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Zweigespalten

SternengeflüsterZweigespalten

In Band 174 wurde die Handlung der Serie um einige Jahre zurückgedreht. Als Leser fühlte man sich zunächst enorm überrumpelt, bis Thomas Höhl verkünden ließ, dass es sich lediglich um einen temporären „Rückzieher“ handelt. In der Serie gibt es seitdem zwei verschiedene Zeitlinien. Über die Serie zu schreiben, ist seitdem deutlich komplizierter geworden. Denn in jedem Text muss man auf die ursprüngliche Zeitlinie eingehen. Eine griffige Bezeichnung für die beiden Zeitlinien gibt es dabei nicht. Der aktuelle Sternenfaust-Roman hat zumindest dafür Abhilfe geschaffen: die offiziellen Bezeichnungen scheinen „alte“ und „neue“ Zeitlinie zu sein.

Zwei Schicksale für Shesha'a„Zwei Schicksale für Shesha'a“ erzählt dieselbe Geschichte in zwei unterschiedlichen Zeitlinien. In der „neuen“ Zeitlinie hat Dana Frost noch das Kommando über die Sternenfaust II, in der „alten“ Zeitlinie ist die Sternenfaust II zerstört und Dana arbeitet lediglich als Beraterin auf einem anderen Schiff.

Der Konflikt ist jedoch derselbe: Die Shesheni wurden von den Gemini angegriffen. Es droht eine Flotte von Gemini-Schiffen, die mit dem waffenabweisenden Material geschützt sind, die man nur im System der Shisheni findet. Außerdem planen die Gemini, auch die Shisheni massiv zu klonen. Diese widerstandsfähigen Geschöpfe würde die Leistungsfähigkeit der Gemini noch einmal deutlich erhöhen.

Der Roman, das wird schnell klar, läuft darauf hinaus, dass der Einsatz in den beiden Zeitlinien äußerst unterschiedlich verläuft. Während Captain Tong im „alten“ Universum ohne Rücksicht auf Verluste die Gemini von den Shisheni verdrängt, sorgt sich Dana Frost um das Schicksal ihrer Shisheni-Schwester und hält sich zurück. Dadurch können die Gemini länger im System bleiben, was den Krieg deutlich verlängern wird.
Dem Leser wird gezeigt, dass Danas Verhalten eine schlechte, kriegsverändernde Entscheidung war.

Die Vorschau verspricht dabei, dass Dana erkennen muss, „einen fatalen Fehler begangen zu haben“. Das ist leider etwas unsinnig. Denn in Danas Augen war ihre Entscheidung gerechtfertigt, da dadurch ihr wichtige Lebewesen gerettet wurden. Außerdem ist es fraglich, ob Danas Entscheidung tatsächlich ein fataler Fehler gewesen ist.

Denn in der „alten“ Zeitlinie haben die Menschen mithilfe von Professor von Schlichten bereits eine Waffe gegen die Gemini entwickelt. Diese geniale Superwaffe setzt den Gemini stark zu. In den letzten Szenen erlebt man, wie die Gemini geschlagen werden, weil sie ihre System nicht rechtzeitig an die neue Waffe anpassen konnten. Hier wird also recht deutlich, dass von Schlichtens Waffe erheblich zum Kriegsgewinn beiträgt.

Offen bleibt, warum die Waffe in der „neuen“ Zeitlinie nicht entwickelt wurde. Welche Faktoren haben die Entwicklung verhindert? Warum ist Professor von Schlichten dort noch nicht so weit? Natürlich hätte Dana den Gemini-Komplex im Shisheni-System zerstören können. Doch ohne diese Waffe wäre der Krieg dennoch langwierig geworden.

Der Roman wirkt dadurch in seiner „Fehlerkonstruktion“ etwas bemüht. Er zeigt jedoch endlich Ausschnitte aus dem auch in der „alten“ Zeitlinie häufig erwähnten Gemini-Krieg. Obwohl er das Ende des Krieges in der „alten“ Zeitlinie schildert, verrät er nicht wo die Gemini her kommen. Denn obwohl man bereits Einblicke in die Gesellschaft der Gemini bekommen hat, ist diese Frage noch nicht geklärt.

Zum Ende des Minizyklus soll es mit der „neuen“ Zeitlinie zudem bereits vorbei sein. Oder zumindest soll sich die Handlung dann wieder um die Ereignisse zum Ende der „alten“ Zeitlinie drehen. Daher bleibt die Frage, ob der Gemini-Krieg einfach „nur“ ein Krieg ist, wie in der alten Zeitlinie. Vielleicht war Dana Frosts Aktion gar kein Fehler.

Denn die Superwaffe und die Vernichtung der Gemini-Basis im Shesheni-System erlaubte einen schnellen Sieg. Es ist durchaus möglich, dass die Notwendigkeit beziehungsweise die Gelegenheit Informationen über die Shisheni zu sammeln, nicht gegeben war. Aber vielleicht bieten die Gemini Informationen, die gegen die Ereignisse zum Ende des letzten Zyklus helfen. Denn um wieder in die Nähe der „alten“ Zeitlinie zu kommen, reicht es nicht aus, einfach nur die Orphanen nicht zu verärgern. Zumal dies unwahrscheinlich ist, da die Menschheit natürlich an Technologien der Toten Götter herumforscht.

Spekulieren sollte man im „Sternenfaust“-Universum seit Thomas Höhl Exposé-Autor ist, besser vermeiden. Zu überraschend ist die meist spannende Handlung. Doch dieses kleine Gedankenspiel zeigt, dass die Funktion des Gemini-Krieges noch nicht geklärt ist. Während der aktuelle Roman einen überkonstruierten Fall erzählt, um den Gemini-Krieg in der „alten“ Zeitlinie darzustellen, wird der Minizyklus insgesamt noch mehr bieten müssen, als „nur“ den Gemini-Krieg. Es ist dabei sehr gelungen, dass zurzeit weder das Ende des Gemini-Krieges in der „neuen“ Zeitlinie noch der Übergang zum nächsten Zyklus voraussehbar wäre.

Schön wäre nur, wenn Danas sehr „humanistische“ Tat nicht bis zum Schluss als „Fehler“ konstruiert wird, sondern sich in Wirklichkeit gar als Rettung für das Universum erweist. Das wäre für einen Ereignis, das im Weihnachtsumfeld erzählt wurde, letztendlich auch eine passende Entwicklung.

Kommentare  

#1 Jonas Hoffmann 2011-12-25 11:33
zitiere Martin Weinrich :
Offen bleibt, warum die Waffe in der ?neuen? Zeitlinie nicht entwickelt wurde. Welche Faktoren haben die Entwicklung verhindert? Warum ist Professor von Schlichten dort noch nicht so weit?

Es wird - zumindest indirekt - sehr deutlich, dass von Schlichten die Entdeckungen nur machen konnte, weil er schon eine ganze Weile an der Entschlüsselung der Daten arbeitete, die beim STERNENFAUST-II-Zwischenfall anfielen. Das erkennt man auch ganz gut daran, dass er schon vom HD-Raum redet, während in der neuen Zeitlinie das gane gar nicht vorkommt, bzw. noch vom X-Raum die Rede ist. Sprich, in der neuen Zeitlinie gibt es diese X(HD)-Raum-Forschung gar nicht, also kann von Schlichten auch nicht die Lösung finden.

Fröhliche Weihnachten!

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