Aufbruch und Umbruch


So viel war im Zyklus zuvor in kaum einem Heft geschehen. Und vor allem war die Geschichte an sich mit dem Heft abgeschlossen. Der Planet war zerstört, Frost hatte die Sternenfaust verlassen, Taglieri einen neuen Attaché. Kurz: Genau die richtige Mischung aus Handlungssträngen, die noch fortgeführt werden müssen (Frosts Krankheit) unf Geschichten, die erzählt werden (Tragödie auf Hegel III).

Auch die Geschichte des zweiten Bandes wurde noch im selben Heft beendet. Und: Dadurch dass es keine Rahmenhandlung gab, die seit Heften auf einen Fortschritt wartete, konnte man die Stand-Alone-Geschichte auch richtig genießen.

Das Heft von Michelle Stern baut dabei auf eine alte Stärke der Serie auf: Mehrere Handlungsebenen. Im Gegensatz zu anderen Serien, die meist lineare Geschichten erzählen, spielten Sternenfaust-Romane häufiger schon an den verschiedensten Orten. Das Urteil des Raisa bringt dem Leser Ereignisse auf Kridan, dem Heimatplaneten der J'ebeem und der Erde näher. Das sorgt für ein großes Maß an Dynamik und Spannung.
Nebenbei befinden sich die Menschen zum ersten Mal seit der Invasion der Morax wieder in richtigen, konsequenten Kampfhandlungen mit einem anderen Sternenvolk. Ausgang ungewiss.
Dennoch ist auch dieses Heft zum Großteil in sich abgeschlossen. Denn die Haupthandlungsstränge, das Bündnis mit den J'ebeem und die diplomatische Delegation auf Kridan, werden beide abgeschlossen. Auch hier ist wieder das richtige Maß zwischen abgeschlossener Geschichte und Cliffhangar getroffen worden.
Denn scheinbar wird der Raisa der Kridan von einer anderen Macht beherrscht. Das sorgt noch für eine kleine Tragödie unter den Kridan selbst. Insgesamt fällt auf, dass auch die Kridan sehr gut dargestellt sind. So ist zum Beispiel das Schicksal des Friedenspriesters Satren-Nor noch lange nicht besiegelt.


Dana ist eigentlich eine Genetikerin und wurde schon vor ihrer Geburt genetisch verändert. Sie wusste ihr Leben lang nichts davon, doch ihre Krankheit ist dafür ein Zeichen. Denn zur Zeit werden die am stärksten manipulierten Menschen auf den Genetiker-Welten von dieser Krankheit befallen. Eine Heilung gibt es noch nicht. Als sie für eine Diagnose auf die Genetiker-Welten fliegt, wird sie dort festgehalten. Mithilfe eines kleinen Jungen, der durch genetische Veränderungen enorme telepathische Fähigkeiten hat, kann sie fliehen. Zum Schluss macht sie sich mit anderen Genetikern auf die Suche nach dem Auge des Universum. Denn die Entität, die kurz vor dem Band 100 Frosts ehemaligen Lebensgefährten Yngvar MacShane in sich aufgenommen hat, gibt ihr den Rat, dort nach einer Heilung für die Krankheit zu suchen.
In Die Wahrhet über Dana Frost wird also auch endlich ein Stück aus Danas Zeit zwischen den Heften 99 und 100 verarbeitet. Denn leider wurde nach dem Zeitsprung von 15 Jahren nie darauf eingegangen, was Dana eigentlich in der ganzen Zeit gemacht hat. Zwar erfährt man auch im vorliegenden Heft nicht viel neues, doch immerhin weiß man nun, dass sie in der Zeit mit der Erinnerung an MacShane zu kämpfen hatte und zwischenzeitlich allerdings auch noch eine andere Schwärmerei hatte.
Allerdings ist die Erkenntnis, dass Dana eine Genetikerin ist, mit wenig Erklärungen verbunden. Wenn nur die modernsten, hoch entwickelsten Genetiker, die Krankheit bekommen, wie kann dann Dana Frost sie haben? Denn sie ist ja schon vor 40 Jahren zur Genetikerin gemacht worden. In der Zwischenzeit müsste sie doch unglaublich veraltet sein.
Außerdem ist noch lange nicht geklärt, warum sie eine Genetikerin ist. Wollten ihre Eltern das? Sind ihre Eltern überhaupt ihre Eltern?
Und vor allem, wo wurde sie denn verändert? Denn vor 40 Jahren waren die Genetikerwelten ja noch ein Teil der Solaren Welten und weitaus harmloser als zur Zeit. Aber so wie der Zyklus bisher läuft, kann man eigentlich zuversichtlich sein, demnächst auch auf diese Fragen Antworten zu erhalten.
Nebenbei wird in wieder auf eine andere Figur eingegangen: Nickie Berger hat wohl irgendetwas mit der Krankheit zu tun. Die Böse aus dem Weihnachtsvierteiler, deren Motive noch nicht endgültig geklärt sind, wird also auch im neuen Zyklus eine Rolle spielen. Ein eindeutiges Zeichen, dass Kontinuität wirklich groß geschrieben wird.
Mit der Suche Dana Frosts nach einer Heilung für die Krankheit wird auf geschickte Art und Weise ein Nebenschauplatz zu der Kridan-Handlung eingerichtet. Und auch hier gilt: An sich ist das Heft abgeschlossen. Denn Dana konnte von den Genetiker-Welten fliehen und mit den Genetikern sogar wieder Frieden schließen. Gleichzeitig ist das Heft nicht abgeschlossen, denn Dana geht ja jetzt auf große Reise.
Die Hefte des Erzengel-Zyklus haben bis jetzt also einige Gemeinsamkeiten:
Insgesamt entsteht dadurch der Eindruck, dass ein einzelnes Heft wieder mehr Inhalt hat. Denn es werden nicht mehr nur kleine Stückchen für die Haupthandlung produziert, sondern hauptsächlich spannende 64-seitige (oder beim kommenden Zweiteiler eben 128-seitige) Geschichten erzählt.
Und genau das ist es doch, was man von einem Heftroman erwartet.
Sternenfaust macht zur Zeit so viel Spaß, wie schon lange nicht mehr.