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Jenseits der Nachrichtenbilder - »Fahrenheit 11/9«

Fahrenheit 11/9Jenseits der Nachrichtenbilder
»Fahrenheit 11/9«

Michael Moore ist ein unbequemer Filmemacher, der in seinen bisherigen Filmen („Bowling for Columbine“, „Fahrenheit 9/11“, „Sicko“) immer wieder den Finger in die Wunden der USA gelegt hat. In seinem neuesten Film „Fahrenheit 11/9“ beschäftigt er sich nun mit der Lage seiner Nation, und wie es dazu kommen konnte, dass eine Witzfigur wie Donald J. Trump zum 45. Präsidenten des mächtigsten Staates der Welt gewählt wurde.

Fahrenheit 11/9Donald Trump, geboren 1946, ging nicht nur als bei Amtsantritt ältester US-Präsident in die Geschichtsbücher ein, sondern auch als bislang einziger, der zuvor weder ein politisches Amt bekleidet noch einen militärischen Rang innegehabt hatte. Umso erstaunlicher scheint die Tatsache zu sein, dass Trump nicht nur sämtliche republikanischen Gegenkandidaten mit Leichtigkeit von der Bildfläche fegte, sondern am Ende auch noch als Sieger über die haushoch als Favoritin gehandelte demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton das Rennen machte. Michael Moore hat sich die Jahre vor der Präsidentschaftswahl Ende 2016 genauer angesehen, das bisherige mediale Auftreten Donald Trumps unter die Lupe genommen und dabei Hinweise und Entwicklungen ausgemacht, die dessen unerwarteten Wahlsieg begünstigt und letzten Endes für ihn entschieden haben.

Fahrenheit 11/9Michael Moore macht als Schuldige an dieser Entwicklung zu einem nicht geringen Teil die US-amerikanischen Medien aus, die sich gierig auf alle Meldungen stürzten, die mit dem exzentrischen Millionär zusammenhingen, und ihm auf diese Weise eine enorme Präsenz bescherten. Aber auch die Demokraten hätten sich mitschuldig gemacht, da sie eher auf eine etablierte Kandidatin wie Clinton setzten und für deren Ernennung sogar Wahlergebnisse verfälschten, damit Bernie Sanders nicht für sie in den Wahlkampf zieht. Michael Moore spricht in seinem Film einmal sehr überzeugend von einem „verkommenen System, das Trump hervorgebracht hat“. Für den Filmemacher sind die vom Establishment auserkorenen Politiker schon lange nur noch Spielbälle der Wirtschaft, die unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit lediglich dem Profit hinterherhecheln. In „Fahrenheit 11/9“ beschränkt ich Moore aber nicht nur auf das Anprangern der Missstände, sondern macht an drei recht ausführlich geschilderten Nebenschauplätzen auch deutlich, dass jeder einzelne etwas bewegen kann, um dieses System zu schwächen und letztendlich zu besiegen. Detailreich rekapituliert er den enormen Wasserskandal in seiner Heimatstadt Flint, der vom zuständigen Gouverneur Rick Snyder aktiv vertuscht wurde, und der eine Bleivergiftung der meisten Kinder der Stadt zur Folge hatte. Die dadurch einsetzenden Bürgerproteste werden von Moore unterstützt, der auch zwei weitere ähnliche Aktionen in seinen Film aufnimmt, wie die Lehrerproteste in West Virginia oder einen landesweiten Schüleraufstand nach einem weiteren Amoklauf an einer Schule in Parkland, Florida.

Fahrenheit 11/9Mit „Fahrenheit 11/9“ scheint Michael Moore erwachsen geworden zu sein. Der ihm oft zum Vorwurf gemachte Populismus und seine Plakativität scheinen hier nur noch gelegentlich durch. Stattdessen bemüht sich der Regisseur, die Fakten akribisch aufzubereiten und sie mit Interviews und Archivaufnahmen zu unterfüttern. Seinen beißenden Humor hat er deswegen natürlich nicht verloren, weswegen die mit zwei Stunden doch sehr lange und mit einem gewaltigen Wust an Missständen unterfütterte Dokumentation auch immer wieder aufgelockert wird. Dass er auch Lösungsvorschläge unterbreitet, wie man das eingefahrene System durchbrechen kann, macht den Film zusätzlich wichtig. Die DVD-Erstveröffentlichung hat ein zufriedenstellendes Bild, das mal wieder aus den unterschiedlichsten Quellen (auch privaten Smartphone-Aufnahmen) gespeist wird (im Widescreen-Format 1,78:1), und einen gleichfalls guten Ton (wahlweise auf Deutsch oder Englisch in Dolby Digital 5.1, optional auch auf Englisch in Dolby Digital Stereo und optional mit deutschen Untertiteln) zu bieten. Als einziges Extra gibt es leider nur den Kinotrailer zum Film.

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