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Da war doch noch was - Erinnerungen im »Land der Mythen«

MythenlandDa war doch noch was
Erinnerungen im »Land der Mythen«

Der erste „Mythenland“-Zyklus nähert sich seinem Ende. „Zwergentraum“ heißt der vierte Romand, der gleichzeitig der vorletzte Roman des „Murgon“-Zyklus ist. Man merkt dem Roman deutlich an, dass er eine Art Lückenfüller vor dem Finale ist.

„Mythenland“ startete viel versprechend und ereignisreich.

 

ZwergentraumDer dritte Band konzentrierte sich kaum noch auf die Haupthandlung und die Unterwelt, sondern behandelte hauptsächlich das Thema „Riesen“. Das war spannend und unterhaltsam, daher störte das nicht. „Zwergentraum“ bringt die Haupthandlung ebenfalls kaum voran. Diesmal wirkt das jedoch sehr konstruiert.

Frethmar Stonebrock heißt der einzige Zwerg der in der Serie wirklich eine Rolle spielt. Er ist einer der „Gefährten“, die etwas planlos durch Mythenland irren, um eine Tochter, ein Ei und ein Gedächtnis suchen. Sie alle sind sich auch am Ende des vierten Buches noch nicht wirklich der Gefahr, die durch Unterwelt droht, bewusst. Aber immerhin haben sie die Tochter und das Gedächtnis gefunden, fehlt also nur noch eine der drei Sachen.

Da Frethmar der einzige relevante Zwerg der Serie ist, muss der „Zwergentraum“ etwas mit ihm zu tun haben. Bisher wusste man von Frethmar lediglich, dass er ein Balladenschreiber mit wenig Erfolg war und unter den Zwergen kein großes Ansehen genoss. Das macht ihn vor allem daher depressiv, da er noch nie ein „Weib“ hatte.

Der „Zwergentraum“ hat nichts mit der Haupthandlung zu tun, sondern bringt dem Leser lediglich  einige Fakten über Frethmar. Nach der Lektüre des Buches weiß man über einige Stationen Frethmars Lebenslauf Bescheid und weiß auch, dass er „edler“ Herkunft ist. Und was nützt einem das? Nichts.

Connor ist ebenfalls einer der Gefährten. Er ist ein Barbar, der jedoch sein Gedächtnis verloren hat. Diesem ist er seit dem ersten Band auf der Spur. In diesem Band bekommt er es endlich zurück. Und dabei wird viel Potential verschwendet.

In den letzten drei Bänden hat Connor immer ein winzigen Bruchteil seines Gedächtnis wiedergefunden. In „Zwergentraum“ steht er einfach auf dem Deck seines Schiffes und – schwupps   - auf einmal hat er sein Gedächtnis wieder. Das hätte man weitaus dramatischer in Szene setzen können. Ferkau hätte Connor wenigstens eine Person treffen lassen können, die ihn vorher kannte und – im Idealfall – feindlich gesonnen ist.

So erfährt man also auch Connors Geschichte im vierten Teil der Reihe. Das sorgt dafür, dass die Haupthandlung – die Reise der Gefährten nur schwer vorankommt. Wenn sie dann aber vorankommt, ist sie sehr spannend. Die Gefährten gelangen nach Dandoria und müssen feststellen, dass die Stadt de fakto der Anarchie verfallen ist. Wie sie sich dort durchschlagen ist durchaus lesenswert.

Leider erfährt man auch im vierten Teil kaum etwas aus der Unterwelt. Murgon, der Herrscher der Unterwelt, soll ja furchtbar mächtig sein. So wirkte er im ersten Band auch noch. Seitdem wird er aber konsequent demontiert. Nun – im vierten Band – wirkt er eigentlich nur noch lächerlich. Nichts ist ihm gelungen und so wirklich Einfluss hat er noch nicht auf Mythenland. Stattdessen hat er seine Schwester getötet, was noch nicht einmal für viele Emotionen sorgt, da diese Handlung absehbar war. Erreicht hat Murgon noch nichts und es ist unklar, wie Ferkau im letzten Band der Serie wirklich eine gefühlte Bedrohung aufbauen möchte. Zur Zeit wirkt es nämlich nicht so, als stünde Murgon anders da als im ersten Band (abgesehen davon, dass er keine Schwester mehr hat). Sollte er nicht zu Beginn des Finales deutlich an Macht gewinnen, würde das natürlich die Frage aufwerfen, warum er nicht zu Beginn der Serie schon zugeschlagen hat.

„Mythenland“ war bisher immer relativ ordentlich lektoriert, im letzten Band ging die unkorrigierte Fassung nach draußen. Hier fängt der Autor aber nach der Hälfte des Romans an, den ehemaligen König von Dandoria, König Rondrick, König Dondrick zu nennen. Dieser Fehler wird mehrmals gemacht und stört irgendwie. Denn die Namen sollten eigentlich stimmen.

Eine weitere Sache nervt. Immer, wenn den Gefährten etwas unerklärliches passiert oder in Dandoria etwas merkwürdig geschieht, gibt es dieselbe Erklärung. Irgendjemand sagt dann immer: „Denk daran, wir leben in einem Land der Mythen.“

Das wird so häufig in diesem Roman gemacht, dass es wirklich nervt. Außerdem ist es sehr merkwürdig, dass die Bewohner Mythenlands so schlicht sind, alles auf den Namen ihrer Welt zu schieben.

„Zwergentraum“ bringt einem natürlich die Charaktere etwas näher. Das ist vor dem Finale aber etwas wenig, zu Mal die Art nicht gerade die Spannung fördert. Außerdem sollen im zweiten Zyklus zum Teil andere Charaktere auftreten. Sollten Connor und Frethmar da nicht mehr auftreten, wäre dieser Band restlos umsonst.  

Um zum Schluss noch einmal etwas Positives zu sagen: Das Titelbild des Romans ist sehr  gelungen und der Roman liest sich, obwohl er über weite Strecken ärgerlich ist, recht flüssig. Ansonsten sollte sich „Mythenland“ in Zukunft viel mehr auf die „Haupthandlung“ konzentrieren. Die ist nämlich gar nicht schlecht, wenn den Charakteren nicht ständig einfallen würde, dass „da doch noch etwas war“. Denn nach einer Weile sind Rückblenden einfach aufgebraucht.

Kommentare  

#1 karl 2010-08-19 13:46
:-*
Es gibt so viele Fantasyromane da draußen, ich lese gerade aus den Vergessenen Reichen die Sembia-Geschichten, warum soll ich da eigentlich noch den Figuren aus Mythenland folgen?
Noch kenne ich erst Band 1 und Band 2, aber was ich aus den Kritiken zu Band 3 und Band 4 so erfahre, stimmt mich doch sehr nachdenklich.
Fünf Euro sind schließlich kein Pappenstiel, für ein paar Euro mehr bekommt man gerade im Genre der Fantasy andere Kost geboten...
:-*

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