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... Oliver Wenzlaff über die Faszination von Tonträgern und der Idee einen Comic darauf zu bannen

Oliver Wenzlaff (Foto Copyright by Nick Ash) ...… Oliver Wenzlaff ...
... über die Faszination von Tonträgern und der Idee einen Comic darauf zu bannen

Oliver Wenzlaff, geboren 1974 in Berlin. Schule, Studium, Promotion ebenfalls in Berlin. Hat neben „Adams van Ghoot“ einige Kurzhörspiele geschrieben und produziert.

Er ist außerdem als Ghostwriter tätig und hat unter fremdem Namen zahlreiche Beiträge für Zeitungen oder Bücher verfasst.

Zauberspiegel
: Hallo Oliver, wir kennen dich nur als Autoren von Adams van Ghoot. Doch was machst du so alles im künstlerischen Bereich und wie kam es dazu. Erzähle ein bisschen von dir.
Oliver Wenzlaff: Aus irgendwelchen Gründen haben mich Tonträger schon immer fasziniert. Ich habe früh Hörspiel-Kassetten gesammelt, teilweise auch noch Schallplatten, später dann eher Musik-CDs. Einer meiner größten Kindheitsträume war, irgendwann einmal mit einer eigenen CD in einem Kaufhaus-Regal zu stehen. Den Traum konnte ich mir glücklicherweise erfüllen - mit einer Hand voll CDs, wo ich entweder Songs geschrieben oder abgemischt oder teilweise auch nur den Vertriebsvertrag für ein paar Künstler an Land gezogen habe...und zuletzt eben mit den Hörspiel-CDs Adams van Ghoot. Daneben habe ich natürlich auch viele Songtexte und auch einige Hörspiele geschrieben, die es in kein Regal geschafft haben. Das war genau genommen häufiger der Fall, als dass es geklappt hat. Ich weiß nicht, woher dieser Kindheitstraum kommt - wahrscheinlich hoffte ich, dass der Glanz der Stars, die dann in Form einer CD neben einem stehen, ein bisschen auf mich abfärbt. Ist natürlich quatsch.

Zauberspiegel: Was für Musiksongs hast du geschrieben, und welche Art Musik war es die du gemacht hast?
Oliver Wenzlaff: Die meiste Songs waren recht einfacher Pop mit den unterschiedlichsten stilistischen Einflüssen…von Rock über Reggae bis Dance war alles dabei, mal waren sie deutsch- und mal englischsprachig. Den aus meiner Sicht besten Song habe ich noch zu Schulzeiten geschrieben, mitten in den 1990ern. Das ist die Zeit, wo es noch keine iPhones gab und Handys noch ganz neu und noch längst nicht akzeptiert waren. Und genau darum ging es auch in dem Song: Um das schicke teure Handy für Leute über 30, die nicht mehr so glänzend aussehen und einen Ersatz für sonstige Defizite wie die nicht vorhandene Yacht oder das teure Auto suchen. Das witzige ist, dass das heute mehr oder weniger exakt auf mich zutrifft. Viele Grüße an meinen Bruder, der den Song damals eingesungen hat.
 
Zauberspiegel: Du sagtest, du hättest für Künstler Vertriebswege eröffnet, Verträge gemacht - Für welche Künstler im Musikgeschäft warst du tätig?
Oliver Wenzlaff: Das waren teilweise extrem talentierte Leute, allen voran ein akustisches Duo namens Rickie Kinnen und Calle Dürr. Rickie hat eine fantastische Stimme und Calle ist ein Virtuose an der Gitarre. Ich habe für die beiden einen Vertriebsdeal mit einer Sony-Tochter hinbekommen und ein paar Auftritte organisiert. Allerdings ist die Musik wenig Mainstream und der Vertrieb hat nach anfänglichen Erfolgen – es gab Nachfrage aus Asien – dann nicht mehr viel gemacht. Du bist halt im Musikbusiness immer nur eine Nummer unter vielen, es sei denn, Du hast einen Hit oder einen guten Draht zu irgendeinem wichtigen Mann. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen zynisch. Ist auch so gemeint.

Zauberspiegel: Welche Art von Hörspielen magst du am liebsten?
Oliver Wenzlaff: Ich bin da offen. Das letzte Hörspiel, das mich extrem beeindruckt hat, war „Gut gegen Nordwind“, das auf dem relativ bekannten Buch von Daniel Glattauer basiert. Obwohl ich eine österreichische Produktion gehört habe und die Sprecher nicht ganz akzentfrei agieren – bei eigenen Produktionen bin ich immer überkritisch, was das angeht – haben mich die Story und das Feeling enorm beeindruckt. Ich will jetzt auch unbedingt das Buch lesen. Sehr interessant finde ich auch, was einige Sprecher machen, die ich kenne. Dirk Hardegen, der in Adams van Ghoot Teil 2 den König gesprochen hat, hat vor wenigen Tagen ein Stück fertig gestellt mit dem Namen „Klageruf eines Angestellten“. Dirk hat bei seinen Hörspielen einen völlig anderen Stil als ich, was aber nicht heißt, dass mir sein Stil nicht gefällt. Philipp Moog, der die Hauptrolle Bov in meinen Adams-Hörspielen spricht, hat kürzlich ein eigenes Hörbuch als Lesung rausgebracht, das ich mir als nächstes anhören werde. Außerdem warte ich auf eine Produktion von Sprecher und Regisseur Martin Sabel, für die ich eine Reihe seiner Sprecher aufgenommen habe. Bin sehr auf das Ergebnis gespannt.

Zauberspiegel: Warum musstest du ausgerechnet eine Parodie auf Hörspiel machen, und wie ist die Idee entstanden?
Oliver Wenzlaff: Ich habe einen relativ schrägen Humor und dachte, dass der sich für etwas anbietet, das anders ist. Die Meinungen über das Resultat gehen entsprechend auseinander – die einzige Konstante ist wohl, dass fast alle die Sprecher- und die technische Qualität von Adams van Ghoot loben. Inhaltlich heißt es entweder „Love it“ oder „Hate it“. Für mich lässt sich aus den Reaktionen der Rückschluss ziehen, dass mein Humor wohl noch spezieller ist, als ich ohnehin schon angenommen habe.

Zauberspiegel: Könntest du dir vorstellen, mal etwas anderes im Hörspiel zu machen. Vielleicht was Ernsthaftes wie Krimi, Western?
Oliver Wenzlaff: Ich arbeite schon geraume Zeit an einem Hörspiel, das auf einem Comic basiert. Es heißt „Alina Fox“. Die Story ist ein bisschen mit dem neuen Indiana Jones vergleichbar, wobei man sagen muss, dass der Comic sehr viel früher rausgekommen ist als der Film. Jedenfalls ist dieses Hörspiel deutlich ernsthafter als Adams, aber gänzlich verkneifen konnte ich mir ein paar witzige Einlagen auch hier nicht. Ab und zu mache ich aber auch mal Kurzhörspiele, die tatsächlich komplett humorlos sind. Quasi freiwillig unkomisch.

Zauberspiegel: Wie fing es damals an mit deiner ersten professionellen CD?
Oliver Wenzlaff: Es fing an mit Rückschlägen. Ich habe einen ganzen Schnellhefter mit Verträgen, aus denen nichts geworden ist. Das war nicht immer die Schuld der Vertragspartner, teilweise habe ich es einfach versäumt, an der jeweiligen Sache hartnäckig genug dranzubleiben. Aber letztendlich sind ja auch ein paar Verträge dabei, wo es geklappt hat.
 
Zauberspiegel: Hast du sonst noch irgendwelche Leidenschaften, Hobbys?
Oliver Wenzlaff: Ich versuche einmal pro Woche Sport zu machen, außerdem habe ich mich vom Hype ums Pokern anstecken lassen. Allerdings immer ohne Geld, nur mit Chips.

Zauberspiegel: Geht es mit Adams van Ghoot weiter?
Oliver Wenzlaff: Ich überlege, einen dritten Teil zu machen. Ich habe auch schon was geschrieben, bin mir aber noch nicht sicher, ob es das schon ist oder ob ich noch mal ran muss an das Skript. Vom Label Hörspiele-Welt und vom Vertrieb Edel stehen die Zeichen im Moment grundsätzlich auf grün, was mich natürlich sehr freut.

Zauberspiegel: Gibt es noch irgendwelche konkreten Pläne für die Zukunft?
Oliver Wenzlaff: Pläne gibt es immer, es ist eigentlich eher so, dass ich mich bremsen muss, nicht zu viele Dinge gleichzeitig zu machen.
 
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Copyright des Fotos by Nick Ash

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