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Finanzskandal um einen Großunternehmer - »Der Zündholzkönig – Der Fall Ivar Kreuger«

Der Zündholzkönig – Der Fall Ivar KreugerFinanzskandal um einen Großunternehmer
»Der Zündholzkönig – Der Fall Ivar Kreuger«

Die Insolvenz des Zahlungsabwicklers und Finanzdienstleister Wirecard im Juni 2020 hat hohe politische Wellen geschlagen und wird mittlerweile bereits für filmische Nacherzählungen ausgeschlachtet. Ganz ähnliche Dinge trugen sich bereits rund einhundert Jahre früher zu, als der schwedische Großindustrielle Ivar Kreuger sich bei seinen Kreditgeschäften übernahm und etliche Millionen fehlten, die lediglich in seinen Büchern auftauchten. 1967 entstand daraus der Fernsehfilm „Der Zündholzkönig“.

Der Zündholzkönig – Der Fall Ivar KreugerIvar Kreuger (1880-1932) entstammte einer Dynastie, die bereits erfolgreich Zündhölzer hergestellt und daraufhin etliche andere schwedische Zündholzfabriken übernommen hatte. In dritter Generation baute Ivar die Zündholzfabrikation seiner Familie zu einem wahren Imperium aus, indem er eine clevere Strategie verfolgte. Mit seinen Millionengewinnen und Krediten in finanzstarken Ländern häufte er riesige Summen Geld an, die er finanzarmen Staaten seinerseits als Kredit zur Verfügung stellte – wenn diese ihm im Gegenzug ein für ihr Land geltendes Zündholzmonopol einräumten. Das ging eine gewisse Zeit lang gut, doch als sich Ende der 1920er Jahre die Weltwirtschaft in einer Krise befand und in Ländern wie Deutschland und Italien faschistische Herrscher an die Macht kamen, geriet auch Kreugers Strategie ins Wanken. Robert A. Stemmle („Berliner Ballade“, „Der Fall Kaspar Hauser“) hat 1967 in seinem Dokumentarspiel „Der Zündholzkönig – Der Fall Ivar Kreuger“ insbesondere diese Zeit beleuchtet, als das schwedische Imperium mit rasenden Schritten der Insolvenz entgegensteuerte.

Der Zündholzkönig – Der Fall Ivar KreugerGerade hat Ivar Kreuger (Peter van Eyck) einen Deal mit dem Staat Frankreich perfekt gemacht. Er gewährt dem in Bedrängnis geratenen Land einen Kredit von 75 Millionen Dollar, um im Gegenzug auch hier das Monopol für die Herstellung von Zündhölzern zugesprochen zu bekommen. Finanziert wird das Ganze mit Geldern, die nur zum Teil aus Kreugers eigenem Gewinn entstammen. Ergänzend dazu muss er auch immer wieder selbst Kredite aufnehmen, und steht deswegen derzeit in Verhandlungen mit dem amerikanischen Finanzmagnaten J.P. Morgan (Franz Kutschera). Der ist allerdings etwas skeptisch, ob den Darstellungen in den Büchern von Kreugers Firma bedingungslos zu vertrauen ist. Buchhalter Berning (Ricklef Müller) stößt bei seinen Buchprüfungen ebenfalls auf Ungereimtheiten, die von Kreuger mit einer abfälligen Geste vom Tisch gefegt werden. Auch die loyalen Direktoren seiner zahlreichen Fabriken, unter ihnen Krister Littorin (Konrad Georg) und Sigurd Hennig (Robert Klupp), haben mittlerweile den Durchblick verloren, da die Finanzen auf die unterschiedlichsten Firmen verteilt werden, in den unterschiedlichsten Ländern bei den unterschiedlichsten Banken deponiert sind und für neue Finanzierungen als Sicherheiten herangezogen werden, obwohl sie tatsächlich schon wieder an anderen Stellen für Monopolanleihen eingesetzt werden…

Der Zündholzkönig – Der Fall Ivar Kreuger„Der Zündholzkönig“ rekonstruiert die verqueren Finanztransaktionen eines Mannes, der einst 75% der Weltproduktion an Zündhölzern auf sich verbuchen konnte. Wie bei einem solchen Thema nicht anders zu erwarten, spielt sich der Großteil der Handlung an Konferenztischen ab und ist überaus dialoglastig ausgefallen. Ohne ein entsprechendes Interesse an diesen Verwicklungen dürfte man da als Zuschauer schon schnell das Handtuch werfen. R. A. Stemmles Inszenierung ist versiert, seine Schauspielerführung aber recht altmodisch, da er etlichen von seinen Darstellern ein allzu theatralisches Gebaren durchgehen lässt. Gleichwohl sorgen Hochkaräter wie Peter van Eyck oder Franz Kutschera auch heute noch für kurzweilige Unterhaltung. Die DVD-Erstveröffentlichung weist ein eher durchschnittliches Schwarz-Weiß-Bild (im Vollbildformat 1,33:1) auf, das sehr grobkörnig ausgefallen ist. Der deutsche Originalton (in Dolby Digital 2.0) ist stets gut verständlich, Bonusmaterial ist keines vorhanden.

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