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Sechs sind genug - »Sharknado 6« vs. »6-Headed Shark Attack«

Schön war die Jugendzeit? -  Ausflüge in die RomanheftvergangenheitSechs sind genug
»Sharknado 6« vs. »6-Headed Shark Attack«

TheAsylum beliebt zu übertreiben. Hat man dort erst einmal eine gute und ertragreiche Idee, dann schlachtet man die Sau in Häppchen, denn irgendwie lässt sich aus den Überbleibseln immer noch etwas herausholen. Nur, irgendwann ist das Ende aber erreicht und die Zuschauer wenden sich ab. Wenn zudem noch die Ideen ausgehen, dann kann auch der Appell an den Gute-Laune-Trash nichts mehr helfen. Haie sind sowieso aus der Mode gekommen.

Sharknado 6 (The Last Sharknado: It's About Time)SHARKNADO (2013) war ein nicht zu planender und völlig überraschender Erfolg für TheAsylum. Er setzte allem seltsamen Haifischtreiben die Krone auf. Die Geister schieden sich und gerade das machte das Ding interessant. Die Einen hassten ihn, die Anderen liebten ihn, dazwischen gab es nichts. So verhielt es sich auch mit 2-HEADED SHARK ATTACK, der zwar nicht annähernd einen solch durchschlagenden Erfolg erzielte, kurios war das Ding trotzdem. Ich gehöre übrigens zu zweiten Gruppe, denn für mich als Fan von Trashfilmen bedeutet es ausgezeichnetes Entertainment.

SHARKNADO setzte man in Serie fort, während die Multi-Header (jedes Mal ein Haikopf mehr) mit unabhängigen Geschichten vorangetrieben wurden. Seinen Höhepunkt erreichte der Haiwirbelsturm aber meines Erachtens bereits mit dem zweiten Teil. Ein Feuerwerk aus durchgeknallten Ideen mit zahlreichen Gastauftritten von Leuten aus Film, TV und Sport. Die Story war wie vorher und nachher hohl, aber wen juckte das. Spaß stand hier an erster Stelle.

Sharknado 6 (The Last Sharknado: It's About Time)Teil drei und vier glänzten immerhin mit Trash-Kultstar David "The Hoff" Hasselhoff, der sich ganz so gab wie man ihn gerne sieht: Als grinsender Superheld mit coolen Sprüchen und absurden Actionszenen. Dann kam es seltsamerweise zum Bruch. Der fünfte Auswurf verkam zu einer reinen Nummernrevue, Sharknados wurden auf den ganzen Planeten verteilt und mittels ständiger Ortswechsel bekämpft. So konnte man die Wirbelstürme international zeigen. Im neuen Film, mit dem Zusatz THE LAST ONE versehen, setzt man dieses fort, nur dass die Protagonisten jetzt in die Zeit reisen können. So hatten die Dinosaurier bereits mit Sharknados zu kämpfen.


Die Multiheader, beginnend mit 2 HEADED SHARK ATTACK (2012), waren offenbar erfolgreich genug um ein Franchise bilden zu können. Dabei war nicht einer davon mit wirklich originellen Ideen gespickt, wobei man 4 Köpfe ausließ. Lediglich der 5 HEADED SHARK ATTACK (2017) bot den Einfall, statt des Schwanzendes eben dort einen weiteren Kopf zu platzieren, machte aber rein gar nichts daraus. Immerhin, der 3-Köpfer bot Danny Trejo auf, der ein fulminantes Ende nahm. Nicht nur deshalb war der 3 HEADED SHARK ATTACK (2015) wohl der beste Film der Reihe, die schon daran krankte, dass der talentlose Sohn Christopher Ray vom talentlosen Vater Fred Olen Ray die Regie führte.

Beide Sixpacks erschienen fast zeitgleich bei uns, weshalb eine Zusammenfassung Sinn ergibt.

Sharknado 6 (The Last Sharknado: It's About Time)Sharknado 6
Am Ende von SHARKNADO 5 trifft Fin Shepard (Ian Ziering) in einem Endzeitszenario, in dem die Welt gegen die Sharknados verloren scheint, auf seinen Sohn, den deutlich älteren Dolph Lundgren. Jener erklärt ihm, dass er in die Urzeit zurück müsste, um den allerersten Sharknado auszuschalten, damit sich zukünftig keiner bilden kann. Damit beginnt das Zeitparadoxon. Fin trifft bei den Dinos auch auf alte Bekannte und seine Frau April (Tara Reid), die es aus den gleichen Gründen hierher verschlagen hat. Der Sharknado entweicht ständig und fräst sich durch bedeutende Ereignisse der Menschheitsgeschichte. Mittels Zeitsprüngen folgen sie ihm. Bitte lasst mich das nicht erklären, denn ich habe es absolut nicht begriffen. Überall begegnen ihnen weitere Bekannte jüngerer Vergangenheit, andere verschwinden dabei. Sein Sohn taucht mal älter und mal jünger auf. Schließlich geraten sie mehr als 20000 Jahre in die Zukunft, in der die Welt von Roboterklonen beherrscht wird, alle nach dem Vorbild von April kreiert. Haie sind längst ausgestorben, also hat man mechanische erfunden, die nun die Sharknados bevölkern.

Sharknado 6 (The Last Sharknado: It's About Time)Die Zukunftsepisode reißt dann ob ihrer Originalität noch etwas aus dem Feuer. Ansonsten hat man es wirklich mit einzelnen Shownummern zu tun, vermutlich auch deshalb, um die vielen bekannten Leute in Gast- und Nebenrollen unterzubringen. Viel kann man zu diesem Quark nicht mehr sagen. Die Darsteller (Schauspieler würde ich hier keinen mehr nennen) passen sich dem allgemein schwachen Niveau an.

Sharknado 6 (The Last Sharknado: It's About Time)Die Tricks sind, da es sich um Prestigeprodukt handelt, etwas besser als von The Asylum gewohnt. Gleichwohl scheint auch hier die Spitze erreicht. Weiter will man vermutlich nicht hinaus, was mir diese Billigfirma schon wieder sympathisch macht. Aber ich bin ja ohnehin ein Fan von David Michael Latt und seinen Mitstreitern, die immer wieder für einen richtig schön blöden Film gut sind.


Der Grund für das Ende dieser Reihe könnte auch ein anderer sein. Independent- oder Kleinfirmen sind in der Vergangenheit allzu oft an ihren Ambitionen gescheitert, den großen Studios die Stirn bieten zu wollen. Bleibt man aber im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, dann ist die Hoffnung, sich nicht zu übernehmen (vor allem finanziell), länger haltbar. Höher, schneller, weiter geht nicht mehr. Würden sie es tun, dann müssten alle weiteren Produktionen den gleichen Standard aufweisen können, weil das Publikum eine neue Erwartungshaltung einnimmt, oder ganz verschwinden. Okay, vielen Leuten wäre Letzteres bei TheAsylum sicherlich recht – mir nicht.

6-Headed Shark Attack (6-Headed Shark Attack)6-Headed Shark Attack
Es gibt nur vier Filme um die Haie mit mehreren Köpfen, aber ich glaube, mit sechs Schädeln ist das Maß voll. Natürlich lässt sich das unendlich weiter spinnen, bis gar kein Körper mehr vorhanden ist und es zu einer "All Headed Shark Attack" kommt. Okay, die Jungs von TheAsylum lassen sich nicht lumpen und es wird vielleicht zu einem Spin-Off der oben genannten Serie kommen, etwa "Piranhanado" oder "Tornadokarpfen". Ein Reset ist hier jedoch kaum möglich, muss man sich also mit einem 10 Headed Shark auseinandersetzen? Die Zahl 6 sollte auch hier den Schlusspunkt darstellen.

Mark Atkins, Hausregisseur bei TheAsylum, gehört eigentlich zu meinen Lieblings-Trashregisseuren. Er ist gelernter Kameramann und deshalb in der Lage, zumindest seine Drehorte und die Darsteller anständig einzufangen. Filme wie BATTLE OF LOS ANGELES (2011), P-51 DRAGON FIGHTER (2014) oder PLANET OF HE SHARKS (2016) sehe ich mir trotz aller Unzulänglichkeiten immer wieder gerne an. Letzterer ist übrigens komplett als Bonusfilm auf der Disc von SHARKNADO 6 enthalten.

6-Headed Shark Attack (6-Headed Shark Attack)Na ja, was der gute Mark nicht so gut kann ist Drehbücher schreiben und seine Schauspielerführung ist, bescheiden ausgedrückt, mäßig. Das Buch für diesen Stinker hat deshalb wohl ein anderer geschrieben – und es ist richtig schlecht geworden. Oder sollte ich sagen: Nutzlos?  Doof? Unoriginell? Kann man verschieden anwenden, heraus kommt jedoch immer wieder dieser Film.

In den 80ern haben ein paar Wissenschaftler Regenerationsexperimente mit einem Hai gemacht. Jedes Mal, wenn das Tier schwer verletzt wird, dann wächst ihm ein neuer Kopf nach. Bis heute wurde der Fisch fünf Mal tief getroffen.

6-Headed Shark Attack (6-Headed Shark Attack)Die Folge: Sechs Köpfe, zwei vorne, je zwei an den Seiten. Wie das gehen soll? Uninteressant, reine Filmemacherlogik. Ein paar Leute halten sich an einem Strand auf. Ihre Ehen drohen zu zerrütten und ein Zusammenhaltprogramm soll ihnen helfen wieder in die Bahn zu kommt. Da erscheint der Sixpack gerade recht um ihnen vor dem Alleinsein das Fürchten zu lehren. Na ja, Gemeinsamkeit hilft auch nicht so ganz, sie werden trotzdem fast alle gefressen. Eine Gasexplosion beendet den Spuk.


Wen es vor gar nichts mehr graust, dem macht auch diese vorhersehbare langweilige Gurke nichts aus. Einzig origineller Einfall ist eine Felsenge, die der Superhai ob seiner Ausmaße nicht passieren kann, sodass die Leute vorläufig in Sicherheit kommen. Na gut, später sehen wir einen zweiköpfigen Hai, der sich auf den vier Seitenköpfen am Strand bewegt. Sieht immerhin ganz schrullig aus.

6-Headed Shark Attack (6-Headed Shark Attack) Der Rest, ächz, ist selbst für mich nicht mehr goutierbar. Die Darsteller agieren weit unter annehmbarer Ansehbarkeit, was dieses Mal wohl nicht allein Atkins zuzuschreiben ist – sie sind halt wirklich mies. Und wenn den Machern zu solchen Themen nur noch derartige 08/15-Grütze einfällt, dann sollten sie es besser lassen.


SHARKNADO 6 ist ob seiner technischen Ausführung etwas besser als 6 HEADED SHARK ATTACK, aber mit solchen Filmen könnte TheAsylum auch beinharte Fans wie mich vergraulen. In der Schule gäbe es dafür eine glatte 6!

Sharknado 6
(The Last Sharknado: It's About Time)
mit Ian Ziering, Tara Reid, Viveca A. Fox, Cassandra Scerbo, Judah Friedlander.
Produktion: David Michael Latt für TheAsylum
Regie: Anthony C. Ferrante
USA 2018
Deutscher Vertrieb: White Pearl/Daredo

6-Headed Shark Attack
(6-Headed Shark Attack)
mit Brandon Auret, Thandi Sebe, Cord Newman, Naima Sebe, Chris Fisher.
Produktion: David Michael Latt für TheAsylum
Regie: Mark Atkins
USA 2018
Deutscher Vertrieb: White Pearl/Daredo

Cover und Screenshots der deutschen DVDs (White Pearl/Daredo)

Kommentare  

#1 Postman 2018-10-23 13:01
So schlecht fand ich die Teile gar nicht, aber am Stück und ohne Pausen kann man solche Filme trotzdem kaum durchhalten.
#2 Laurin 2018-10-24 18:34
Ehrlich gesagt hatte ich um diese Art von Filmen gleich einen großen Bogen gemacht. Trifft irgendwo absolut nicht meinen Geschmack. Mir tun da dann immer die realen Haie leid, die man hier so maßlos veräppelt wie früher die Blondinen in den Witzen.

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