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Gemeinsam in den Tod - »Trip in die Hölle«

Trip in die HölleGemeinsam in den Tod
»Trip in die Hölle«

Der Mexikaner René Cardona Jr. (1939-2003) war sicherlich einer der cleversten Filmemacher seines Landes. Insbesondere in den späten 1970er Jahren war es ihm gelungen, aktuelle Filmtrends und Themen zu erkennen und mit vergleichbar geringem Aufwand und internationalen Stars umzusetzen. Einige dieser Exploitation-Filme laufen noch heute regelmäßig im Fernsehen. „Trip in die Hölle“, der nun wieder auf DVD erscheint, ist vielleicht sein bester Film.

Trip in die HölleZu den Fernseh-Dauerbrennern Cardonas gehören „Tornado“ mit Carroll Baker, Arthur Kennedy und Lionel Stander, der auf der Welle der Katastrophenfilme mitschwamm, und „SOS-SOS-SOS… Bermuda-Dreieck“ mit John Huston, Marina Vlady und Claudine Auger, der die Thematik des „Airport“-Films „Verschollen im Bermuda-Dreieck“ aufgriff. Gleichermaßen geschäftstüchtig zeigte sich René Cardona Jr. mit „Tintorera – Meeresungeheuer greifen an“, der nur knapp zwei Jahre nach Spielbergs „Der weiße Hai“ dessen Tier-Horror-Thematik weiterspann, oder „Das Geheimnis des blauen Diamanten“, mit dem Cardona 1985 seine Version der „Indiana Jones“- oder „Auf der Jagd nach…“-Filmen mit Michael Douglas und Kathleen Turner vorlegte. 1979 nahm sich der Mexikaner des unglaublichen Jonestown-Massakers in Guyana an, das erst wenige Monate zuvor im November 1978 die Welt erschüttert hatte. Der Sektenführer Jim Jones hatte seine Anhänger damals in einen kollektiven Selbstmord getrieben, wodurch über 900 Menschen ums Leben kamen, darunter fast 300 Kinder. Die Tragödie wurde mehrfach medial bearbeitet, nach Cardonas Version entstand bereits im darauffolgenden Jahr ein Fernsehzweiteiler mit Powers Boothe, der in Deutschland den Titel „Das Guyana-Massaker“ erhielt.

Trip in die HöllePrediger James Johnson (Stuart Whitman) prangert die Verkommenheit der westlichen Gesellschaft des ausgehenden 20. Jahrhunderts an, die von Rassismus und dem Profitstreben des Kapitalismus geprägt sei. Mit Hilfe der Spenden seiner Anhänger möchte er von San Francisco ins südamerikanische Guyana auswandern, wo er inmitten des Urwalds mit seinen Getreuen Johnsontown gründen möchte. Der Plan gelingt innerhalb kürzester Zeit, doch in den USA mehren sich die Sorgen der Angehörigen der Sektenmitglieder, die befürchten, dass diese von Johnson gegen ihren Willen festgehalten und sogar gefoltert werden. An den Kongressabgeordneten Lee O’Brien (Gene Barry) werden besonders viele Gesuche um Mithilfe adressiert. Gemeinsam mit einer Reportergruppe bricht der Politiker nach Guyana auf. In Georgetown versucht Johnsons Organisatorin Susan Ames (Yvonne de Carlo) noch zu verhindern, dass die Gruppe nach Johnsontown weiterreist. Doch gemeinsam mit Johnsons Anwälten Richard Gable (Joseph Cotten) und Dave Cole (John Ireland) wird der Gruppe schließlich doch gestattet, das Sektendorf zu besuchen. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf…

Trip in die HölleIn seiner Entstehungszeit wurde René Cardona Jr.s Film international weitgehend als sex- und gewaltverherrlichendes, billiges Spekulationsprodukt geschmäht. In der Retrospektive erweisen sich diese Vorwürfe jedoch nur noch als bedingt haltbar, denn der Regisseur hat die Abläufe bis in die Details sehr authentisch nacherzählt und lediglich Veränderungen bei den Namen der Personen vorgenommen. Im Vergleich zu anderen Exploitation-Filmen jener Zeit sind hier sowohl die Sex- als auch die Gewaltszenen eher auf ein Minimum reduziert und kaum jemals zum Selbstzweck eingesetzt. Auch die namhafte Besetzungsriege, insbesondere der schmierige Stuart Whitman als größtenteils sonnenbebrillter Sektenführer, kann überzeugen. Der bereits 2018 von cmv-Laservision als „Das Guyana-Massaker“ (sic!) veröffentlichte Film ist nun in einer identischen DVD-Edition unter seinem ursprünglichen (Video-) Titel „Trip in die Hölle“ wieder aufgelegt worden (ein weiterer deutscher Verleihtitel war „Guayana – Kult der Verdammten“). Das Bild im kryptischen 1,56:1-Format (auf dem Breitbildfernseher sowohl oben und unten als auch links und rechts mit schwarzen Balken verunstaltet!) kommt dabei nicht über mäßiges VHS-Niveau hinaus, zumal das Master verschmutzt war und deutliche Gebrauchsspuren aufweist. Der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0) ist stets gut zu verstehen. Einige Passagen, die in der deutschen Videofassung seinerzeit geschnitten waren, liegen hier nun im englischen respektive italienischen (!) Original mit deutschen Untertiteln vor. Als Extras gibt es den englischen Originaltrailer, eine kleine animierte Bildergalerie und die abweichenden deutschen und italienischen Vorspannsequenzen des Films.

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