Naylor, Grant - Roter Zwerg

Grant Naylor - Roter Zwerg Bd. 1Roter Zwerg
(Red Dwarf)
Von Grant Naylor
Aus dem Englischen von Wolfgang Thon
Taschenbuch, Broschur, 336 Seiten, € 7.95
ISBN: 978-3-442-26665-4
Veröffentlicht: November 2009
Blanvalet

Hinterher ist man ja immer schlauer. Aber wie hätte Dave Lister auch ahnen können, dass er nach einer ausgedehnten Zechtour durch ganz London plötzlich auf der anderen Seite des Universums aufwachen würde? Und dass es ihn bald darauf auch noch 3 Millionen Jahre in die Zukunft verschlagen sollte? Als letzten Vertreter der Menschheit und mit nur noch zwei Zigaretten? Dave, der glaubt, er habe nun nichts mehr zu verlieren, heuert kurz entschlossen auf einem knallroten Riesenraumschiff an. Doch das war die blödeste Idee seines ganzen Lebens, denn damit fangen Daves Schwierigkeiten erst so richtig an …


Die komischste und skurrilste Serie seit >>Per Anhalter durch die Galaxis<<

Dieses Zitat, dass ich kurzerhand der Webseite des Blanvalet-Verlags entliehen habe, kann ich nur bestätigen. Der Rote Zwerg ist zum Schreien komisch und eine gnadenlose Attacke auf sämtliche Lachmuskeln - wahnsinnig, irrwitzig und voller herrlich schwarzem, britischem Humor. Selten habe ich ein Buch so oft aus der Hand legen müssen, um mir die Tränen aus den Augen zu wischen.

Wie die Inhaltsangabe schon preis gibt, folgt der Leser den Abenteuern von Dave Lister, der nach einer durchzechten Nacht im irdischen London plötzlich in einem MacDonald's Restaurant des Mondes Mimas erwacht. Völlig abgebrannt versucht Lister nun alles, um genug Dollarpfund für die Heimreise zu verdienen in dem er des Nachts mit gestohlenen Taxis (sogenannten Hoppern) Kunden ins Rotlicht-Viertel von Mimas transportiert. Da sich dieser Verdienst auf Dauer nicht auszahlt (was daran liegt, dass Lister die verdienten Dollarpfund meist sofort wieder in Alkohol investiert) beschliesst er den Space-Corps beizutreten,  und auf dem Raumschiff "Roter Zwerg" anzuheuern, da dieses irgendwann die Erde ansteuern soll.  Lister glaubt sich schon fast zuhause.. doch als er erfährt, dass die Reise des Roten Zwergs (wegen einiger Umwege) mehr als vier Jahre dauern wird, ist es schon zu spät, und Lister kann das Schiff nicht mehr verlassen.

Als Techniker der dritten Klasse  ist er nun dem korrekten aber leicht verklemmten Arnold J.  Rimmer untergeben, der sich nichts sehnlicher wünscht als endlich sein Examen in Astronavigation zu bestehen. Lister findet sich damit ab, mit dem seltsamen Kerl auch noch eine Kabine teilen zu müssen.. noch ahnt er aber nicht wie lange er Rimmer tatsächlich aushalten muss, denn auf dem Schiff führt eine unvorhergesehene Kettenreaktion zu einer Katastrophe, die Dave Lister viel weiter von der Erde wegführt als er es sich überhaupt vorstellen kann - etwa 3 Millionen Jahre, die Lister in einer Statiskammer verbringen wird.

Rob Grant und Doug Naylor, aus deren Nachnamen sich erkennbar das Autoren-Pseudonym Grant Naylor ergibt, haben mit Roter Zwerg eine Reihe von vier Romanen veröffentlicht, denen in der zwischenzeit eine ganze Fernsehserie zu Grunde liegt. Die Abenteuer von Dave Lister, dem Hologramm Rimmer, Holly und dem Kater feierten bisher allerdings leider nur in Großbritannien große Erfolge. Es war wirklich an der Zeit, dass dieses erste Buch nun endlich auch in deutscher Sprache erschienen ist.

Zwar lassen die Teile 2 und 3 des Taschenbuchs im Vergleich zu dessen Anfang ein wenig nach, nichts desto trotz aber ist der Rote Zwerg eine hervorragende Story, die ich sogar ein zweites Mal in die Hand nehmen würde. Zweifelsfrei stehen Douglas Adams' und Terry Pratchett's Bücher "Pate", dennoch haben sich Grant Naylor da eine hübsch verrückte Geschichte ausgedacht.

Roter Zwerg ist für mich eine absolute Überraschung. Die Inhaltsangabe las sich gut, dass ich aber so viel Spaß beim Lesen haben würde, hatte ich nicht im Geringsten erwartet. Die Handlung ist einsame spitze, und vor allem ohne in die Länge gezogene Passagen oder dumpfe Dialoge zwischen den Charakteren. Das Buch liest sich absolut flüssig, was natürlich auch daran liegt, daß es so gut wie keine Stelle gibt, in der man sich nicht vor Lachen den Bauch halten muss.

Die Welt durch die uns der Rote Zwerg führt ist eine bunte, schrille, schräge Welt. Verstorbene Menschen werden, je nach Ausbildung und Rang als holografische Darstellung ihrer Selbst reaktiviert um auf Raumschiffen zu dienen - andere wiederrum dröhnen sich zu Lebzeiten mit der Designerdroge Bliss die Birne zu und halten sich fortan für Gott.

>>Halt mein Sohn!<< dröhnte eine Stimme. Lister drehte sich um. Der Bliss-Freak in dem Plastik-Mackintosh-Computer-Outfit torkelte auf eine mysteriöse Art und Weise auf ihn zu. >>Wissest Du wer ich bin?<< ... Na klar, dachte Lister, Du bist ein echt krasser Bliss-Freak.  >>Ja, Du bist Gott stimmts?<< Der Freak strahlte und nickte heftig.. der Sterbliche hatte ihn erkannt...

Die wirklich skurrilen Charaktere, die die letzten Überlebenden Crewmitglieder des Roten Zwergs bilden,  muss man einfach mögen. Besonders die diffusen Gespräche zwischen Lister und Rimmer sind immer wieder sehr unterhaltsam, weil Rimmer der Auffassung ist Lister würde zu ihm aufsehen - stattdessen aber geht er dem im All gestrandeten Dave einfach nur auf den Keks. 

Aber auch der über die Jahre exzentrisch gewordene Bordcomputer Holly und der modisch bewusste Kater (eine katzenähnliche Lebensform) unterhalten durch ihre teilweise eher sinnfreien Kommentare zur Lage des Schiffs. Während der - wie schon gesagt - modisch bewusste Nachfahre einer trächtigen Katzendame (die Lister einst an Bord des Roten Zwergs geschmuggelt hatte) ausschliesslich auf sein gutes Aussehen, und seine selbstgeschneiderte, gigantische Garderobe achtet, macht sich Holly dann und wann große Sorgen um seinen Verstand, da er "als Computer mit einem IQ von über sechstausend" eine alarmierende Menge von Wissen zu vergessen haben scheint.  Immerhin gelingt es ihm aber dann doch den Roten Zwerg zu entschleunigen, da dieser unsteuerbar mit Hyper-Lichtgeschwindigkeit durchs All rauscht - verfolgt von sich selbst - und sich selbst überholend.

So konfus die Hauptfiguren der Geschichte sind, so kofus lesen sich entsprechend manche Absätze (Vorsicht: Gehirnwindung-Verknotungsgefahr!)

"Wenn sie endlich so viel langsamer geworden waren, dass sie tatsächlich langsamer wurden, im Sinne von langsamer werden, statt in dem Sinne, dass sie zwar langsamer wurden, aber trotzdem schneller, wenn gleich sie auch langsamer schneller wurden, hatten sie die Lichtgeschwindigkeitsmauer längst durchbrochen. Was unmöglich war. Und was sie in 0,0013 sekunden tun würden..."
 
Genial! Ich bin wirklich sehr gespannt auf den zweiten Band der Reihe.
 
Fazit: Kein Douglas Adams-Kaliber, aber sehr unterhaltsam und absolut empfehlenswert!

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