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STARGATE UNIVERSE »AIR«

Logo SG-USTARGATE UNIVERSE
»AIR Parts I & II«
Kann Spuren von Spoilern enthalten

Das neben STAR TREK erfolgreichste SF-Fernseh-Franchise dürfte inzwischen mit Sicherheit STARGATE sein. Nach dem Kinofilm etablierte man eine Serie (STARGATE SG-1) mit einer beachtlichen Laufzeit von zehn Staffeln und einigen TV-Film-Produktionen, weiterhin STARGATE: ATLANTIS als erster Ablegerserie (mit immerhin 100 Episoden in fünf Seasons) und nun als neuesten Spross: STARGATE UNIVERSE.

Kann der aktuelle Spin-Off die hohen Ansprüche erfüllen? Oder handelt es sich um den durchsichtigen Versuch, eine SF-Kuh weiter zu melken, die schon merklich an Altersschwäche leidet?

Ich gebe es zu: Den Piloten von ATLANTIS habe ich damals verrissen und sortierte diese Serie unter »planlos im Weltall« ein, eine Einschätzung der die Fans zwar vehement widersprechen werden, aber der Opener und die ersten Episoden waren nach meiner Ansicht derartig hohl und hanebüchen, dass mich das nachhaltig ärgerte und ich das Betrachten der Serie einstellte. Trotz dieser Erfahrungen war ich aber als SF-Fan selbstverständlich Willens, der aktuellen Inkarnation des Themas eine Chance zu geben.

Das Konzept von STARGATE UNIVERSE ähnelt nun auf den ersten Blick nicht nur dem der Vorgängerserie, sondern gemahnt auch deutlich an STAR TREK VOYAGER: Eine Handvoll Menschen wird durch ein Stargate auf ein Raumschiff verschlagen, das sich immens weit von der Erde entfernt durch das All bewegt. Eine Rückkehr ist – natürlich – nicht möglich. Doch die Parallelen zu den Abenteuern der USS Voyager und ihrer Protagonisten enden mit dem groben Konzept, denn SG-U ist tatsächlich anders.

 

SG-U Crew

 

Ein wenig zum Inhalt:

Ein Trupp von Zivilisten und Wissenschaftlern wird von Colonel Carter persönlich via Raumschiff zu einem einige Lichtjahre von der Erde entfernten Planeten geflogen, dort forscht man in der »Icarus Base« an einem Stargate und bemüht sich, herauszufinden, wohin das Wurmloch-Tor führt, wenn man es fertig bringt, das neunte Chevron zu aktivieren. Sonderlich erfolgreich war man damit allerdings bisher nicht.
Als der Planet angegriffen wird, die Lage sich massiv zuungunsten der Terraner entwickelt und man die Personen der »Icarus Base« aufgrund von Störungen nicht wieder aufs Schiff zurück teleportieren kann, bleibt zum Überleben nur eine Möglichkeit: Aufgrund neuer Erkenntnisse aktiviert man das Stargate und schickt die Anwesenden hindurch, der Dramaturgie wegen natürlich in letzter Sekunde bevor der Planet zerstört wird.

Die Flüchtlinge finden sich auf einem Raumschiff der Ancients wieder, das sich seit Millionen von Jahren durchs Universum bewegt. Man stellt fest, dass man es weder steuern kann, noch das dortige Sternentor unter Kontrolle bekommt und die Lebenserhaltungssysteme drohen ebenfalls auszufallen. Und man hat den Chefwissenschaftler unter Verdacht, an der Situation nicht ganz unschuldig zu sein...

Soweit eine Kurzzusammenfassung des Serienstarts, die sich weitestgehend auf die Informationen beschränkt, die man ohnehin bereits im Vorfeld bekommen konnte.

Schlägt es denn ein, das was uns die Produzenten Brad Wright und Robert C. Cooper da auftischen wollen? Oder muss man mit Aufgewärmtem vorlieb nehmen?

STARGATE UNIVERSE erfindet das Genre nicht neu, aber das verwundert auch nicht, man setzt auf solide Fernseh-Hausmannskost statt auf riskante Experimente. Im Vergleich zu STARGATE ATLANTIS gefällt mir das Konzept allerdings deutlich besser und der Pilotfilm schafft es, den Zuschauer zu fesseln und Lust auf mehr zu machen. Es zeigt sich auch, dass der Vergleich mit VOYAGER hinkt, denn dort war man zwar ebenfalls weit von zu Hause entfernt, konnte aber zumindest auf die Ressourcen eines voll ausgestatteten Sternenflotten-Schiffs zurückgreifen und hatte eine ausgebildete Crew an Bord.
In UNIVERSE hat man ein fremdes Raumschiff, das man kaum versteht, geschweige denn zu steuern vermag, und eine bunt zusammengewürfelte Mischung aus Zivilisten, Wissenschaftlern und Militärs, eine Mischung die allein aufgrund der Zusammensetzung jede Menge Konfliktpotential birgt. Hinzu kommt, dass eine Rückkehr zur Erde nahezu ausgeschlossen ist (ja ja, ich weiß...) und das Schiff der Ancients (deutsch: »Antiker«) aufgrund seines schieren Alters gewisse Auflösungserscheinungen zeigt.
Nimmt man all das zusammen, hat man definitiv alle Versatzstücke für reichlich dramatische und spannende Episoden mit einem Hauch LOST an der Hand – es bleibt abzuwarten, was daraus gemacht wird.

In meinen Augen hat der Pilot eine grobe handwerkliche Schwäche, die zwar die Story nicht schmälert, aber Profis eigentlich nicht passieren darf: die Handlung beginnt in der Gegenwart der Protagonisten (Ankunft auf dem Ancients-Schiff), springt aber im Verlauf immer wieder in die Vergangenheit zurück, um die Geschehnisse zu beleuchten, die zur gegenwärtigen Situation führten. Dagegen ist eigentlich dramaturgisch nichts einzuwenden, aber leider werden die Sprünge nicht deutlich gemacht, so dass der Zuschauer oft erst nach Sekunden oder gar Minuten erkennt, dass die Zeitebene gewechselt hat. So etwas darf in einer modernen Fernsehproduktion nicht passieren, es gibt mehr als reichlich Kniffe, die man anwenden kann, um deutlich auf einen solchen Sprung hinzuweisen, hier hat man auf alle verzichtet und einfach harte Schnitte genutzt - Ein Unding.

Abgesehen davon hat man eigentlich wenig zu meckern, ausgenommen von einigen etwas farblos wirkenden Charakteren, aber das mag Absicht gewesen sein, um zu unterstreichen, dass hier eben auch halbwegs »normale« Menschen in eine ausweglose Situation geworfen werden, alternativ kann der Eindruck natürlich auch meinem subjektiven Geschmack geschuldet sein - und der Tatsache, dass noch nicht alle Figuren intensiver beleuchtet wurden.
Hervorheben muss man zu einen den Schotten Robert Carlyle als Doktor Nicholas Rush, der den genialen Wissenschaftler am Rande zum Fanatismus ganz großartig herüber bringt, zum anderen David Blue als Eli Wallace, der typische jugendliche Computernerd, der durch unvorhergesehene Umstände in eine außergewöhnliche Situation verschlagen wird und dessen Charakter sich durch erfrischende (und glaubwürdig dargestellte) Naivität und Neugier auszeichnet; man darf allerdings annehmen, dass ihm das im Verlauf der nächsten Episoden zumindest zum Teil ausgetrieben werden wird, denn der Opener läßt vermuten, dass es hier deutlich düsterer zur Sache geht, als bisher im Stargate-Universum üblich.

Im Vergleich zu STARGATE ATLANTIS hat mir das was geboten wurde also, wie bereits erwähnt, zugesagt und ich bin sehr gespannt, wie die interstellare Robinsonade der irdischen Flüchtlinge weiter gehen wird. Setting, Charaktere, Schauspieler und Machart lassen auf eine hochwertige und unterhaltsame Serie hoffen, die zwar keine echten Neuerungen bringt, aber man muss ja auch nicht zwingend das Rad ständig neu erfinden. Es reicht, wenn der Zuschauer solide und kurzweilig unterhalten wird und das war im Pilot bis auf die Zeitsprungproblematik der Fall. Hoffen wir, dass das so bleibt.

 

SG-U Promoplakat



STARGATE UNIVERSE
Erfinder: Brad Wright, Robert C. Cooper
Besetzung: Robert Carlyle, Louis Ferreira, David Blue, Brian J. Smith, Jamil Walker Smith, Alaina Huffman, Elyse Levesque, Ming-Na, Lou Diamond Phillips
Ausführende Produzenten: Brad Wright, Robert C. Cooper, Carl Binder
Titelmusik: Joel Goldsmith
Produktionsfirma: Metro-Goldwyn-Mayer
Sender: SyFy

Bildnachweis:
Logo STARGATE UNIVERSE, Presse- und Promobilder Copyright 2009 Syfy & MGM

 

Kommentare  

#1 Pisanelli 2009-10-08 11:56
Also, ich finde Stargate Atlantis auch nicht schlecht. Im übrigen finde ich, dass "Stargate" inzwischen durchaus auf eine Stufe mit ST gestellt werden kann. Sie halten sich jetzt bestimmt auch schon ein Jahrzehnt fast ununterbrochen im Fernsehen. Das schaffen nicht viele Serien in diesem Ausmaß. Von daher, ich bin gespannt.

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