Three Burials

Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades EstradaThree Burials -
Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada

(The Three Burials of Melquiades Estrada)
mit Tommy Lee Jones, Barry Pepper, Julio Cedillo, Dwight Yoakam, January Jones, Melissa Leo, Levon Helm, Mel Rodriguez, Cecilia Suarez, Ignacio Guadalupe, Vanessa Bauche, Irineo Alvarez, Guillermo Arriaga, Josh Berry, Rodger Boyce
Regie: Tommy Lee Jones
Drehbuch: Guillermo Arriaga
Kamera: Chris Menges
Musik: Marco Beltrami
FSK 12
Frankreich / USA / 2005

Der Rancharbeiter Melquiades Estrada (Julio César Cedillo) wird irrtümlich von einem Grenzpolizist (Barry Pepper) erschossen. Die lokale Polizei ist nicht daran interessiert, den Tod des illegalen Einwanderers aufzuklären. Estradas Vorarbeiter und bester Freund Pete Perkins (Tommy Lee Jones) hat dem Mexikaner jedoch versprochen, ihn in dessen Heimat zu beerdigen. Der Cowboy nimmt den Grenzer als Geisel, zwingt ihn Estrada wieder auszugraben und mit ihm und der Leiche nach Mexiko zu reiten. Doch die Grenzpolizei startet eine gnadenlose Hetzjagd auf das Trio ..

Das Tommy Lee Jones nicht nur ein hervorragender und sehr charismatischer Schauspieler ist, sondern auch gleichzeitig als Regisseur etwas auf dem Kasten hat, stellt er mit diesem imposanten Film eindrucksvoll unter Beweis, der sich doch sehr wohlwollend vom üblichen Hollywood-Einheitsbrei abhebt und sich dabei auch noch mit einem für die Amerikaner ziemlich unbequemen Thema auseinandersetzt. Geht es doch um die illegalen Einwanderer, die immer wieder aus Mexiko kommen und mit denen sich die amerikanischen Grenz-Patrouillen auseinandersetzen müssen. Allerdings bleibt die generelle Thematik dieses Problems doch weitgehend im Hintergrund, denn der Film widmet sich in der Hauptsache einem tragischen Zwischenfall, in dem ein Grenzpolizist einen Illegalen erschießt. Aus diesem Unglücksfall heraus hat Tommy Lee Jones, der übrigens auch die Hauptrolle in seinem Film spielt eine Geschichte aus Loyalität, Ehre, Sühne und Reue geschaffen, die sehr aussergewöhnlich und besonders intensiv daherkommt.

Um Eines gleich vorwegzunehmen, wer hier ein actiongeladenes-und temporeiches Szenario erwartet, der sollte sich erst gar nicht mit diesem Werk beschäftigen, denn dessen wahre Stärken liegen in ganz anderen Bereichen. Trotz der eher bedächtigen und ruhigen Erzählweise entfaltet sich eine ungeheuer starke Intensität des Geschehens, was in erster Linie auch an den erstklassigen Darstellern festzumachen ist, die allesamt einen mehr als nur überzeugenden Eindruck hinterlassen, jedoch von einem brillant aufgelegtem Tommy Lee Jones überstrahlt werden. Denn insbesondere seine Darstellung des alternden Cowboys, der um jeden Preis ein Versprechen einlösen will, ist nahezu brillant. Als ziemlich wortkarger und manchmal schon etwas kautzig wirkender Eigenbrödler geht er unbeirrt seinen Weg, um ein Versprechen zu erfüllen, das er dem getöteten Melquiades Estrada zu Lebzeiten gegeben hat. Das er sich dabei gegen das Gesetz stellt und selbst Straftaten begeht, scheint für ihn vollkommen ohne Belang zu sein, da er Gerechtigkeit walten lassen will, die dem Toten von der Polizei verwehrt wurde.

Allein schon die Erzähl-Strukter der Geschichte ist hier sehr aussergewöhnlich, denn sie beginnt mit dem Fund der Leiche und bewegt sich dann die ersten gut 45 Minuten auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Einerseits befindet man sich in der Gegenwart, in der Pete Perkins (Tommy Lee Jones) vergeblich versucht, die Polizei davon zu überzeugen, das man den Mörder gefangennehmen soll und auf der anderen Seite gibt es immer wieder Passagen aus der Vergangenheit, in der dem Zuschauer nähergebracht wird, wie es überhaupt zu dem Unglücksfall gekommen ist. In manchen Passagen mag das zu Beginn sogar etwas verwirrend erscheinen, denn die Bildübergänge sind so fließend, das man einige Sekunden braucht, um die Orientierung wiederzuerlangen. Doch es ist vor allem diese Anfangsphase der Geschichte, die eine unglaublich starke Faszination auf den Zuschauer ausübt, hinzu kommt ganz generell die Bildgewalt, die in jeder einzelnen Einstellung hervorragend zum Ausdruck kommt. Und obwohl im Bezug auf Action eigentlich extrem wenig geboten wird, kommt zu keiner Zeit so etwas wie Langeweile auf, viel zu sehr berauscht man sich an der Ausdruckskraft jedes der hier gezeigten Bilder, die einen kaum zu beschreibenden Eindruck beim Betrachter hinterlassen.

Dieser Eindruck verstärkt sich noch weiter, als man Pete und den Mörder auf der Reise begleitet, bei der man den Leichnam von Estrada in sein angebliches Heimatdorf bringen will, um ihn dort zu begraben, denn wird man hier doch mit wundervollen Landschaftsaufnahmen konfrontiert, deren Brillanz man schwerlich in Worte fassen kann. Obwohl es sich hierbei um kaum bewohnte Landstriche handelt, geht von den Aufnahmen etwas Wunderschönes aus, so das jedes einzelne Bild an sich wie ein kleines Kunstwerk erscheint. Auf der Suche nach Estradas Heimatdorf und seiner Familie kommt es dann zu einer ziemlichen Überraschung, denn mit dem Ort hat es eine ganz besondere Bewandnis, die erst in den letzten Minuten dieses imposanten Filmes offenbart wird. Man merkt diesem Film in jeder einzelnen Szene an, das hier nichts dem Zufall überlassen wurde und das insbesondere die kleinen und eher unscheinbaren Dinge die größte Wirkung hinterlassen. Stellvertretend dafür sei nur die Passage erwähnt, in der Pete und der Mörder zu Gast bei einem blinden Einsiedler sind und dieser vor deren Weiterreise darum bittet, erschossen zu werden. Solche und ähnliche Stellen sind haufenweise vorhanden und verleihen dem Ganzen eine ungeheure Wucht, die man dem Film eigentlich gar nicht zutraut.

Letztendlich ist hier ein wirklich starkes Stück Film entstanden, das größtenteils wie eine Kombination aus Drama-und Spätwestern erscheint und dessen Stärke nicht im Tempo oder der Action zu suchen sind, sondern in der visuellen Kraft seiner einzigartig schönen Bilder. Hinzu kommen die aussergewöhnlich guten Schauspieler, bei denen ein brillanter Tommy Lee Jones noch einmal zusätzlich herausragt und dem Film ganz unweigerlich seinen persönlichen Stempel aufdrückt.


Fazit: Selten habe ich in den letzten Jahren einen Film gesehen, der fast ausschließlich durch die Kraft seiner Bilder eine so unglaubliche Wucht entfacht, die den Zuschauer phasenweise fast erschlägt. Ruhig, aber äusserst kraftvoll wird eine bewegende Geschichte erzählt, die einen jederzeit fesselt und vollkommen in ihren Bann zieht. "Three Burials" besteht aus etlichen kleinen Puzzle-Teilchen, die zusammengefügt ein visuell berauschendes Film-Erlebnis darstellen, das seine Wirkung keinesfalls verfehlt und einen sehr nachhaltigen Eindruck hinterlässt.


Die DVD
Vertrieb: Ascot Elite
Sprache / Ton: Deutsch / Englisch DD 5.1
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte / Englisch
Bild: 2,35:1 (16:9)
Laufzeit: 115 Minuten
Extras: Audiokommentar, Deleted Scenes, Making of, Making the Music, Interview mit Hauptdarsteller Tommy Lee Jones und Drehbuchautor Guillermo Arriaga, Extended and Deleted Scenes, Audiokommentar von Tommy Lee Jones, Dwight Yoakam und January Jones, Original Kinotrailer, Trailershow

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