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... Fritz Tenkrat über Erreichtes, Eltern, Schreiben und Ruhestand

 Fritz Tenkrat antwortet ... Fritz Tenkrat über Erreichtes, Eltern, Schreiben und Ruhestand

Fritz Tenkrat wird heute Siebzig. Grund genug, einmal nachzufragen, ob er mit seinem Leben und Werk zufrieden ist. Die Jahre Revue passieren lassen. Fritz Tenkrat hat sich auch in gewohnter Manier diesen Fragen angenommen. Wir sind Fritz Tenkrat dankbar, dass er sich kurz vor seinem Siebzigsten noch soviel Zeit für uns genommen hat.
 
Herzlichen Glückwunsch Fritz... Und viel Spaß unseren Leser bei diesem Interview.
Zauberspiegel: Runde Geburtstage wie Dein Siebzigster sind immer willkommene Anlässe für Bilanzen und Rückschauen.
Zieh doch mal ein vorläufiges Fazit: War Dein bisheriges Leben erfüllend? Gehörst Du zu denen, die zufrieden auf ihr Leben zurückblicken oder hast möglicherweise vergebene Chancen im Blick?

Friedrich Tenkrat: Ich bin mit dem, was ich erreicht habe, rundum zufrieden und hätte für mich keinen besseren Beruf wählen können. Hinzu kommt, dass ich eine großartige Familie habe, die mich, den "Hamoniesüchtigen", sehr glücklich macht.

Zauberspiegel: Nächste Frage wäre: Hattest Du Dein Leben – inklusive der Schriftstellerei - so geplant oder hattest Du – auch von deinen Eltern gewünscht, erhofft oder vorgegeben – einen andere Karriereplanung? Wenn dem so ist: Was war Deine Lebens-/Karriereplanung sagen wir mal 1959 als Du 20 war warst? Ergänzend: Wenn es A. F. Morland, Brian Ford und all die anderen nie gegeben hätte, auf was könnte der Rentner Friedrich Tenkrat heute zurückblicken?
Friedrich Tenkrat: Ich hatte fabelhafte Eltern, die mich bei allem, was ich gemacht habe, verständnisvoll unterstützten. Wenn ich nicht Schriftsteller geworden wäre (geplant hatte ich das eigentlich nicht, ich habe einfach gerne geschrieben), wäre ich wohl in irgendeiner Druckerei als Korrektor oder Revisor alt geworden.

Zauberspiegel: Du kannst als Autor auf fast vier Jahrzehnte Heftromangeschichte zurückblicken. Du hast noch begonnen zu schreiben, als das Heft Auflagen erzielte, die heute astronomisch erscheinen. Dann begann der Niedergang, der bis heute anhält.
Was hat sich in all den Jahren getan? Wie hat sich das Berufsbild Heftromanautor verändert? Wie hat sich die Zusammenarbeit mit den Verlagen verändert? Was war den Sechzigern und Siebzigern anders als den Achtzigern, Neunzigern und den ersten Jahren dieses Jahrtausends? Wie haben sich die Redakteure in den Verlagen verändert? Wie die Verlage?

Friedrich Tenkrat: Früher gab es viel mehr Serien, an denen man mitarbeiten konnte. Das war für einen Autor sehr angenehm. Der Job war abwechslungsreicher. Die Zusammenarbeit mit den Redakteuren ist eigentlich ziemlich gleich geblieben. Ich komme mit ihnen recht gut aus. Das war früher so, und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Zauberspiegel: Was muss ein Heftromanautor können? Wie muss er schreiben? Kurzum: Gibt es Deiner Ansicht nach eine Erfolgsformel, die man brauchte, um sich im Heft behaupten zu können?
Friedrich Tenkrat: Ein Autor muss so schreiben, dass andere es lesen wollen. Das gilt fürs Heft genauso wie fürs Buch. Der Leser entscheidet, was er kauft und was nicht.

Zauberspiegel: Würdest Du heute noch jemanden zuraten, eine Karriere als Heftromanautor zu beginnen?
Friedrich Tenkrat: Eher nicht. Weil der Markt sehr klein geworden ist und es ohnedies schon genug Autoren gibt. Aber wenn sich einer nicht davon abhalten lässt – und gut ist – soll er diesen Weg gehen. Schließlich setzt sich auch heute noch Qualität überall durch.

Zauberspiegel: Wenn Du so auf alle Deine Romane zurückblickst: Glaubst Du dass da Tony Ballard überbewertet wird und Du als Autor zu sehr auf diesen – letztlich – immer noch kleinen Teil Deines Schaffens reduziert wirst?
Friedrich Tenkrat: Ich lasse mich auf nichts reduzieren. In der Branche weiß man, was ich kann, und ich denke, das weiß man auch zu schätzen. Auf Tony Ballard bin ich natürlich ein ganz klein wenig stolz.

Zauberspiegel: Es gibt Autoren, die planen ihre Romane akribisch, andere setzen sich an Maschine bzw. PC und tippen munter drauf los und die Story entsteht beim Schreiben. Man nennt diesen Typus „natürliche Erzähler“.
Deine Äußerungen in Interviews lassen den Schluss zu, dass Du ein ‚natürlicher Erzähler’ bist. Stimmt das? Wie schreibt es sich als natürlicher Erzähler bzw. wie spontan bist Du wirklich beim Schreiben? Oder gab es auch schon komplett akribisch geplante Romane von Dir?

Friedrich Tenkrat: Irrtum, ich bin kein "natürlicher Erzähler", sondern bereite mich sehr sorgfältig auf meine Romane vor. Aber ich halte mich nicht sklavisch an meine eigenen Vorgaben. Wenn mir beim Schreiben eine bessere Idee kommt, wäre es unklug, sie nicht zu verwenden.

Zauberspiegel: Du bist ein enorm vielseitiger Autor. Außer lupenreine SF und Fantasy hast Du quasi alles geschrieben. Wie bist Du an die unterschiedlichen Genres herangegangen? Wie hast Du Dich darauf eingestimmt?
Friedrich Tenkrat: Ich habe weder Räucherstäbchen angezündet noch stundenlang meditiert. Wenn du dich seriös genug mit einer Geschichte auseinandersetzt, kommt der Rest von ganz allein. Jedenfalls ist das bei mir so.

Zauberspiegel: Gab es ein Genre, in dem Du tätig warst, das es Dir schwer gemacht hat, in dem Du Dich erst einfinden musstest?
Friedrich Tenkrat: Na ja, ich halte mich nicht gerade für den besten Western-Autor – obwohl ich auch auf diesem Gebiet angeblich schon einige Romane geschrieben habe, für die ich mich nicht zu genieren brauche. Und von SF lasse ich überhaupt die Finger, weil mir das einfach nicht liegt.

Zauberspiegel: Hat es Dich nie gereizt den ganz großen Nobelpreis verdächtigen Roman zu schreiben, so eine Art Gesellschaftskritik an der Wiener Oberschicht, etwa eine Art Tenkrat’scher Buddenbrooks?
Friedrich Tenkrat: Ich habe ein Buch geschrieben: "Mordschwester Agnes". Ein Verleger wollte es haben, doch ich bin mit seinem Vertrag nicht klargekommen. Aber man kann es bei readersplanet.de als e-book downloaden.

Zauberspiegel: Wie wirst Du Deinen heutigen Ehrentag verbringen? Eine große Feier im Sacher?
Friedrich Tenkrat: Gefeiert wird nicht im Sacher, sondern recht urig bei unserem Weinbauern – mit der Familie, mit Verwandten, Freunden und Nachbarn.

Zauberspiegel: Wie lange wird es den Autor Friedrich Tenkrat noch geben, bevor er sich mit seiner Familie endgültig ins Privatleben zurückzieht?
Friedrich Tenkrat: Ich halte nichts vom Zurückziehen und Nichtstun, deshalb werde ich meine Leser weiterhin mit spannenden und unterhaltsamen Geschichten erfreuen, die mir auch selbst Spaß machen. An Ideen mangelt es zum Glück nicht.

Zauberspiegel: Besten Dank für dieses Interview
Friedrich Tenkrat: Es hat mich gefreut, hier zu Wort kommen zu dürfen.

 

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