Masada - Die komplette Serie
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Die komplette Serie
1981 hat die ABC eine aufsehenerregende Mini-Serie über die Ereignisse der Jahre 72 und 73 nach Christi Geburt gezeigt, als Masada von der zehnten römischen Legion belagert wurde. Drei Golden-Globe-Nominierungen und zwei Emmy-Gewinne bei insgesamt 13 Nominierungen war eine angemessene Preisausbeute. Zumindest im Jahr 1981. 28 Jahre später hat sich die Fernsehlandschaft gewaltig verändert.
Die Geschichte von MASADA ist im Grunde eine sehr einfache. 900 Zeloten suchen Schutz vor den römischen Besatzern auf der Bergfestung Masada. Der Name Masada wird abgeleitet aus dem hebräischen Metzada, was soviel wie Festung bedeutet. Es beginnt eine mehrmonatige Belagerung, aus der die zehnte Legion mit ihren 5000 Mann Stärke siegreich hervorgeht. Wirklich siegreich? Feldherr Flavius Silva meint am Ende dazu: Sieg? Was haben wir gewonnen? Wir haben einen Felsen gewonnen, inmitten einer Wüstenlandschaft, an der Küste eines giftigen Meeres.
![Masada Masada](/images/stories/fotos/mainstream/masada/masada-b.jpg)
Wie korrekt kann der historische Hintergrund wohl sein, wenn ein amerikanischer Fernsehsender eine Geschichte dieser Größenordnung verfilmen lässt? Das Streiten überlässt man am besten den Historikern, und das möchten sie auch bitte tun. Das einzig historisch korrekt verfilmte Epos dürfte wohl BARRY LYNDON sein, und das hat niemanden interessiert. Denn in erster Linie muss selbst ein Historienspektakel den Zuschauer unterhalten. Und wer Gefallen an der Materie finden, tut gut daran, die Geschichtsbücher zu befragen.
Geschichtsbücher sind schon deshalb von Vorteil, weil sie meist fundiert geschrieben sind. Ein wenn auch nur kurzer Besuch auf geschichtlich angehauchten Internetseiten ergibt allein zu Masada etliche Variationen zu den tatsächlichen Geschehnissen. Zum Beispiel ist da einmal von 15.000 römischen Belagerern die Rede, dann wieder von 5.000. Die Verfilmung bedient sich der letzteren Zahl. Viele Seiten nennen die Sikarier als Rettung suchende Hebräer in der Festung, die Verfilmung benennt die Zeloten. Die Sikarier waren eine extremistische Splittergruppe der Zeloten. Die Zeloten wiederum sind jüdische Freiheitskämpfer. Wer mag das noch verstehen?
Nein, MASADA ist wohl alles andere als eine korrekte Beschreibung historischer Tatsachen. Und letztendlich ist dies auch vollkommen irrelevant. Die Verfilmung ist dafür ein aufwendiges Spektakel, das es den Sandalen-Freunden in einigen europäischen Ländern sogar in einer gekürzten Spielfilm-Variante im Kino präsentiert wurde. Was übrig bleibt, wenn man nur 2 Stunden eines auf 6 Stunden gedachten Werkes zu sehen bekommt, kann man sich ausrechnen.
Die achtteilige Serie ist deswegen noch lange kein Stakkato von Szenenwechseln. Regisseur Boris Sagal inszenierte die Geschichte eher etwas gemächlich. Sagal war ein typischer Fernsehregisseur, der sich durch alle bekannten Serien gearbeitet hatte. Aus RICH MAN, POOR MAN nahm er schließlich auch Peter Strauss mit nach MASADA. Der Ur-Amerikaner Strauss als bedrängter Hebräer gegen Peter OToole, den typischen Engländer in römischen Gewand. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Denn auffällig viele römische Rollen von Briten und bedrängte Juden von Amerikanern verkörpert werden.
![O'Toole, Sagal, Francis, Quayle O'Toole, Sagal, Francis, Quayle](/images/stories/fotos/mainstream/masada/masada-e.jpg)
Als Eleazar wirkt Peter Strauss dafür sehr oft eindimensional und bekommt kaum etwas zu tun, mit dem er sich innerhalb der filmischen Umsetzung profilieren könnte. Ist Flavius Silva der sympathische Bösewicht, hat man mit Eleazar einen sehr unsympathischen Helden. Das Drehbuch befasst sich wesentlich mehr mit der römischen Seite. Sehr interessant sind persönliche Intrigen eingearbeitet, man erfährt einiges über die römischen Hierarchien und wird mit den politischen Strukturen und Absichten konfrontiert.
![Peter Strauss (Mitte) Peter Strauss](/images/stories/fotos/mainstream/masada/masada-d.jpg)
Was erwartet man also, wenn ein amerikanischer Fernsehsender eine Geschichte dieser Größenordnung verfilmt? Was erwartet man überhaupt von einer Zeitreise, 28 Jahre zurück, als es noch Unmengen von Tabus für die Wohnzimmerleinwand gab? Zumindest kann man sagen, dass sich die Produktion sichtlich Mühe gegeben hat, die Massenszenen auch wirklich nach Masse aussehen zu lassen, sei es durch Aufnahmen mit langen Brennweiten oder durch geschickte Umschnitte. Nur Paul Lohmans Bilder lassen gerade in den Nachtszenen mehr als zu wünschen übrig. Dass er alle Szenen in Zelten, selbst die, die in der Nacht spielen, mit Tageslicht ausstrahlt, ist höchstens damit zu erklären, dass man einzelne Sequenzen unabhängig von der im Film herrschenden Tageszeit haben wollte.
![Ein Belagerungsturm Ein Belagerungsturm](/images/stories/fotos/mainstream/masada/masada-c.jpg)
Natürlich würde eine Serie dieser Größenordnung heute so nicht mehr produziert werden. Aber das soll auch nicht der Punkt sein. Wichtig ist, dass Nostalgiker und Filminteressierte einen wunderbaren Blick zurück werfen können, nachdem MASADA seinem Publikum so lange vorenthalten wurde. Und es spielt wirklich keine Rolle, wie historisch korrekt Kostüme, der Zeitablauf oder gar die ganze Geschichte wiedergegeben ist. Denn man ist wirklich geneigt, nach dem Konsum der Serie doch mal in diversen Lexika nachzuschlagen. Vielleicht auch mal im Internet zu blättern, dann aber bitte mit Vorsicht.
![Masada Masada](/images/stories/fotos/mainstream/masada/masada-f.jpg)
Regie: Boris Sagal Drehbuch: Joel Oliansky nach der Geschichte von Ernest Gann Kamera: Paul Lohman Bildschnitt: Edwin F. England, Peter Kirby, Ron Rutberg, Robert L. Kimble Musik: Jerry Goldsmith (Thema), Morton Stevens Kostüme: Vittorio Nino Novarese Art-Direction: George Renne, Kuli Sander Ausstattung: Edward M. Parker, Joseph J. Stone, Lasislav Wilheim Produktionsdesign: Jack Senter
USA / 1981 ca. 360 Minuten (DVD bei Polyband ab 27.11.2009 im Handel)
Bildquellen: Polyband, Clive Francis
Kommentare
Der von Euch werfe den ersten Stein, der ...
Im übrigen, warum soll es so unverständlich sein, dass die Zeloten aus mehreren Gruppen bestanden? Die IRA ist ja auch keine geschlossene Gruppe, sondern setzt sich aus mehreren kleinen Gruppen zusammen. Für die Römer waren die Zeloten ein großer Haufen und die machten da wohl keine großen Unterschiede, die es aber sehr wohl gab. Die Sikarier waren eine der extremsten Gruppierungen, sehr militant und sehr kompromißlos. Es gab auch gemäßigtere Gruppierungen. Gemeinsam hatten sie vor allem, dass sie gegen die römische Besatzung waren, es gab aber Unterschiede der Gründe dafür. Einige waren sehr nationalistisch, andere hatten religiöse Gründe, wieder andere hatten sehr praktische, wirtschaftliche oder politische Gründe. Das finde ich überhaupt nicht unverständlich.
Über die Serie und ihren historischen Wahrheitsgehalt an sich kann ich nichts sagen, da ich sie noch nie gesehen habe. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wo sie ihre Stärken und Schwächen hat.
In der Tat liegen die Stärken auf der römischen Seite, was
man nur damit erklären könnte, das die hebräische Haltung
in dieser Zeit, im Heute sehr umstritten scheint.
Die unterschiedlichen Gruppierungen werden gar nicht erst
erwähnt, geschweige denn ihre radikale Haltung. Für den
Sender ABC war da sicherlich ein wenig politische Distanzierung
auschlaggebend.
Aber ungeachtete der Serie, wie wäre es denn mal mit einer
historisch korrekten Abhandlung der damaligen Ereignisse?
Komm schon, wer 16 Zeilen Kommentar zu einem Thema
zusammen bringt, dem liegt noch viel mehr im Schreibfinger.
Zudem warst Du dort. Vor Ort!
Ich warte...
Wie man oft lasen kann, soll ja der Geschichtsschreiber
Flavius j25ephus auch nicht gerade der zuverlässigste
Historiker gewesen sein und gerne auch mal interpretiert
haben.
Du hast schon Recht. Das wäre eine zermürbende Arbeit
mit dem Fazit: Wahrscheinlich. Mich hat aber der Aspekt
fasziniert, das die Römer einen noch viel größeren Aufwand
am Fuss des Felsen betrieben haben müssen, als der
Film überhaupt in der Lage war auch nur anzudeuten.