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Das Monster von den Sternen: Der Doctor, Donna und das Meep

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneDas Monster von den Sternen
Der Doctor, Donna und das Meep

Dass ein Darsteller eines Doctors häufiger mal in der Serie nach seinem Ausscheiden wieder auftaucht, das ist gute alte Doctor-Who-Tradition. Sie begann schon mit „The Three Doctors“.

Dass aber David Tenntant, der die 10. Inkarnation verkörperte, als 14. Doctor für drei Specials wieder auf den Bildschirm kommt … das ist durchaus etwas Anderes. Auch, wenn er zusammen mit Donna Noble aus der vierten Staffel der neuen Who-Serie auftritt - denn eigentlich darf sich Donna nicht an ihre Abenteuer mit dem Doctor erinnern. Sonst stirbt sie.

Das Ende der Ära von Chris Chibnall brachte nicht nur einen Master, der zum Doctor wurde - erzwungene Regeneration ist das Stichwort - sondern am Ende der Folge auch einen alten Bekannten. David Tennant stand als 14. Doctor da, murmelte was von ihm vertrauten Zähnen und stieß ein „WHAT?“ hervor. Was ungefähr die Reaktion der Fans war, die mit dem nächsten Darsteller gerechnet hatten. Als dann auch noch Donna Noble in den Teasern für die nächsten drei Specials auftauchte, war die Verwirrung noch größer. Schließlich musste der Doctor alle Erinnerungen an die Abenteuer von Donna mit ihm löschen. All das Wissen des Doctors, dass Donna durch die Meta-Krise erhielt, war zu viel für das menschliche Gehirn. Wie wurde das gelöst? Und vor allem: Warum eigentlich?

Der Vorteil eines Specials ist immer die zusätzliche Länge. Auch, wenn es hier nur knappe eine Stunde ist: Es ist einfach mehr Zeit um Charaktere aufzubauen, Orte einzuführen. Ein gutes Special verausgabst sich nicht gleich zu Beginn, es fängt den Zuschauenden ein und lässt ihn mit einem grandiosen Finale wieder frei. Und das gelingt dem Special - teilweise. So süss und bedrohlich das Meep auch ist, letzten Endes ist ein typisches Who-Monster-der-Woche. Es bleibt halt trotz der Leistung von Miriam Margoyles, Professorin Sprout aus den Harry-Potter-Filmen, etwas blass und unspektakulär. Das ist auch nicht das Wesentliche der Handlung. Denn der Fokus liegt eindeutig auf den Charakteren.

Ein Charakter sorgt für unheimliche Aufregung, weil xier als erster Charakter in Dr. Who transgender ist. Diese Aufregung ist aber unverständlich, denn Doctor Who seit Russel T. Davis und besonders seit ihm war schon immer „woke“. Am ehesten im Gedächtnis ist vielleicht noch die Folge aus der Ära von Capaldi, in der es deutlich um Amazon ging - die dort geübte Kritik scheint aber an Einigen vorübergegangen zu sein. Wer jetzt allerdings auf Charaktere abhebt: Dr. Who bemühte sich immer schon inklusive zu sein, was Schauspieler*innen betraf und betrifft. John Barrowman ist als Darsteller schwul und als Captain Jack - nun - ich ordne das mal als pansexuell ein. Er flirtet mit allem, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Was in der Serie definitiv angesprochen wird. In „Vor der Flut“ bei Capaldi hatten wir eine taube Schauspielerin, die einen tauben Charakter spielt und auch jetzt im Special eine im Rollstuhl sitzende Schauspielerin, die sich nicht einfach nur in einen Rollstuhl setzt, weil die Rolle das so erfordert. Abgesehen mal von etlichen Dialogen und Szenen in der Vergangenheit: Wer sich darüber aufregt, dass in einer Sciene-Fiction-Serie ein Transgender-Charakter auftritt, aber nicht darüber, dass es transgender Aliens gibt … Jedenfalls ist Doctor Who da eindeutiger mutiger als manch andere Serie.

Mutig wäre übrigens ein anderes Finale bei diesem Special gewesen. Nein, ich meine nicht das Übliche „Ups, die TARDIS brennt und wir sind irgendwohin unterwegs“ - das machen die Inkarnationen des Doktors bei Russel T. Davis irgendwie gerne. Es ist klar, dass alle drei Specials miteinander verbunden sind. Die Tatasche, dass das Meep einen Boss erwähnt, spricht ja dafür. „Kryptischer gehts wohl nicht“, murmelt der Doctor sinngemäß und ja, das stimmt wohl. Es ist auch nicht die Auflösung des Problems der Meta-Krise, die noch einigermaßen logisch ist. Es ist einfach dieses „Na ja, wir entscheiden uns jetzt mal dafür, die Regenerationsenergie gehen zu lassen“. Das soll ein netter Moment sein, ist aber verschenktes Potential. Wenn Donna unbeschadet das Wissen des Doctors in sich tragen kann wäre das durchaus eine spannende Komponente für die Zukunft gewesen. So wirkt der Moment etwas „meh“.

Dennoch: Wenn das Special sich auf den Doctor und die Beziehung mit Donna konzentriert, dann glänzt es. Es ist, als wäre keine Zeit vergangen und als würde ein neues Abenteuer der vierten Staffel stattfinden. Wenn auch der Sonic Screwdriver anders aussieht, wesentliche Unterschiede zwischen 10 und 14 sind nicht zu erkennen. Das ist auch nicht gewollt, denn nach dem Ende der Chibnall-Ära sollen die Specials die alten Fans, die während dieser Zeit abgesprungen sind, zurückholen und neue Fans für den kommenden Doctor begeistern. Da wird 14 leider nicht unbedingt die Zeit und Möglichkeit haben, grundstätzlich anders als 10 zu sein. Es sind Zwischenepisoden, mehr nicht. Nimmt man das in Kauf und ist sich bewusst, dass eine Menge von Nostalgie mitspielt, dann ist das Special durchaus eine nette Angelegenheit.

Nett. Nicht überragend. Es ist kein neuer Paukenschlag. Es sind keine wesentliche neuen Ideen an sich drin. Es ist wie Star-Wars-Episdoe VII. Davis hat das, was seine Ära ausmachte genommen, hat es gut aufbereitet. Akzeptiert man das, dann hat man eine Menge Vergnügen und Freude an der Folge. Zudem natürlich auch einige Anspielungen auf ältere New-Who-Folgen enthalten sind.

Und zwei Dinge noch: Murray Gold als Komponist für den Orchester-Score ist zurück und das macht auch einen Teil der Behaglichkeit dieser Folge aus. Das deutliche höhere Budget zudem bewahrt nicht unbedingt vor etwas - hmm - cringigen Aliensoldaten, aber sorgt dafür, dass das Meep überzeugt und das vor allem praktische Effekte wieder da sind. Dass ich irgendwann mal Straßenschlachten mit echten Menschen und echten brennenden Autos vermissen würde, hätte ich ja auch nie geahnt.

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