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Die bösen Nazis

Schrott auf DVD und BluRayDie bösen Nazis

Was ist ein schlechter Film? Nun, diese Betrachtung ist sehr subjektiv, denn es liegt immer im Empfinden des Zuschauers.

Filme die ich schlecht finde muss ein anderer nicht zwangsläufig auch so ansehen. Für mich sind zum Beispiel die weitaus meisten der heutigen A-Filme schlecht. Da wird es manch einen Leser geben, der nun die Stirn runzelt und ein Fragezeichen über dem Kopf trägt.

Ja ja, die Nazis waren schon ein übles Volk. Sie taten wirklich alles um den Krieg zu gewinnen. Glaubt man diversen Filmen, so benutzten sie auch Zombies, Vampire und Werwölfe, damit sie erfolgreich gegen die Feinde zu Felde ziehen konnten. Immerhin, die Deutschen waren in jenen Zeiten zwar ideologisch verblendet, aber man gesteht ihnen Intelligenz und Phantasie zu. Wie anders wäre es zu erklären, dass nur sie auf tolle Ideen kamen. Dass all diese kruden Machenschaften keinen Erfolg erzielten steht auf einem anderen Blatt.

Es folgt ein erster Überblick, da werden gewiss noch weitere folgen, denn die Jungs unter den Hakenkreuzen sind ein beliebtes Thema in billigen kleinen Filmen. Dieses Mal geht es um eine Zeitreise, einen bösen Geist und so etwas wie Zombies.

The 25th ReichThe 25th Reich (2012)
(The 25th Reich )
Regie: Stephen Amis, mit Jim Knobeloch, Serge de Nardo, Angelo Salamanca, Jak Wyld, Dan Balcaban

Pulp Stories haben sehr oft abgefahrene Ideen, wie man in den Artikeln von Matthias Käther immer wieder nachlesen kann. Dieser Film basiert auf einer solchen aus dem Jahr 1949 von J.J. Solomon namens "50000 Years Until Tomorrow". Natürlich lässt sich die Atmosphäre nicht so einfangen wie es literarisch möglich ist, dennoch ist ein kauziger kleiner Film entstanden. Filmisch betrachtet ist das Ding kompletter Schwachsinn, aber genau das macht dann den Reiz aus und trifft irgendwie doch den durchgeknallten Charakter einer solchen Geschichte.

Nebenbei: Ich kann irgendwie nichts Informatives über Solomon und seine Geschichte finden. Vielleicht kann Matzekaether mir Auskunft geben, ob ich nicht doch auf eine clevere Werbung hereingefallen bin. Bis dahin tue ich so als wäre das Alles Realität.

Im Jahre 1939 wird irgendwo in der australischen Wildnis ein UFO entdeckt, welches den Erkenntnissen nach bereits rund 50000 Jahre dort gestrandet liegt. Ein paar Jahre später werden fünf US-Soldaten auf eine Zeitreise dorthin geschickt, um das intakte Raumschiff zu bergen und damit die Geschichte zu ändern. Ziel ist die Vernichtung des Nazireiches. Zunächst müssen die Männer sich mit ein paar komischen Tieren auseinander setzen, die es heutzutage nicht mehr gibt, auch geraten sie psychologisch in Stresssituationen, da ein Zurück in die Gegenwart nicht sicher ist. Das führt zu Spannungen in der Gruppe. Als sie das Raumfahrzeug finden hintergeht der Befehlshaber seine Männer. In Wahrheit ist er ein getarnter deutscher Offizier. Er dringt in das Raumschiff ein und kehrt damit in seine Zeit zurück. Die Verbliebenen reparieren die sabotierte Zeitmaschine und machen einen Sprung - leider dreihundert Jahre zu weit. Die Nazis haben aufgrund der überlegenen Alientechnologie die Weltherrschaft übernommen. Menschliche Soldaten gibt es nicht mehr, sie wurden in spinnenartige Metallgeschöpfe transformiert. Einer der Männer läuft über und wird zum Spinnensoldaten. Die anderen drei können ihn jedoch vernichten. Kurz darauf entdecken sie eine Raumschiffbasis, von der gerade eine Armada startet. Das Ziel: Gott vom Thron zu stoßen.

Das nenne ich mal eine abgefahrene Geschichte. Nachdem man sich in IRON SKY hemmungslos über die Jungs mit den Hakenkreuzen lustig machen durfte, kam dieser Film für das Billiglabel Great Movies gerade recht, um von dem Kuchen ein bisschen abschneiden zu können. Da wird es eine Menge Leute geben, die den Unterschied nicht verstanden haben. Während IRON SKY ein originärer Stoff ist, beruht dieser Film auf dem Roman von einem Mann, der die Nazizeit selbst mitgemacht hat (Solomon war jüdischer Pole mit homosexueller Veranlagung) und deshalb eine treffende Satire schrieb. Wie weit sich dieser Film mit dem Roman deckt entzieht leider meiner Kenntnis. In jedem Fall wurde dort die Homosexualität ebenfalls thematisiert, was der Film auf recht krasse Art übernommen hat.

Viele Leute dürften sich vor dem Teil gelangweilt haben. Das billige Aussehen und der Wald als einziger Drehort, die etwas schwachen CGI-Effekte (für eine No Budget Produktion wie diese aber doch gelungen) und die Beschränkung auf fünf Darsteller schreckt doch eher ab. Es wäre aber unpassend, den auf einem Pulp basierenden Stoff like Hollywood zu verfilmen. Ganz bewusst orientierte sich Regisseur und Drehbuchautor Stephen Amis an den SF-Heulern der 50'er Jahre, deren krude Machart, den haarsträubenden Stories und deren unfertiges Design. Dadurch gelingt es ihm authentisch zu sein.

Auch der Vorspann ist eine kleine Freude, durch den man richtig eingestimmt wird. Mühe- und liebevoll wurden hier comicartige Zeichnungen kreiert, zum Teil mit Bewegungen, auch der Nachspann passt sich dem stilistisch an. So findet sich ein weiterer Einfluss auf den Film. Die Handlung ist so absurd, das sie einem jener Comics entlehnt sein könnte, welche noch bis in die 70'er Jahre verstärkt blöde Horrorgeschichten um Nazideutschland erzählten.

Quer durch das Netz kommt diese australische Billigproduktion zum Teil überraschend gut weg, selbst bei Leuten, die für gewöhnlich höher budgetierte Filme bevorzugen. Es gibt zum Glück immer ein paar Zuschauer, die das zu würdigen wissen, was ein Freak wie Amis aus dem Nichts erschaffen kann.

Kurioser Höhepunkt ist wohl die Szene, in welcher der schwule Offizier von einer metallenen Monsterspinne mittels ausfahrbarem Metalldildo vergewaltigt wird. Keine Bange, es wird nicht explizit gezeigt aber sehr clever suggeriert. Muss man nicht mögen, aber es ist einen Schenkelklopfer wert.

Der Film entstand, weil Amis die Frau des früh verstorbenen Solomon kennen lernte und Einsicht in dessen Schaffen bekam. Natürlich findet man für so etwas keine finanzstarken Produzenten. Ich finde das auch besser so, weil der Sinn des Ganzen dadurch nicht verfälscht wird. Ehrlich gesagt etwas, das mich an IRON SKY ein wenig gestört hat.

Vor dem Nachspann wird übrigens eine Fortsetzung angekündigt. Leider ist das ein Fake, das Ding wurde nie gedreht - schade.
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Nazi DawnNazi Dawn (2014)
(Nazi Dawn)
Regie: Dennis Devine, mit Kristen Walterscheid Casner, Veronica Ricci, Kelly Erin Decker, Ashley Rose, James Davis
Die Slasher von TomCat-Films sind schon klasse. Ein paar hatten wir ja bereits. Einen habe ich erst einmal noch, wieder mit dem Pornoschnuckelchen Veronica Ricci. Kurz nach ihrem Auftritt in BLOODY MARY spielte sie eine kleine Rolle in diesem Film. Kurios daran ist, dass sie als erste in der Headline und auch im Vorspann geführt wird. Nach der Hälfte aber verschwindet sie bereits - leider, muss ich sagen, denn ihre unsäglich blöde, abgeknisterte Rolle hätte ich gerne den ganzen Film lang gesehen. Aber die anderen Girlies sind auch nicht von ohne.

Während des Films habe ich mich immer wieder gefragt, warum es ausgerechnet der Geist eines Nazi-Killers sein muss, der ein Blutbad unter den Mädels anrichtet. Man hätte auch einen x-beliebigen Typen nehmen können. Leider ist darüber nichts zu erfahren. Die Vermutung liegt nahe, dass man provokativ sein wollte um Aufmerksamkeit zu erregen. Hakenkreuze, ein Hitlerportrait, es wird ein bisschen was geboten. Ergibt es einen Sinn? Nö! Wundert mich nur, dass die FSK den Quatsch so einfach durchgewunken hat. Normalerweise wird so etwas in derartigen Trivialfilmen nicht toleriert.

1945 foltert ein Oberst von Holle ein amerikanisches Paar um an Informationen von Geheimpapieren zu kommen. Er hat keinen Erfolg damit, also bringt er sie um. Danach segnet er ebenfalls das Zeitliche, weil er sich mit einem seiner Schergen streitet. In der Gegenwart kommen die Mädels einer Studentenverbindung auf die Idee, eine Party im Haus einer Neuen zu feiern. In der Nachbarschaft wohnen einige seltsame Leute, unter anderen ein junger Typ der sich als Spanner entpuppt. Aus einem unerfindlichen Grund fährt der Geist des Oberst von Holle in ihn und er nietet ein paar Leute um. Das Mädchen Dawn (Kristen Walterscheid Casner) bringt ihn zur Strecke, doch der Geist wandert darauf in ihren Körper. So geht das Schlachten munter weiter bis die letzte Überlebende sich erfolgreich zur Wehr setzt. Aber der Geist wandert weiter ...

"Was würdest du tun, wenn du zurück reisen und Hitler treffen könntest?"
"Ich würde ihm diesen hässlichen Bart abrasieren."

Um die Intelligenz der Mädchen erfassen zu können bedarf es eigentlich nur dieses Dialogs. Und damit kann man auch auf den ganzen Film schließen. Es dauerte nicht einmal fünf Minuten und ich habe dieses Teil geliebt. Das Ding sieht aus wie jene Filme, die ich bei Veronica schon besprochen habe. Das Handwerk unterscheidet sich nicht. Wie immer billigster Look, statische Kameraführung, quietschbunte Farbgebung, hölzerne bis unterirdische Darsteller, null Story. Es wird der Tag kommen, da ich mir einen Gebetsaltar hinstelle, den ich Veronica Ricci, Marlene und Genna Mc'Cohen und ihren Freundinnen widme, über all dem prangt das Signum von TomCat Films.

Immer wieder die gleiche Frage: Wer außer mir kann diesen unglaublichen Müll ertragen? Rechnet es sich wirklich, das Zeug zu veröffentlichen? Wer kauft das? In diesem Falle wird es gewiss ein paar Leute geben, die auf den Titel und das clever gestaltete Cover hereinfallen. Das Bild hat aber mit dem Inhalt rein gar nichts zu tun. Der Titel erklärt sich anders als man glauben könnte. Eines der Mädchen heißt Dawn, sie trägt den Geist des Nazimannes in sich und eine Armbinde mit Hakenkreuz.

Die Splatterszenen sind ein Kapitel für sich. Zwar benutzt der Killer/die Killerin eine Machete, aber es gibt nicht eine Schnittwunde. Da wird ein bisschen mit Ketchup herumgespritzt, das war's. Jeder Amateur kriegt heutzutage so etwas besser hin.

Will man die Rolle von Veronica erfassen, dann muss man sein Denken schon gegen Null schalten. Sie spielt eine geistig abgedrehte Tussi, die ständig mit einem Wischmopp durch die Gegend läuft. Diesen bezeichnet sie als "intergalaktischen Mopp", der es ihr ermöglicht mit Außerirdischen Kontakt aufzunehmen. Sie trägt eine dick gerahmte Brille und absurd gestylte Hüte. Am Ende gibt sie den Löffel ab, weil sie während einer Kontaktaufnahme mit den Aliens von einer Schlange in den Allerwertesten gebissen wird.

Uuuuuaaaaah! Der Film ist so unfassbar doof, dass kein Mensch mit funktionierenden Sinnen damit klar kommen kann. Meine Intelligenz und Aufnahmefähigkeit befinden sich am Boden. Niemand darf mich ernst nehmen, denn ich liebe das Ding.

Nazi SkyNazi Sky(2012)
(Nazis at the Center of the Earth)
Regie: Joseph J. Lawson, mit Dominique Swain, Jake Busey, Joshua Michael Allen, Christopher Karl Johnson

Die Nazis geben ihre Welteroberungspläne wohl niemals auf. Kurz vor Ende des Krieges hat sich Josef Mengele (Christopher Karl Johnson) mit ein paar Getreuen in einer unterirdischen Stadt in der Antarktis verschanzt. Er überlebt dank seiner Experimente an Menschen, indem er sich ständig mit neuen Organen und Knochen versorgt. Seine Soldaten werden zu Zombies artverwandten Kreaturen.

Eines Tages gerät ein internationales Forscherteam in die Fänge der Nazis. Sie sollen wie alle anderen Opfer vor ihnen ausgeschlachtet werden, setzen sich aber zur Wehr. Dank eines Genexperiments wird sogar Adolf Hitler wieder erweckt. Na ja, zumindest sein Kopf, der Körper besteht aus Metall. Dennoch, nun lassen sich die Pläne verwirklichen. Die Nazis haben ein Raumschiff gebaut, mit dem sie die Erde erobern wollen. Sie wollen den Planeten bombardieren, ihn aber auf natürlichem Wege säubern, denn die Bomben enthalten fleischzersetzendes Material.

Eine verworrene Geschichte, verworrene Charaktere, verworrene Inszenierung - Toller Film. Nun gut, es ist fragwürdig, ob Josef Mengele, der Schlächter von Auschwitz, eine Figur ist über die man sich lustig machen kann. Auch in diesem Film wird seiner Legende Rechnung getragen, indem er blutige Experimente an Menschen vornimmt. Und auch wenn es ins Lächerliche entfremdet wird, so darf man doch skeptisch bleiben. Adolf hingegen ist ja schon ob seines Äußeren für jeden Gag zu haben. Ihn zu einer Art Transformer zu machen ist eine ziemlich abgefahrene Idee und diese wird zumindest phasenweise recht gut genutzt.

Natürlich ist NAZIS AT THE CENTER OF THE EARTH ein typischer TheAsylum Schnellschuss, der im Fahrwasser von IRON SKY zu schwimmen versucht (der dümmliche deutsche Titel macht das noch deutlicher). Wie so oft wird aber nicht einfach nur kopiert. Da kommt schon eine aberwitzige Story heraus, die zwar an allen Ecken und Kanten krankt, die aber viel Absurdes möglich macht.

Der Aufwand, den IRON SKY betreibt, wird hier auf ein Minimum reduziert, schließlich soll so ein Film ja auch nicht viel Geld kosten. Und auch wenn die CGI-Effekte, ganz TheAsylum-like, eher etwas mäßig ausfallen, so bietet er doch einige visuelle Putzigkeiten. Gleichwohl - die Schauspieler sind schlecht. Man hat häufig das Gefühl, dass sie hier ein Standardprogramm abspulen weil der Scheck noch in der Post ist. Der Spaß, den solch ein Stoff eigentlich bietet, bleibt dann sowohl bei den Darstellern wie auch ein bisschen bei den Zuschauern auf der Strecke.

Ich mag den Film trotzdem, auch wenn ich ein wenig damit hadere, dass man ausgerechnet eine solch menschenverachtende Kreatur wie Josef Mengele in den Mittelpunkt stellt. Man sollte allerdings auch nicht verhehlen, dass der zeitliche Abstand einen solchen Klamauk möglich macht, denn wäre dieses nicht der Fall, dann dürfte man auch keine Witze mit oder über Adolf reißen.

 

Kommentare  

#1 Matzekaether 2018-10-09 19:01
Das mit der Pulp-Geschichte scheint ein Gag zu sein.
Die isfdb verzeichnet keine solche Geschichte, und J.J. solomon ist der Drehbuchautor.
Aber von Inhalt her klingt es wie ein Konglomerat der schrillen Ideen in Palmers "Amazing Stories in den 40ern, als sein Team um Shaver, O'Brien, Wilcox und Geier diese Art Geschichten erfand und nebenbei auch die "Flying Sourcers". Stories wie "Blitzkrieg in the Past" von O'Brien könnten Pate gestanden haben...
#2 Norbert 2018-10-09 20:20
Vielen Dank für die Info. Ich ändere den Text aber nicht, denn Stephen Amis soll seinen Tribut erhalten. Das Ganze ist im Bonus der DVD recht clever gemacht, mit Text-Interviews und Story des Werdegangs. Scheint so, als hätten die Macher sich über den Film hinaus Mühe gegeben. Warum sollte man also dem Spaß, den die Leute dabei hatten, in den Allerwertesten treten? Zumal der Film, so billig er auch aussieht, diesen Gag wirklich wert ist.
#3 Matzekaether 2018-10-10 21:22
Seh ich auch so.

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