Carter, Timothy: Dämonenhunger

Carter, Timothy: DämonenhungerDämonenhunger
(Epoch)
von Timothy Carter
aus dem Amerikanischen von Sabine Reinhardus
Knaur Taschenbuch
erschienen: Sommer 2009 (Deutschland); 2007 (USA)
298 Seiten; 8,95 €
ISBN: 978-3-426-50332-4

Droemer Knaur

Schon das ausgefallene Titelbild von »Dämonenhunger« lässt es erahnen: »Dämonenhunger« ist alles andere als ein Roman, den man allzu ernst nehmen sollte. Dieser Eindruck bestätigt sich spätestens dann, wenn man einen Blick ins Vorwort wirft, das die Handlung des Buchs wie folgt zusammenfasst:

Dies ist die Geschichte der Vernichtung der Welt. Es ist eindeutig keine Geschichte über irgendeinen Helden, der den Weltuntergang verhindert, obwohl natürlich Helden und Bösewichte darin vorkommen, ebenso wie phantastische Geschöpfe und Magie. Nicht zu vergessen Schlachten, Niederlagen und Siege.

Doch freue dich nicht zu früh, lieber Leser. Dieses Buch wird trotzdem mit dem Untergang unserer guten alten Mutter Erde enden. Das Spiel wird nicht in letzter Minute abgepfiffen, es gibt keine schicksalhafte Kehrtwende und auch keinen überraschenden Schlussgag à la „Puh, das war jetzt aber knapp“.

O nein. Das war's. Das Ende ist gekommen.

Dafür fängt der Spaß nun erst richtig an. Deswegen wird es auch Zeit, Vincent kennenzulernen.

Das klingt doch gar nicht mal so übel. Und man muss dem Buch zugute halten, dass es auch wirklich stark und witzig beginnt. Schon die Idee, die Kapitel in Form eines Countdowns von der Nummerierung her rückwärts ablaufen zu lassen, bringt einen zum Schmunzeln. Das erste Kapitel (oder eben das dreißigste, ganz, wie man es lieber hat), ist dann auch rundum gelungen. Der Leser begegnet besagtem Vincent, als dieser auf einer Wissenschaftsausstellung seiner Schule zugegen ist, die sich ganz und gar dem Thema „Der Untergang der Erde“ verschrieben hat. Das Auftaktkapitel von »Dämonenhunger« ist amüsant und sprüht nur so vor absurd-komischen Einfällen.

Mit Beginn des darauf folgenden Kapitels setzt allerdings ein kontinuierlicher Niedergang ein. Die Begeisterung, die man anfangs noch für das Werk empfunden hat, macht schnell Ernüchterung platz.

Es ist nicht so, dass das Buch mit Ausnahme des starken Auftakts ein völliger Flop wäre. Carter hat durchaus so manch originelle Idee in petto. Leider sind gelegentliche Highlights aber nicht genug, den Roman über die volle Länge hinweg interessant zu gestalten (auch wenn diese volle Länge nicht einmal 300 Seiten beträgt).

Die wohl größte Schwachstelle des Romans ist die, dass »Dämonenhunger« an sich als heiteres Werk gedacht ist. Dummerweise ist es größtenteils einfach nicht komisch. Viele der von Carter eingestreuten Gags zünden nicht, sie wirken lieblos oder werden zu oft wiederholt. Überhaupt gibt es in dem Buch zu wenig Stellen, die zum Lachen oder zumindest Schmunzeln anregen. Sollte es sich letzten Endes doch um ein ernst gemeintes Machwerk handeln? Dafür ist »Dämonenhunger« aber deutlich zu sehr auf locker-flockig getrimmt.

In Sachen Humor hat Carters Roman weder Hand noch Fuß, und das stört den Lesefluss ganz gewaltig.

Auch in Hinblick auf die Story hat das Buch so seine Mängel. Der Plot von »Dämonenhunger« besteht aus einer einzigen Aneinanderreihung von Sequenzen, in denen sich Vincent mit diesem oder jenem magischen Geschöpf anlegt und dabei mächtig eins auf den Deckel bekommt. Von Originalität und Spritzigkeit ist hier nichts zu bemerken. Auch das hohe Tempo der Erzählung kann da den Karren nicht mehr aus dem Dreck ziehen.

Ein Lichtblick hingegen ist das Figurenensemble. Abwechslungsreich, unkonventionell und voller gut charakterisierter Persönlichkeiten weiß Carter immerhin in dieser Hinsicht zu glänzen.

»Dämonenhunger« wird auf der Coverrückseite als „die witzigste und turbulenteste Weltuntergangsgeschichte aller Zeiten“ beworben. Diesem Urteil kann ich mich partout nicht anschließen. Gut, turbulent geht es mitunter zu. Aber umwerfend komisch ist das ganze nicht, und dem Enthusiasmus, der in dem Statement anklingt, wird Carters Werk nicht gerecht.

»Dämonenhunger« ist ein mittelprächtig unterhaltsames, dank seiner gerade einmal 300 Seiten aber immerhin rasch zu konsumierendes Buch. Kein Roman, den man gelesen haben muss, aber für Abwechslung an einem verregneten Nachmittag reicht es allemal. Für alle Freunde von Romanen im Stile von Christopher Moore – auch wenn dieser es deutlich besser macht.

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