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Kürzlich angeschaut und für ... gut ... befunden: Die Frau hinter der Wand

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gut ... befunden
Die Frau hinter der Wand

Voller Hoffnung kommt der junge Martin aus der Provinz zum Jurastudium nach Berlin. In einem düsteren, skurrilen Mietshaus findet er eine winzige, heruntergekommene Wohnung, deren Vormieter Robert spurlos verschwunden ist. Während der scheue Martin in der Uni keinen Anschluss findet, weckt die aufregende Vermieterin Simone sein Verlangen.


Geschautund befundenSie wohnt direkt in der Wohnung nebenan, nur durch eine dünne Wand von ihm getrennt. Auf den Spuren des verschwundenen Roberts belauscht Martin die geheimnisvolle Simone.

Sie lockt ihn in ihre Wohnung und verführt ihn. Martin verliebt sich, sucht ihre Nähe. Gleichzeitig ist er getrieben davon, herauszufinden, was seinem Vorgänger Robert zugestoßen ist. Eine ältere Nachbarin warnt ihn vor dem Bösen im Haus, Simones gewalttätiger Freund Sebastian bedroht ihn. Kann Martin Simone vertrauen? Haben sie eine Chance miteinander? Martin verliert sich in dem düsteren Haus und einer verstörenden Welt aus Sexualität und Gewalt. (1)

Hitchcock-Liebhaber werden ihre wahre Freude an diesem Thriller haben. Er besticht durch Suspense vom Feinsten und liefert besonderen Thrill. Ein Thriller aus deutschen Landen. Das ist durchaus mölich. Fernab vom heutigen Hollywood-Kommerz und den Reißbrettfilmchen die manchmal den Anschein erwecken am Band produziert worden zu sein. "Die Frau hinter der Wand" liefert das was Hitchcock und Polanski schon vor Jahrzehnten geschafft haben und bereitet diese Stilelemente in überraschend moderner Form auf. In dem Film erlebt der Zuschauer eine erotische Komponente ala "Sliver" oder anderer bekannter Erotk-Thriller, vor allem aber Psychothriller-Elemente die eindeutig auf bekannte Filme von Hitchcock wie "Das Fenster zum Hof" und "Psycho" anspielen. Es ist sogar eine stark abgewandelte Duschszene drin. Apropros Duschszene. Martin muss in der alten unheimlichen Bude in einer Duschwanne stehen, aus der es ständig unter dem Ausfluss hochbrodelt. Rostrotes Wasser steht ihm knöcheltief. Und die Verstopfung lässt sich einfach nicht lösen. Hinzu kommen ein verwirrter Hausmeister, der ständig mit einem Atemgerät herumrennen muss, da er wahrscheinlich im früheren Leben zuviel geraucht hat. Und dann dieser zuhälterhafte Typ, der Martin irgendwie bedroht und eine ominöse Nachbarin (ala Polanskis "Rosemary Baby") machen den Thriller gleichermaßen skurill wie originell.

Der Film entstand in der Reihe "Stunde des Bösen", in der die Nachwuchsredaktion "Das kleine Fernsehspiel" jungen Talenten Gelegenheit gab, ihre eigene Spielart des Thriller-Genres zu entwickeln. Herausgekommen sind vier sehr unterschiedliche Psychothriller, die ihre Protagonisten in einen Abgrund von Angst und Bedrohung stürzen. (2)

Geschautund befundenDer Film lebt eindeutig von seiner Atmosphäre. Die meisten Szenen spielen sich in dem düsteren Mietshaus ab. Die Szenen die im Supermarkt spielen oder auf der Straße wirken dagegen wie ein Ausflug in eine gänzlich andere Welt. Man merkt dem Film kaum an, dass er das Werk eines Nachwuchsregisseurs ist. Es sei denn man mag die winzige erzählerische Unebenheit, die sich am Schluss auftut so deuten. Warum ist Martin bei einer Wohnungsbesichtigung wo er doch bereits von Simone eingeschlossen wurde. Warum ist er danach plötzlich wieder in seiner eigenen Wohnung eingeschlossen? Man kann sich das zwar zusammenreimen, aber die Filmhandlung kam bisher ohne größere eigene Interpretation des Zuschauers aus.

Der obsessive Psychothriller erzählt konsequent aus der Perspektive seiner Hauptfigur. Nach seinen vielfach preisgekrönten Kurzfilmen ist "Die Frau hinter der Wand" der erste Langfilm von Grzegorz Muskala und gleichzeitig sein Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (3)

Die Hauptdarsteller spielen exellent auf. Vincent Radetzki ist der Student mit der altmodisch großen Brille, der einer geheimnisvollen Schönen verfällt, die durch Katharina Heyer ebenso kühl wie unheimlich dargestellt wird.

 „Bis zu dem Film war für mich völlig klipp und klar: Ich mache keine Nacktheit, ich will das nicht. Ich brauche meinen Rückzugsraum und das ist mein Körper, der geht niemanden etwas an – außer mich, meinen Freund und meinen Sohn.“ (4)

Der Film ist im Netz auf der ZDF-Seite noch verfügbar und wird am Freitag ab 22 Uhr auf ZDF-Kultur wiederholt. Und dennoch ist "Die Frau hinter Wand" wieder einmal der unumstössliche Beweis dafür, dass die besten Filme stets ins Nachtprogramm verbannt werden. Die TV-Premiere lief im ZDF am 18.03.14 um 00.05 Uhr.

Der Film wurde von sämtlichen serösen Filmkritikern bekannter Zeitungen überwiegend positiv bewertet.

Die Frau hinter der Wand
(Whispers behind the Wall)
mit:

Martin - Vincent Redetzki
Simone - Katharina Heyer
Sebastian - Florian Panzner
Hausmeister Horn - Ronald Nitschke
Frau Schaffrat - Almut Zilcher
Regie: Grzegorz Muskala
Buch: Grzegorz Muskala, Robby Dannenberg
Kamera: Phillip Kaminiak
Musik: Conrad Oleak

(1), (2) = ZDF
(3) dffb
(4) Katharina Heyer

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