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... Jan-Soeren Haas über Hoerbucht, Jules Verne und große Abenteuer

Jan-Soeren Haas...… Jan-Soeren Haas ...
... über die Hoerbucht, den Jules Verne und die großen Abenteuer

Jan-Soeren Haas arbeitet als Autor, Komponist und Toningenieur. In den letzten Jahren hat er zahlreiche Theater- und Musikproduktionen betreut.
 
Seine Musik ist Bestandteil der „Proudmusic“ Musik-Library und in diversen Multimediaproduktionen, wie dem Hörspiel "Der Unendliche" zu hören. Für "Schwarzes Gold" führte er Regie, produzierte die Mischung und schrieb einen Teil der Musik.

Zauberspiegel
: Guten Tag Herr Haas, erzählen Sie ein bisschen über sich und Hoerbucht. Wie kam es zur Entstehung dieses neuen Labels?
Jan-Sören Haas: Die Idee Hörspiele zu produzieren entstand während der Arbeiten an „Der Unendliche“ von Regisseur Peter Lerf. Hier war ich für die akustische Umsetzung und einen Teil der Musik verantwortlich. Als sich das Ende der Produktionsarbeiten abzeichnete, spukte in meinem Kopf die Idee, etwas zu machen, bei dem ich meine eigenen Ideen umsetzen konnte. Da ich selbst aber kein  Geschichtenerzähler bin, musste eine Vorlage her. Als großer Jules Verne Fan war ich schnell gefangen von der Idee eine seiner Geschichten umzusetzen. Ich hatte mich immer schon darüber gewundert, dass es von Jules Verne, zum einen nur eher konservativ inszenierte Hörspiele gab, und zum anderen nur die bekannten Gassenhauer. Ich dachte, da könnte man mehr draus machen. Die bekannten Klassiker kamen aber nicht in Frage. Ich suchte nach einer unbekannteren Vorlage, die neben dem klassischen Abenteuer-Aspekt auch den Mysterybedarf moderner Hörspielhörer bedienen konnte. „Les indes noires“, die Vorlage zu „Schwarzes Gold“, hatte all diese Elemente. Anstelle einer klassischen Inszenierung der Geschichte, schwebte mir eine moderne aufwändige Umsetzung mit dichter Athmosphäre und einer filmähnlichen Akustik vor. Die Idee stand. Eine erste Fassung des Skripts war dann auch schnell fertig. Aber mit der Idee alleine war es natürlich nicht getan. Zum Glück konnte ich Nico Neuse von dsp media von meiner Idee schnell begeistern. Zusammen haben wir das Skript dann zur endgültigen Reife gebracht und so kam schließlich eins zum anderen.  

Zauberspiegel: Wie kamen Sie auf den Namen Hoerbucht?
Jan-Sören Haas: Wir haben nach einem Namen gesucht, der nicht vorbesetzt ist, mit irgendeinem Hörspielgenre, sondern universell mit dem Erlebnis Hören zu tun hat. Irgendwie kamen wir dann auf Bucht. Eine Bucht ist ja etwas ruhiges, abgelegenes. Ich stelle mir da die berühmte einsame Insel vor. So ist es jedenfalls für mich jedesmal wenn ich ein Hörspiel höre: Ich ziehe mich zurück an einen Ort und lasse den Alltag für einen Moment zurück. Die Ähnlichkeit zum „Hörbuch“ ist eher zufällig, aber natürlich ein angenehmer NebeneffektLaughing

Zauberspiegel: Sie vertonen Schwarzes Gold von Jules Verne. Ein Einzelhörspiel, oder soll es eine Serie geben?
Jan-Sören Haas: Das kommt darauf an. „Schwarzes Gold“ hat sehr viel Spaß gemacht und wir haben bislang viele positive Rückmeldungen erhalten. Vor allem unsere Sprecher waren begeistert von dem Skript. Wenn sich diese Auffassung auch in den Verkaufszahlen niederschlägt, machen wir natürlich weiter. Ein weiteres Skript liegt jedenfalls schon fertig in der Schublade...

Zauberspiegel: Wie planen Sie die Zukunft. Werden Sie sich weiter der klassischen Abenteuerliteratur zuwenden, also Verne, London, oder haben Sie noch mehr geplant?
Jan-Sören Haas: Es stehen viele Ideen im Raum, aber bislang noch nichts konkretes.
Die klassische Abenteuer- und Heldengeschichte ist angesichts der Mysterywelle leider etwas in den Hintergrund getreten, obwohl es eigentlich eine Stärke des Mediums Hörspiel ist. Immerhin produzieren einige Labels mittlerweile Geschichten, die aus dem artverwandten Fantasybereich kommen. Ich hoffe wir können mit unserer Produktion überzeugen, um in diesem Bereich weitermachen zu können.
Neben der klassischen Abenteuerliteratur ist aber derzeit auch die Produktion eines aktuellen Hörbuchs im Gespräch. Dann aber natürlich nicht nur gelesen, sondern als inszenierte Lesung. Alles andere wäre ja langweilig
Laughing

Zauberspiegel: Sagen Sie uns etwas zu ihrem Sprecher-Ensemble?
Jan-Sören Haas: Bei der Auswahl der Sprecher haben wir großen Wert darauf gelegt, dass die Schauspieler ihre Rolle bestmöglich verkörpern. Dementsprechend aufwändig war auch das Auswahlverfahren. Für die Rolle der Nell haben wir sogar ein Vorsprechen organisiert. Der Bekanntheitsgrad der Sprecher war eher zweitrangig. Mit Ernst-August-Schepmann haben wir dann aber doch einen echten Hörspielverteranen gewinnen können. Die Aufnahmen verliefen zeitweise so lebensnah, dass Christoph Bautz in der Rolle des Harry Ford naß geschwitzt aus unserer Sprecherkabine kam Laughing
 
Zauberspiegel: Gibt es einen Wunschsprecher, den sie gerne einmal besetzen würden?
Jan-Sören Haas: Oh, da gibt es viele. Thomas Balou Martin zum Beispiel, der hat eine wirklich tolle Stimme. Christian Brückner, um einen ganz prominenten Namen zu nennen.
Wichtig ist aber immer, dass die Stimme zu dem Charakter passt, den sie verkörpern soll. Ein guter Sprecher bringt nichts, wenn er nicht zur Rolle passt. Generell bevorzuge ich daher Stimmen, die man nicht sofort mit irgendwelchen Hollywood-Schauspielern in Verbindung bringt. Das engt die Fantasie des Hörers zu sehr ein.

Zauberspiegel:Momentan sprießen die Hörspiellabel wie Pilze aus dem Boden. Ein Umstand, der seit etwa 3 Jahren vorherrscht. Warum wollen Sie die Herausforderung sich diesem hart umkämpften und schwindenden Markt zu stellen?
Jan-Sören Haas: Hörspiele zu produzieren hat für mich etwas mit Leidenschaft zu tun. Die Produktion von „Schwarzes Gold“ hat sehr viel Spaß gemacht. Unser Bestreben ist es in erster Linie packende Hörspiele zu produzieren mit einem besonderen Anspruch an die Soundathmosphäre. Wir streben keine Fließbandproduktion an und können uns somit von dem finanziellen Marktzwang etwas ausnehmen. Wir haben es genossen, das Hörspiel so zu produzieren, wie wir es uns vorgestellt haben und hoffen, dass seitens der Hörerschaft ein ausreichendes Interesse besteht, so dass wir weitermachen können.

Zauberspiegel: Sie machen alles selbst, Musik, Buch, Regie. Also haben Sie alle Fäden in der Hand?
Jan-Sören Haas: Nein. Wenn man etwas alleine macht, läuft man schnell Gefahr in eine Sackgasse zu laufen. Außerdem kann man natürlich nicht alles gleichzeitig machen. Ich mache zwar irgendwie alles, aber ohne die Unterstützung anderer funktioniert das natürlich nicht. Die Dialog-Regie habe ich zusammen mit Nico Neuse geführt. Er hat vor allem durch seine teils ungewöhnlichen Anregungen viel aus den Sprechern herausgeholt. Außerdem haben sich unsere Sprecher wunderbar in ihre Rollen eingefühlt. Da war viel Eigeninitiative dabei. Insofern haben sie auch selbst Regie für ihre Rolle geführt. Bei der Musik hatte ich tatkräftige Unterstützung von Mac Styran. Wir haben gemeinsam ein musikalisches Konzept für „Schwarzes Gold“ entwickelt und uns die Musik aufgeteilt. Von ihm stammt z. B. das wunderbare Neu-Aberfoyle-Thema. Daneben gab es zahlreiche andere Helfer, die mit guten Ideen mitgewirkt haben.

Zauberspiegel: Wie sehen Sie den Hörspielmarkt im Moment. Ist das Geschäft nicht ausgereizt?
Jan-Sören Haas: In dieser Hinsicht bin ich Idealist. Ich hoffe, dass das Hörspiel nie den neuen Medien zum Opfer fällt und es immer ein Interesse  geben wird, eine Alternative zum Buch oder zum Film zu haben. Was den gesättigten Markt angeht, denke ich, dass es einfach mehr Vielfalt geben sollte. Derzeit besteht der Hörspielsektor zu über 90% aus Mystery und Grusel. Das ist schade. Dabei bietet das Medium Hörspiel wesentlich mehr Möglichkeiten, um auch neue Zielgruppen zu erschließen. In letzter Zeit habe ich zum Beispiel von vielen Leuten gehört, dass ihnen Hörbücher einfach zu langweilig sind. Vielleicht gibt es auch hier noch Entwicklungspotenzial für Hörspiele und inszenierte Lesungen.

Zauberspiegel: Haben Sie persönliche Erinnerungen, die sie mit Hörspielen verknüpfen?
Jan-Sören Haas: Viele, ja. Ich bin mit Jan Tenner, Masters of the Universe und den drei ??? groß geworden. Alle Serien höre ich heute auch noch hin und wieder gerne. Ganz früher war sogar Benjamin Blümchen dabei, aber das höre ich heute nicht mehr Wink
Hörspiele wirken sehr viel nachhaltiger auf mich als Filme. In Filmen bekommt man immer die Vorstellung des Regisseurs zu sehen. Das passt nicht unbedingt mit der eigenen Vorstellung zusammen. Das Hörspiel lässt der eigenen Phantasie wesentlich mehr Freiraum. So kann jeder seine ganz persönliche Vorstellung von seinen Hörspielhelden haben.

 

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