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Megalopolis - Mysterien der Zeit

Megalopolis

Mysterien der Zeit

Sein halbes Leben lang war Regielegende Francis Ford Coppola mit seiner Idee zu „Megalopolis“ schwanger gegangen. Nun ist es ihm durch Eigenfinanzierung des Megaprojekts letztendlich gelungen, dieses doch noch zu realisieren. Im Kino erwies sich der Film als fulminanter Flop, nun ist er erstmals auf BluRay fürs Heimkino erschienen.

Sein Platz im Pantheon Hollywoods ist dem 1939 in Detroit als Sohn italienischer Einwanderer geborenen Francis Ford Coppola längst sicher. Allein als Regisseur der „Pate“-Trilogie nach Mario Puzo oder durch den Vietnamkriegsfilm „Apocalpyse Now“ hat er nachdrücklich bewiesen, zu welchen Meisterleistungen er fähig ist. Gleichwohl ist Coppolas Karriere auch von massiven Flops geprägt, die es ihm immer wieder schwergemacht haben, seine neuen Projekte an den Mann zu bringen. Die Idee zu „Megalopolis“ spukte dem Filmemacher bereits in den späten 1970er Jahren im Kopf herum. Immer wieder gab es Versuche, das Vorhaben mit Stars wie Nicolas Cage, Russell Crowe, Leonardo DiCaprio oder Jude Law in die Tat umzusetzen. Am weitesten gediehen war es in den frühen 2000ern, als die Anschläge auf das World Trade Center Anlass gaben, doch noch die Reißleine zu ziehen. Im Jahr 2024 hat es der 85jährige Altmeister aber geschafft, sein Herzensprojekt zu realisieren, indem er die teure Finanzierung komplett aus eigener Tasche stemmte – und damit mal wieder eine astreine Bruchlandung hinlegte. Dass es dem Film bei einem Budget von 120 Millionen Dollar lediglich gelang, weltweit 13 Millionen Dollar einzuspielen, macht das Problem deutlich. Das von Coppola selbst verfasste Drehbuch quillt nach all den Jahren, in denen die Ideen in seinem Kopf rotierten, geradezu über an Themen, die er auch in einer 138-minütigen Spielzeit nur schwerlich unter einen Hut bringen konnte. Die meisten Zuschauer dürften schlichtweg erschlagen gewesen sein von all den unterschiedlichen Eindrücken.

Cesar Catilina (Adam Driver) hat den Nobelpreis gewonnen, weil es ihm gelungen ist, mit Megalon einen äußerst wirkungsvollen und universell einsetzbaren Stoff zu entwickeln. Mit seiner Hilfe möchte Catilina die Metropole New Rome City zu alter Blüte zurückführen, denn im Laufe der Jahre hat der Zahn der Zeit am einstigen Nabel der Welt genagt. Dessen scheint sich der Bürgermeister der Stadt, Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito), noch nicht bewusst zu sein. Jedenfalls sieht er die Bestrebungen Catilinas als Angriff auf seine Machtposition an, weswegen er sich gegen den Stararchitekten positioniert. Die Situation spitzt sich noch weiter zu, weil sich Catilina in Julia Cicero (Nathalie Emmanuel) verliebt, die hübsche Tochter des Bürgermeisters. Zu den alt eingesessenen Männern der Stadt gehört auch der Bankmanager Hamilton Crassus III. (Jon Voight), der mit der Fernsehreporterin Wow Platinum (Aubrey Plaza) gerade eine junge Frau geheiratet hat, die seine Enkeltochter sein könnte. Das erweckt die Missgunst seines eigenen Enkels Clodio Pulcher (Shia LaBeouf), der als einer der reichsten Männer der Stadt ebenfalls gewohnt ist, alles zu bekommen, was er begehrt.

Schon in den ersten Minuten von „Megalopolis“ dürfte den meisten Zuschauern klarwerden, dass der Film hoffnungslos überladen ist. Schon dann werden so viele Themenfelder eröffnet und Figuren eingeführt, dass einem der Schädel raucht. Es dauert eine ganze Weile, bis man in dieser anachronistisch gezeichneten Welt auch nur ansatzweise zurechtkommt. Die Anspielungen an das Römische Reich sind offensichtlich, die Referenzen an die Catilinarische Verschwörung, die sich im Jahr 63 vor Christus ereignete, dürften hingegen nur die wenigsten zuordnen können. Es ist löblich, dass Francis Ford Coppola eine Lanze bricht für Integrität, für einen respektvollen Umgang mit der Natur und den sozial Benachteiligten. Inwiefern hier die Manipulation der Zeit mit hineinspielt, bleibt aber bis zum Schluss mysteriös und wirkt deswegen aufgesetzt. Aufgrund seines visuellen Einfallsreichtums ist der Film durchaus einen Blick wert, auch seine zivilisationskritischen Ansätze überzeugen. Aber dennoch fehlt ihm eine einheitliche Linie und eine klare Struktur, weswegen viele bereits auf halber Strecke das Interesse an der Geschichte verlieren dürften. Die BluRay-Erstveröffentlichung von Constantin Film ist in technischer Hinsicht perfekt ausgefallen. Sowohl das Bild (im Widescreen-Format 2,00:1) als auch der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Atmos mit TrueHD-7.1-Kern, Deutsch optional auch in Dolby Digital 2.0, zusätzlich sind eine deutsche Audiodeskriptionsfassung sowie deutsche Untertitel für Hörgeschädigte verfügbar) sind State-of-the-Art und lassen keine Wünsche mehr offen. Das Bonusmaterial hingegen umfasst lediglich Kurzinterviews mit Francis Ford Coppola, Giancarlo Esposito, Grace VanderWaal und Nathalie Emmanuel (zusammen 7 Minuten) sowie den deutschen und englischen Kinotrailer zum Film.

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