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»Taskmaster«: Kompletter Blödsinn auf britische Art

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-Kolumne»Taskmaster«
Kompletter Blödsinn auf britische Art

Seit dreizehn Staffeln ist Greg Davids - bekannt vielleicht hierzulande aus einem Doctor-Who-Weihnachtsspecial - der Taskmaster. Er und sein Assistent Alex Horne stellen fünf Komiker*innen Aufgaben. Dafür gibt es Punkte. Innerhalb einer Staffel gewinnt dann - was irgendwie absehbar ist - der oder die mit der meisten Punktzahl. Als Trophäe winkt der statueske goldene Kopf des Taskmasters persönlich.

Eigentlich wäre es da auch schon. Also mehr oder weniger. Weil die Aufgaben weder irgendwie inspirierend sind, noch irgendwie schick, noch lernt man irgendwie etwas. Um es mal so zu schreiben: Bei den Aufgaben machen sich die Komiker*innen meistens einfach zum Affen.

Dabei sind die Aufgaben durchaus einfallsreich: Ob einmal darum geht, einen Luftball mit Dingen zu füllen und ihn aufzublasen, eine Ananas so am Körper zu verteilen, dass sie möglichst wenig gefunden wird - klingt bescheuert? Muss man gesehen haben, um zu sehen wie bescheuert diese Aufgabe ist. Mit Lippenstiften Gemälde malen und nur den Mund benutzen ist da schon etwas - seltsamer. Manchmal wird Assistent Alex Horne auch an einen Stuhl gefesselt und mit Torte beworfen. Kindisch? Und ob. Mit einer Augenbinde etwas um einen Maibaum wickeln oder den treffen ohne eine rote Linie zu übertreten? Okay, aber wer denkt sich bitte schon das aus: Mit einem Paintball-Gewehr einen der Assistent finden, dabei hat man aber eine präparierte Brille auf den Augen, die nur das anzeigt, was hinter einem ist … und das dann auch noch auf dem Kopf. Wie geschrieben: Das ist alles kindisch, übertrieben, blödsinnig - und manchmal einfach nur lustig.

Schön - manchmal ist es einfach nur absurd. Oder einfach auch nur peinlich. Oder auch einfach hintertückisch, wenn der Taskmaster und sein Assistent Hilfsmittel, die die Aufgabe erleichtern würden, einfach verstecken. Klar kann man im Dunkeln ein Regenbogenbild malen - Leuchtfarben deuten an, wo die Farben und Pinsel sind, mehr auch nicht - aber es stand ja nichts davon in der Aufgabenbeschreibung, dass man nicht den Lichtschalter betätigen dürfte … Mit die amüsantesten Momente sind gerade diese, wenn die Kandidaten*innen den Taskmaster überlisten. Das ist wohl mit die Faszination dieses Formats: Welche Aufgabe haben sich die die Beiden wieder einfallen lassen? Wie reagieren die Komiker*innen darauf? Gibt es einen Trick, den Niemand durchschaut? Wobei es schon gemein ist, wenn die Kandidaten in einem Raum 10 Enten finden sollen und an der Decke „Canard“ geschrieben steht. (Also Ente. Auf französisch. Muss man wissen. Und erstmal finden.)

Das alles ist kindisch. Albern. Idiotisch. So idiotisch, kindisch und abgeschmackt wie „Schlag den Star“ oder „Stiehl mir die Show“ hierzulande. Wahre Kindergeburtstage. Damit kommen wir aber dem Geheimnis näher, warum diese Sendungen existieren und warum sie so langlebig sind. Bei „Taskmaster“ ist es natürlich die auch die Chemie zwischen Davis und Horne, die einen Großteil des Charmes ausmacht. Aber wer sich an Kindergeburtstage erinnert - Topfschlagen, Verstecken spielen, Schokolade mit Messer und Gabel essen wenn eine Sechs gewürfelt wird, Ringe werfen, Luftballons aufblasen bis sie platzen … Sendungen wie „Talkmaster“ holen im besten Falle den ausgefallenen und tollen Nachmittag zurück, an denen man einfach Kinder sein durfte und sein Gesicht in einen Haufen Mehl drückte. Falls das jemand nicht gemacht haben sollte: Mein Bedauern.

Nun kann man halt den hehren Anspruch an das Fernsehen haben, dass es bilden soll. Dass es den Menschen weiterbringt. Und man kann das ständig sinkende Niveau bedauern und „Taskmaster“ als Beispiel dafür ins Feld führen. Ach ja, Voyeurismus und Schadenfreude … aber das hat in Deutschland schon Jahrzehnte mit „Verstehen Sie Spaß“ Tradition. Merkwürdigerweise ist das aber mittlerweile genauso hoffähig wie „Big Brother“, „The Biggest Loser“ oder „Dschungelcamp.“ Die Ausrede, man würde das ja nur mit ironischer Attitüde begutachten - sozusagen aus der Bildungsbürgerperspektive höflich herablassend - kann man da ja nicht unbedingt gelten lassen. Und ja, „Taskmaster“ ist mit Sicherheit keine Sendung, die die Persönlichkeit weiterbringt. Da sind wir wohl auf einer Wellenlänge.

Obwohl: Ich muss gestehen, dass ich des öfteren jetzt überlege - muss ich eigentlich eine Aufgabe immer den Buchstaben getreu ausführen oder gibt’s nicht doch eine Option, die das Ganze besser und schneller erledigt? Gibt es irgendwo ein sogenanntes Loophole? Tom Sawyer hat es ja auch geschafft, das Streichen eines Zaunes nicht als Schweißaufgabe sondern als begehrenswerte Tätigkeit erscheinen zu lassen … Außerdem: Eventuell kriege ich ja mit den Dingen, die ich im Haus habe aber anders nutze das Ganze ja doch besser hin? Klingt nach Ausrede? Okay, ertappt: „Talkmaster“ ist einfach herrlicher britischer Blödsinn, der einen für eine Weile vom Alltag ablenkt. Das kann man verwerflich finden. Oder auch als Freiheit vom ewigen Selbstoptimierungs-Lern-Wahn feiern.

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