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Bücher wie Filme – Filme wie Games - Das Abfärben von Genre-Kriterien

Bücher wie Filme – Filme wie Games - Das Abfärben von Genre-KriterienBücher wie Filme – Filme wie Games
Das Abfärben von Genre-Kriterien

Vor der Existenz der Filmindustrie waren Bücher wie Bücher geschrieben, auf sich selbst gestellt, nicht handlungsexportiert als Projektion für Mehrverwertung gedacht. Viele große Werke stammen aus dieser Zeit. Einige wurden als Literatur auch verfilmt. Diese Literaturfilme sind oft nah am Buchplot – und nichts anderes als die Verbildlichung ders Textes.

Solche Filme sind meist auch ruhig.


In der Moderne, wohl dem US-Genre des Actionromanes geschuldet, werden Bücher gleich wie Drehbücher zu Filmen geschrieben. Plastische Handlung vor Augen, die sofort ins Bild umgesetzt werden könnte. Nachteil: die Literatur, obwohl nur Gebrauchsobjekt, verkommt zum rohen Schnitt mit häufigem Szenenwechsel und großem Anriß. Die Tiefe fehlt oft...und die Zeit, Handlungen, Orte und Charaktere weiter zu entwickeln. Einige grobe Umrisse müssen genügen. Die Kriterien der Kurzgeschichte im Roman. Andererseits: wer  würde sich heute auf den Stil von Thomas Mann oder Heinrich von Kleist einlassen wollen... aber gute Werke von guten Literaturautoren existieren ja auch heute noch, wenn wir die Politik in der Literatur subtrahieren und die Propaganda abziehen. Einlassen können  muss man sich natürlich auch auf solche Werke. Prüfen, ob sie Dir etwas zu sagen haben. Aber die Tendenz der Gebrauchsliteratur neigt, durch Schreibschulen gefördert, zum schnellen Roman, der gleich als Drehbuch zweitverwertbar ist.

Analog zu Film und Buch ist das Verhältnis von Game und Buch bzw. Game und Film. Immer auf  der Suche nach guten Plots greift die Filmindustrie zunehmend zum Game, in dem wir mit z.B. Lara Croft auch zunehmend ausdifferenzierte Charaktere finden. Dabei muss sie auch Gamekriterien teilweise übernehmen, ihre Schnitte, ihre Kameraeinstellungen verändern, zu sehen am Beispiel der Verfilmung von Doom.

Der Regisseur kann nah am Game-Plot bleiben, diesen extrapolieren, eine logisch durchdachte Story schreiben lassen, die durch das Game nur inspiriert wird...oder sich ganz weit vom Game entfernen und sein eigenes Ego durchziehen, wie etwa Uwe Boll in Alone in the Dark  oder   Dungeon Siege, wo die Filme zwar auf den Games basieren...aber nicht mehr allzuviel damit zu tun haben.

Dann das Buch und das Game. Gab es zuerst Bücher zu schon vorhandenen Games, die sich auch so lasen: wie eine einfache Beschreibung der Leveldurchgänge...wurden zunehmend  die Bücher  eigenständiger, entwickelten sich aus Pen-und-Paper Rollenspielen heraus oder aus Video-Games von PC und Konsolen zu ernsthaften, eigenständigen Adaptionen und gedachten Fortsetzungen und Lückenfüllern der Games, wobei dieser Begriff jetzt nicht negativ belegt sein soll. Auch ich lese gern Begleitbücher zu Games von Diablo, über Star Craft  bis zu Lara Croft , Sacred oder meiner aktuellen Lieblingsreihe: Hellgate London.Dass auch hier mancher schnellschuss vorliegt, ist natürlich der Kommerzialisierung zu schulden, nicht immer sind die Autoren solcher Bände die besten Stilisten. Mitunter haben sie nicht einmal das Game gespielt, geschweige denn eine Demo-Version.Aber wer fragt schon danach...diese Bücher können dennoch eine weitere Ergänzung der Phantastik und ihrer Spielarten sein. Kommerziell sind sie allemal, weil der Markt da ist. So mancher Gamer greift auch zum Buch über das Game, das ist allerdings sicher altersabhängig...

Wie wir sehen, beeinflussen sich die alten und modernen Medien also gegenseitig, meist konstruktiv und nur selten kontraproduktiv. Ein Film, der nach einem Game gemacht wurde, ist als Film allerdings ganz anders zu beurteilen als ein Film nach einem Buch oder einer freien Idee. Diese Beurteilung wird nicht immer gesehen, da einige, auch professionelle Filmkritiker, nicht unbedingt dem Gamingbereich angehören...und diese Art der Spielwiese oft nicht verstehen. Also wird der Film verrissen – weil er nicht unter dem Gesichtspunkt der Gamer betrachtet wird. Ohnehin verschmelzen Film und Game fast miteinander, wenn Videosequenzen zwischen die Level gelegt werden (Command&Conquer) oder einige Games selbst wie Filme aufgezogen werden, wie oft schon am Prequel erkennbar ist. Zunehmend verschmelzen die Genres also...und das Buch bleibt nicht zurück...vom Comic ganz zu schweigen, der seinen Anteil am Film (Resident Evil,Marvel-Superhelden)  besitzt, und wechselseitig vom Film zum Comic mutiert oder umgekehrt...und oft steht dort auch schon ein Game am Anfang der Schöpfungsreihe...aber das ist einen eigenen Artikel wert...

© 2015 by H. Döring

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