fragen zu seinem Schaffen, seinem Werk und natürlich auch zu seinen kommenden Projekten zu stellen.

Markus Heitz - DrachenkaiserZauberspiegel: Hallo Markus! Vielen Dank, dass du pünktlich zum Erscheinen deines neuen Romans 'Drachenkaiser' die Zeit findest, mir einige Fragen zum Buch (und vielleicht auch die ein oder andere darüber hinaus) zu beantworten. Also auf geht's!
Markus Heitz: Ich bin gespannt!
 
Zauberspiegel: 'Drachenkaiser' ist die Fortsetzung zu deinem (Überraschungs-)Hit 'Die Mächte des Feuers'. Dieser ist ja ein in sich abgeschlossener Roman, der im Grunde keiner Fortsetzung bedurft hätte. Was hat dich dazu bewogen, dem Roman schlussendlich doch einen zweiten Teil angedeihen zu lassen?
Markus Heitz: Weil es mir Spaß macht, in dieser Welt zu schreiben - sonst hätte ich sie mir nicht ausgedacht. Spaß am Schreiben und am Kreativsein ist die Motivation schlechthin. Dass kein zweiter Band vorgesehen war, kann ich so nicht sagen. Ganz im Gegenteil, ich wusste, dass es einen zweiten geben WIRD, weil ich bereits Spuren gelegt hatte, Stichwort Ichneumon und eine Bemerkung zur Übernahme der Weltherrschaft OHNE Kriege durch einen Drachen.
Das passt sehr gut zu den Ereignissen der letzten Monate - ohne dass ich es 2006 schon gewusst habe. Da ist Phantastik wieder mal prophetischer gewesen als selbst ich es habe annehmen können. Und eine Sache zeigte sich wieder: Geschichte wiederholt sich, wenn auch anders. Laughing
 
Zauberspiegel: Was war das für ein Gefühl, erneut in das Universum von Silena, Grigorij und Co einzutauchen?
Markus Heitz: Ein sehr gutes!
Ich würde diese Welt sehr gerne als Animé sehen oder noch besser: als Kino-Film. Ich liebe Zeppeline, schöne Autos, die Kleidung und den Charme der 20er!
 
Zauberspiegel: 'Die Mächte des Feuers' ist ja allenthalben hoch gelobt worden, von Kritikern ebenso wie von Fans. Ist einem da nicht ein wenig mulmig zumute, inwiefern die Fortsetzung (positive) Resonanz findet? Sie muss immerhin in große Fußstapfen treten ...
Markus Heitz: Nein. Wichtig ist, sich keinen Druck machen zu lassen und sich selbst treu bleiben und zu schreiben, was man fühlt. Das kann auch Prügel geben, aber ich kann sie besser ertragen. Denn ich WOLLTE, dass der Roman so klingt.
Zwerge III und IV sind ein schönes Beispiel dafür, die sehr kontrovers bei manchen diskutiert wurden. Aber so ist das eben. Da müssen Fans und der Autor durch. Laughing
 
Zauberspiegel: Kommen wir zum Roman an sich. Meine erste Frage betrifft die Drachen bzw. die Drachenmythologie. Dass du in 'Drachenkaiser' auf chinesische Mythen und Vorstellungen zurückgreifst, kommt nicht besonders überraschend. Anders hingegen sieht das mit dem Rückgriff auf Elemente aus der ägyptischen Mythologie aus. Was hat dich dazu bewogen, gerade hieraus Teile aufzugreifen?
Markus Heitz: Das hat sich aus der Recherche ergeben, denn anfangs glaubte ich gar nicht, etwas Ähnliches in anderen Kulturen zu finden. Aber die Verknüpfung tauchte plötzlich auf, und ich hielt sie für sehr stimmig - und eben auch überraschend. Es sind nicht nur chinesische Mythen, sondern asiatische, ganz nebenbei bemerkt, denn die Drachen haben einen ganz anderen Stellenwert als bei uns. Verschiedene Kulturen und Religionen machen das möglich, was wiederum eine reizvolle Diskrepanz ergibt.
 
Zauberspiegel: Um bei der Mythologie zu bleiben: Inwieweit hast du dich an tatsächlichen Mythen und Sagen orientiert, wo hast du dir Freiheiten genommen? Welche Quellen hast du bei deiner Arbeit verwendet?
Markus Heitz: Ich hatte viel Material aus meiner Studienzeit, als ich den klassischen deutschen Märchendrache mit anderen Kreaturen vergleichem musste. Das war schon eine ausgezeichnete Inspiration. Ansonsten wurde ein wenig ergänzt und gefeilt, aber die Mythen sind vielfältig.
 
Zauberspiegel: Neben Drachen spielt ja noch eine weitere Gruppe phantastischer Wesenheiten eine wichtige Rolle im Roman, nämlich Geister. Nach der Lektüre will mir nun aber die Relevanz der entsprechenden Handlungsschiene nicht ganz einleuchten. Kannst du deine Beweggründe für den Einbau der Storyline um die Geister von York ein wenig erläutern?
Markus Heitz: Nun, ich wollte mir einen Nebenplot erlauben, der die anderen Plots streift, mit ihnen verwoben und sehr wohl relevant ist - man stelle sich vor, einer der Drachen hätte es geschafft.... mh... schwer. Ich will keine Spoiler bauen. Aber es kann ja sein, dass es irgendwann einen dritten Band gibt? Ich meine, welchen "Sinn" hatte das Auftauchen von Ichneumon in Band eins?
Autoren sind gemein, immer daran denken! Laughing
 
Zauberspiegel: Auch heikle Themen sparst du in deinem Roman nicht aus. Allen voran spiele ich hier auf die Drogensucht von Grigorij an, der zu Rauschmitteln greift, um Visionen zu bekommen. Fürchtet man bei solchen Themen (und gerade auch bei dem für fiktive Handlungen ungewöhnlichen Verlauf der Drogensucht, die du deinem Helden angedeihen lässt) nicht, sich den Unmut verschiedener Interessengruppen (etwa aufgebrachter Eltern) zuzuziehen?
Markus Heitz: Ich mag keine strahlenden Helden - es sei denn, das Strahlende bringt sie in Schwierigkeiten. Ich sage nicht, dass Drogen toll sind. Dass Grigorij ein Problem hat, dass sie ihm nicht gut tun, wird im Roman dargestellt. Ich bin da sehr gelassen.
 
Zauberspiegel: Zu Beginn des Romans listest du eine Reihe von "Musikstücken zum Buch" auf, wie es da so schön heißt. Empfiehlst du diese zum Anhören während der Lektüre? Wie kam die Musikauswahl zustande, und welche Stücke kannst du (warum) ganz besonders empfehlen?
Markus Heitz: Ich habe überlegt, wie man ein Stückchen der 20er zu uns holen kann. Und da es Musikaufnahmen aus der Zeit gibt, mit schönem Kratzen und Schelllack-Sound, ist das die einfachste Methode. Ich mag Max Raabe sehr, empfehle aber auch die Originale.
Die Musikauswahl ist ein "random", jeder kann sich gerne andere Stücke suchen. Ich mag Whispering Jack Smith sehr gerne, vor allem sein "Crazy Rhythm."
 
Zauberspiegel: Im Nachwort erwähnst du, dass der Schauplatz Holland eigentlich nur zufällig ins Buch eingebaut wurde. Gab es zuvor Pläne, die Szenen, die in Amsterdam spielen, an einem anderen Schauplatz spielen zu lassen, oder hat sich durch deine Reise in unseren westlichen Nachbarstaat die Romanhandlung wesentlich verändert?
Markus Heitz: Ohne die Einladung des holländischen Verlags hätte dieser Plot-Teil in Venedig gespielt. Wie gut, dass ich in Amsterdam war! Eine sehr schöne Stadt, die einem Wasserdrachen alle Möglichkeiten bietet, sich mitten in den Menschen zu bewegen....
 
Zauberspiegel: Im Gegensatz zum Ende von 'Die Mächte des Feuers' ist das Ende von 'Drachenkaiser' recht offen gehalten. In meinen Augen schreit es geradezu nach einer Fortsetzung, während du selbst im Nachwort lediglich anmerkst, dass eine Fortsetzung möglich wäre. Ein ähnliches Ende hast du ja schon dem dritten Teil deiner Zwergen-Saga angedeihen lassen, und schon da haben die Fans lautstark eine Fortsetzung gefordert. Erwartest du nicht, dass nach diesem Ende dasselbe geschieht?
Markus Heitz: Ja, das alte Problem Laughing.  Also, ich schließe einen dritten Band nicht aus, weise aber ausdrücklich auf das Ende und Grigorijs Bemerkungen zur Zukunft hin. Nicht vergessen, was der Herr alles vermag, ja?!
 
Zauberspiegel: Während du die Handlung zu 'Drachenkaiser' entwickelt und auch später, während du das Buch geschrieben hast, hast du dich ja noch einmal intensiv mit den Geschehnissen aus »Die Mächte des Feuers« auseinandersetzen müssen. So im Nachhinein: Würdest du, etwa im Hinblick auf die gerade erschienene Fortsetzung, heute bestimmte Dinge an 'Die Mächte des Feuers' anders machen? Oder bist du (wie ich als Leser) vollends zufrieden mit dem Buch?
Markus Heitz: Bücher entstehen zu einer gewissen Zeit und sind gut, so wie sie damals entstanden sind. Weder würde ich etwas anderes machen noch anders schreiben. Weder bei den "Mächten" noch bei Ulldart noch bei den Zwergen.
 
Zauberspiegel: Unvermeidlich die Frage nach deinen momentanen und deinen kommenden Projekten. Also: Woran arbeitest du gerade, und welche Projekte gehst du als nächstes an?
Markus Heitz: Ich habe den ersten Durchgang an dem Vampirroman mit dem Arbeitstitel "Judassohn" beendet und gehe nun in die Überarbeitungsphase. Erscheinen wird es nächstes Jahr Frühjahr, und mit von der Partie sind Sia aus "Kinder des Judas" sowie Dominic de Marat aus "Blutportale" sowie ein paar andere alte Bekannte aus den Werken meiner UrbanMystery/Dunkle Spannung/Horror-Reihe. Die Welten verzahnen sich noch enger.
Danach, was irgendwann im Oktober sein wird, überarbeite ich bis Jahresende die SpaceOpera, eine klassaische ScienceFiction-Sache, die ebenfalls Anfang 2010 erscheinen wird.
Übrigens wieder ein Beispiel, wie entscheidend für mich der Spaß und nicht das Geld beim Schreiben ist: ScienceFiction ist eine Nische, eine /echte/ Nische, und dennoch tummele ich mich da sehr gern, weil die Story endlich raus wollte, die ich seit 2003 mit mir herumgeschleppt habe.
Ginge es rein darum, Geld auf Teufel komm raus zu machen, würde ich bis zu meinem Lebensende Zwerge-Romane schreiben.
Tue ich das? Nein.
Die Abwechslung ist wichtig, die Lust am Entwerfen vom Geschichten, von neuen Schauplätzen und Welten. Dass ich davon leben kann, hat sich ergeben. Und es ist ein verdammt gutes Gefühl!

Zauberspiegel: In einem Interview mit uns im Juni 2009 spricht Franz Rottensteiner, einer der großen Männer der Fantasy, vom "totalen Triumpf der Fantasy" und weiter "Und der dicken Romane (...) Das Triviale triumphiert entschieden, denn die meisten Fantasy-Romane sind breit ausgewalzte Banalitäten."
Warum ist das Interesse an den vielen Spielarten der Fantasy so groß?
Markus Heitz: Weil es Abwechslung bietet.
Im Übrigen mögen die Leserinnen und Leser dicke Bücher. Gleichzeitig hat der Autor die Möglichkeit, Dinge zu vertiefen. Ich sehe es nicht zwangsläufig als ausgewalzte Banalitäten.
Anders gesagt: Man möchte einen Unterhaltungs-Kinofilm auch gerne 90 Minuten lang ansehen und keine zwanzig Minuten, in denen philosophische Fragen erörtert werden und sich am Ende aus Verzweiflung alle umbringen, weil sie erkannt haben, dass sie sterben müssen. Gut, dieses Publikum bzw. diese Leserschaft gibt es sicherlich auch, wie ich es gleichermaßen reizvoll fände, mit einem solchen Ansatz an ein Buch heranzugehen. Das sind aber nicht die Leserinnen und Leser, die von einem Fantasybuch Unterhaltung erwarten.
Es gilt der alte Grundsatz: Es steht jedem Autor frei, was er wie schreiben möchte.
 
Zauberspiegel: Und weiter: Was ist deiner Meinung nach "gute" Fantasy?
Markus Heitz: Guter Versuch, aber auf das Minenfeld begebe ich mich nicht. Jeder hat seine eigene Definition, weil es ein rein subjektives Empfinden ist und diverse Maßstäbe angelegt werden.
 
Zauberspiegel: Du überschreitest die in deinen Geschichten die Grenzen der "klassischen Fantasy", immer mal wieder angenommen, man kann von so etwas überhaupt sprechen, hin in andere Spielarten der Phantastik - um Genrebegriffe zu strapazieren. Wie wichtig sind dir solch Klassifizierungen und Bezeichnungen?
Markus Heitz: Sie helfen in erster Linie den Leserinnen und Lesern, um ein Buch einordnen zu können, wie das beispielsweise in der Musik auch ist. Sagt jemand, er höre klassische Musik, eröffnen sich Unmengen von Möglichkeiten, und ich kenne nur die grobe Richtung.
Mir macht es auch Spaß, Romane (Mächte des Feuers, Drachenkaiser) zu schreiben, die in die Kategorie Phantastik passen, ohne dass jemand genau sagen könnte, wie sie einzuordnen sind.
 
Zauberspiegel: Es gibt viele die sagen, jede Geschichte sei bereits erzählt worden, und alles was geschrieben wird, sind Spielarten. Siehst du das ähnlich? Und wenn ja, wie verhindert man Plagiate?
Markus Heitz: Wenn man von der klassischen Erzählung spricht, in der es um eine Geschichte geht, und keine experimentellen Formen der Literatur annimmt, muss ich dem zustimmen.
Es gibt eine begrenzte Anzahl von Motiven, die ich wahlweise kombinieren kann: Liebe, Tod, Verrat, Mord und dergleichen. Nimmt man die Bibel, Märchen und Sagen, haben wir alles abgedeckt, was man in klassischen Erzählungen unterbringen kann, schätze ich.
Aber was macht das?
Es geht um das "Wie" des Erzählens, um das Überraschen, um die Charaktere, um die Wendungen. Auch die Musik hat nur eine begrenzte Notenanzahl, die westeuropäische Sprache ist auf das Alphabet angewiesen - und dennoch wird immer wieder Neues erschaffen, indem man "das alte Zeug" hernimmt.
 
Zauberspiegel: Wir wissen, dass du "kleine" schwarze Bücher hast, in denen du Ideen und Gedanken sammelst. Zeigst du uns eine Seite aus deinen kleinen schwarzen Büchern, in denen es um das Buch "Drachenkaiser" geht?
Markus Heitz: Nein - weil ich gerade keine Möglichkeit habe, die Seite zu digitalisieren. Abgesehen kann meine Schrift eh niemand lesen. Laughing
(Anmerkung Zauberspiegel - es geht doch nichts über eine gute Ausrede - trotzdem Danke
Innocent)

 

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