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Verhängnisvolle Séance - »Geisterkomödie«

GeisterkomödieVerhängnisvolle Séance
»Geisterkomödie«

Das erstmals 1941 veröffentlichte Stück „Blithe Spirit“, das in Deutschland später den Titel „Fröhliche Geister“ verpasst bekam, ist bis heute sicherlich das erfolgreichste und populärste aus der Feder des Satirikers, Schauspielers und Schriftstellers Sir Noël Coward.

Sir David Leans kongeniale Adaption „Geisterkomödie“ aus dem Jahr 1944 gibt es nun erstmals auf DVD.

GeisterkomödieSir Noël Coward (1899-1973) war so etwas wie der legitime Nachfolger Oscar Wildes. Genau wie der berühmte britische Dichter und Romancier war auch Coward ein Meister des Bonmots, der spitzfindigen Dialoge und der amüsanten Gesellschaftsstücke. Darüber hinaus waren sie beide homosexuell, wenngleich das zu ihren jeweiligen Lebzeiten nur gegen ihren Willen zum Gesprächsthema gemacht wurde. Coward war ein enger Freund bekannter Persönlichkeiten wie Marlene Dietrich oder Winston Churchill, schrieb Songs („Mad About the Boy“), trat als Schauspieler auf („Unser Mann in Havanna“) und schrieb nicht zuletzt rund 50 Bühnenstücke, von denen insbesondere „Hay Fever“, „Private Lives“ und „Blithe Spirit“ nachhaltig in Erinnerung geblieben sind. Letzteres wurde 1944 von Sir David Lean („Lawrence von Arabien“) für die Leinwand aufwändig in Technicolor verfilmt. „Geisterkomödie“ markierte damals die zweite von insgesamt drei Coward-Verfilmungen, die Lean realisierte. Sie folgte auf „Wunderbare Zeiten“ (The Happy Breed) nach und ging „Begegnung“ (Brief Encounter) voraus, der nur wenige Monate später fertiggestellt wurde.

GeisterkomödieCharles Condomine (Sir Rex Harrison) ist ein erfolgreicher Schriftsteller, der sich in seinem nächsten Buch mit Geisterbeschwörung auseinandersetzen möchte. Deshalb hat er zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Ruth (Constance Cummings) in sein Landhaus in Kent zum Essen geladen – mit anschließender Séance. Zu den Gästen zählen das Arztehepaar Bradman (Hugh Wakefield und Joyce Carey) sowie das schrullige Medium Madame Arcati (Dame Margaret Rutherford). Diese ahnt nicht, dass sie lediglich als Anschauungsobjekt dienen soll und die anderen vier sie allesamt nicht ernst nehmen. Doch die Séance hat Folgen. Schon kurz danach steht Elvira Condomine (Kay Hammond), der Geist von Charles‘ erster, verstorbener Frau, im Zimmer. Außer Charles kann Elvira niemand sehen und hören, weswegen er von Ruth kurzerhand für betrunken respektive verrückt erklärt wird. Aber es dauert nicht lange, bis Charles auch Ruth von der Anwesenheit des Geistes überzeugen kann. Verständlicherweise ist diese über die Konkurrentin aus dem Jenseits wenig erfreut und möchte nun Madame Arcati ein weiteres Mal bemühen – um Elvira wieder in ihre Welt zurückzubefördern.

Geisterkomödie„Geisterkomödie“ ist gewitzte Unterhaltung mit gekonnt platzierten Gags und einem überragenden Schauspielerensemble. Vor allem die schrullige und hier noch vergleichsweise schlanke Margaret Rutherford als schusselige Spiritistin weiß zu gefallen. Nach einem etwas verhaltenen Start nimmt der Film richtig Fahrt auf, sobald auch Ruth von der Anwesenheit des Geistes überzeugt worden ist. Insgesamt natürlich sehr dialoglastig, aber wen stört das schon, wenn die Dialoge derart amüsant und geistreich erdacht wurden. Wer gerne gut adaptierte Theaterstücke in Filmform sieht, ist hier bestens aufgehoben. Die DVD-Erstveröffentlichung des Klassikers wurde von einem restaurierten Bildmaster erstellt, das deswegen auf der ganzen Linie überzeugen kann (im Vollbildformat 1,33:1). Auch der Ton (Deutsch und Englisch in Dolby Digital 2.0) ist nicht zu beanstanden. Im Gegenteil: Man hat es geschafft, immerhin die 2. deutsche Synchronfassung, die für eine Fernsehausstrahlung in den frühen 1990er Jahren erstellt wurde, aufzutreiben. Die erste deutsche Synchronfassung aus dem Jahr 1946 muss als verschollen gelten, und eine dritte deutsche Tonspur, die im vergangenen Jahr für eine weitere Fernsehausstrahlung erstellt wurde, ist leider nicht gerade das Gelbe vom Ei. Die Extras umfassen den englischen Originaltrailer zum Film, eine nette animierte Bildergalerie, den verkleinerten Nachdruck der „Film-Bühne“ als vierseitiges Booklet sowie weiteres Werbematerial, das sich im DVD-Rom-Teil als PDF-Datei findet.

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