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Go West! - 16. Juni 2017

Go WestWieder in den ›Wilden Westen‹
16. Juni 2017

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

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Der LokführerDas Stahlross
Heute Morgen haben wir Salt Lake City verlassen und sind nach Norden gefahren. Hinter Brigham City sind wir von der großen Interstate-Autobahn nach Westen geschwenkt. Auf einem einsamen Highway sind wir in eine verlassene Wüstenlandschaft gefahren. Hier hat sich einst große Geschichte abgespielt. Ein Schlüsselereignis für die Entwicklung Amerikas.

Am 10. Mai 1869 trafen sich in dieser heute abgelegenen Gegend die Gleise der UNION PACIFIC und der CENTRAL PACIFIC und wurden zur ersten transkontinentalen Eisenbahnlinie der USA zusammengefügt.

An diesem Fleck, an dem die Kistenbretter- und Zeltsiedlung PROMONTORY POINT stand, fand nicht mehr und nicht weniger statt als die verkehrsmäßige Vereinigung der USA. Hier wurde ein Traum wahr, der seit Thomas Jefferson eine Vision gewesen war, an deren Realisierung nur wenige im 19. Jahrhundert geglaubt hatten.

In einer gewaltigen Kraftanstrengung schafften es diese beiden Eisenbahngesellschaften, mit Hilfe von irischen und chinesischen Streckenbauerkolonnen, himmelhohe Berge, tödliche Wüsten und die Great Plains zu überwinden.

Hier in der Wüste von Utah wurde der goldene Schienennagel eingeschlagen, der Ost und West miteinander verband, die „Hochzeit der Schienen“ – heute das „Golden Spike National Monument“.

Einige erstklassige Dokumentarfilme im Besucherzentrum zeigen die unermeßlichen Strapazen, die die Arbeiterkolonnen zu bestehen hatten, um dieses große Werk zu vollenden.

Die Lokomotiven „119“ und „Jupiter“ fahren dampfend aufeinander zu. Ein ehrfurchtgebietender Moment.

An jenem Tag im Mai 1869 waren die „Vereinigten Staaten von Amerika“ nicht mehr nur ein geographisches Gebilde auf Landkarten. Ab jetzt waren sie tatsächlich eine Einheit.

Allerdings werden hier auch die Schattenseiten dieser gigantischen Pionierleistung deutlich.

Die Opfer, die vor allem durch die Arbeiter gebracht wurden, waren lange Zeit kein Thema. Mangelnde Sicherheitsregeln kosteten unzähligen Männern das Leben oder zumindest die Gesundheit. Vor allem die chinesischen Bauarbeiter waren für die „Central Pacific“ kaum mehr als lebendiges Arbeitsmaterial, dessen „Verschleiß“ keine Rolle spielte.

Je schneller gebaut wurde, desto besser für die Bahngesellschaften, die für jede Meile Schienenstrang bis zu 10 Meilen Land rechts und links der Gleise als Prämie erhielten. Für dieses Land warben sie Siedler an – auch in Deutschland. In deutschen Zeitungen erschienen Anzeigen, die von „blühenden Landschaften, fruchtbaren Böden, paradiesischen Zuständen“ schwärmten und glückliche Farmer zeigten, die Maiskolben von einem halben Meter Größe in den Händen hielten, sowie idyllische Bilder von weißen Farmhäusern in einer blumenübersäten Prärie.

Die Wirklichkeit sah in der Regel anders aus: Windgepeitschte Plainsgebiete fast ohne Wasser, von Bäumen oder Wäldern, aus denen Bauholz geholt werden können, nicht zu reden. Trockene, harte Böden, die übermenschliche Arbeit erforderten, um ihnen gute Ernten abzuringen. Gegenden, in denen tiefe Brunnen gegraben werden mußten, um Bewässerung zu garantieren. Endlose Einsamkeit, kaum Verbindungswege. Es war nur zu oft ein Leben des Verzichts und der Hoffnungslosigkeit. Die glühenden Versprechungen der Anzeigenwerbung mußten die Siedler erst selbst unter großen persönlichen Opfern realisieren.

Aber in einem Land, in dem ein Historiker von der „Tyrannei der Entfernungen“ sprach, waren die Transportunternehmen der Treibriemen für die Eroberung und den Aufbau einer Neuen Welt. Maultierkarawanen, Frachtwagenzüge, Dampfschiffe – und schließlich die Eisenbahnen erschlossen den Kontinent und forderten dafür ihren Tribut.

Und die ursprünglichen Herren des Landes, die Plainsindianervölker, mußten ebenso weichen wie die großen Bisonherden, die das weite Land einst millionenfach durchstreift hatten.

Auch das alles wird in großer historischer Ehrlichkeit am „Golden Spike Monument“ dokumentiert und erklärt.

The photos show the locomotive "Jupiter" if the Central Pacific - unfortunately, the Union Pacific locomotive was not available today - the place where the Golden Spike was driven in, the engineer, Karen Rogowskiand me and the landscape at the railway. (Bild 270-274)

Wir haben unseren Reisenden dann ein besonderes Abenteuer geboten: Die chinesischen Arbeiterkolonnen vollbrachten wenige Tage vor der Vereinigung der Schienen einen Rekord – sie legten 10 Meilen Schienenstrang an einem einzigen Tag! Die Gleise sind inzwischen entfernt worden, aber der Bahndamm ist noch vorhanden. Wir fuhren mit unserem Van die gesamte Strecke in den Original-Schienenspuren von 1869 durch eine wüstenartige, einsame Landschaft. Eine überwältigende Erfahrung.

Die Fotos zeigen unseren Van im alten Gleisbett, Karen und mich mit dem Schild, das die Leistung der Arbeiter dokumentiert, und einen Blick durch die Windschutzscheibe während unserer Fahrt in den Schienenspuren.
(Bild 275-277)

 


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