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Wer von Perrys Teller essen will ...

Das Romanheft, das Universum ... und die Dinge dazwischen - Die Multimedia-KolumneWer von Perrys Teller essen will...
... braucht einen langen Löffel
- Zum 200. Maddrax-Roman -

Ren Dhark (in drei Auflagen je): 98 Bände, Rex Corda: 38 Bände, Commander Scott: 47 Bände, Terranauten: 98 Bände, Arn Borul bzw. Raumschiff Promet: um die 60 Bände. Und es gab noch mehrere genauso erfolglose Versuche, eine Serie neben oder gegen Perry Rhodan zu etablieren.
Die Liste dieser noch vor dem Erreichen der 100-Bände-Schallmauer gescheiterten Versuche ist lang. Perry Rhodan ist unschlagbarer als die Bayern in der Bundesliga. Die Liste der zur Strecke gebrachten Gegner beweist es.

Niemand scheint den gewaltigen Abenteuern des Erben des Universums gewachsen zu sein.

LogoDer 1961 ins Rennen gegangene Perry Rhodan ist unbesiegbar. Die deutsche Space-Soap-Opera um den Raumfahrer, der bei seiner Landung auf den Mond 1971 auf Außerirdische traf und mittels deren Technik die Erde einte und zu einem Machtfaktor in der Galaxis aufbaute. Von einer Superintelligenz namens „ES“ wurde zunächst mit Zellduschen das Leben verlängert, bis dann die „relative Unsterblichkeit“ mittels Zellaktivator (zunächst als Teeei um den Hals und später als Chip unter der Haut) verliehen wurde. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Macher aufgrund des wachsenden Erfolgs für die Zukunft vorbauen wollten - denn wer will schon einen alternden Helden oder (noch schlimmer und dennoch praktiziert) einen unbegründet nicht alternden Helden?

Perry Rhodan ist Synonym für großes, gewaltiges Abenteuer im Weltall. Raumschlachten, versetzte Sonnensysteme, gewaltige Feinde und noch größere Triumphe markieren den Weg vom 08. September 1961 bis heute. Über 2400 Hefte, Leihbücher, Hardcover, Taschenbücher, Hörspiele, ein (ziemlich ulkiger) Film und zahllose Merchandise-Artikel sind erschienen und werden noch erscheinen. Einzig die Schwesterserie Atlan brachte es ebenso auf über 800 Bände.

Gewaltig!

Rhodan ist als Space Opera einfach nicht zu schlagen. Und als Heftserie? Auch nur ganz schwer. Der vormalige Administrator des Solaren Imperiums dominiert die Heft-SF nach Belieben.

LogoDas muss auch Michael Schönenbröcher erkannt haben. Deshalb konzipierte er MADDRAX anders und überzeugte den Verlag, der bereits dreimal beim Versuch der Etablierung einer SF-Heftreihe gegen Perry Rhodan verloren hatte, es erneut zu versuchen.

Von zwei Vorstellungen musste er bei der Konzeption Abschied nehmen. Zum Ersten: Perry Rhodan auf dessen Spielwiese zu schlagen. Und zum Zweiten: Perry Rhodan überhaupt schlagen zu können. Schönenbröcher erkannte: Diese Einstellung (der Macher) würde zur Einstellung (der Serie) führen. Und an der Wand der Rhodan-Redaktion in Rastatt hinge die nächste Trophäe eines gescheiterten Herausforderers.

Schönenbröcher sagte sich, wenn man mit Space Operas keine Chance hat, sucht man sich einen anderen Acker auf dem weiten Feld der Science Fiction. Vielleicht wächst da etwas, mit dem man Rhodan zwar nicht vom Markt fegen wird, aber das dennoch bequem neben ihm existieren kann. Oder, um beim obigen Vergleich zu bleiben: Ein Unentschieden gegen die Bayern ist ja auch schon ganz schön!

Schönenbröcher suchte und fand ein Stück Land in der Ecke, wo die Endzeitszenarios wuchsen. Im Buch (u.a. mit "The Stand", "Swan Song", der "Ashes"-Serie oder "Lucifer's Hammer")  und im Film (u.a. mit "Mad Max 3 – Jenseits der Donnerkuppel", "Die Klapperschlange", "Der Kampfkoloss", "Waterworld" und dem – unsäglichen – "Postman") bisher mit unterschiedlicher Qualität, doch nicht unerfolgreich bearbeit, war dieses Feld im Heft noch kaum bestellt. Also kaufte Schönenbröcher noch drei Tütchen mit den Samen von Fantasy, Horror und Abenteuer, streute sie aus (die Samen, nicht die Tütchen) und nannte den Acker MADDRAX. Darauf ließ er eine durchaus gestandene Autorenschar mit Ideen spielen.

Zaghaft etablierte sich da etwas neben Rhodan. MADDRAX als Entwurf einer düsteren, von den Nachwirkungen einer Katastrophe (ob nun Komet oder Raumarche ist egal, denn die Folgen bleiben die gleichen) gezeichneten Erde, liegt weit entfernt vom ständig bedrohten Zukunftsparadies Rhodans, wo sich Scharen von Raumschiffen und finsteren Bösewichtern zu galaxisübergreifenden Verschwörungen zusammen finden.

Maddrax ist intimer, persönlicher, anders.

Maddrax hält sich nicht am Markt, weil alles besser ist. Das kann man nicht sagen. Denn Perry Rhodan ist ja nicht per se schlecht. Er hat seine Vorzüge und ist auf seiner Spielwiese auch nicht zu schlagen. MADDRAX sucht sich seine Wege, nimmt Nischen wahr, übt sich zuweilen auch in Skurrilität, ohne dabei jedoch albern zu wirken.

Und nicht zu vergessen: Es gibt da einen Motor namens Michael Schönenbröcher. Er präsentiert und repräsentiert die Serie in der Öffentlichkeit, stellt Pressematerial zusammen (die ersten 25 Hefte landeten auf einer CD und wurden an die Presse gegeben; jetzt zum 200. Band kam auch der Zauberspiegel in den Genuss, mit Mad Mikes Pressemappe zu arbeiten), bietet dem Leser Gimmicks (ein sich zyklisch dem Handlungsschauplatz anpassendes Serienlogo, Posterbastelsätze aus umlaufenden Covers, bastelsatzfreie Poster, Starschnitte, Gewinnspiele, abgedruckte Fan-Fiction, Karikaturen etc.) und ist auf der umfangreichen Leserseite und im Bastei-Forum unter den Fans aktiv. Keine Leserfrage ist zu dumm, als dass er nicht eine unterhaltsame Antwort darauf fände. Kurzum: Man fühlt sich als Leser bei ihm einfach in guten Händen.

Ohne diesen Motor – wagen wir zu behaupten – hätte es die Serie nicht bis Band 200 gebracht.

Was die Zukunft für MADDRAX parat hält und ob diese Zukunft erfolgreich bestritten werden kann, bleibt abzuwarten. Schwer wird es allemal. Nicht etwa weil Mad Mike erlahmt, das Autorenteam abschlafft oder die Ideen ausgehen, sondern wegen des Formats: MADDRAX ist Heft und die gesamte Publikationsform steht vorm Aus.

Perry Rhodan, die übermächtige Konkurrenz aus Rastatt, wird es wohl als Taschenbuch oder in anderer Form überleben. Aber MADDRAX ist zäh und Schönenbröcher und seine Autoren hartnäckig. Vielleicht schafft es ja auch MADDRAX noch, Band 500 in etwas mehr als einem Jahrzehnt zu erreichen. Vorgesorgt wurde schon einmal: Dank seiner Reise durch den Zeitstrahl ist der Serienheld Matthew Drax zwar nicht "relativ unsterblich" geworden, doch der Alterungsprozess wurde für einen gewissen Zeitraum gestoppt. Ein gutes Omen, wie wir von Perry Rhodan wissen!

Lassen wir uns überraschen.

Erstmal: Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und viel Spaß den MADDRAX-Lesern mit den Afrikaabenteuern und dem horrorlastigen Spin-Off „Das Volk der Tiefe“

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