Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Rock´n Pop revisited - Folge 3: Crowded House - Dreamers are waiting (2021)

Rock´n Pop revisitedRock´n Pop revisited
Folge 3:  Crowded House - Dreamers are waiting (2021)

An dieser Stelle möchte ich in unregelmäßigen Abständen neue oder kürzlich erschienene Alben besprechen, wobei hier Bands im Fokus stehen, die seit mindestens 25 Jahren im Geschäft sind (oder es zur Zeit der Veröffentlichung waren).

Dabei sollen vor allem jene Künstler Beachtung finden, die nach längerer oder sehr langer Zeit wieder ein neues Album veröffentlicht haben.

Dreamers are waiting3:  Crowded House - Dreamers are waiting (2021)
Crowded House wurde nach Auflösung der Gruppe Split Enz, der ersten Formation der Finn - Brüder Neil und Tim, im Jahr 1985 gegründet. Das erste Album erschien 1986 und enthielt mit “Don´t dream it´s over” einen ihrer größten Hits. Musikalisch wurde hier, wie auch auf dem zweiten Album “Temple of low men” überwiegend zeitgemäßer midtempo Gitarrenrock geboten, erst auf dem dritten Album “Woodface” von 1991 wurden die Kompositionen etwas komplexer und verspielter. Nachdem das zweite Album keine Hits hervorgebracht hatte, konnte man mit “Weather with you” gleich in mehreren Ländern einen Hit landen. Das vierte und vorerst letzte Album war dann “Together alone” (93), das sich stilistisch kaum vom Vorgänger unterschied. Auch hier gab es wieder sehr starkes Material wie etwa “Distant sun” oder “Nails in my feet”. Nachdem Neil Finn die Band 1996 zunächst aufgelöst hatte, formierte sie sich nach dem Suizid des damaligen Schlagzeugers Paul Hester im Jahr 2007 neu und es erschien das ursprünglich als Solowerk von Neil geplante Album “Time on earth”, welches im Gegensatz zu Neils vorherigen Solowerken nicht nur wie ein “echtes” Crowded House Album klang, sondern auch entsprechend starke Songs zu bieten hatte, was auch für das im Jahr 2010 erschienene “Intriguer” gilt. Erst elf Jahre später erschien dann (unter Mitwirkung von Neils Söhnen) das vorliegende Album.

Dieses beginnt recht ruhig und entspannt mit dem von Gitarre, Klavier und sphärischen Background Vocals begleiteten “Bad times good”. Ein schöner, zeitlos genialer Titel im typischen Crowded House Stil, der wie ein verschollener Song vom 93er “Together alone” Album klingt.

“Playing with fire” erhöht das Tempo etwas und lässt dezent ein paar swingende 60er vibes durchklingen, zu denen sich zum Ende hin noch wohl platzierte Bläsersätze gesellen. Eine sehr interessante Bereicherung des auch hier wieder hör - und spürbar vertrauten Stils.

“To the island” klingt zunächst wie ein typischer 80er - Titel, bis dann sehr schnell die Vocal Harmonien einsetzen, bei denen unweigerlich Erinnerungen an “Weather with you” wach werden. Eine feine, durchaus anspruchsvolle Popnummer, wobei Neil Finn hier auch in den tieferen Stimmlagen frisch und jung geblieben klingt.   

Mit “Sweet tooth” zieht das Tempo leicht an, wobei es stilistisch und vor allem gesanglich diesmal ganz leicht in Richtung Beatles geht. Finns Gesang erinnert gar stellenweise an Paul McCartney und auch das Gitarrensolo am Ende klingt ein wenig nach den frühen Pilzköpfen.

Mit “Whatever you want” folgt eine etwas simplere Popnummer, mit einem einprägsamen Chorus. Ein radiotauglicher, leicht verdaulicher Song, der sich aber dennoch gut in das Gesamtbild einfügt.

“Show me the way” führt uns wieder in die Zeit der beiden meisterlichen 90er - Werke zurück. Sphärische, swingende Vocal - Harmonien, ein gestreicheltes Schlagzeug, Steel guitar, alles Zutaten, die einen Crowded House Song ausmachen, und auch hier liefert Neil gesanglich wieder eine Leistung, als sei er seit den beiden erwähnten Alben um keinen Tag gealtert, was man an diesem Punkt auch bereits über die kreativen Ideen behaupten darf, die diesem Werk zugrunde liegen.

In “Goodnight everyone” bleibt das Tempo ruhig, das Schlagzeug unaufdringlich und Neils Gesang, auch hier wieder von harmonischen Background Vocals begleitet, verhalten und doch eindringlich. Ein wieder sehr angenehmer, anspruchsvoller Song, der auf jedem Album ab 91 vertreten sein könnte.

Auch mit “Too good for this world” bleibt das Tempo ruhig und entspannt, ein sehr akustisch klingender Titel, wobei der Chorus hier wieder etwas eingängiger und prägnanter zum Mitsingen einlädt.

“Start of something” beginnt wieder mit den vertrauten Steel guitar - Klängen, welche diesem ebenfalls eher ruhigen Titel einen ganz leichten Hauch von Country verleihen. Sehr schöne Vocal Harmonien geleiten uns zu einem markigen Chorus, der dann auch schon den Schluss bildet.

Mit “Real life woman” zieht das Tempo nochmal leicht an, ein trockenes Schlagzeug begleitet Neils gefühlvoll eindringliche Gesangsparts zu einem wieder etwas an die Beatles erinnernden Chorus. Ein Eindruck, der durch die verzerrten Background Vocals noch verstärkt wird und dazu beiträgt, dass auch dieser Song eines der Highlights darstellt.

Mit dem wieder recht kurzen “Love isn´t hard at all” wird das Tempo beibehalten, wobei hier wieder alle Elemente vorhanden sind, die einen typischen Crowded House Song ausmachen und auszeichnen. Ein Titel, den man, wie so viele auf diesem Album mehrmals hintereinander hören kann und trotz der einfachen Melodie immer noch etwas Neues entdeckt.

“Deeper down” erinnert wieder an die letzten beiden Alben, kann sich aber gerade deshalb auch mit den 90er Werken messen und rundet das Album mit den üblichen Gitarrensounds, einem wieder nur sanft gestreichelten Schlagzeug, den schon vertrauten Vocal - Harmonien und einer eher unauffälligen Klavierbegleitung ab.

Fazit:
Ein nahezu perfektes Album. Man sollte meinen, es sei so gut wie unmöglich, dass Neil Finn sich nach den beiden späten Meisterwerken noch hätte steigern können, aber genau das hat er geschafft. Eine Pianistin, die Finn auf seiner Solo Tour begleitete, sagte mal, bei ihm müsse man immer “die schwarzen Tasten” bedienen, weil seine Songs meistens in einer schwierigen Tonart komponiert sind, und im Grunde ist es genau das, was die Songs von Crowded House von vielen anderen Popnummern abhebt: Anspruch und Originalität.

 

Kommentare  

#1 Ringo Hienstorfer 2023-02-02 09:10
"Temple of low Men" ist meine Lieblingsscheibe der Band. Wusste gar nicht, dass es die noch gibt. Übrigens: eine sehr schöne Serie hats Du da ins Leben gerufen! Ich denke, Jethro Tull kommt auch in wenigen Monaten dran...
#2 Cartwing 2023-02-02 12:40
Vielen Dank. Ich wollte eigentlich gar keine Song by song Besprechungen machen, weil du das ja schon machst, hat sich dann aber doch irgendwie ergeben.

Das zweite Album schätze ich auch sehr. "I feel possessed", "when you come" oder "Never be the same", Das waren schon starke Titel. Mein Favorit ist hier "Love this life".

Jethro Tull kommt auf jeden Fall dran, aber eher das letzte Album, weil das ja nach längerer Zeit erschienen ist und somit gut ins Konzept passt.
#3 Cartwing 2023-02-03 12:19
Ich hätte noch erwähnen müssen, dass es auch ein Projekt mit Neils Bruder Tim gibt.
Die "Finn Brothers" haben ebenfalls mehrere Alben produziert.
#4 Ringo Hienstorfer 2023-02-03 12:52
zitiere Cartwing:
V Ich wollte eigentlich gar keine Song by song Besprechungen machen, weil du das ja schon machst, hat sich dann aber doch irgendwie ergeben.

behalte das mal bei, das gibt einen sehr guten Überblick über das jeweilige Album!

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.