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Was ich in (fast) 60 Jahren so getrieben habe...

Teestunde mit Rolf...Es hat ja einige Jahre mit dir keine Interviews mehr gegeben, weil du dich von der Szene völlig zurückgezogen hast. Inzwischen ist eine neue Generation nachgekommen, die von dir wenig bis gar nichts weiß. Erzähl uns doch mal in Kürze etwas von dir selbst und wie du derzeit lebst.

Was ich in (fast) 60 Jahren so getrieben habe...

Da ich wahrlich für die heutige Lesergeneration nur noch eine schemenhafte Legendengestalt aus grauer Vorzeit bin, der irgendwann einmal eine ganze Menge Hefte und andere Sachen geschrieben hat, kann ich das nicht mit drei Sätzen machen. Zumal die Schreiberei ja nur ein Teil dessen ausmacht, was ich in meinem Leben so „angestellt“ habe. Und ich werde es so schreiben, als würde ich mit dem Leser zu einem gemütlichen Plauderstündchen bei einer gepflegten Tasse Tee sitzen und einfach zur erzählen was war – was ist – und was vielleicht werden wird.

Wen’s nicht interessiert, dem empfehle ich jetzt, sich interessanteren Dingen zuzuwenden. Denn wir machen jetzt einen Sprung – um 60 Jahre in die Vergangenheit. Deutschland lag in Trümmern…aber ich war’s nicht. Ich bin nämlich erst Baujahr 48.

Wie man so sieht, brachte das Jahr 1948 zwei positive Ereignisse für Deutschland – die D-Mark und mich. Und diese schöne Währung habe ich schon überlebt. Macht nichts – mit dem Euro kann ich nicht nur in ganz Europa und was so um die EU drumherum ist zahlen, sondern auch in Ägypten, China oder Indien. Nur in Ami-Land gab es Probleme, die wollten ihre Dollars.

Ich bin am 25. August geboren und habe somit das gleiche Geburtsdatum wie Ludwig II von Bayern. Mit dem Märchenkönig verbindet mich die Vorliebe für einen gewissen Prunk, Luxus und einen etwas großzügig geführten Lebenswandel. Leider kann ich mir das nicht in dem Maße leisten wie der „Kini“. Und dann ist da die uns gemeinsame Leidenschaft für Schönheit, Poesie, Romantik und Fantasy“ und natürlich für das klassische Theater und die Musik, vornehmlich dabei das Werk Richard Wagners. Nebenher haben übrigens noch Leonard Bernstein, Sean Connery und Erich Honnecker mit mir Geburtstag. Und natürlich Claudia Schiffer…hach, mit der würde ich gerne mal feiern…die entspricht so ganz meinen Vorstellungen von weiblicher Ästhetik. Allerdings sahen alle Frauen, mit denen ich „feste Verhältnisse“ hatte, anders aus…

Ich bin in Kassel im wunderschönen Nordhessen aufgewachsen und habe im Schatten des „Herkules“ die ersten fünfzig Jahre meines Lebens verbracht. Und auch, wenn ich seit fast zehn Jahren meinen Wohnsitz in den Schwalm-Eder-Kreis südlich von Kassel verlegt haben, innerlich bleibe ich meiner Vaterstadt immer verbunden. Das äußert sich beispielsweise schon dadurch, dass ich ziemlich viel „Kasseläner Platt“ in der Rede habe, was dafür sorgt, dass einige Leute manche meiner Worte nicht verstehen. Nun, denen sagt man eben das „Kasseler Wörtchen“. Was das forn Wochd is? – Ich sprechs däh moh, wenn mäh uns moh finnen.

Als Kinder hatten wir in den 50er Jahren die besten Abenteuerspielplätze, die es gibt. Wir tobten nämlich in den vom Krieg her zerbombten Häuser und den teilweise noch erhaltenen Kellern rum. In den Trümmern war längst Gesträuch und Buschwerk gewachsen und die Ruinen waren abwechselnd Indianerland, Ritterburgen oder fremde Planeten. Die Helden meiner Jugend waren die der B-Movies, die wir mit Begeisterung am Sonntagnachmittag in der „Kindervorstellung“ im Kino sahen und der „Schund- und Schmutz-Literatur“. Sigurd oder Falk, die ritterlichen Helden, Akim, Tibor und Tarzan, die Herren des Dschungels oder auch Nick, der Weltraumfahrer. Diese Helden taten immer völlig uneigennützig Gutes und setzen ihr Leben ein, um Unrecht zu verhindern.

Genau so tapfere und kühne Helden wollten meine damaligen Freunde und ich auch werden und konnten nicht begreifen, warum die Erwachsenen immer unsere heißgeliebten Hefte in den Schmutz zogen und uns sagten, wir sollten „gute Bücher“ lesen. Ich jedenfalls habe immer noch etwas innerlich von „Sigurd“ in mir. Obwohl ein Ritter, war Sigurd doch wie einer der Helden aus den Western. Er kam zur Rettung, wenn die Not am größten war und schaffte es auch nach verschiedenen Rückschlägen noch, am Ende Sieger zu bleiben.

Und später, als man dann nach dem 1. Schuljahr fähig war, richtige „Erwachsenenliteratur“ zu lesen, habe ich Wild-West-Romans gelesen – speziell die des von mir wirklich hochgeschätzten G.F. Unger, den ich leider niemals persönlich kennen gelernt habe.

Ja, nach dem Abenteuer ritt der „gute Cowboy“, ohne Dank oder gar Lohn zu fordern dem Sonnenuntergang entgegen. Oder Sigurd zog mit Bodo und Cassim weiter durch eine mittelalterliche Welt, die es so nie gegeben hat. Ja, und genau diese Streiter für Recht und Gerechtigkeit, die halfen, ohne Fragen nach der Belohnung zu stellten, das waren unsere Vorbilder. Später kamen dann Old Shatterhand und Kara ben Nemsi dazu…die wollten auch immer kein Geld, wenn sie jemanden vom Marterpfahl los geschnitten oder aus den Händen wilder Araber befreit hatten.

Bei mir hat „Sigurd“ noch bevor ich lesen konnte mit seinen Bildern das Interesse an der „Ritterzeit“ geweckt. Und als mein Vater mir dann so mit acht Jahren ein kleines Buch über Hannibal mitbrachte (ich habe es heute noch) war auch mein Interesse an der alten Geschichte der Antike geweckt. Unmittelbar darauf kamen die antiken Sagen und Mythen dazu. Ja, und mit diesen Sachen beschäftige ich mich heute noch.

In der Schule war ich die ersten vier Jahre Klassenprimus – danach mauserte ich mich dann so langsam zum Gegenteil. Nach der vierten ging ich ein halbes Jahr in Kassel aufs Friedrichsgymnasium – da ist schon Kaiser Wilhelm II Pennäler gewesen. Es war ein humanistisches Gymnasium mit Latein in der Sexta. Ja, und natürlich eine Elite-Schule, auf der nur die Söhne (die Töchter sind erst Jahre später zugelassen worden) gewisser hochstehender Kreise dem Abitur zustrebten. Ja, und mein Vater, eigentlich gelernter Bäcker und nach dem Krieg kleiner Angestellter bei der Stadt Kassel, gehörte so nicht in die Kreise der Herrn Doktoren, Rechtsanwälte etc. Da meine Leistungen auch wirklich nicht gerade glorreich waren, musste das Gastspiel nach einigen Monaten abgebrochen werden. Dass ich einem der Lehrer, die damals in der Konferenz für mich den Daumen nach unten machten, viele Jahre später Pompeji zeigte und er mich wegen meiner Ausführungen als „Kollege“ ansprach, war mir ein innerer Vorbeimarsch aller römischen Legionen. Zumal er sich tatsächlich dann noch an den Schüler erinnerte, den man damals mit einer „Sechs“ in Latein von der Penne gejagt hatte.

Und danach kam das schulische Chaos. Es ging statt auf eine Realschule zurück auf die Volksschule (heute Hauptschule genannt). Nach ca. 2 Jahren sind wir umgezogen und ich kam in das, was man heute „Gesamtschule“ nennen würde – aber es ging nur bis zur mittleren Reife. Diesen ganzen Schulwechsel habe ich nie so richtig überwunden. Dazu kommt, es sei ruhig gesagt, dass ich, wenn nicht die Peitsche knallt, ein Prototyp der Faulheit sein kann.

Fächer, die mir zusagten, brachten auch gute Noten –der Rest war, um es mit meinen Katzen zu sagen: „Mau!“ Mathematik ist für mich, vom normalen kaufmännischen Rechnen einmal abgesehen, eine Art Magie, die ich nie begreifen werden. Physik ist Zauberei und Chemie ist Teufelskunst. Sport und sonstige Leibesübungen aber sind folterartige Zumutungen, die, was mich betrifft, gegen die Menschenrechte verstoßen. Gut, der Langstreckenlauf, den ich mal einige Jahre betrieben habe, ist ausgenommen.

Anno 1982 habe ich sogar mal einen Marathon unter vier Stunden geschafft – oh, dass mir Zeus zurück gäbe die vergangenen Jahre (Vergil-Äneis).

Die chronisch-obstruktive Lungenkrankheit, die bei mir vor drei Jahren festgestellt wurde, hat ihre Ursprünge in meiner Kindheit. Da wurde mir erst klar, warum ich auf der Langstrecke immer wie eine altersschwache Dampflokomotive gepustet habe. Macht nichts – wichtig ist, dass ich damals bei den Läufen durchgehalten habe.

Aber das ist nun auch 25 Jahre her. Und heute – habe ich schon mit einer Treppe Probleme, schlucke monatlich für ca. 600 EURO Chemie und hänge Nachts an einem Gerät für künstliche Beamtung.

Erst habe ich das alles nicht so eng gesehen. Aber seit es im Sommer 2006 fast festgestellt hätte, ob das alles, was ich seinerzeit über Asmodis und die Hölle geschrieben habe, so ganz richtig ist, richte ich mich streng nach den Anweisungen der Medizinmänner. Tue ich das nicht, freut sich das Personalamt der Stadt Kassel , weil sie dann die volle Pension sparen (meine Katzen haben schließlich keinen Anspruch auf Hinterbliebenenrente), eine Stelle streichen können und, weil meine Beischaffung auf meinen Wunsch ohne Zeremonie ablaufen soll, sparen sie auch noch den Magistrats-Kranz. Wie heißt es sinngemäß in Schillers ‚Maria Stuart’? „Dieser Mortimer starb Euch sehr gelegen!“

Viel hat damals im August 2006 nicht gefehlt – die Ärzte murmelten etwas von 20 % Überlebenschance und einem Wunder. Ich vermute, meine Katzen werden fleißig zur Katzengöttin Bastet gebetet haben. Ja, und weil ich nun alles mache, was der Onkel Doktor so sagt, habe ich sicher noch einige Zeit vor mir. Wie Gott will – oder - Inch Allah – je nach Religion… Wenn ich gerufen werde, bin ich bereit. Ich halte es mit Sokrates, der da sagte:“ Wissen wir denn, ob nicht der Tod das größte Geschenk ist, dass uns die Götter geben?“ Wenn es so ist, wie ich es im Koma in Visionen gesehen habe, dann wird es ganz interessant…

Ich bin mal wieder in die aktuelle Zeit abgeschweift, während ich eigentlich noch in der Kinder- und Jugendzeit war. Aber es ist ja ein Plauderstündlichen und keine Biographie. Kehren wir also zurück zu einem Jüngling, der anlässlich eines Klassenfestes mit 15 seine erste Alkoholvergiftung hatte. Meine große Teeny-Liebe aus der Parallelklasse war dabei und da musste ich doch zeigen, das ich so ein harter Kerl wie Jerry Cotton war. Aber im Gegensatz zu Jeremias Baumwolle vertrug ich weder Zigaretten noch Whisky, schon gar nicht eine ganze Flasche und andere Alkoholika. Fast drei Jahre habe ich danach keinen Alkohol und keine Zigaretten mehr angerührt… das wurde dann aber alles bei der Bundeswehr nachgeholt.

Also, über meine schulischen Leistungen gibt es nicht viel Rühmliches zu sagen und – lieber noch mal die „18 Monate“ als noch mal Schule!!! Bloß weg von der Penne und in den Beruf. Vielleicht konnte man da zeigen, was man drauf hat.

Weil ich kein „Bürohengst“ werden wollte (und mit meinem damaligen Zeugnis auch nicht allzu viele Chancen gehabt hätte) machte ich beim Kaufhof eine Lehre als Möbelkaufmann. Bei dieser Firma hat schon meiner Mutter gearbeitet und ich bin eigentlich aus diesem Beruf nur weggegangen, weil mein Vater mich nach der Lehre, Bundeswehr und Jungkaufmannszeit so fürchterlich genervt hat. Er meinte, wie ich heute weiß völlig zu recht, dass es beim Kaufhof für mich kein Fortkommen gäbe. Ich sollte mich bei der Stadt Kassel bewerben und noch mal die Schulbank zu drücken. Als Beamter – da hat man seine Sicherheit. Heute bin ich ihm dankbar dafür – in meinem eigentlichen Beruf wäre ich mit meiner kaputten Bandscheibe schon einige Jahre arbeitslos.

Ach ja, zwischendurch war ich auch noch, wie bereits erwähnt, 18 Monate in der Schule der Nation, wo man den „harten Hut“ trägt und den „aufrechten Gang“ beigebracht bekommt. Ich war bei den richtigen Soldaten, will sagen bei den Panzergrenadieren – also den Jungs, die tatsächlich vorne im Schlamm rumrobben und das machen, was in Rambo-Filmen alles so toll aussieht. Dass ich nebenher ein Jahr das Offizierscasino betreute, hat mir Wissen um die Leitung eines gastronomischen Betriebes vermittelt, die ich erst nach meiner Versetzung zur Gaststättenabteilung im Kasseler Ordnungsamt richtig nutzen konnte. Wie man sieht, es ist nichts, was man im Leben so lernt, unnütz. Es dauert nur manchmal einige Zeit, bis man es braucht.

Die drei Jahre Ausbildung und Verwaltungsseminar gingen irgendwann auch rum und der Abschluss war gar nicht mal schlecht. Kaum hatte ich meinen „Sekretär“ in der Tasche, als ich mir die erste Wohnung in Kassel nahm. Es gibt viele Legenden über Dinge, die sich im „Turm des Schreckens“ abgespielt haben. Und das Schlimmste ist – die meisten davon sind wahr. Hier in einem Hochhaus in der Kasseler Leuschnerstraße wohnte ich fast zehn Jahre in trauter Eintracht mit zwei Wellensittichen (Perry und Moni), dem Zwergkaninchen Cäsar, dem Meerschwein Cleopatra und dem Goldhamster Nadomir. Werner Kurt Giesa hat mein damaliges Domizil als Hintergrund für einen „Ted-Ewigk“-Roman gebraucht. Der gute WK konnte immer nicht recht einschlafen, wenn Hase Cäsar und Meerschwein Cleopatra nachts im Käfig Reigen tanzten und Nadomir in seinem quietschenden Laufrade einen Jogging-Rekord aufstellte.

In die Zeit vom „Turm des Schreckens“ fällt meine Zeit als Musiker, erst auf der experimentellen Rock-Szene (Black Skill und Ceterum Censeo hießen die Bands) und später mit Tanzmusik (The Scairs, Les Copains, Mikados). Die Zeit als Schlagzeuger (mit zwei Bass-Drums) ist auch schon wieder über 25 Jahre her – allerdings geht es noch, wenn ich irgendwo die Sticks in die Hand nehme.

Heute habe ich mir ein Country- und Oldie-Programm für das Keyboard zurecht gezimmert. Aber richtige Auftritte für Geld mache ich nicht mehr. Nur, wenn ich jemanden gut kenne oder wenn bei uns im Dorf ein Fest ist. Dafür habe ich auch seit Jahren kein neues Stück mehr rein genommen. Was heute auf dem Musik-Markt läuft, ist zwar nicht schlecht und lässt sich gut hören, geht mir aber einfach nicht mehr ins Ohr.

Die Musik habe ich auch deshalb aufgegeben, weil es damals Anfang der 80er mit der Schreibe so richtig los ging und ich die Wochenende zum Schreiben brauchte oder um auf Cons zu fahren, die im Horror- und Phantastik-Fandom damals sehr zahlreich waren.

Über die Schreiberei lernte ich auch eine Frau aus Hannover kennen. Diese Frau zog dann zu mir nach Ahnatal (ich hatte unmittelbar bei Kassel auf dem Land eine größere Wohnung gefunden) und am 04.Mai 1984 haben wir geheiratet. Die Ehe war ein absolutes Fiasko - aber die Scheidung Anfang der 90er war ganz toll. Und seit einigen Jahren sind wir die besten Freunde – sie hilft mir, wenn ich Probleme am Computer habe und ich mache dann „Küchendienst“, indem ich sie zum Essen einlade. Nein, nicht in mein hauseigenes „Maggi-Koch-Studio“, wir haben in Borken, wo ich jetzt wohne, einige ausgezeichnete Restaurants.

Mit 50 bin ich dann mit einer Frau zusammengezogen, die ca. 35 km südlich von Kassel im Felsberger Ortsteil Rhünda ein Haus hatte. Ich kannte Rosi von meiner Tätigkeit beim Ordnungsamt, wo ich seit über 20 Jahren eingesetzt bin und musste, weil ich mit ihr eine Lebenspartnerschaft einging, von der Gaststätten- in die Gewerbeabteilung ausweichen. Ja, und da muss ich heute noch aus Gründen der Lebenshaltungskosten 8 Stunden am Tag verbringen. Rosi betrieb damals in Kassel zwei Discotheken, später auch noch eine Disco in Erfurt. Das bedeutete, dass ich neben meinem Job im Amt voll in ihren Tages- und Terminplan integriert war. Schreiben war zeitlich kaum noch möglich und, da auch nach den beiden Hard-Covers mit historischen Novellen aus der Germanen- und Ritterzeit in Nordhessen nichts mehr verlangt wurde, ging bei mir auch die Lust zur Kreativität den Bach runter.

Den wahren seelischen Todesstoß in kreativ-schriftstellerischer Hinsicht hat mir jedoch ein anderer Umstand bereitet, über den ich hier und jetzt jedoch nicht rede. Insider wissen, was gemeint ist, andere können es sich denken und den Rest hat es nicht zu interessieren. Nichts ist vergessen – und nichts wird je vergessen werden.

Diese jahrelange Depressiv-Phase ist durch ein zufälliges „Treffen“ in der Kasseler Innenstadt jedoch überstanden und die Lust, wieder kreativ zu wirken und sich selbst und anderen Geschichten zu erzählen ist wieder da. Allerdings werde ich wohl das, was ich eigentlich noch gern schreiben möchte, in diesem Leben nicht mehr schaffen. Es sind nämlich drei Aktenordner voll Ideen bei mir im Regal.

„Quis leget haec“ – wie der Lateiner sagt. Sinngemäß übersetzt: „Wer wird das Zeug lesen?“

Ja, wie ist mein aktuelles Leben. Ich wohne nach der Trennung von Rosi vor ca. 5 Jahren in einer Wohnung auf einem ehemaligen Bauernhof im Borkener Stadtteil Nassenerfurth. Das ist in Nordhessen, ungefähr zwischen Kassel und Marburg. Für mich bedeutet das jeden Tag jeweils 50 km pro Strecke Kassel und zurück zu fahren, um meinen Obliegenheiten im Ordnungsamt nach zu kommen. Vor 19 Uhr Abends bin ich selten zu Hause. Und dann werde ich von meinen „lieben Kleinen“ schon sehnlichst erwartet. Das Futter ist alle, man hat den Tag wohl geruht und ist nun tatendurstig.

Da sind Kerry und Sarina, beide geboren am Freitag, den 13. April 2007 und das schärfste Duo seit Nitro und Glyzerin. Dazu Mona, eine große Katze, schwarz wie die Hölle und als Double für Baghira geeignet. Ja, und dann die Fee, auch genannt das Pummelchen. Das ist die Katze aus dem Hause „von Allwörden“, die nur dann rausgeht, wenn ich auch auf dem Hof bin – könnte ja einer dem Pummelchen was zu Leide tun. Kerry und Sarina dagegen beherrschen inzwischen die Gegend und Mona ist ein gefürchteter Mäuseräuber. Sie hören alle auf ihren Ruf und ich dirigiere sie, wie es ein Dompteur auch bei Tigern macht, mit Handzeichen und Stimme.

So kann die ganze Bande schon morgens nach dem Wachwerden raus und sie kommen auf einen kurzen Ruf schön brav wieder rein, wenn ich zur Arbeit fahre. Und am Abend läuft es genau so ab. Natürlich, wenn das Wetter schlecht ist, dann hocken sie meist in der Scheune. Kommen die Katzen auf meinen Ruf nicht, bleiben sie den ganzen Tag oder die Nacht über draußen. Eine reine erzieherische Maßnahme – und sie wirkt.

Unlängst war es mal einige Grad wärmer und die „Kleinen“ waren der Meinung, dass man auf den „Papi“ nicht hören müsse. Nur die Fee war drin – und hatte nicht nur die Wärme, sondern auch alles Futter. Das Schicksal wollte es, dass ich erst um 21 Uhr zurück kam. Ja, da saßen dann meine drei Maunzel auf dem Hof und stimmten den Chor der Klageweiber an. Und auch, wenn oben das restliche Futter schon etwas angetrocknet war – das hat geschmeckt. Und danach wollten sie weder am Abend noch am nächsten Morgen raus…

Mein ganzer Stolz ist meine recht umfangreiche Bibliothek, die sich über mehrere Zimmer verteilt. Das sind überwiegend Sachbücher über Historie, Mystik und Esoterik. Und auch die inzwischen mächtig angewachsene DVD-Filmsammlung kann sich langsam sehen lassen. Das Keyboard ist immer aufgebaut, weil man ja zwischendurch auch immer mal üben muss. Und beim nächsten Fest auf dem Dorfplatz gibt’s wieder „Country-Music“ mit „Mountain-Mike“. Nur die Gitarre und das Banjo habe ich lange nicht mehr in der Hand gehabt.

Ein Einbruch bei mir ist nicht zu empfehlen, weil überall in der Wohnung meine Schwerter und sonstige Hieb- und Stichwaffen verstreut sind. Auf einem bestimmten Platz im Regal, den die Anja, die gelegentlich sich ihr Taschengeld aufbessert, indem sie in meiner Wohnung „Rein Schiff“ macht, nicht anrühren darf, liegen meine Runen und alles, was damit zusammen hängt. Aber Runenberatung mache ich nur für Leute, die ich gut kenne, weil ich dafür keine Bezahlung nehme.

Zur „Freude“ von Anja, die alles abstauben darf, werden die „Beutestücke“ in meinen Regalen, die ich so von meinen Reisen mitgebracht habe, immer zahlreicher. Die letzten Artefakte habe ich im Dezember 2007 aus Indien mitgebracht. Eine dreiwöchige Rundreise durch Rajasthan. Aber auch sonst bin ich ganz gut rumgekommen, wie man irgendwann sicher noch lesen wird. Vor Indien war ich in China und davor im Westen der USA. Eine Löwensafari in Kenia habe ich als nächstes vor. Und eine Reise über Thailand in die Dschungelstadt Angkor ist noch auf dem Programm. Nur – da muss erst mal das liebe Geld für verdient werden.

Im Allgemeinen lebe ich sehr zurück gezogen und pflege derzeit nicht allzu viel Kontakt zur Schreibe-Szene. Mit Hubert Straßl, manchen Leuten besser bekannt als Hugh Walker, habe ich einmal im Jahr ein Treffen. Schließlich bin ich bei FOLLOW im Clan der Löwen – aber auch so haben Hubert und ich in Sachen Fantasy und Horror die gleiche Wellenlänge. In den tiefsten Gründen unserer Schubladen liegen so einige Ideen, die Hubert und ich zusammen geschmiedet haben und auch ganz gern ausarbeiten würden – aber für so was besteht derzeit bei den Verlagen kein Bedarf. Also, warum sich Gedanken um die Feinheiten machen. Wenn Bedarf da ist, mache ich drei Tage Urlaub im Bayerischen Wald – dann steht die Sache…

Ja, und weil ich von Amts wegen die Circus-Gastspiele in Kassel organisiere, habe ich da meinen alten Kindertraum, Circus-Direktor und Dompteur zu werden, etwas realisiert. Ich bin nicht nur bei der Gesellschaft der Circus-Freunde, sondern auch mit einigen Leuten aus der Branche recht gut befreundet. Hauptsächlichnatürlich mit Leuten, die mit Tieren, möglichst mit Raubkatzen, zusammen arbeiten. Es ist schon ein faszinierendes Gefühl, einem Tiger ohne Gitter gegenüber zu stehen. Und es ist toll, wenn die Katze auf Kommando reagiert und steigt – selbstverständlich während der Vorstellung.

Im Dezember 2008 steige ich voll mit ins Programm des Familien-Circus „Lieberum“ mit ein. Die gastieren in Kassel und wir sind seit Jahren gut befreundet. Ich soll die Kamele vorführen, dazu gibt es dann noch eine Clowneske. Die Lieberums brauchen nach den vielen Jahren mal ein neues Gesicht in der Manege – aber Artisten im Engagement kosten Geld. Und einer meiner Kinderträume war es, im Circus dabei zu sein. Weil das nun nichts geworden ist, holen wir das im Alter nach, wenn auch nur für einige Wochen. Vielleicht gibt’s ja einige Bilder im Zauberspiegel…ein Kamel zwischen Kamelen…

Ja, und ich kann mit Fug und Recht behaupten, einen Tiger geküsst und einen Löwen im Arm gehalten zu haben. Ansonsten gäbe es nicht nur manches Stücklein mit Tigern, sondern auch mit Elefanten, Kamelen, Krokodilen und sonstigen Exoten zu erzählen. Und von dem Hai, den ich im Aquarium von San Francisco gestreichelt habe, ganz zu schweigen. Und in Indien waren es Kobras…

Übrigens schreibe ich gerade als Ghost-Writer für den Tierlehrer Dominik Fischer vom Circus „Renè und Patrizia Althoff“ ein Buch über seine den Circus und seine Tiger. Mit Dominik war ich das erste Mal im Käfig – habe damals meine „Chatten-Saga“ vorgestellt. Ja, und wenn das Buch mit dem Arbeitstitel „Das Lächeln des Tigers“ fertig ist, dann wird es natürlich auch gemeinsam im Käfig vorgestellt. Und ganz gewiss werde ich „Laila“ wieder steigen lassen.

Die Tigerin, der Dominik in der Vorstellung das Fläschchen gibt, ist übrigens mein Patenkind, das ich „Sina“ genannt habe. Aber Dominiks Mutter, die die kleine Katze bis zum Alter von 7 Monaten im Wohnwagen hatte, hat sie immer nur „Püppchen“ genannt. Ja, und nun hört die Katze eben auf „Püppchen“. Nebenher führt sein Bruder Michael die Löwen vor. Und den gefährlichsten Löwen im Käfig, Bingo heißt er, den habe ich auf meiner Visitenkarte auf dem Arm. Mit ihm und seinem Bruder Prinz habe ich, als die 6 Monate alt waren, gespielt wie mit kleinen Hunden. Ja, es lohnt sich, mal wieder in den Circus zu gehen. Vielleicht bin ich ja dann gerade im Käfig…

Sehr vieles von dem, was ich schreibe, habe ich persönlich erlebt und gesehen. Verlasst euch drauf, es wird noch vieles zu erzählen – und für euch zu lesen geben….

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