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... Daniel Hellwig über Narben, Filme, Trash, Mobiat und Toxic Lullaby

Daniel Hellwig ... Daniel Hellwig ...
... über Narben, Bonus-Filme, Trash, »Mobiat« und »Toxic Lullaby«

Daniel Hellwig spielte in »Toxic Lullaby« den Schläfer (aka Zombie),  dem ich einen Scheitel ziehen mußte. In der letzten Einstellung schlug ich zu doll zu, bremste das Plastikbeil nicht richtig ab und dann floß sein Blut...

Jetzt besuchte Daniel die Redaktionsräume des Zauberspiegel - nein, nicht um die Schadenersatzklage abzugeben.
Wir kamen ins Plaudern und nutzten die Zeit für ein Interview, ein Casseler Gespräch gar. Daniel hat nämlich nicht nur Schläfer gespielt, sondern mit Noah Hunter sogar eine Art Bonusfilm zu »Toxic Lullaby« gedreht und bearbeitet gerade seinen ersten 40-Minüter-Film. Titel: »Mobiat«, den er mit anderen Laien an zwei Wochenenden realisierte.

Wir plauderten angeregt und einigten uns darauf, dass er uns "Aus seiner Werkstatt" über »Mobiat« berichten wird...

Zauberspiegel: Nächstliegende Frage: Gibt es eine Narbe?
Daniel Hellwig: Hab ich gar nicht so drauf geachtet. War ja nur eine ein Zentimeter lange Platzwunde oder so. Nach einer Woche war auch nichts mehr zu sehen ... bei den Haaren sowieso (lacht). Der Arzt sagte auch, es war nur eine winzige Platzwunde.

Zauberspiegel: Du hast ja einen der Schläfer gespielt. Wie kam das?
Daniel Hellwig: Es ging mir darum, was Größeres als sonst beim Offenen Kanal zu machen, mit zu erleben wie es abläuft. Das Genre fand ich cool: Horrorsplatter. Schade dann nur, dass es zu der Platzwunde kam (lacht). Als ich gefragt wurde, willst du Schläfer oder Kolonist werden, war das eigentlich für mich gleich klar. Ich wollte Schläfer werden.

Daniel Hellwig Zauberspiegel: Du bist beim Offenen Kanal in Kassel und machst dort ein Freiwilliges Soziales Jahr. Was ist der Offene Kanal?
Daniel Hellwig: Bürgerfernsehen. Bürger machen Fernsehen für Bürger. Wir arbeiten dort mit Nutzern zusammen. Die kommen mit ihren Ideen zu uns, wollen z.B. eine Reportage zu dem und dem Thema machen. Wir helfen ihnen dabei. Der Offene Kanal bietet Kamerakurse an, Tonkurse oder Schnittkurse. Damit hat man als Nutzer erst ein Grundgerüst für die Arbeit mit der Kamera und dem Medium Film. Dann stellen wir die ganze Technik zu Verfügung, kostenlos. Das ist natürlich für Bürgerfernsehen ganz wichtig. Bei Fragen stehen wir immer zur Seite. Ich machte da gerade mein FSJ, noch ca. drei Monate. Ich begleite die Seminare als Teamer, bin unterstützend dabei und begleite teilweise die Nutzer bei ihren ersten Schritten. Ich bin also mit dabei, wenn sie das allererste Mal was mit der Kamera machen, zum Beispiel bei Schülergruppen oder so.

Zauberspiegel: Wie kamst du zum Filmen?
Daniel Hellwig: Da muss ich ganz weit zurück, in die  6. oder 7. Klasse. Bei uns gab es eine Video-AG an der Schule. Der Offene Kanal kam an die Schule und arbeitete mit uns. Leider gab es nur eine Sendung. Ich war fasziniert, wollte unbedingt weitermachen. Nach 5-6 Monaten kam dann sogar eine SMS. „Hey, wir machen Jugend-TV. Machst du mit?“ Mir war klar, dass ich dabei sein würde. Am Anfang waren wir nur 3-4 Leute, durch Mundpropaganda kamen dann immer mehr dazu und am Ende waren wir so 20-30 Leute. Das war eine tolle Zeit und ging auch eine Weile. Irgendwann hatte es seinen Höhepunkt erreicht, dann ging es bergab. Die ersten coolen Leute gingen weg, dann immer mehr, irgendwann haben wir es dann beendet.

Zauberspiegel: Du hast einen Bonusfilm zu Toxic Lullaby gedreht. Wie kam es dazu?
Daniel Hellwig: Noah kam zum Offenen Kanal und sagte, er wollte was drehen. Irgendwas. Mir ging es auch so, und sagte, er soll mal morgen wieder kommen, ich hätte da auch schon ne Idee. Am nächsten Tag kam er wirklich, wir setzten uns hin und begannen eine Idee zu spinnen. Heraus kam, dass es eine Szene in Toxic Lullaby gibt, in der Noahs Charakter einschläft - und wir ließen ihn in „Beside the Lullaby“ (so der Titel unseres Films) wieder aufwachen. So ging es von Idee zu Idee. Uns fiel dann ein, es lustig anzugehen. So kam dann die Straßenbahn ins Spiel, in der Noah sitzt. Dazu kam dann der Kontrolleur, wie Noah aus der Bahn fliegt und so weiter. Die Ideen kamen mit dem Film. Es war total cool die Leute in der Stadt zu filmen und ihre Reaktionen. Da war ein Mann unterwegs, mitten in der Stadt, der aussieht wie ein Penner mit Gasmaske und Machete auf dem Rücken. Außerdem wollten wir dann noch diese grüne Insel einbauen. Dann kam Gregor, also ich (ich habe dann vor und hinter der Kamera gestanden) und hab so getan als wäre ich ein alter Kumpel. Und so nahm alles seinen weiteren Lauf.

Zauberspiegel: Jetzt hast du ein neues eigenes Projekt, über das wir noch mal extra berichten werden. Worum geht es dabei?
Daniel Hellwig: Es ist ein Film aus dem Bereich Fantasy, Mittelalter. Der Film war mal mit 20 Minuten Laufzeit geplant, inzwischen wird er wohl 30-40 Minuten lang werden. Der Haupttitel ist „Mobiad“, ich überlege noch, ob ich einen Untertitel hinzufüge.
Die Hauptfiguren sind 2 Jungs, die noch auf der Schule sind. Sie kommen von der Schule nach Hause, hocken sich an ihren Rechner und beginnen am PC zu spielen. Einer entdeckt ein Programmfenster, dort steht „Tapferer Krieger, willkommen in der Welt von Mobiat“.
Ein Klick auf „JA“ und der Junge wird *pffffftttt* in das Spiel eingesaugt.
Mobiad, die Welt in die er kommt, ist eine ganz eigene Welt. Im Intro wird gezeigt, dass diese beiden Jungen, die in diese Welt gerufen werden – dem anderen passiert genau das Gleiche – den bösen König töten werden. Dieser König hat einen Magier in seinen Diensten, der die beiden Jungen in einem Spiegel sieht und feststellt, dass sie eine Bedrohung für den König darstellen. Die beiden Jungen müssen beseitigt werden. Man setzt Kopfgeldjäger auf sie an...

Zauberspiegel: Wer spielt in dem Film mit?
Daniel Hellwig: Ich selbst in einer Doppelrolle, dann ist da ein alter Mann, Balduin der Wanderer. Die 2 Jungs natürlich, Mike und Valentin. Die beiden kenne ich durch ein Praktikum, das sie beim Offenen Kanal gemacht. Bei dem Film wird man überall merken, dass es keine Profis sind - und ich natürlich auch nicht. Aber das ist egal. Ich wollte eigenständige Projekte machen, deshalb bin ich damals zum Offenen Kanal und deshalb auch das FSJ. Ich habe also das Drehbuch geschrieben, 25 Seiten, und dachte mir einfach: „Hauptsche du hast ein Drehbuch, jetzt gehst du her und ziehst es einfach durch.“

Daniel Hellwig Zauberspiegel: Was ist Filmemachen für dich? Ein Hobby?
Daniel Hellwig: Wäre natürlich cool, wenn man es schaffen würde, das Filmemachen beruflich zu machen. Mir geht es aber vor allem darum, nicht entweder nur hinter oder vor der Kamera zu sein. Ich will einfach mitmischen, davor wie dahinter. Ich weiß, das ist nicht so einfach. Mir ging es auch darum - so egoistisch wie es auch klingt - Anderen zu zeigen: Hier ist mein Film. Und die anderen sollen sagen „Hey, gut gemacht“. Klar war halt auch, dass man in den fünf Tagen nur begrenzt was machen konnte.

Zauberspiegel: Wo habe ihr gedreht?
Daniel Hellwig: Im Hohen Gras [Anmerkung: der höchste Berg im Habichtswald bei Kassel, stark bewaldet], in den Wäldern oben am Habichtswald und an einigen Stellen um den Herkules [Anmerkung: Der Herkules - siehe auch das Logo "Casseler Gespräche" - ist eine sehr prominente Figur, über der Stadt Kassel thronend, an einer Hügelkuppe des Habichtswaldes]. Beim Herkules haben wir ein paar Szenen gedreht, bei denen wir aufgeschichtete Steine brauchten.
Der Hauptdarsteller hatte keine Zeit seinen Text zu lernen und konnte nur fünf Stunden vor Ort sein. Er las auch seinen Text ab. Das sieht man – leider. Aber: Ich mache ja auch Filme, um daraus zu lernen. Das kann man dann im nächsten Film anwenden. Das habe ich schon gelernt: Zeitdruck beim Film ist immer schlecht. Das Ergebnis leidet. Mit Amateuren noch mehr als mit Profis.

Zauberspiegel: Das fiel mir auch auf – man muss die Zeit haben, warten zu müssen.
Daniel Hellwig: Ja, ein bisschen ein Problem waren auch die beiden Jungs. Man muss sich vorstellen, die waren 15 und hatten echte Schwerter in der Hand. Einer musste gleich los und und Zweige hacken. Für einen Satz – „Danke, oh König, ihr habt mir die Augen geöffnet“ – haben wir 20 min gebraucht, weil sie immer wieder lachen mussten. Ich als Regisseur wurde da fast grob. Mir fällt auf, dass man sich anders verhält, wenn man als Regisseur agiert. Man wird direkt, muss ja auch irgendwie sein.

Zauberspiegel: Werden wir Mobiat auf dem Kasseler Trashfilm-Festival 2005 sehen? Wirst Du ihn einreichen?
Daniel Hellwig: Sagen wir mal so ... Man kann ja nicht wirklich viel falsch machen. Ich habe ja auch jemand, der mich unterstützt und mich begleitet. Der Film ist halt schon ziemlich trashig. Es gibt Szenen, die waren ernst gemeint, aber wenn man sie dann sieht merkt man, dass wir grinsen. - Aber ich denke ja. Die Entscheidung liegt ja dann bei Ralf.

Zauberspiegel: Angst, dich zu blamieren, hast du keine?
Daniel Hellwig: Nein, so schlimm ist er nicht geworden, und ich habe Spaß gehabt und etwas gelernt - und darum ging es eigentlich.

Daniel Hellwig Zauberspiegel: Werden wir was sehen können?
Daniel Hellwig: So einen Trailer von einer oder zwei Minuten, klar. Und ein Werkstattbericht in mehreren Teilen für den Zauberspiegel, gern...

Zauberspiegel: Meinst du, du für hast Deine eigene Filmarbeit etwas von Ralf gelernt?
Daniel Hellwig: Ich war ja nur ganz kurz dabei. Bei Ralf konnte ich wenig lernen, weil ich ihn kaum direkt beobachten konnte. Unser Kampf war ja auch nach kurzer Anweisung und ein paar Trockenübungen schnell entwickelt. Was ich cool fand war der Drehort. Zum einen wollte ich schon immer mal wissen wie es da unten [Anmerkung: "da unten" ist eine aufgelassene Station der Kasseler Straßenbahn in einem Tunnel unter dem Kasseler Hauptbahnhof. Von Kasselern gern die "einzige U-Bahn-Station Kassels" genannt] aussieht. Dann auch die vielen Leute, und wie das Set aufgebaut war. Ich dachte bisher: Je größer die Kamera desto besser. Ralf jedoch hat ja eher eine kleine Kamera. Und es funktioniert! Aber mit Galgen und so - das hatte schon was. Man merkte sofort, das ist kein einfacher Clip, den man so vor sich hindreht. Man merkt Ralfs Erfahrung. Cool fand ich die Choreografen, insbesondere Udo, mit ihren Hinweisen und Tipps. Das ging Ratz Fatz und der Kampf sieht in der fertigen Szene gut aus.
 
Zauberspiegel: Danke, Daniel - für das Interview, deine Bereitschaft uns zukünftig mehr über deinen Film "Mobiat" zu erzählen ... ach ja, und dafür, dass du mir die Platzwunde vergibst. Laughing

 

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