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»Dorian Hunter« revisited - Teil 36 - David est Goliath

»Dorian Hunter« revisited»Dorian Hunter« revisited
Teil 36 - David est Goliath

Im September 2018 wurde die legendäre Dämonenkiller - Serie im Bastei - Verlag unter dem Namen Dorian Hunter neu gestartet. Die ersten 50 Bände sind erschienen und ein Ende ist nicht in Sicht. In dieser Artikelserie werfe ich einen kritischen Blick auf die alten Romane im neuen Gewand und begleite den “Dämonenkiller” auf seinem Weg in jene Gefilde, die bislang nur in Buchform erreicht wurden…

Der Mann aus der Retorte“Der Mann aus der Retorte”
Dorian Hunter Band 86
von Neal Davenport
(EV: DK 83 / 23.03.76)
Der Reporter Armand Melville soll in Hunters Auftrag den Tempel der Magischen Bruderschaft in Paris beschatten und gerät dort in eine magische Falle. Durch Hypnose findet Coco heraus, dass er kurz zuvor dem Isländer Magnus Gunnarsson begegnete und so bricht sie zusammen mit Hunter und dem wieder normalgroßen Don Chapman nach Island auf. Kaum dort angekommen scheint sich Guillaume Fernels Fluch zu erfüllen, denn Chapman wächst über das normale Maß hinaus weiter, gerät in Panik und flieht.

Hunter erinnert sich an sein Leben als Michele da Mosto, der zwölf Jahre nach Belots Tod einen ähnlichen Fall in Prag erlebte. Dort begegnet er einem Golem von monströser Größe und erfährt, dass dieser bereits einige Mädchen entführte, die anschließend getötet wurden. Über den Alchimisten John Dee gelangt er an den Hof des Kaisers, wo er weitere Verbindungen knüpfen kann und dem Golem schließlich auf die Spur kommt. Dieser wurde von Gebhard von Vierort, einem Alchimisten des Kaisers, dem es nicht gelang, Leben aus der Retorte zu erschaffen, dazu benutzt, die Mädchen zu entführen, mit denen er dann experimentierte. Als Da Mosto ihn stellt, befielt Vierort dem Golem, “alle” zu töten, worauf dieser sich auch gegen ihn wendet. Zwar gelingt es Vierort, den entscheidenden Buchstaben auf der Stirn des Golems im Kampf zu entfernen, um ihn zu “deaktivieren”, allerdings wird er bei einem Sturz in die Tiefe mit in den Tod gerissen.

In der Gegenwart wenden Hunter und Coco sich an Magnus Gunnarsson, der ihnen bei der Suche nach dem inzwischen drei Meter großen Chapman hilft und dem es schließlich gelingt, ihn wieder schrumpfen zu lassen. Als Hunter und Coco ihn zur Rede stellen, leugnet er dies jedoch. Der nun wieder fußgroße Don beschließt zusammen mit Dula, den Gefährten den Rücken zu kehren, und eigene Wege zu gehen.

Neal Davenport schildert hier die weiteren Ereignisse aus dem früheren Leben des Dämonenkillers und führt nebenbei die bereits im letzten Band kurz erwähnte Figur Magnus Gunnarsson ein.

Dabei darf er in der Vergangenheits - Ebene die Wandlung des in die Jahre gekommenen Michele da Mosto vom strahlenden, kampferprobten Helden zum fett und träge gewordenen Alchimisten schildern, was äußerst amüsant zu lesen ist und diese Figur noch ein bisschen authentischer - wenn auch nicht sympathischer macht.

Aber auch die Darstellung des Isländers Magnus Gunnarsson ist gelungen, da diese interessante und noch relativ undurchschaubare Figur ein gewisses Charisma umgibt, ähnlich wie dem Olivaro der Anfangszeit, wobei man hier immerhin weiß, es nicht mit einem Dämon zu tun zu haben, aber sehr viel mehr eben auch nicht.

Die Idee, den ehemals zwergenhaften Don Chapman zu einer schon monströsen Größe anwachsen zu lassen, sorgt hier zwar für Spannung und ein bisschen Action, allerdings gleiten die entsprechenden Szenen dann am Ende doch etwas ins trashige ab.

Die Tragik seiner Situation wird dagegen viel deutlicher, als Chapman noch normalgroß ist und sich darüber aus verständlichen Gründen nicht wirklich freuen kann. Am Ende freut man sich dann mit ihm, als er wieder fußgroß und mit seiner Dula vereint ist. Eine sehr schön geschilderte Ironie des Schicksals.

In der Vergangenheits - Ebene wundert man sich ein wenig über den Rabbi, welcher den Golem schuf, der hier zunächst seelenruhig zusieht, wie “seine” Kreatur ein Mädchen nach dem anderen raubt, ohne einen Zusammenhang zu erkennen und dann am Ende aus allen Wolken fällt.

Ansonsten gibt es, wie so oft bei Davenport, nicht wirklich viel an diesem Roman auszusetzen. Im nächsten Band schildert Roy Palmer, wie es in dem Zyklus um den Stein der Weisen weitergeht…

 

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2021-12-23 10:15
Gehört in meine Luif Top 10. Jedenfall die Vergangenheitsstory. Die Island-Story ist doof. Mir gefiel Vlceks immer häufiger in den Mittelpunkt tretende "Dämonen in der Tagesschau" Idee schon damals nicht. Das Konzept erschien immer mehr mit der heißen Nadel gestrickt, immer mehr ergab nur wenig Sinn.

Dass Hunter seinen Lebensinhalt in der Vernichtung von Dämonen sah, geriet zwar immer mehr in den Hintergrund, funktionierte aber noch als Fundament. Doch die ganzen nur oberflächlich gezeichneten Fuzzis von der Magischen Bruderschaft, die aus akademischen Interesse den Kopf hinhalten, ergab genausoviel Sinn wie die Schloßbasis am Arsch der Welt ohne Verkehrsanschluss..

Aber die Prag-Geschichte lief rund. Sauber recherchiert, von Dee bis zum spinnerten Kaiser, voller Atmosphäre, und der fett gewordene DaMosto war erfrischend anders. Zumindest an dem historischen Teil müssen sich die noch folgenden Vergangenheitsabenteuer messen lassen, und so gut wurden sie nie wieder. Luif konnte das hier so mühelos und lebendig vermitteln.
#2 Cartwing 2021-12-23 11:45
Aus dem Castillo hätte man mehr machen können.
Der Grundgedanke, ein sicheres Bollwerk auch für gefährdete Mitstreiter wie Tirso zu schaffen, war ja nicht übel.

Bei Zamorra hat auch erst Giesa versucht, etwas mehr aus dem Schloss und dem Gewölbe zu machen, als es nur gut aussehen zu lassen.

Zitat:
so gut wurden sie nie wieder
Ich denke auch, dass die wirklich herausragenden Vergangenheits - Abenteuer nun fast alle erschienen sind.
#3 Toni 2021-12-23 17:33
Wieder ein sehr aufschlussreicher Artikel, sowie eure Kommentare. Ab und an blitzt ein Erinnerungssprenkel auf. Das Castillo war auch nicht so meins, aber da passte halt die ganze "Mannschaft" hinein. Hätte manchmal nur noch gefehlt, dass der ganze Kasten, wie bei Jacksons Bad Taste, abhebt.
Die Island-Festung allerdings fand ich ganz gut. Da ging es ein klein wenig in Richtung Lovecraft. Muss die Serie wirklich mal wieder lesen...
#4 Cartwing 2021-12-23 17:52
Zitat:
Hätte manchmal nur noch gefehlt, dass der ganze Kasten, wie bei Jacksons Bad Taste, abhebt.
Sowas hat Palmer ja in seinem "Gänsehaut" - Roman gebracht... :lol:

Zitat:
Da ging es ein klein wenig in Richtung Lovecraft. Muss die Serie wirklich mal wieder lesen...
So geht es mit gerade mit dem "Hexer", den ich wieder zu lesen angefangen habe. Allerdings die Taschenbücher, also wird es kein "revisited" dazu geben... ;-)

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