Marleneken Zwischen Anfang und Ende der DDR

Marleneken
Zwischen Anfang und Ende der DDR

Noch vor der offiziellen Wiedervereinigung Deutschlands drehte Karin Brandauer nach einem Drehbuch von Eva Maria Mieke den zweiteiligen Fernsehfilm „Marleneken“, der sich exemplarisch anhand einer Familie mit dem deutsch-deutschen Schicksal über rund 40 Jahre hinweg auseinandersetzte. Nun ist der Fernsehklassiker erstmals auf DVD zu haben.
Seit den 1970er Jahren hatte Karin Brandauer (1945-1992) hauptsächlich fürs Fernsehen als Regisseurin gearbeitet. Die Ehefrau des österreichischen Weltstars Klaus Maria Brandauer („Sag niemals nie“, „Jenseits von Afrika“, „Mephisto“) wurde dann im Laufe der 1980er Jahre zu einer der bekanntesten und erfolgreichsten Filmemacherinnen im deutschsprachigen Raum.

Zu ihren von der Kritik hoch gelobten Arbeiten zählen beispielsweise die Arthur-Schnitzler-Verfilmung „Der Weg ins Freie“ mit Klaus Maria Brandauer, „Einstweilen wird es Mittag“ oder der Zweiteiler „Verkaufte Heimat“ nach Felix Mitterer, der als Koproduktion zwischen deutschen, österreichischen und italienischen Fernsehanstalten entstand und 1989 uraufgeführt wurde.

Bevor Karin Brandauer 1992 viel zu jung mit gerade einmal 47 Jahren an Krebs verstarb, konnte sie nur noch zwei weitere Arbeiten fertigstellen: den Fernsehfilm „Sidonie“ und den Zweiteiler „Marleneken“, die beide im Jahr 1990 erstmals im Fernsehen ausgestrahlt werden sollten.

Für „Marleneken“ konnte Brandauer noch einige wichtige Preise in Empfang nehmen: den Bayerischen Fernsehpreis (zusammen mit ihrer Drehbuchautorin Eva Maria Mieke), die Goldene Kamera für den besten Fernsehfilm und den Romy-Preis der österreichischen Tageszeitung „Kurier“ für die beste Regieleistung.

Marilena (Daniela Schleicher), die auch „Marleneken“ genannt wird, ist das Nesthäkchen in der Familie von Carla (Elisabeth Trissenaar) und ihrem Ehemann Dr. Egon Folkmann (Hans-Michael Rehberg).

Als der Zweite Weltkrieg zu Ende geht, kehrt Egon aber nicht heim zu seiner Familie, sondern bleibt im Westsektor der neuerdings geteilten Stadt Berlin, während Carla, Marilena und deren ältere Schwester Marga (Janina Froh) weiterhin im Osten wohnen, wo sie nach der Zerstörung ihres Hauses bei Opa Meissner (Leo Bardischewski) und dessen Frau Else (Eva-Ingeborg Scholz) untergekommen sind.

Marilena hat als junge Frau (Nina Hoger) als einzige noch einen freundschaftlichen Draht zu ihrem leiblichen Vater und besucht diesen regelmäßig in West-Berlin. Nach dem Mauerbau wird die Familie dann allerdings dauerhaft auseinandergerissen, da das Pendeln zwischen den beiden Staaten nicht mehr so einfach möglich ist.

Es wird bis ans Ende der 1980er Jahre dauern, bis sich an dieser Situation wieder etwas ändern wird. Dann macht sich die in die Jahre gekommene Marilena (Hannelore Hoger) auf eine Reise in die DDR, um ihre schwer kranke Mutter (Agnes Fink) noch einmal zu sehen.

Auch ihre ältere Schwester Marga (Karin Baal) hat die mittlerweile als Fotografin erfolgreiche Frau seit fast dreißig Jahren nicht mehr gesehen. Auf der Reise in die alte Heimat und vor Ort im Haus ihrer Kindheit erinnert sich Marilena an die Ereignisse, die sie zu dem Menschen gemacht haben, der sie heute ist.

Aus einer sehr persönlichen Geschichte heraus entwickelt Eva Maria Mieke in „Marleneken“ die mitreißende und stellenweise auch recht exemplarische Studie einer Familie im geteilten Deutschland. Quasi im Schnelldurchlauf werden hier rund 40 Jahre der Geschichte eines zweigeteilten Landes im 20. Jahrhundert abgehandelt, die verschiedenen Lebensentwürfe und Ideale vermittelt, aber die große Politik auch immer wieder auf die Alltäglichkeiten des Zwischenmenschlichen heruntergebrochen.

Mit einer ganzen Reihe renommierter und talentierter Schauspieler besetzt (Mutter Hannelore und Tochter Nina Hoger spielen die Titelrolle in verschiedenen Jahrzehnten), bietet „Marleneken“ überdurchschnittlich gute deutsche Fernsehunterhaltung, die am Puls der Zeit entstand und deswegen auch einige Impressionen aus der jüngst geöffneten DDR in dokumentarischen Bildern einfangen konnte, die noch nicht der aufwändigen Nachstellung bedurften wie bei einigen erst deutlich später entstandenen Produktionen mit ähnlicher Thematik.

Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein passables Bild mit einigen Magnetbandartefakten (im Vollbildformat 1,33:1) und einen gut verständlichen deutschen Originalton (in Dolby Digital 2.0). Bonusmaterial ist nicht mit aufgespielt.

© by Frank Brenner

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