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Around The Corner - Einflussreiche Persönlichkeiten Teil 2 – Osamu Tezuka

Around The CorberEinflussreiche Persönlichkeiten Teil 2
Osamu Tezuka

Als ein kleiner Junge an einem Novembertag im Jahr 1928 das Licht der Welt erblickte, wusste noch niemand, dass dieser kleine Mensch einmal die mit einflussreichste Persönlichkeit im Bereich Manga und Anime der japanischen Nachkriegszeit werden sollte.

Dabei fing alles eigentlich ganz normal an, oder doch nicht?

 

KimbaDer Anfang
Osamu Tezuka fing früh an Manga zu zeichnen. Bereits zu Schulzeiten begann er Charaktere zu kreieren, die auch später für ihn noch eine Rolle spielen sollten. Seine Karriere beginnt wohl mit ungefähr 15, als er beginnt mit Tinte und Feder zu zeichnen und im gleichen Jahr eine größere Anzahl an Selbstpublikationen herauszubringt.

Als er 1945 sich schließlich in die medizinische Fakultät der Osaka University einschreibt, ahnt wohl noch niemand, das damit die Geschichte erst einen Anfang genommen hat.

Ein Jahr später debütiert er bereits mit „Maachan no nikki-cho“, im selben Jahr noch erhält er das Angebot eine längere Geschichte zu zeichnen. Im Folgenden Jahr veröffentlicht er, mit Nanama Sakai als Story-Schreiberin, „Shin Takarajima“, 400.000 Kopien gingen davon über den Ladentisch.

stroboy1950 beginnt er dann mit den Arbeiten an „Jungle Taitei“ (Kimba, der Weiße Löwe). Im Folgenden Jahr beendet er seine Studien an der Universität. Ebenfalls beginnen die Arbeiten an „Tetsuwan Atom“ (bekannt als Astro Boy).

1952 besteht er das Examen als praktizierender Arzt und ist nun offiziell ein Doktor. Und befindet sich Karriere bedingt an einem Scheideweg, hält doch ein Manga-ka zu diesem Zeitpunk keinen wirklich hohen gesellschaftlichen Status.

Jedoch waren hier seine Eltern eine entscheidende Kraft. Bereits in jungen Jahren lauschte Tezuka seiner Mutter, die eine sehr gute Geschichtenerzählerin gewesen sein soll. Auch sein Vater beeinflusste ihn entscheidend. War dieser doch ein großer Comic- und Animationsfilm-Fan. Und machte immer wieder private Vorführungen zu Hause von Filmen, die er erstanden hatte.

Auf die Frage nun, welchen Weg er gehen solle, riet ihm seine Mutter, jenen zu gehen, den er am meisten liebte. Und so wählte Tezuka den Manga als seine Bestimmung.

Black Jack1961 gründete er das „Osamu Tezuka Production Animation Department“, das im folgenden Jahr zu „Mushi Productions“ umbenannt wurde. Bereits ein Jahr darauf beginnt die Produktion an der aninierten Pilotfolge zu „Astro Boy“, die Ausstrahlung beginnt am 1. Januar 1963 auf Fuji Television. Es folgen animierte Versionen von „Big X“ (1964) und „W 3“ (1965/1966). Zwei Jahre später wird auch „Kimba“ animiert. Weite Werke, die während der 1960er und 1970er Jahre folgen, wie „Magma Taishi“ (1966/1967), „Mitsume ga tooru“ (Manga, 1974 bis 1978) und „Black Jack“ (Manga) sind außerhalb Japans wenig bekannt geworden, dennoch arbeitet Tezuka mit feuereifer weiter und kreiert unermüdlich Werk um Werk.

1972 geht „Mushi Productions“ bankrott. Doch Tezuka lässt sich nicht beirren und kommt wenige Zeit später mit einer neuen Animationsfirma „Tezuka Productions“ zurück und nimmt seine Arbeiten wieder auf.

In den 1980er nimmt seine direkte Involviertheit schließlich ab, und er wird als ikonische Figur etabliert. Eben so beschäftigt er sich diesmal mehr mit den inneren Gegebenheiten seiner Firma.

Seinem Schaffen wurde ein jähes Ende versetzt als er am 9. Februar 1989, im Alter von 60 Jahren verstarb.

Er wird als erinnert als Begründer des modernen Manga.

Astro BoySein Werk
All seinen Werken einen entsprechenden Platz hier einzuräumen ist auf Grund seiner unglaublichen Schaffensfülle leider fast unmöglich. Sein Werk umspannt alleine im Manga-Bereich über 700 Geschichten mit einer Zahl über 150.000 Seiten.

Doch wenn man sich mit Tezuka beschäftigt stößt man immer wieder auf bestimmte Namen, die eine gute Einsicht in Tezukas Welt geben.

Die wohl bekannteste Figur ist jene, die in der westlichen Welt gemein hin unter dem Namen „Astro Boy“ bekannt ist. Entworfen als Substitut für seinen Sohn Tobio, grämt sich Professor Tenma das Atom, wie er den Roboter nannte, nie erwachsen werden kann. Er verkauft den Roboter, an seinem neuen Bestimmungsort begegnet er Professor Ochanomizu, der ihn adopiert und ihn animiert gegen das Böse zu kämpfen.

„Astro Boy“ ist eine Pinocchioartige Geschichte, die davon erzählt, das auch nicht menschliche Wesen eine Seele besitzen.

Die Art der Erzählung, der Inhalt und auch die Serienkonzeption sorgten für einen sensationellen Erfolg. Recht früh wanderte die Serie bereits auch in den amerikanischen Markt und inspirierte auch dort viele später große Künstler.

So wollte Stanley Kubrick gerne Tezuka als Production Designer für sein neues Werk „2001: Odyssee im Weltraum“ anheuern. Tezuka konnte jedoch seine Position nicht für die Dauer der Arbeiten aufgeben und musste ablehnen.

Astro Boy ist zwar nicht die erste je produzierte Anime-Serie, aber jene, die zum ersten Mal mehrere mediale Elemente in sich vereinte, wir haben eine Manga-Serie, mehrere verschiedene Anime-Serien, die Original-Produktion umfasst dabei 104 Folgen, sowie Kinofilme und eine Live-Action Adaption. All dies bereits in den 50er und 60er Jahren.  Und sie war die erste von Tezukas Kopfkindern, die eine animatorisches Serien-Leben erlangen sollte.

KimbaEine weitere sehr bekannte Produktion auch in der westlichen Welt ist „Jungle Tatei“, oder „Kimba, der weiße Löwe“, der auch im deutschen Fernsehen einstmals zu sehen war. Die Publikation des Manga begann 1950 und erstreckte sich über 3 Bände bis 1954. Der Anime wurde von 1965 bis 1966 in 52 Folgen ausgestrahlt. Es folgten später zwei Filmproduktionen und eine weitere Anime-Serie.

Diese Serie zeichnet sich vor allem im animatorischen Bereich durch einige Besonderheiten aus. So entstand sie mit einer direkten Ausrichtung auch auf einen ausländischen Markt. Dies schlug sich vor allem im Aufbau der Story wieder. So mussten übergreifende Handlungsstränge vermieden werden, damit die TV-Stationen in der Lage waren, die Serie auch in einer beliebigen Reihenfolge zeigen zu könne. Auch in der Zwischenzeit haben viele das Zählen noch immer nicht gelernt.

Positiv an der Sache war jedoch, das durch die Gelder von NBC man in der Lage, endlich eine Anime-Serie ins Leben zurufen, die durchgängig farblich koloriert werden konnte.

Besonderen Ruhm hat „Kimba“ erlangt als Disney 1994 seinen abendfüllenden Film „Der König der Löwen“ veröffentlichte und sich deutliche Parallelen offenbarten. Bis heute hin verharrt Disney auf dem Standpunkt, das kein Mitglied im gesamten Produktionsteam auch nur eine Ahnung von „Kimba“ hatte.

Metropolis„Metropolis“ oder „Robotic Angel“ wurde als Manga bereits im Jahr 1949 veröffentlicht. Seine Anime-Umsetzung erfolgte Rund 50 Jahre später im Jahr 2001. Manga und originale Produktion gleichen Namens aus dem Jahr 1927 von Fritz Lang weisen zwar gewisse Parallelen auf, jedoch meinte Tezuka immer nur dazu, das er sich einst habe von dem Kinoplakat, auf dem der weibliche Roboter Maria zu sehen war, inspirieren lassen und den Film nie gesehen habe.

Metropolis zeichnet sich im Manga-Bereich durch seine Länge und sein Setting aus. Eine epische Science-Fiction Geschichte, erzählt auf 160 Seiten. Im Bereich der damaligen Manga etwas neues und inspirierte viele damalige junge Menschen auch Manga-ka zu werden.
 
Von weitreichendem Einfluss war auch „Ribon no Kishi“, Ritter der Schleife oder auch Choppy und die Prinzessin. Der Manga selbst wurde von 1953 bis 1956 veröffentlicht, der Anime im Jahr 1967/1968. Hier erzählt Tezuka die Geschichte eines Mädchens, einer Prinzessin, die sich wie eine Junge benehmen muss um den Thron beerben zu können. Doch eigentlich schlagen im Brust dieses Menschen zwei Herzen, das eines Mädchens und auch das eines Jungens. Sie lernt als dies, was wichtig ist um einmal das Land regieren zu können. Doch dann verliebt sie sich und ist gezwungen sich für einen Weg zu entscheiden: Ihrem Land Stabilität zu bringen und den Traum ihres Vaters zu erfüllen, oder ihrem Herzen zu folgen.

„Ritter der Schleife“ ist Model für spätere Shojo-Serien und lieferte viele Themen und Motive. Gemeinhin wird es auch gerne als „Mutter aller Shojo-Serien“ bezeichnet. Vor allem androgyne Heldinnen spielen in späteren bekannten Serien wie „Lady Oscar - Die Rose von Versaille“ und „Utena“ eine Rolle. Ebenso scheint es auch Verbindungen zum Magical Girl Genre (bekanntester Vertreter Sailor Moon) zu geben. Kämpft doch Prinzessin Sapphire in Maskerade gegen das Böse.

PhoenixDie Arbeiten zu „Phoenix“ begannen bereits 1956, doch sollte Tezuka jenes Projekt bis zu seinem Tod 1989 fortführen und bleibt damit leider auch unbeendet. Im Mittelpunkt der Saga steht der Phoenix, die sagenumwobene unsterbliche Gestalt. Die Geschichte innerhalb der Erzählung drehen sich dabei um die Suche nach Unsterblichkeit und die Zeitlinie umspannt die ferne Vergangenheit bis hin zur weit entfernten Zukunft und spielt sogar eine entscheidende Rolle in der Geschichte „Space Firebird 2772“. Charaktere tauchen dabei immer wieder, vor allem auch durch Reinkarnation.

Im Jahr 2004 und 2005 kam ein Manga zu einem späten außergewöhnlichen Ruhm. „Buddha“ erhielt in diesen beiden Jahren jeweils den Eisner Award und erzählt in 14 Bänden in einer teilweise eigenen Interpretation jene Lebensgeschichte einer der spirituellsten Figuren der Weltgeschichte: Der Weg des jungen Prinzen Siddharta zu Gautama Buddha.

Adolf Band 1Die Erzählung um den außergewöhnlichen Arzt „Black Jack“ ist wohl eine mit der populärsten. Der Manga lief von 1973 bis 1978. Hier lässt in Tezuka ausladendem Maße seine eigentliche Ausbildung einfließen. Jack ist ein genialer und experimenteller Arzt, mit einem strengen Ehrenverständnis.
Black Jack war der erste Manga, der den Kodansha Award im Bereich shounen 1977 erhielt.

Für die westliche Welt am interessantesten, vor allem für den europäischen Raum, ist wohl „Adolf ni Tsugu“, oder kurz „Adolf“. Die Geschichte, veröffentlicht von 1983 bis 1985, spielt vor dem zweiten Weltkrieg und konzentriert sich auf drei Figuren: Adolf Kamil, ein Ashkenazischer Jude, der in Japan lebt, seinem besten Freund Adolf Kaufmann, der deutsche und japanische Vorfahren hat und den deutschen Diktator Adolf Hitler.

Tezuka beschäftigt sich hier mit dem Gerücht, ob Hitler doch ein Jude gewesen sei und verpackt dies in einen internationalen Thriller.

Der Manga wurde 1986 mit dem Kodansha Manga Award ausgezeichnet.

Eine Seite Phoenix Sein Stil und seine Themen
Tezuka ist vielleicht jener Zeichner, der einst für die Großäugigkeit der Manga-Figuren verantwortlich gewesen sein mag. Inspiriert durch Charaktere wie Betty Boop und Walt Diseny's Mickey Mouse.

Für heutige Verhältnisse lässt sich sein Stil als recht einfach bezeichnen. Klare Linie, viel schwarz und weiss, keine gräuliche Verwaschenheit durch Rasterfolie oder graue Flächen, jedoch stellenweise mit einem herausragenden Detailreichtum.

Seine Inhalte sind ebenso charakteristisch. So zeichnen sich seine Erzählungen durch Menschlichkeit und Respekt vor dem Leben aus.

Was seine Werke noch auszeichnet, sind die epischen Welten. Vor allem in den hier vorgestellten Geschichten, die man vielleicht sogar als seine Hauptwerke bezeichnen könnte, entbreitet sich eine epische Breite mit cinastischer Erzählgewalt.

Osamu TezukaSein Ich
Tezukas Ich in seinen werken zu ergründen gestaltet sich auf Grund der Fülle recht schwierig. So entstanden einige der Anime-Produktionen kurz vor Ende seiner ersten Firma, die eben auf Grund von Geldmangel nicht jenes Meistermaß erreichen konnten.

Dennoch auch hier ist Tezuka seine Werke. Wir finden Ideen seiner Ausbildung wieder, sowie Gedanken mit denen er sich immer wieder beschäftigt hat: das Leben, den Tod, Menschlichkeit und de Respekt vor diesen.

Eine Seite Metropolis Tezukas Einfluss auf die heutige Anime- und Manga-Welt vollständig zu begreifen, ist nahezu unmöglich. Sicherlich lassen sich direkte Einflüsse, auf Grund von Stil und Geschichten ausmachen, auch in Fragen der Animation, aber die Inspiration, die er lieferte ist nicht auszumachen. Noch heute wird er als Quelle der Inspiration und Vorbild zitiert. Seine Figuren, sind aus der Manga-Welt nicht mehr wegzudenken und er hatte wichtige Grundlagen gelegt, an denen sich die Zeichner noch heute orientieren: Epische Breite, keine Angst vor ernsten Themen und dunklen Visionen, das Recycling von Figuren, mit der fast schon Entwicklung eines eigenen Star Systems mit entsprechenden Gehältern, Einführung von neuen Motiven auf denen spätere aufbauen und das Schaffen von neuen Welten.

Nicht umsonst, wird er auch heute noch als Vater des Modernen Manga bezeichnet.

In zwei Wochen: Einflussreiche Persönlichkeiten Teil 3 – Satoshi Kon

  • Adolf liegt als vollständig in 5 Bänden bei Carlsen Manga vor.
  • Ab September 2011 wird „Kimba“ als Hardcover Ausgabe bei Carlsen Manga neu veröffentlicht.  Aus dem Jahr 2001 gibt es bereits eine Softcover-Ausgabe in Bänden.
  • „Astro Boy“ wurde ab 2000 in 21 Bänden bei Carlsen Comics veröffentlicht und ist teilweise noch über Amazon zu finden.

Kommentare  

#1 Mikail_the_Bard 2011-06-30 10:15
Oh ja, Kimba... da werden Erinnerungen wach. Das war die Zeit, als es nur ein paar Stunden Kinderprogramm gab, und die meisten Kinder nach dem Sandmännchen schon ins Bett mussten :D

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