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Spielball der Nationen - »Hotel Sahara«

Hotel SaharaSpielball der Nationen
»Hotel Sahara«

1951 war Sir Peter Ustinov gerade noch dabei, sich international einen Namen zu machen. Seinen Golden Globe für „Quo Vadis“ sollte er wenige Monate später in Empfang nehmen, was seiner Karriere einen gewaltigen Schub versetzte und ihm im weiteren Verlauf auch noch zwei Oscars einbringen sollte. In Ken Annakins „Hotel Sahara“ bekleidete er nichtsdestotrotz bereits die Hauptrolle, was den Film auch heute noch sehenswert macht.

Hotel SaharaKen Annakin (1914-2009) war zu jener Zeit selbst noch ein kleiner britischer Komödienregisseur, der sich mit Filmen wie „Viel Vergnügen“ und „Miranda“ erste Meriten verdient hatte. Nachdem er in den folgenden Jahren mit überaus erfolgreichen Starkomödien wie „Drei Mann in einem Boot“ oder „So ein Gauner hat’s nicht leicht“ weiter beim britischen Publikum punkten konnte, übertrug man ihm alsbald größere Projekte. Mit stargespickten Großproduktionen wie „Der längste Tag“ und „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ eroberte sich Annakin schließlich auch international eine Position als Spitzenkraft, die mit üppigen Budgets umgehen und daraus großes Kino zaubern konnte. Bei „Hotel Sahara“ musste Ken Annakin freilich mit einem deutlich geringeren Etat auskommen, denn der in der afrikanischen Wüste angesiedelte Film entstand ausschließlich in den englischen Pinewood-Studios, was man dem Ergebnis zwar recht deutlich ansehen kann, den Unterhaltungswert aber nicht weiter beeinflusst.

Hotel SaharaImad (Sir Peter Ustinov) ist der Besitzer des „Hotel Sahara“, das an einer Oase inmitten der Wüste liegt und von internationalen Gästen frequentiert wird. Doch im Jahr 1940 breitet sich der Zweite Weltkrieg schließlich auch auf Nordafrika aus, was das Schicksal Imads beeinflussen wird. Als die italienischen Besatzer anrücken, fliehen Imads Gäste, und auch er selbst würde am liebsten das Weite suchen. Doch seine Verlobte Jasmin (Yvonne de Carlo) und deren Mutter (Mireille Perrey) überreden Imad, gemeinsam im Hotel die Stellung zu halten, damit dieses nicht den Feinden in die Hände fällt. Nicht lange, nachdem die Italiener die Vorzüge des Luxuslebens in der Wüste in Imads Hotel genossen haben, werden sie von den anrückenden Engländern in die Flucht geschlagen. Als diese gerade in Verhandlungen mit den arabischen Wüstenstämmen treten wollen, nähert sich eine weitere Besatzungsmacht – die Deutschen. Auch deren Kommandant, Leutnant von Heilicke (Albert Lieven), genießt das süße Leben und die charmante Bewirtung durch Jasmin, bis am Horizont ein weiterer Trupp auf das „Hotel Sahara“ vorrückt – dieses Mal sind es die Franzosen…

Hotel SaharaEs ist schon erstaunlich, mit welcher Unbekümmertheit man sich hier gerade mal sechs Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Nationen beschäftigt hat. „Hotel Sahara“ funktioniert auf weite Strecken wie eine Boulevardkomödie vor historischem Hintergrund. Ähnlich wie in vielen Theaterstücken, in denen Türen auf- und zugehen und handelnde Personen sich nur knapp gegenseitig verpassen, verhält es sich hier mit den unterschiedlichen Kriegsgegnern, die alle das Hotel an der Oase für sich beanspruchen wollen, aber direkt beim Einmarsch der feindlichen Mächte den Schwanz einziehen und durch die Hintertür verschwinden. Trotz des ernsten Hintergrunds ist diese ausgelassene Besatzerfarce insgesamt doch recht harmlos geraten. Ihren größten Reiz erhält sie (damals wie heute) durch das herrlich pointierte Spiel Sir Peter Ustinovs, die hübsche Yvonne de Carlo, die auch zwei Lieder singen darf, sowie die gelungene Besetzung der Nebenrollen durch talentierte und beliebte Charakterdarsteller (Ferdy Mayne, David Tomlinson und Bill Owen). Die DVD-Erstveröffentlichung des Films, die am 31. Mai 2019 erscheint, präsentiert uns diesen im Vollbildformat in Schwarz-Weiß (1,37:1, von einem in 2K restaurierten Master gezogen) in exzellenter Qualität. Der Ton liegt auf Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0 Stereo vor, eine kürzere Passage, die seinerzeit für die deutsche Auswertung geschnitten wurde, ist hier nun im Original mit deutschen Untertiteln zu sehen. Als Extra hat man der DVD einen verkleinerten Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“ (Nr. 1290) zum Film als Booklet beigefügt, das neben etlichen Fotos und einer Inhaltsangabe in seinen Credits auch die deutschen Synchronsprecherangaben enthält.

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