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... Tom Cohel über "Level 3", Steampunk und sein Alter Ego

Tom Cohel... Tom Cohel ...
... über "Level 3", Steampunk und sein Alter Ego

Während des Marburg-Con 2008 wurden unter anderem die Gewinner des Marburg-Awards gekürt. Interessierte Autoren waren dazu aufgefordert worden eine Geschichte mit maximal 27.000 Zeichen einzureichen - zu einem von den Veranstaltern angegebenen Oberthema.

In 2008 war dies der Steampunk, jene Untergattung zur Science Fiction, die mehr als eine rein literarische Sache geworden ist.


Bücher wie das von unserer Redaktion und einigen Mitarbeitern besonders geliebte Buch "Lerchenlicht" erober(te)n die Herzen - und Fantasien der Menschen. Inzwischen gibt es Rollenspiele ebenso wie Steampunk-Konstrukteure, die Alltagsgegenstände im Steampunkstil konstruieren.

Preisträger des Marburg-Award 2008 war Tom Cohel, dessen Geschichte "Level 3" uns sehr beeindruckte. Grund genug für uns heraus zu finden um wen es sich bei Tom Cohel handelt und ein bisschen mit ihm zu "plaudern".

Parallel zu dem Interview erscheint bei uns heute eine Geschichte von Tom Cohel mit dem Titel "Der ursprüngliche Keim"

Tom Cohel ist das Pseudonym eines 1985 geborenen Pforzheimers, der mit Siebzehn seinen Anker im Schreiben fand. Der Autor kennt keine Genregrenzen, da er denkt, eine gute Geschichte hat kein Korsett. Seine Erzählungen schweben im breit gefächerten Raum der Phantastik. Wenn er nicht gerade schreibt, tankt er Inspiration beim Hören von Pink Floyd oder einem Spaziergang mit seinem Mops Elvis. Sein erster Fantasy-Roman ist in Arbeit und macht gute Fortschritte.

Aktuelle Informationen unter: http://www.tomcohel.de.vu

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Zauberspiegel: Tom, du hast ja gerade den Marburg-Award des Marburg-Con 2008 gewonnen - herzlichen Glückwunsch nochmal. Der Titel deiner Geschichte ist "Level 3". Da ich ein bisschen Werbung für die hoffentlich erscheinende Anthologie mit deiner Geschichte machen will eine erste Bitte: Gib eine kurze Inhaltsangabe und warum man die Geschichte lesen sollte.
(Zur Info: Laut Gerüchten vom Marburg-Con soll der Storyband mit den Siegergeschichten von 2007 und 2008 etwas Besonderes werden und auf der diesjährigen BuCon vorgestellt werden. Ob da was dran ist, kann ich aber nicht 100% sagen ...)

Tom Cohel nimmt den Marburg Award 2008 in EmpfangTom Cohel: Danke, Bettina. Level 3 erzählt von Mac, einem Kampfroboter des alternativen Londons 1854. Der Bischof von Saint Paul's Cathedral erhofft sich durch Macs Zurschaustellung als zukünftiger Soldat der British Army Wählerstimmen beim snobistischen Adel, um das Amt des Lord Mayors von London zu gewinnen. Der fanatische Bischof und Anführer der fortschritts-orientierten Minervaten missbraucht sein Amt als Geistlicher, um den Menschen Furcht vor den Rebellen des Phönix einzuflößen, die auf ursprüngliche Tugenden wie Natur und Menschlichkeit bauen und den "Maschinengott" der Minervaten verurteilen.
Dieser Konflikt aus Fortschritt und Beständigkeit wird durch den ehemaligen Menschen Mac vertieft. Der Leser begleitet Mac auf seiner Irrfahrt zwischen Maschinendasein und Rückkehr zu seinem einstigen Selbst. Auf seiner Reise begegnet Mac nicht nur dem wahren Schreckensbild von London, sondern Spuren seiner Vergangenheit ...

Zauberspiegel: Soweit ich das am Samstag richtig gehört habe, war dies deine erste Geschichte zum Genre "Steampunk". Liege ich da richtig? Wie hast du dich in dieses Genre eingearbeitet? Hast du in Vorbereitung bestimmte Bücher/Filme gelesen/gesehen, die du zu dem Bereich jemandem empfehlen würdest, der in den Steampunk einsteigen will?
Tom Cohel: Steampunk war wirklich Neuland für mich. Vor dem Marburg-Award hatte ich lediglich eine vage Ahnung davon. Dampf und Jules Verne waren das Einzige, was ich damit in Verbindung bringen konnte. Doch diese Kenntnislücke hat sich für mich im Nachhinein als vorteilhaft erwiesen. Unvorbelastet konnte ich mich in ein viel zu unterschätztes Genre stürzen und dabei entdecken, wie viele Filme, Bücher und Computerspiele wahrlich von Steampunk geprägt sind!
Mein erster Weg führte ins Internet, wo ich neben der Erklärung im Wikipedia vor allem die angloamerikanischen Seiten durchforstete, die eine intensive Steampunk-Szene aufweisen. Beeindruckt war ich von so genannten Retro-Künstlern, die alten Geräten moderne Technologie verpassen oder umgekehrt neue technische Wunderdinger auf Steampunk tunen. Der "Steampunk-Laptop" beispielsweise, ist nicht nur ein optischer Genuss – er funktioniert auch.
Im Grunde bin ich immer noch ein Neuling, was Steampunk betrifft. Daher kann ich nicht mit zu vielen Tipps dienen. Unter Büchern waren für mich die Werke von Jules Verne als Urvater des Steampunks die beste Grundlage für die Geschichte. Das Buch der Cyberpunk-Urgesteine Bruce Sterling/William Gibson "Die Differenzmaschine" habe ich (noch) nicht gelesen, soll aber quasi der Inbegriff des Steampunks sein. In Richtung Steam-Fantasy richten sich einige von China Miévilles Büchern, die Fantasy mit Steampunk kombinieren. Etliche Filme verwenden Elemente des Steampunk. "Wild Wild West" wäre da zu nennen und besonders "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen". Auch in Comics wird man sicher schnell fündig, wenn man sich eingehender mit der Materie beschäftigt. Ihre Musik ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack, aber das Video zu "Tonight, Tonight" von den Smashing Pumpkins ist vom Steampunk-inspiriert. Wer wirklich in Steampunk einsteigen will, empfehle ich aber etwas anderes: Geschichte lesen. Und zwar aus dem Viktorianischen Zeitalter, wo Steampunk seinen Ursprung findet. Neben Jules Verne war dies meine größte Recherchequelle gewesen. Die Welt ist voller Steampunk; einfach Augen offen halten.

Zauberspiegel: Kannst du kurz schildern wie sich die Geschichte im Prozess entwickelt hat? Gab es besondere Momente?
Tom Cohel: Zuerst musste ich natürlich recherchieren - oder besser gesagt, herausfinden, was Steampunk eigentlich ist. Nach kurzer Zeit quoll mein Schreibtisch über von einem Sammelsurium aus 50 Blättern, bestehend aus Notizen, Geschichtlichem, Ideen und mehr. Ordnung musste her, und das mit erbarmungsloser Hand. Viele Ideen mussten gestrichen werden (sind aber keineswegs verloren) und mein vormaliger Handlungsentwurf entscheidend gekürzt werden. An irgendeinem Zeitpunkt kam ich auch in eine Krise, weil ich zu viel Material und zu wenig Platz hatte. Ausschlaggebend für neuen Antrieb war eine Ruhepause, in der ich das Erfahrene sacken ließ, bewusst aussortierte und mich auf das Wesentlichste konzentrierte. Während ich den groben Hintergrund sowie meine verrückten Steampunk-Erfindungen bereits vor Augen hatte, kristallisierte sich langsam die Handlung heraus. Ein besonderer Moment kam für mich, als die Figuren selbst die Geschichte zu Ende schrieben und zu einem Ganzen machten. Ich lernte daraus (mal wieder): Lasse deine Figuren einfach machen und wage Experimente!

Zauberspiegel: Ich habe gesehen, dass Tom Cohel ein Pseudonym ist. Warum hast du dich dazu entschieden nicht unter deinem Namen zu veröffentlichen?
Tom Cohel: Dahinter steckt auf dem ersten Blick kein besonderer Hintergrund: Mein echter Name ist nicht gerade das, was man "verkaufsfördernd" nennt. Bei jeder Anmeldung, jedem Telefonanruf, ja, jedem Gespräch heißt es: "Wie schreibt man das .?", "Wie spricht man das aus .?" Ich wollte mir das in meinem zukünftigen Leben ersparen. Vor allem, wenn ich mein erstes Buch veröffentliche.
Tom Cohel hat aber durchaus eine Bedeutung für mich: Tom ist die Abkürzung von meinem zweiten Vornamen Thomas, der Name meines verstorbenen Großvaters.
Cohel hat auch ein Geheimnis, aber das ist zu privat, um es öffentlich auszuplaudern.
Es herrscht leider oft das Vorurteil, dass sich Autoren unter Künstlernamen vor ihrem Werk verstecken wollen bzw. nicht dazu stehen. Dass ist bei Tom Cohel nicht der Fall. Ich bin ich selbst und stelle mich der Welt offen als Tom Cohel.

Zauberspiegel: Wer ist Carsten Cierniak? Wer ist Tom Cohel? Wie gut kennen sich die beiden und was sind die Unterschiede zwischen den beiden?
Tom Cohel: Carsten Cierniak ist der Mensch, der morgens aufsteht, aus dem Fenster blickt, zur Arbeit fährt, dort seinen Gedanken nachhängt, danach zum Supermarkt oder mit seinem Mops Gassi geht und oftmals die Zeit damit verbringt, den Menschen bei ihrem Treiben zuzuschauen. Er ist ein Beobachter, der alles in sich aufsaugt und speichert, dennoch stets aufs Neue fasziniert ist, von der Besonderheit im Alltag.
Tom Cohel ist der Mensch, der abends nach Hause kommt, Musik anmacht (bevorzugt Pink Floyd), sich an den Laptop setzt und die Beobachtungen eines gewissen Herrn C.C. in Geschichten verwandelt. Tom Cohel will anrempeln, aufzeigen und nachdenklich machen - schlicht etwas erzählen, dass die Menschen auch nach dem Ende der Geschichte gefangen hält.

Tom Cohel Zauberspiegel: Du hast nicht das erste Mal etwas veröffentlicht, wie ich gesehen habe. Erzähl doch bitte mal wie du zum Schreiben gekommen bist, wie lange du schreibst, was deine erste veröffentlichte Geschichte war - und wohin Tom Cohel und ... literarisch noch wollen?
Tom Cohel: Ich habe einige Kurzgeschichten in kleineren Verlagen unterbringen können. Es stehen zudem viele bestätigte Veröffentlichungen aus. Mein Erstling war ein Begleittext für ein Lied in einem Kindernotenbuch, die Geschichte wurde aus über 200 Bewerbern ausgewählt.
Schon als Kind war ich auf der Suche, nach einer Möglichkeit, mich der Welt kreativ mitzuteilen. Zum Schreiben kam ich aber erst mit Siebzehn, auf einem recht ungewöhnlichen Weg. Nämlich mit dem Warten auf ein Computerspiel. Man traf sich mit Gleichgesinnten Fantasy-Narren im Internet und machte an so genannten Foren-Rollenspielen mit, um sich die Wartezeit zu vertreiben. Jeder stellte einen Helden dar und man schrieb eine (mehr oder weniger) zusammenhängende Abenteuergeschichte. Irgendwann schrieb ich die ganzen Geschichten fast im Alleingang. Das Spiel kam dann endlich heraus ... das Spiel war unzulänglich und blöd ... das Schreiben bis heute nicht!
Meine Entscheidung, dass Schreiben mein Ding war, kam jedoch endgültig, als ich im ersten "Herr Der Ringe"-Film im Kino saß und die Anfangssequenz der Schlacht sah. Da hat es Klick gemacht und ich habe mir Tolkiens Fantasy-Saga gekauft.
Wohin will Tom Cohel? Ich habe mich der Fantasy und im Allgemeinen der Phantastik in all ihren Facetten verschworen, bin aber sehr offen in der Auslegung von Genre und Richtungen. Ich stecke inmitten mehrere Projekte und Geschichten, doch mein Augenmerk liegt nach wie vor auf den "Big One": den Fantasy-Roman. Ich bin eifrig dabei, dieses gesteckte Ziel in die Tat umzusetzen.

Zauberspiegel: Sicher rechnest du mit der Frage: Hast du eine Geschichte, die wir beim Zauberspiegel veröffentlichen dürfen?
Tom Cohel: Ich habe ein wenig in der Rumpelkammer gesucht und etwas gefunden, dass ihr gerne veröffentlichen dürft - wenn es euch denn gefällt. Es ist eine Fantasy-Geschichte, die sich ähnlich wie in "Level 3" mit der Entfremdung der Menschlichkeit bzw. ihre Annäherung beschäftigt. Doch entspringt dieses Verhältnis bei "Der ursprüngliche Keim" aus einer anderen Prämisse heraus: Dem Tier in uns Selbst.

Zauberspiegel: Was möchtest du noch gefragt werden - habe ich aber nicht gefragt? Und wie wäre die Antwort *schmunzel*
Tom Cohel: Ich bin sehr zufrieden mit den Fragen und denke, ein gutes Bild von meiner Geschichte, Steampunk und mir gegeben zu haben. Also, ich habe eigentlich keine weiteren Fragen.

Zauberspiegel: Dann wollen wir es gut sein lassen und sagen: danke.

 

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