Bruce J. Hawker - Band 6: Die Henker der Nacht
Bruce J. Hawker
Band 6: Die Henker der Nacht
In London entführt die geheime Organisation „Die Henker der Nacht“ wohlhabende Bürger und versucht, ein Lösegeld zu erpressen. Bruce J. Hawkers Vater gerät in einer dunklen Nacht in die Fänge der Schurken und diese verlangen für dessen Freilassung eine hohe Summe.
Hawker und seine Mutter sind notfalls bereit das Lösegeld zu bezahlen, aber der junge Kapitänleutnant nimmt zusammen mit seinen Freunden Lund und Reeves die Verfolgung der Gruppe auf. Als Hawker eine Spur der Entführer findet, tritt Angie Mc Cloud in Erscheinung, die er noch aus Jugendzeiten kennt. Angie ist ebenfalls auf der Suche nach den Henkern der Nacht und unterstützt Hawker in seinen Bemühungen, seinen Vater zu finden. Von ihr erfährt er zudem, dass der Anführer der Entführer der ominöse Sir John ist, der nur maskiert in Erscheinung tritt.
Tatsächlich gelingt es Hawker, das Versteck der Henker ausfindig zu machen und sich unerkannt unter die Bande zu mischen. Gerade kann er noch die Hinrichtung seines Vaters verhindern, denn die Henker wollen zwar ein Lösegeld kassieren, ihre Opfer aber auch hinrichten. Hawker gibt sich zu erkennen und verspricht, das Lösegeld zu besorgen, sollten sie von der Ermordung seines Vaters abhalten. Angie gelangt ebenfalls in die Fänge der Henker und wird zu den anderen Geiseln gesperrt.
William Vance und Andre-Paul Duchateau beginnen mit diesem Band einen neuen Zyklus, der so seine Schwächen hat. Erzählt wird eine Kriminalgeschichte aus dem 19. Jahrhundert, die in den Straßen Londons spielt. Bruce J. Hawker war als Seefahrerserie gestartet, wovon nun nichts mehr zu bemerken ist. Die beiden erzählen eine einfache Entführungsgeschichte, ohne sich auf die Stärken der Reihe zu besinnen. Nun ließe sich ohne Weiteres eine spannende Geschichte in den Straßen Londons erzählen, aber irgendwie mag der Funke nicht überspringen. Das mag an den eindimensionalen Charakteren liegen und der lieblosen Art, wie die Handlung vorhersehbar vor sich hindümpelt. Außerdem besticht die Handlung durch einige Logik- und Anschlussfehler.
Angie Mc Cloud ist auf der Suche nach den Henkern. Sie berichtet Hawker, die Schurken hätten einen ihrer Freunde ermordet. Da Angie offenkundig nicht aus der wohlhabenden oberen Schicht entstammt, wäre ein Interesse Hawkers folgerichtig gewesen, um welchen Freund es sich denn handeln könnte. So übergeht Hawker diese Information. Reeves erfährt mitten in der Geschichte, wen die Henker als nächstes entführen wollen. Woher weiß er das eigentlich? Angie hat Kontakt zu Spitzbart, einem Obdachlosen, der die Ratten der Stadt kontrollieren und auf seine Gegner hetzen kann. Er hatte bereits einen kurzen Auftritt im dritten Band der Serie. Warum kann er die Ratten kontrollieren? Wie macht er das? Welche Funktion hat er überhaupt in der Geschichte? Er hat nur einen kurzen Auftritt und verschwindet dann wieder.
Einzig kleiner Lichtblick dieses Albums sind die Zeichnungen von Vance, die nicht gänzlich überzeugen wollen. Die Charaktere und Layouts sind wieder großartig und detailliert gestaltet. Die Hintergründe in den Zeichnungen sind leer gehalten und fallen durch durchgehende Farbtöne auf. Vielleicht war Vance nebenher mit anderen Comicbänden beschäftigt und legte den Fokus nicht mehr zu sehr auf Bruce J. Hawker.
Das macht alles nicht Lust auf mehr und der Leser wird überlegen, ob er sich den nächsten Band überhaupt noch zulegt. Carlsen hat damals die Zeichen erkannt, vielleicht waren die Verkäufe auch schon rückläufig. Den Abschluss der Geschichte im siebten Band wird der Verlag schon gar nicht mehr veröffentlichen. Der Verlag Kult Editionen wird den treuen Lesern einen Gefallen tun und den abschließenden Band einige Jahre später im Hardcover veröffentlichen
03/2025