Zurdo, David und Gutiérrez, Agel - "616 - Die Hölle ist überall" (Broschiert)

616 - Die Hölle ist überall
von David Zurdo Saíz und Angel Gutiérrez
Aus dem Spanischen von: Alice Jakubeit
erschienen: Spanien, 2007 bei Random House Mondadori, S.A.
Deutsch März 2008
407 Seiten, 14,95 Euro
ISBN: 978-3426663165
Knaur

"616 - Die Hölle ist überall" ist das jüngste Buch der beiden spanischen Autoren David Zurdo Saíz und Angel Gutiérrez, scheinbar auch das erste, das nicht nur in Spanisch verfügbar ist. In einem Satz: Ein großartiger Griff von Knaur. Wenn auch die anderen Bücher der beiden die Qualität von „616 – Die Hölle ist überall“ haben, kann man Knaur nur den Tipp geben, sich die Rechte an den anderen Mysterytiteln der beiden zu sichern.

„Die Hölle ist überall“ – dieser Satz, eine Prophezeiung, ein verzweifelter Schrei von Menschen, die diese Ausweichlichkeit im Moment ihres Todes entdecken, zieht sich durch das gesamte Buch. Das Buch beginnt mit einem für die katholische Kirche durchaus bekannten, dennoch ausgesprochen sensiblen Akt: Der Untersuchung der Fakten um einen ehemaligen Priester, der selig gesprochen werden soll. Bei der Öffnung des Sarges ist das Entsetzen groß: Dort liegt nicht – wie erwartet – das Skelett eines friedlich Entschlafenen. Alle Knochen sind zermalmt, und auf dem Sarginnendeckel steht genau dieser Satz: "Die Hölle ist überall".


die beiden Autoren Zurdo und GutiérrezDavid Zurdo Saíz und Angel Gutiérrez sind in Spanien keine Unbekannten mehr. Zurdo, geboren 1971 in Madrid, ist ebenso Wissenschaftsjournalist wie sein Tandemschreiber Ángel Gutiérrez Tapia, ein Jahr jünger als Zurdo und derzeit in Lissabon lebend. 

Sie haben offensichtlich im Jahr 2000 ihr gemeinsames Erstlingswerk "Sindonem" vorgelegt. Erfolgreich wurde sie 2003 mit dem Buch „El legado de Jesús. El diario secreto de Da Vinci”. Der historische Thriller um ein vorgeblich existentes geheimes Tagebuch von Leonardo Da Vinci, und den Stammbaum von Jesus Christus (kommt einem bekannt vor? Wie kann das sein J?) wurde damals bereits in einer Auflage von 100.000 Stück verkauft. 

In ihren Vorgängerbüchern nehmen sie sich verschiedener Themen an, darunter auch die Frage der Anonymität im Internet, ebenso der Person Francos – und, zu meiner großen Überraschung, haben sie auch ein Buch über die „obskure Geschichte" von Eminem geschrieben.

Nicht unerwähnt will ich die Gestaltung des Buches lassen. Die Umschlaginnseiten sind thematisch einfach passend und sehr ansprechend.

Mit "616 - Die Hölle ist überall" greifen sie erneut ein theologisch/religiöses Thema  auf. Ich habe dieses Buch gepackt gelesen und war sehr begeistert davon. Selbst gläubige Christin, fand ich das Buch aufwühlend, geht es doch in seinen Kernpunkten an fundamentale Fragen des christlichen Glaubens heran und rüttelt an den Grundfesten. Nun glaube ich nicht, dass man als Gläubiger aufgrund des Buches seinen Glauben über Bord werfen wird, aber man wird dazu heraus gefordert, sich seine eigenen Einstellungen vor Augen zu führen.

älteste Akpokalypse-Quelle Oxyrchynchus-PapyrusfragmentDie Zahl 616 stammt aus dem rechts abgebildeten Papyrusfragment (Oxyrhynchus-Papyrusfragment). Verschiedene theologische Richtungen stehen im Streit, ob die Zahl 616 oder 666 die "Zahl des Tieres" ist. In der Bibel gibt es an verschiedenen Stellen Hinweise für die Bedeutung der Zahlenmystik.

Zurdo und Gutiérrez arbeiten auf der Basis gut recherchierter Vorfälle wie eben die biblisch-historischen Fakten und Theologischen Aspekte. Hier unterhalten sie in spannender Weise, noch interessanter wird es meiner Meinung nach, wenn man selbst über Hintergrundwissen verfügt. 

Teilweise – dieses Manko findet bei vielen Thrillern, die sich nicht stringent an einem Handlungsstrang entlang arbeiten – wirkt die Handlung gewollt konstruiert, zum Beispiel in der Einbindung des Hotelbrandes in Boston. 

Als zweiten Kritikpunkt empfand ich das Ende, das man aus dem Film „Das siebte Zeichen“ kennt. Ein Mensch mit reinem Herzen opfert sich. Den Twist zu der Grundfrage „Ist Satan gerne böse“ führt gleichzeitig wieder von zu Plakativem weg – und sei damit vergeben (sehr großzügig von mir J ). 

Ich könnte noch eine ganze Weile über das Buch schreiben, über die zentralen Fragen des Glaubens, in die das Buch seine Finger streckt, über die "Antwortansätze" der verschiedenen theologischen Strömungen und so weiter, über die Frage nach der ungebrochenen Popularität dieser Themen. Aber das würde vielleicht ein wenig weit führen. Alles in allem ist dieses Buch vor allem auch aufgrund der Tatsache empfehlenswert, dass es sich nicht einfach eines Rundumschlag gegen den christlichen Glauben bedient um damit Kasse zu machen (im Sinn eines „Christlicher Glaube ist eh Blödsinn“), sondern durchaus differenziert.

Sollte es gelingen das Buch auch im englischsprachigen Raum zu platzieren und damit einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erreichen, könnte es auch einen herrlichen Plot für einen Mysteryfilm abgeben. Beim Lesen und "Nach-nachsinnen" über das Buch entstanden schon die Szenen in meinem Kopf.

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