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Die Sache mit der Diplomatie - Start der zweiten Trilogie

Flieg, IkarusDie Sache mit der Diplomatie
Start der zweiten Trilogie

Dirk van den Boom hat vor einiger Zeit mit Eobal eine Serie um den Diplomaten Casimir Daxxel gestartet.

Trotz des eher mäßigen Erfolges scheint er Gefallen an dem Thema gefunden zu haben.

Jedenfalls spielt auch in seinem neuen Dreiteiler  bei Rettungskreuzer Ikarus wieder ein Diplomat eine Hauptrolle.


1Botschafter Boldin vertritt die Interessen des mächtigen Multimperiums.

"Die Schläge der jüngsten Vergangenheit -Outsider, Wanderlust- hatten ihre Spuren hinterlassen. Die unbeugsame Arroganz des Multimperiums hatte Risse bekommen. Boldwin war so ein Riss in personifizierter Form. ... war seit zwölf Jahren Major-Diplomat und seitdem beständig bei Beförderungen übergangen worden. Zu gut, um ihn auf den Schreibtischposten zu versetzen, den er sich wünschte. Zu kritisch, als dass man ihn auf eine sensible Stelle befördern könnte."

(S.19) 

Mehr noch als die Außerirdischen, wie momentan die Chiroken, hochgewachsene Lebewesen, die wie wandelnde Äste aussehen, machen ihm die eigenen Vorgesetzten mit ihrer Ignoranz und Unfähigkeit zu schaffen. Aktuell führt ihn seine Mission nach Talith, das zwischen dem Multimperium und der Chirokischen Föderation liegt. Beide Mächte wetteifern darum, dort einen Flottenstützpunkt zu errichten, wobei Boldins chirokischer Gegenspieler schon länger vorort ist. Dazu kommt, dass es ein akutes medizinisches Problem auf dem Planeten gibt. Das ist der Punkt, an dem die Ikarus ins Spiel kommt. Doktor Anande soll auf Talith aktiv werden. Captain Sentenza ist aber klar, dass dieser Einsatz dem Raumcorps gerade recht kommt, um dort als "Neutraler" das Tor für seine eigenen Handelsinteressen weit aufzustoßen.

Die Talithi sind ein uraltes Volk, das schon zu Zeiten des ersten Imperiums Raumfahrt betrieben hatte. Irgendwann hat man dann jedoch das Interesse an der Galaxis weitgehend verloren, das eigene Sternenreich aufgegeben und sich auf den Heimatplaneten zurückgezogen. Niemand weiß jedoch über welche uralten Machtmittel dieses Volk noch immer verfügt, so dass die galaktischen Mächte bisher vor einer einfachen militärischen Besetzung zurück geschreckt sind. Dazu kommt, dass es unter den Talithi drei Geschlechter gibt: Männer, Frauen und Neutren. Niemand weiß genau, welche Rolle letztere eigentlich spielen, zur Fortpflanzung werden sie jedenfalls anscheinend nicht benötigt.

Interessant ist, wie van den Boom mit den Protagonisten umgeht. Breiten Raum nehmen die Schilderungen um Botschafter Boldwin ein, aber auch Captain Sentenza spielt eine Hauptrolle. Doktor Anande und der Pentakka Thorpa haben immerhin ihren Auftritt und leisten ein Beitrag zur Erfüllung des Auftrags der Ikarus. Sonja DiMersi bleibt dagegen ebenso wie Trooid dezent im Hintergrund der eigentlichen Handlung. Wanderveen und An'ta werden zwar irgendwo einmal erwähnt, spielen aber ansonsten gar keine Rolle.

Der Auftaktband für den neuen Dreiteiler ist wieder ein echter "van den Boom".  Ich habe den Eindruck, dass der Autor an etlichen Stellen den Hauptfiguren autobiografische Züge verliehen hat. Beispiel gefällig? "Boldin, der trotz seiner scheinbaren Durchschnittlichkeit schon zahlreiche Missionen erfolgreich absolviert hatte, die ihn in ausgesprochen exotische Winkel der bekannten Galaxis geführt und ihn mit im wahrsten Sinne des Wortes fremden Zivilisationen in Kontakt gebracht hatten, war immer darum bemüht gewesen, sich die Fähigkeit des Staunens und der Faszination zu bewahren." (S.26f) Wie dem auch sei, jedenfalls würde man den Roman ohne weiteres dem Autoren zuordnen können, selbst wenn der Verlag einmal den Namen auf dem Titel weglassen sollte. Geboten werden solide spannende Unterhaltung, ironische Spitzen und eine abgeklärte, illusionslose Sicht auf die Welt.

Im Prinzip werden in diesem Roman (nur?) die Grundlagen gelegt für die beiden Folgebände. Die Protagonisten und der Schauplatz werden vorgestellt und die verworrene Gemengelage bei den Interessen der Beteiligten angerissen. Passiert ist eigentlich noch nichts. Es scheint als wenn van den Booms Trilogie eher wie ein Roman aufgebaut ist, der in drei Teilen ausgeliefert wird. Mal sehen, ob ich damit richtig liege.

1Die Trilogien sollten ja ursprünglich eine kontinuierliche Erscheinungsweise der Serie gewährleisten und den Chefautoren Dirk van den Boom von Exposéaufgaben entlasten.  Die zuverlässige Erscheinungsweise ist bisher tatsächlich eingetreten, aber bei der Entlastung van den Booms darf man wohl doch ein Fragezeichen setzen. Auf seiner Homepage erfährt man jedenfalls, dass er sich bereits mit dem nächsten Ikarusdreiteiler beschäftigt, weil von seinen Autorenkollegen bisher noch nicht viel zu vermelden ist. Martin Kay teilt denn auch auf seiner Seite zum Jahreswechsel mit, dass er bisher nicht dazu gekommen ist, an seiner angekündigten Trilogie zu schreiben. Also werden wir unter Umständen sechs Mal Ikarus aus der Feder van den Booms hintereinander lesen dürfen.

In der zweiten Auflage ist inzwischen auch Band 16 "Ansarek" erschienen. Hier beschreibt Irene Salzmann die weiteren Abenteuer des Schmugglers Jason Knight und der Telepathin Shilla im Nexoversum. Die zweite Auflage läuft also auch über Band 15 hinaus. Auf den nächsten Sonderband mit Kurzgeschichten aus dem Ikarus-Universum warten wir dagegen weiterhin.

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