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NFTs: Verlage und das digitale Original

In (Multi-)Medias Res - Die Multimedia-KolumneNFTs
Verlage und das digitale Original

Mit der Erfindung des reproduzierbaren Inhaltes haben Verlage immer schon zu kämpfen gehabt. Nun kann man darüber streiten, ob die Reformation ohne die zahlreichen Raubdrucke und Vervielfältigungen damals denkbar gewesen wäre. Aber die Reproduzierbarkeit eines Werkes ist etwas, was Verlage einerseits als Geschäftsmodell verinnerlicht haben. Sie stellen ja schließlich in großer Anzahl Gegenstände her und verkaufen sie.

Andererseits ringen sie auch immer wieder darum, dass Dinge nicht unrechtmäßig verbreitet werden sollen. Diese Widerspruch ist dem Modell von Verlagen innewohnend. In Zeiten der Digitalisierung ist der noch schärfer hervorgetreten.

Jetzt aber gibt es die Möglichkeit der sogenannten NFTs - non-fungible tokens. Ehrlich gesagt: Wie genau das funktioniert - keine Ahnung. Jedenfalls ist eine Blockchain eine Voraussetzung, man braucht ein Wallet für die Kryptowährung der Wahl und dann … also Technik. Die NFTs sind dann digitale Originale, ein Widerspruch in sich eigentlich. Denn was digital vorhanden ist, kann kopiert werden. Was auch im Fall der NFTs übrigens immer noch der Fall ist, aber hier sind dann die Besitzverhältnisse geklärt. Wer ein NFT kauft, ist der Besitzer. Ist der rechtmäßige Eigentümer. Das ist dann auch nachweisbar. Und das ist dann ein Unterschied gegenüber einer Kopie, die momentan weitergegeben werden kann. Denn ob ich wirklich der Besitzer bin, das kann ich anhand einer kopierten und weitergegebenen Word-Datei ja kaum nachweisen. Allenfalls steht eventuell in den Metadaten mein Name als Autor, aber das lässt sich ja rasch ändern.

Das geht bei NFTs nicht so einfach, weil … irgendwas mit Blockchain und Vertrauen und nichtänderbaren Einträgen. Jedenfalls: Auf einmal wird das digitale Gut wieder zu einer einzigartigen Ware. Ich kann als Künstler ohne weiteres meine digitalen Bilder wie im analogen Raum verkaufen. Neulich wurde schon ein Banksy digital versteigert, Damien Hurst ist in das Geschäft eingestiegen und natürlich ist das auch ein Feld für Verlage. Man kann jetzt einzigartige Editionen von Büchern anbieten, die nur in begrenzter Menge digital vorhanden sind. Fast so, als würde man bei der Onleihe versuchen einen Spiegel auszuleihen, den schon jemand anderes ausgeliehen hat. 

Und da das alles momentan noch nur für Nerds ein Thema ist, steht im Herbst schon die Plattform namens Creatoka in den Startlöchern. Publishing auf dem nächsten Level verspricht die Plattform - wobei man sich hier eher eine komfortable Shopoberfläche für Verlage vorstellen kann. Digitale Originale werden hier zu dann zu kaufen sein. Auch gegen den normalen Euro übrigens. Also nicht nur gegen Bitcoin. Da stellt sich die Frage: Was in aller Welt kann man an digitalen Inhalten anbieten, was dann kaufenswert wäre? Es sollen ja keine üblichen Ebooks sein.

Jetzt kann man natürlich die Super-Duper-Edition vom Herrn Der Ringe mit animierten Landkarten, Videos und Audios sich vorstellen. Signiert vom Tolkien-Erben selbst. Oder … ähm … Das klingt jetzt irgendwie nach dem, was es eigentlich schon gibt. Nicht ganz so spannend. Aber hey, immerhin könnte man dann die Limitierte Ausgabe Nummer 4 im Rechner abgespeichert haben. Offenbar kaufen Leute ja auch digitale Sneaker von jungen Künstlern, die sie nie im Leben tragen werden. Wobei ich das hier noch ein wenig mehr nachvollziehen kann: In Zeiten, in denen Avatare immer wichtiger werden könnte das sogar Sinn machen. Wenn ich möchte, dass mein Avatar immer so gekleidet ist wie mein Idol aus dem Fernsehen, dann gebe ich vermutlich Geld für digitale Güter aus. Die der Avatar dann jeweils anziehen kann.

Vielleicht bin ich auch einfach noch zu sehr an den alten Modellen haften geblieben. Es gibt auch momentan kaum Beispiele aus dem Verlagsbereich, die mir deutlich machen würden, warum Sammler digitale Originale von Büchern oder Bildbänden oder Kalendern kaufen wollen würden. Also außerhalb der üblichen Beweggründe, weil man es halt sammelt, es schön findet oder es einfach sehr, sehr rar ist. Aber das sind Gründe, die jetzt ja auch schon zutreffen. Vielleicht bringt das Medium NFT auch noch bislang nicht vorstellbare Anwendungen mit sich. Eventuell kann ich dann halt ein ganz besonderes Pokemon kaufen, dass dann … ähm … in neuen Spielen eingesetzt werden kann und total super Eigenschaften hat? Oder so? Mal schauen.

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