Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Peter Pan - J.M. Barrie und seine Inspiration

Logo Artikelserie Peter Pan / James BarrieJ.M. Barrie und seine Inspiration

Der Film "Wenn Träume fliegen lernen" (Finding Neverland) handelt von James Barrie und seiner Beziehung zur Familie Lewellyn Davies, behandelt also den Autoren von Peter Pan und einige der Menschen, die sein Leben und seine Arbeit entscheidend geprägt haben. Allerdings spiegelt er nur sehr unvollständig die Person J.M. Barrie und seine Beziehung zu dieser Familie wider.

Was aber war „die Realität“ (soweit es dies überhaupt geben kann) um diese Geschichte?

„Wenn Träume fliegen lernen“ kam im Jahr 2004 heraus; Regie führte Marc Forster, Johnny Depp und Kate Winslet spielten die Hauptrollen. Der Film ist wunderschön, die Bilder großartig, die Geschichte viktorianisch/eduardianisch und berührend.  Auch beim wiederholten Ansehen des Films ist es eine schöne Vorstellung, dass die Geschichte sich genau so zugetragen haben könnte. Bei aller Tragik, die zu solch einer Geschichte gehört, ist der Film im Grunde genau das, was man als Liebhaber von „viktorianischen Themen“ sehen möchte.

 
Filmszene aus "Finding Neverland"
Zum Inhalt: James Matthew Barrie, ein mehr oder weniger erfolgreicher Stückeschreiber, lernt  1904 im Kensington Park die Kinder der Familie Llewelyn Davies kennen. Es handelt sich um vier Söhne, Peter, Jack, George und Michael, sowie Sylvia. Sylvia Llewely Davies, eine geborere du Maurier, die Mutter der vier, ist seit einiger Zeit Witwe, nachdem ihr Mann an Krebs gestorben ist.

Es entsteht eine enge Beziehung zwischen James Barrie und den Kindern, die von seiner Phantasie und Begeisterung für Spiele und Theater befördert wird. Auch die für ihre Zeit eher unkonventionelle Sylvia Llewelyn Davies bleibt nicht unbeeindruckt. Es entwickelt sich eine unausgesprochene Liebesbeziehung, die tragisch mit dem Tod von Sylvia Llewelyn Davies endet.
Soweit der Film.

Tatsächlich trifft James Barrie die ersten Mitglieder der Familie Llewelyn Davies 1897 – Arthur Llewelyn Davies lebt zu diesem Zeitpunkt noch. „Erst“ 1907, nach der Premiere von Peter Pan, stirbt dieser.
 
Familie Llewelyn Davies Die Familie Llewelyn Davies, mit der James Barrie bekannt wurde, bestand aus insgesamt sieben Personen:
 
Arthur Llewelyn Davies, der Vater, arbeitete in London als Barrister (Rechtsanwalt) bei Gericht. Als Sohn eines Vikars in Wales machte er eine respektable Karriere und konnte so seiner Familie ein durchaus komfortables, wenn auch nicht ausschweifendes Leben sichern.
 
Sylvia Llewelyn Davies, seine Ehefrau, galt als eher unkonventionelle Dame ihrer Zeit. Sie stammte aus der Famile du Maurier, aus der Künstler wie der Zeichner George und die Schriftstellerin Daphne du Maurier erwuchsen. Sylvias Vater George, der Familienname du Maurier  deutet bereits die französische Herkunft an, war (unter anderem) als Zeichner für die satirische britische Zeitschrift „Punch“ tätig.
 
Die beiden waren sich nach den Erkenntnissen von Andrew Birkin auf einer Abendgesellschaft begegnet, hatten sich nach kurzer Zeit verlobt und bald darauf geheiratet.
 
Nach der Heirat 1892 wurde 1893 der erste Sohn geboren. Die beiden hatten insgesamt fünf Söhne: George Llewelyn Davies (geboren 1893). Jack (eigentlich John, von allen aber Jack genannt, geboren 1894), Peter (geboren 1897), Michael (geboren 1900) und schließlich als jüngster Sohn Nico (Nicholas, geboren 1903).
 
Die drei Ältesten, George, Jack und Peter, waren die ersten Familienmitglieder, die James Barries Bekanntschaft machten. In der Tat ist es der Kensington Park, in dem die ersten Begegnungen stattfinden. Die Kinder scheinen begeistert von dem ungewöhnlichen kleinen Mann zu sein, der mit ihnen durch den Park tobt, auf dem Rasen herumrollt und fantastische Geschichten erfindet.
 
Eine Bekannte namens Pamela Maude beschreibt James Barrie so:
 

Er war ein kleiner Mann, mit einem blassen Gesicht und großen Augen mit Schatten um sie herum (...) Er sah zerbrechlich aus, seine Stärke zeigte sich jedoch, wenn er mit Porthos, seinem Bernhardiner rang. (...) Er erzählte uns von Elfen als wüsste er alles über sie (...) Wir sahen ihn nie ohne seine Pfeife. (...) Eines Abends fanden wir eine Erbsenschote, die im der Höhlung eines großen Baumstumpfes lag. Wir brachten sie zu Mr. Barrie. In der Schote war ein winzig kleiner gefalteter Brief, den eine Elfe geschrieben hatte. Mr. Barrie sagte, er könne die Elfenschrift lesen und es uns vorlesen. Wir erhielten vor unserer Abreise noch einige mehr, verpackt in Erbsenschoten.1

 
  
Die Unterschiede in der Einschätzung von der Beziehung zwischen Arthur Llewelyn Davies und James Barrie sind auf verschiedenen Webseiten und Veröffentlichung deutlich. Es heißt zum einen, er war bei Weitem nicht so begeistert von dem Schriftsteller wie der Rest der Familie. Andere führen dies auf die vermutete heimliche Liebe zwischen James Barrie und Sylvia Llewelyn Davies zurück. Peter Llewelyn Davies selbst schrieb später: „It is clear enough that father didn't like him, at any rate in the early stages”2.
 
Viele Jahre später, einer der Söhne von Arthur und Sylvia Llewelyn Davies war dabei Familienbesitz zu ordnen, stellte er ihrem früheren Kindermädchen einige Fragen. Darunter auch jene nach der Einstellung von Arthur Llewelyn Davies zu James Barrie.
 
Barrie im Spiel mit Michael Llewelyn DaviesDas Kindermädchen bezeichnete die Haltung des Familienvaters gegenüber dem Schriftsteller als die eines wahren Gentleman gegenüber einem anderen Gentleman3 (vermutlich also eher distanziert und bedacht).

Im Laufe der Zeit wächst die Familie James Barrie sehr ans Herz, es gibt wunderschöne Fotos von James Barrie beim Spielen mit den Kindern.

Gefragt, wann es Nicholas, dem jüngsten der Llewelyn Davies-Söhne, bewusst wurde, dass James Barrie ein gefeierter Autor war, antwortete dieser4:

You see, he had always been THERE, I`d always known him and so on: his queer little tricks or whatever were those I naturally expected. Perhaps I began to see what a remarkable man he was only after I had got away and could look back. And yet, even now, it seems to me that he was not so extra-ordinary, was more just the person I hoped most would be coming in to see us.

 
Für die Kinder war James Barrie einfach da. Mehr als alle anderen erlebte ihn Nicolas vor allem als den treusorgenden Onkel und besorgten Vormund, während die anderen vier ihn natürlich auch als Schriftsteller erlebten - und als Schöpfer von Peter Pan.
 
Die Begegnung zwischen George und Jack, den beiden ältesten Kindern (Peter war zu dem Zeitpunkt noch ein Baby) fand 1897 statt, als die Kinder mit ihrer Kinderfrau (Nanny) Mary Hodgson im Kensington Gardens unterwegs waren. Barrie selbst hielt sich oft in den Gardens auf, ging mit seinem Hund Porthos spazieren (eben jenem Hund, den er auf der Hochzeitsreise gekauft hatte). Erst später begegnete Barrie auf einer Abendgesellschaft Sylvia Llewelyn Davies, ein außergewöhnlicher Zufall, der letzten Endes dazu führte, dass James Barrie nähere Bekanntschaft mit der ganzen Familie machte. Er wurde in das Haus der Llewelyn Davies eingeladen und im Laufe der Zeit ein häufiger Begleiter der Kinder und ihrer Mutter.

Die Beziehung zwischen James Barrie und Arthur Llewelyn Davies, sowie die von Barrie zu Sylvia Llewely Davies ist immer wieder ein Grund für Spekulationen. Es ist die Rede davon, Barrie habe der Familie die Kinder förmlich "gestohlen", indem er sie den Eltern entfremdet habe. Zweifellos wird an dieser Behauptung insofern ein Körnchen Wahrheit sein, als die Kinder durch die Beziehung zu Barrie tatsächlich der konservativen, „normalen bürgerlichen“ Welt ihres Vaters entzogen wurden. Es wird für die Kinder unglaublich spannend gewesen sein, einem Mann zu begegnen, der so ganz anders war als ihr Vater – oder alle anderen Männer, die sie kannten.

In welchem Maß Sylvia Llewelyn Davies ihre Kinder an Barrie „verloren“ hat, scheint mir nicht eindeutig zu klären zu sein. Diese Behauptung zielt darauf ab, dass er - vor allem nach Sylvias Tod - den Platz eines Elternteils eingenommen habe, und dies entgegen Sylvias letzten Willen. Nach Sylvias Tod behauptete Barrie, es hätte eine Übereinkunft in Form einer heimlichen Verlobung gegeben. Dies ist in Kreisen von Gegner und Kritikern Barries nicht unumstritten, vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass es zwei Testamente gab, die unterschiedliche Wünsche zur Betreuung der Kinder zum Ausdruck brachten.
 
Sylvia hielt sehr viel von Barrie, schätzte ihn als Freund der Familie und Vertrauter der Kinder. Nach dem Tod von Arthur, der die Familie ohne angemessene finanzielle Versorgung zurückließ, war die Unterstützung durch Barrie ein unschätzbarer Gewinn für die Llewelyn Davies. Sylvia wird dies gern angenommen haben, zumal Barrie von ihr wenig forderte, sie ihn ausgesprochen schätzte und auch ihre Kinder „Uncle James“ sehr gern hatten.
 
Es wird gemutmaßt, Barrie sei in Sylvia verliebt gewesen und die Tatsache, dass sie als Arthurs Ehefrau für ihn unerreichbar war, genau jene Art von Liebe darstellte, die für ihn geeignet war. Als verheiratete Frau war Barrie sicher davor, es könnte sich mehr als eine Schwärmerei entwickeln. Ebenso beschreibt Barrie Sylvia immer wieder als das Idealbild einer Frau; wunderschön, liebevoll, hingegeben. 
 
Die berühmte Geschichte Peter Pan entstand aus den Erzählungen und den Spielen, die Barrie den Jungen Llewelyn Davies erzählte, und die er mit ihnen spielte.
 
Buchdeckel des Buches "The Boys Castaways" Glücklicherweise ist ein Exemplar des Buches „The Boys Castaways of Black Lage Island“ erhalten geblieben, das einen Eindruck von jener Welt vermittelt, die James Barrie den Kindern Llewelyn Davies schuf.
 
Immer wieder verbrachten die Jungen ihre Urlaube mit ihrer Mutter in einem Cottage am Black Lake. Es war ein Sommerhaus, das die Barries auf Wunsch von Mary Barrie gekauft hatten.
 
1901 war die Familie einmal mehr in den Cottage gewesen. Während dieses Urlaubs hatte Barrie gemeinsam mit den Jungen eine Geschichte erfunden, die er unter dem Titel "The Boys Castaways of Black Lage Island" als Geschenk in einer Auflage von genau 2 Exemplaren bei seniem Verleger drucken ließ.
 
Abbildung aus dem Buch "The Boys Castaways" In diesem Buch war die erdachte Geschichte abgedruckt, zusammen mit 35 Fotografien der Kinder. Darunter auch ein Foto der Jungen, die unbekleidet im See toben, das für erhebliche Diskussionen sorgte. Nicht zuletzt aufgrund dieser Abbildungenen entstanden die Vermutungen einer möglichen pädophilen Haltung Barries.
 
In dieser Geschichte tauchen bereits Akteure und Abenteuer auf, die später dann auch Peter Pan und die Darlingkinder auf der Bühne erleben, so zum Beispiel Captain Hook, der in der „Castawayversion“ noch Captain Swarthy heißt.
 
Porthos und einer der Jungen - The Boys Castaways Vier der fünf Kinder der Familie sind in dem Buch zu finden: George, Jack, Peter und Michael. Nicolas, der Jüngste, wurde erst zwei Jahre später geboren. 
 
Zur zeitlichen Einordnung:
 
Zu dieser Zeit hatte Barrie mit dem Schreiben von The Little White Bird begonnen, 1902 erschienen. Arthur Llewelyn Davies lebte zu diesem Zeitpunkt noch, auch dies ist meiner Ansicht nach nicht unerheblich. Er starb erst am 19 April 1907.
 
Der vollständige Titel des Buches lautet:

The boy castaways of Black Lake Island, being a record of the terrible adventures of the brothers Davies in the Summer of 1901, faithfully set forth by Peter Llewelyn Davies


Es fällt auf, dass in dem Buch Peter Llewelyn Davies als Übermittler (und damit als Autor) genannt wird, auch wenn es zweifellos Barrie war, der die Geschichte zusammentrug und verfasste.

Das Buch besteht aus den genannten Fotografien mit Bildunterschriften und einem Vorwort des vorgeblichen Autoren Peter. Es geht in der Geschichte um ein Abenteuer der Jungen, das einen Piraten, ein Krokodil, Wilde, einen Tiger und eine tropische Insel beinhaltet. Die vier Jungen und Porthos, der Neufundländer, nahmen die Rollen in der Geschichte wahr.

Michael Llewelyn Davies als Peter PanWer die Gestalten in Peter Pan ein wenig kennt, wird vieles wiederentdecken.

Eines der Exemplare ging verloren. Arthur Llewelyn Davies erzählte, er habe es im Zug versehentlich liegen lassen.
 
Das zweite Exemplar  (das von Sylvia) ist erhalten geblieben und wird in der Beinecke Rare Book and Manuscript Library in der Yale University aufbewahrt. In diesem Buch sind auf einem der Vorblätter zwei handschriftliche Bemerkungen, die von Barrie selbst stammen.
 
Schrift von James Barrie auf dem Vorblatt des BuchesDie erste ist die Widmung an Sylvia und Arthur Llewelyn Davies, die zweite eine Hinzufügung von James Barrie aus dem Jahr 1933: "There was one other copy of this book only and it was lost in a railway train in 1901. J.M.B. 1933."

Das Schicksal schlug in der Familie Llewelyn Davies heftig zu: 1907 verstarb der Vater Arthur an Krebs, der sich in der Wange ausgebreitet hatte. Man versuchte ihn durch Operationen zu retten, entfernte einen großen Teil des Oberkiefers und weitere Gesichtsteile. Er konnte nach der Behandlung nicht mehr sprechen und war entstellt. Es war nicht gelungen den Krebs zu besiegen. Aus dieser Zeit gibt es einen Brief, den Arthur an seinen Sohn Peter geschrieben hat, und in dem er James Barrie als "a very good friend to all of us" bezeichnet5.

Sylvia kämpfte nach dem Tod ihres Mannes darum, finanziell über die Runden zu kommen, was einer Witwe mit großer Familie ohne Vermögen zu jener Zeit kaum gelingen konnte. Arbeiten war für sie ausgeschlossen, sowohl ihre Familie als auch die ihres verstorbenen Mannes verfügte nicht über große Mittel. Hier übernahm Barrie, wie auch bereits während der Krankheit von Arthur, eine entscheidende Rolle als Unterstützer. Er finanzierte die Schulen, die Sylvia Llewelyn Davies Söhne besuchten, kümmerte sich intensiv um die ganze Familie und stand an ihrer Seite.

Nur drei Jahre später, am 27 August 1910, starb auch Sylvia. Wie eng die Beziehung zwischen Sylvia Llewelyn Davies und James Barrie tatsächlich war, ist nicht klar. Die Ehe mit Mary Barrie war geschieden, Barrie und Sylvia Llewelyn Davies verbrachten viel Zeit zusammen. Sylvia erkrankte ebenfalls an Krebs und  konnte nicht gerettet werden. Aus dem amtlichen Eintrag der Central Register Office geht hervor, dass sie offenbar 18 Monate lang aufgrund ihrer Krankheit behandelt wurde. In ihrem letzten Willen bestimmte sie, dass die Nanny, Mary Hodgeson, gemeinsam mit ihrem Bruder Guy Du Maurier, und Arthurs Bruder, Compton Llewelyn Davies, die Fürsorge für die Jungen gemeinsam mit James Barrie übernehmen sollten. Barrie soll behauptet haben, er und Sylvia seien verlobt gewesen6.

James M. BarrieNoch zu Barries Lebenszeit starben zwei der fünf Llewelyn Davies-Söhne, jeder für sich ein schwerer Schlag für Barrie, der sein Leben offenbar zu großen Teilen auf die Jungen ausgerichtet hatte. George, der Älteste, fiel 1915 im Ersten Weltkrieg in Flandern. Nicholas Llewelyn Davies, das jüngste der Kinder, berichtet von dem Abend, an dem das Telegramm mit der Nachricht des Todes von George eintraf. Barrie stieß einen „eerie Banshee wail“ aus und rief „This dreadful war will get them all in the end!“7

Michael, der Zweitjüngste, starb 1912. Zusammen mit einem Freund, beide waren Studenten in Christchurch, ertrank Michael in einem Seitenarm der Themse, der als Naturschwimmbad genutzt wurde. Was genau geschehen ist, blieb ungeklärt. Die Erklärungsversuche reichen von einem Unfall beim Baden bis hin zu einem gemeinsamen Selbstmord von zwei jungen Männern, die mit ihrer Homosexualität nicht leben konnten.

Nach Michaels Tod sagte Barrie, dass dies auch sein Ende gewesen sei. Er verwand den Tod der beiden Jungen, vor allem den von Michael, nie wirklich.
 
Peter Llewelyn Davies gründete einen Literaturverlag, in dem er unter anderem ein Buch seiner Cousine Daphne du Maurier über den gemeinsamen Großvater veröffentlichte. Im Alter von 63 Jahren verübte Peter Selbstmord.

John, der zweitälteste der Brüder, ging zur Marine, war ebenso wie George im 1. Weltkrieg, kehrte jedoch zurück nach England. Verschiedentlich wird darüber diskutiert, dass Jack derjenige unter den Brüdern war, der sich am wenigsten gut mit Barrie verstanden haben soll -  schon als Kind.
 
Nicholas schrieb in einem Brief an Andrew Birkin „Jack took resentment at JMB ‘taking father's place’”8. Jack fiel es am schwersten, sich zunächst mit dem Tod des Vaters und dann auch noch mit dem der Mutter zu arrangieren und damit, dass es diesen Uncle James gab, der zwar nicht die Stelle der beiden einnehmen wollte, aber es in gewissem Sinn doch tat.

„I suppose”, schreibt Nicholas in einem anderen Brief “we are all a great mixture of confused emotions.”9

Nico, der zu dem Zeitpunkt, als die Llewelyn Davies und Barrie sich kennenlernten, noch nicht geboren war, starb erst 1980. Er war es, der Andrew Birkin bei seiner schriftstellerischen Arbeit unterstützte und eine ganze Reihe von Informationen zu Birkins Arbeiten beitrug.

Eine der Aussagen von Barrie selbst über Peter Pan und den Llweleyn Davies-Söhnen als Vorbild hierfür, die besonders häufig zitiert wird, ist jene10:
 

I made Peter by rubbing the five of you violently together, as savages with two sticks produce a flame. 



Die häufige Frage nach der Möglichkeit, Barrie hätte ein sexuelles Interesse an den Jungen gehabt, wurde von Nicholas Barrie stets kategorisch verneint. Birkin kam zu dem Ergebnis, dass Barrie mit großer Wahrscheinlichkeit impotent war.
Nicholas beschrieb es so: "I don't believe that Uncle Jim ever experienced what one might call 'a stirring in the undergrowth' for anyone — man, woman, or child. He was an innocent — which is why he could write Peter Pan."11
 
Und auch wenn Barries Frau Mary dies nie direkt so benannte, kann man davon ausgehen, dass auch sie dies, wenn nicht wusste, so doch zumindest ahnte.
 
Vielfach wird James Barrie als ein Mensch beschrieben, der nie wirklich erwachsen wurde, es nie wirklich anstrebte und nie wirklich wollte. Ein Teil von ihm scheint immer Kind geblieben zu sein, und durch die Llewelyn Davies-Kinder, die für ihn Inspiration, Projektionsfläche und Familienersatz waren, fand er eine Möglichkeit, sich dem Erwachsensein in ihnen zu entziehen.
 
 
 
Zitate:
 
  Pamela Maude, zitiert nach Andrew Birkin in "JM Barrie and the Lost Boys"
2   Brief von Peter Llewelyn Davies, zitiert nach Andrew Birkin auf seiner Website
3 4 7 8 9 10 11  Andrew Birkin, JM Barrie and the Lost Boys sowie http://www.jmbarrie.co.uk/
5  http://www.awesomestories.com/flicks/finding-neverland/tragedy-strikes
http://www.sirjmbarrie.com
 

Weitere Quellen (siehe auch andere Artikel zu J. Barrie und Peter Pan):

Andrew Birkin, J. M. Barrie and the Lost Boys, TV-Produktion der BBC von 1978

 

Abbildungen:

  • Filmszene aus "Finding Neverland": Mirrormax Films
  • The Castaway Boys: http://beinecke.library.yale.edu
  • http://www.jmbarrie.co.uk/
  • http://www.sirjmbarrie.com

 

 

Peter Pan und sein Schöpfer - Die Übersicht

 

 

Kommentare  

#1 Torshavn 2010-05-09 11:26
Vielen Dank für den schönen Artikel.
#2 Pisanelli 2010-05-09 11:57
Dem kann ich mich nur anschließen - sehr informativ und schön zu lesen!

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.