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Ein Blick zurück auf die Zukunft

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneEin Blick zurück auf die Zukunft

Natürlich war ich in den 80gern auch davon überzeugt, dass es eigentlich keine Zukunft mehr gibt. Die Nachrichten damals gaben dazu auch keinen Anlass: Erstens gab es das Ozonloch, das gewaltig über Australien thronte. Wenn das noch größer werden würde, dann würden die Sonnenstrahlen uns alle irgendwann Hauptkrebs bringen. Zweitens starb der Wald durch den sauren Regen. Unzählige Dokumentationen im Fernsehen zeigten einen Wald, der nur der Schatten seiner selbst war.

Was das bedeuten würde, wenn der Wald nicht mehr da war - das war damals schon ein Mentekel, das an die Wand gemalt wurde. Und dann kam Tschernobyl. Auf einmal war die atomare Bedrohung nicht mehr sehr weit weg, sondern sehr, sehr nahe. Zukunft? Welche Zukunft?

In den 50gern war die Vorstellung der Zukunft vor allem eins: Weiß. Weiß und steril. Und robotisiert vor allem. Die Hausfrau der Zukunft lebte in einem blitzblanken Zuhause, dass sie mit nur wenigen Handgriffen dank modernster Technik perfekt im Griff hat. Schmutzabweisende Oberflächen helfen beim Saubermachen. In der Zukunft sind zudem die Kinder zu Hause und lernen durch den Teleunterricht. Jeder kann den Computer benutzen. Die Vier-Tage-Woche ist immerhin dank der Roboter machbar. Selbstverständlich ist, dass die Zubereitung des Mittagessens eine Sache von Minuten ist: Wenn man auch nicht Pillen zu sich nimmt, dann wird die Zubereitung der Speisen allerdings durch Instantpulver erleichtert. In den Zukunftsutopien stellte man sich auf den selbst fahrenden Gehsteig, der einen durch die zahlreichen Shopping-Mails führte. Selbstverständlich war alles überdacht. Den Verkehr hatte man ja längst in die Luft verlegt: Flugautos wirbeln durch die Lüfte, auf vorgeschriebenen Wegen natürlich. Längst hat man das Meer als neuen Wohnraum erschlossen und der letzte Schrei sind Apartments auf dem Mond. Die Zukunft war rosig.

William Gibson schilderte in einer Kurzgeschichte, wie der Autor beim Erforschen einer Zukunft, die es nie gab, beinahe in einem Paralleluniversum gelandet wäre. In dem schicke Straßenkreuzer Leute in weißen Togen beförderten, die fröhlich Pillen zu sich nahmen. Eine Zukunft, die es so nie gegeben hat, die aber in utopischen Gedanken möglich gewesen wäre. Ob sie wirklcih wissenschaftlich machbar gewesen wäre, das ist noch mal eine andere Geschichte. Aber die Vorstellung alleine genügt bisweilen, um Dinge Wirklichkeit werden zu lassen. Was die Pointe der Geschichte von Gibson ist.

Ein Blick zurück auf die Vorstellung dessen, was man für die Zukunft hielt, ist einerseits überaus amüsant. Heutzutage bringt die Hausfrau ihre Tochter nicht mit dem Flugfahrzeug zur Schule. Das Mittagessen ist keine Pille oder ein Konzentrat, das mit Wasser übergossen auf einmal zu Steak mit Bohnen aufquillt. Andererseits ist die Zukunft auch nicht von japanischen Firmen bestimmt, wie der Cyberpunk das vorhersagte, stecken die Vorfahren von Wintermute immer noch in den Kinderschuhen, brauchen wir noch keine Sauerstoffbars, weil die Atmosphäre immer toxischer wird. Die furchtbaren Zukunftsvisionen der 80ger haben sich nicht bewahrheitet. Was aber wiederum an uns und unserem Handeln liegt. Und genau deswegen ist es bisweilen auch sehr nützlich mal zu schauen, wie unsere Vorfahren sich die Zukunft sich vorstellte.

Denn wenngleich auch diese Zukünfte nie eingetroffen sind, sind sie Impulsgeber für unsere Ideen und Vorstellungen gewesen. Bis heute sind Wissenschaftler*innen dabei den Traum des Flugfahrzeugs zu verwirklichen. Katharina Barley brachte das Flugtaxi wieder ins Gerede. Erste Prototypen sind schon dabei, sich in die Lüfte zu bewegen. Wenn man bedenkt, wie alt diese Idee an sich ist - dann ist vermutlich für alle anderen Technikträumereien wohl eher auch eine Entwicklungszeit für etliche Jahre, wenn nicht Jahrhunderte anzusetzen.

Wobei: Während man sich früher noch den Androiden vorstellte, der die Hausarbeit für einen erledigt haben wir diese Funktionen auf Roboter und künstliche Intelligenzen aufgeteilt. Saugroboter wuseln durch unsere Wohnzimmer. Dienste wie ALEXA und SIRI sind digitale Assistent*innen. Einmal daran gewöhnt möchte man sie gar nicht mehr missen. Drohnen fliegen durch die Luft, obwohl das mit dem Paketausliefern nicht so ganz gut bestellt ist. Statt eines Roboters haben wir viele kleine wuselige Dienstboten, die wie in der Szene des „Fünften Elements“ aus allen Ecken und Enden hervorkommen, sobald etwas in Unordnung geraten ist.

Ob unsere kommende Zukunft so düster aussehen wird, wie die in den Romanen von John Brunner? Manchmal scheint es so. Aber vielleicht wird es auch gar nicht so schlimm. Schön, es könnte noch schlimmer kommen, aber vielleicht ist die Zukunft - wenn auch nicht gerade pink, wie Peter Fox aktuell meint - dann doch halbwegs akzeptierbar. Vor allem, wenn wir die düsteren Vorstellungen als Mahnung für eigenes Handeln zugrunde legen. Schließlich wurde gerade durch das Verbot von FCKW das Ozonloch über Australien gestopft. Und sicherlich droht dem Wald durch die vermehrte Trockenheit immer noch Gefahr - aber saurer Regen ist wirklich Geschichte. Zum Glück.

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