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Aufbruch und Umbruch

SternengeflüsterAufbruch und Umbruch

Nach dem grandiosen Weihnachtsvierteiler begann mit der Nummer 130 ein neuer Sternenfaust-Zyklus. Mittlerweile ist der neue Zyklus, der den mystischen Namen „Erzengel“ erhalten hat, schon fünf Hefte „alt“. Dieser Anfang zeigt, dass sich Sternenfaust in einigen Punkten wieder vom Kurs des letzten Zyklus verabschiedet.

Der vorherige „Basiru-Aluun“-Zyklus war extrem geradlinig. Eine Story über übermächtige Aliens beherrschte beinahe alle Hefte. Dabei waren die Puzzleteile, die pro Heft enthüllt wurden, so klein, dass man sie kaum erkennen konnte. Das führte dazu, dass nach einer Weile sogar gute Einzelromane ärgerlich wurden, weil man einfach endlich mal wissen wollte, was es denn mit der Rahmenhandlung nun auf sich hat.


Im „Erzengel“-Zyklus scheint das anders abzulaufen. Alle bisherigen Hefte erzählten eigentlich in sich geschlossene Geschichten.

Inferno auf Hegel 3Mit Inferno auf Hegel III begann der neue Zyklus. Schnell wurde der neue Stil des Zyklus deutlich. Ein wissenschaftliches Experiment auf Hegel III scheiterte, der Planet explodierte. Bei Dana Frost stellte man eine tödliche Krankheit fest, die sich nicht heilen ließ. Sie rettete daraufhin zwei Piloten vor dem gescheiterten Experiment und verließ das Star Corps, während die Sternenfaust gleichzeitig alles versuchte, um möglichst viele Bewohner von Hegel III zu retten.

So viel war im Zyklus zuvor in kaum einem Heft geschehen. Und vor allem war die Geschichte an sich mit dem Heft abgeschlossen. Der Planet war zerstört, Frost hatte die Sternenfaust verlassen, Taglieri einen neuen Attaché. Kurz: Genau die richtige Mischung aus Handlungssträngen, die noch fortgeführt werden müssen (Frosts Krankheit) unf Geschichten, die erzählt werden (Tragödie auf Hegel III).

Tot und vergessenWer sich wunderte, warum der ehemalige Christophorer Izanagi Narada auf einmal auf der Sternenfaust war, musste diesmal nicht lange auf eine Erklärung warten. Gleich im nächsten Heft Tod und vergessen konnte er eindrucksvoll unter Beweis stellen, warum er auf der Sternenfaust gebraucht wird. In diesem Einzelroman rettet der junge Mönch mal eben im Alleingang die Sternenfaust. Die Idee, dass ein Alien die Crew entführt, ist zwar nicht besonders kreativ, die Umsetzung war dafür sehr gelungen. Zumal auch die Erdanaar bemüht wurden. Dieses Volk war im vorherigen Zyklus zwar extrem blaß, ihre Auftreten in diesem Heft zeigte jedoch, dass man sich auch um Kontinuität bemühen möchte. Die Ereignisse des vorherigen Zyklus sind also bei weitem nicht vergessen.

Auch die Geschichte des zweiten Bandes wurde noch im selben Heft beendet. Und: Dadurch dass es keine Rahmenhandlung gab, die seit Heften auf einen Fortschritt wartete, konnte man die „Stand-Alone“-Geschichte auch richtig genießen.

Das Urteil des RaisaMit Das Urteil des Raisa kam dann richtig Bewegung in den Zyklus. Die Kridan, ein Volk, dass mit den Menschen bereits zwei grausame Kriege geführt hat, beobachten die Forschungen der Menschen seit jeher mit großer Skepsis. Für sie sind die Versuche mit den Hinterlassenschaften der Toten Götter eine Gotteslästerung. Die Explosion auf Hegel III hat das Faß eigentlich zum Überlaufen gebracht. Für die Kridan ist klar: Die Menschen ziehen den Zorn Gottes auf sich. Als die Menschen dann ein Bündnis mit den J'Ebeem verhandeln, handelt der Raisa der Kridan. Er erklärt den Menschen den Krieg.

Das Heft von Michelle Stern baut dabei auf eine alte Stärke der Serie auf: Mehrere Handlungsebenen. Im Gegensatz zu anderen Serien, die meist lineare Geschichten erzählen, spielten Sternenfaust-Romane häufiger schon an den verschiedensten Orten. „Das Urteil des Raisa“ bringt dem Leser Ereignisse auf Kridan, dem Heimatplaneten der J'ebeem und der Erde näher. Das sorgt für ein großes Maß an Dynamik und Spannung.

Nebenbei befinden sich die Menschen zum ersten Mal seit der Invasion der Morax wieder in richtigen, konsequenten Kampfhandlungen mit einem anderen Sternenvolk. Ausgang ungewiss.
Dennoch ist auch dieses Heft zum Großteil in sich abgeschlossen. Denn die Haupthandlungsstränge, das Bündnis mit den J'ebeem und die diplomatische Delegation auf Kridan, werden beide abgeschlossen. Auch hier ist wieder das richtige Maß zwischen abgeschlossener Geschichte und Cliffhangar getroffen worden.

Denn scheinbar wird der Raisa der Kridan von einer anderen Macht beherrscht. Das sorgt noch für eine kleine Tragödie unter den Kridan selbst. Insgesamt fällt auf, dass auch die Kridan sehr gut dargestellt sind. So ist zum Beispiel das Schicksal des Friedenspriesters Satren-Nor noch lange nicht besiegelt.

Kampf um Lor Els AugeLange musste man nicht auf die Auswirkungen dieses Krieges warten. Gleich im nächsten Heft ging der Krieg schon in die heiße Phase. In der 133 wird der Kampf um Lor Els Auge geschildert. Mit einer Überraschungsaktion versuchen die Kridan, die Raumstation in der Nähe des Wurmloches nach Transalpha zu erobern und in die Luft zu sprengen. Mit der Aktion hoffen sie, dass Wurmloch ausschalten zu können. Auf der Raumstation befindet sich auch die Besatzung von Harry Chang und Savanna Dionga, der Freundin Admiral Taglieris. „Kampf um Lor Els Auge“ ist dabei ein sehr gewalttätgier Roman, denn die Kridan gehen nicht gerade zimperlich mit ihren Gefangenen um. Trotzdem oder gerade deswegen wirkt der Kampf um die Raumstation äußerst realistisch, die Grausamkeit des kommenden Krieges lässt sich bereits erahnen. Aber auch hier gilt wieder: Die Station wird wieder in einem Heft zurückerobert, die Kridan werden zurückgeschlagen. Dafür ist dem Leser die Gefahr, die durch die Kridan ausgeht, auf einmal äußerst deutlich.

Die Wahrheit über Dana FrostDas neueste Heft des Zyklus wartet dann mit einem echten Kracher auf. Vier Hefte nach der Feststellung Danas Krankheit, fragte man sich schon langsam, was mit dem ehemaligen Kapitän der Sternenfaust passiert war. Dass die Wahrheit über Dana Frost aber gleich so extrem ausfallen würde, war nicht abzusehen.

Dana ist eigentlich eine Genetikerin und wurde schon vor ihrer Geburt genetisch verändert. Sie wusste ihr Leben lang nichts davon, doch ihre Krankheit ist dafür ein Zeichen. Denn zur Zeit werden die am stärksten manipulierten Menschen auf den Genetiker-Welten von dieser Krankheit befallen. Eine Heilung gibt es noch nicht. Als sie für eine Diagnose auf die Genetiker-Welten fliegt, wird sie dort festgehalten. Mithilfe eines kleinen Jungen, der durch genetische Veränderungen enorme telepathische Fähigkeiten hat, kann sie fliehen. Zum Schluss macht sie sich mit anderen Genetikern auf die Suche nach dem „Auge des Universum“. Denn die Entität, die kurz vor dem Band 100 Frosts ehemaligen Lebensgefährten Yngvar MacShane in sich aufgenommen hat, gibt ihr den Rat, dort nach einer Heilung für die Krankheit zu suchen.

In „Die Wahrhet über Dana Frost“ wird also auch endlich ein Stück aus Danas Zeit zwischen den Heften 99 und 100 verarbeitet. Denn leider wurde nach dem Zeitsprung von 15 Jahren nie darauf eingegangen, was Dana eigentlich in der ganzen Zeit gemacht hat. Zwar erfährt man auch im vorliegenden Heft nicht viel neues, doch immerhin weiß man nun, dass sie in der Zeit mit der Erinnerung an MacShane zu kämpfen hatte und zwischenzeitlich allerdings auch noch eine andere Schwärmerei hatte.

Allerdings ist die Erkenntnis, dass Dana eine Genetikerin ist, mit wenig Erklärungen verbunden. Wenn nur die modernsten, hoch entwickelsten Genetiker, die Krankheit bekommen, wie kann dann Dana Frost sie haben? Denn sie ist ja schon vor 40 Jahren zur Genetikerin gemacht worden. In der Zwischenzeit müsste sie doch unglaublich veraltet sein.
Außerdem ist noch lange nicht geklärt, warum sie eine Genetikerin ist. Wollten ihre Eltern das? Sind ihre Eltern überhaupt ihre Eltern?
Und vor allem, wo wurde sie denn verändert? Denn vor 40 Jahren waren die Genetikerwelten ja noch ein Teil der Solaren Welten und weitaus harmloser als zur Zeit. Aber so wie der Zyklus bisher läuft, kann man eigentlich zuversichtlich sein, demnächst auch auf diese Fragen Antworten zu erhalten.

Nebenbei wird in wieder auf eine andere Figur eingegangen: Nickie Berger hat wohl irgendetwas mit der Krankheit zu tun. Die Böse aus dem Weihnachtsvierteiler, deren Motive noch nicht endgültig geklärt sind, wird also auch im neuen Zyklus eine Rolle spielen. Ein eindeutiges Zeichen, dass Kontinuität wirklich groß geschrieben wird.

Mit der Suche Dana Frosts nach einer Heilung für die Krankheit wird auf geschickte Art und Weise ein Nebenschauplatz zu der Kridan-Handlung eingerichtet. Und auch hier gilt: An sich ist das Heft abgeschlossen. Denn Dana konnte von den Genetiker-Welten fliehen und mit den Genetikern sogar wieder Frieden schließen. Gleichzeitig ist das Heft nicht abgeschlossen, denn Dana geht ja jetzt auf große Reise.

Die Hefte des „Erzengel“-Zyklus haben bis jetzt also einige Gemeinsamkeiten:
  • sie erzählen alle hauptsächlich abgeschlossene Geschichten
  • sie tragen alle ein kleines Stück zur Haupthandlung bei
  • es werden wieder richtige Geschichten erzählt und nicht „nur“ Expeditionen, Unterhaltungen und Begegnungen mit mysteriösen übermächtigen Aliens
  • es wird wieder mehr Wert auf Charaktere gelegt (anstatt dass die Sternenfaust-Crew mal zehn Hefte kaum vorkommt, wird jetzt mal auf Narada, mal auf Taglieri und mal auf Frost der Fokus gelegt)

Insgesamt entsteht dadurch der Eindruck, dass ein einzelnes Heft wieder mehr „Inhalt“ hat. Denn es werden nicht mehr nur „kleine Stückchen“ für die Haupthandlung produziert, sondern hauptsächlich spannende 64-seitige (oder beim kommenden Zweiteiler eben 128-seitige) Geschichten erzählt.

Und genau das ist es doch, was man von einem Heftroman erwartet.

Sternenfaust macht zur Zeit so viel Spaß, wie schon lange nicht mehr.

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