Hunt, Stephen - Das Königreich der Lüfte

Hunt, Stephen - Das Königreich der LüfteDas Königreich der Lüfte
(The Court of the Air)
von Stephen Hunt
aus dem Englischen von Kirsten Borchardt
Heyne Paperback
erschienen: Frühjahr 2009 (Deutschland); 2007 (Großbritannien)
782 Seiten, 16,00 €
ISBN: 978-3-453-52269-5

Random House (Heyne Verlag)

»Das Königreich der Lüfte« ist der Debütroman des britischen Autors Stephen Hunt. Das als Auftakt zu einer komplexen Saga gedachte Buch nimmt seine Leser mit auf eine Reise in eine Welt, wie sie phantastischer kaum sein könnte.

Im Zentrum von Hunts Roman stehen die beiden Waisenkinder Molly und Oliver. Die beiden leben zwar in der selben Stadt, kennen sich aber nicht und haben eigentlich nichts miteinander gemein – bis auf die Tatsache, dass sie vom Schicksal dazu ausersehen sind, das Gesicht der Welt für immer zu verändern.


»Das Königreich der Lüfte« beginnt im Königreich Jackals, dem mächtigsten und gefürchtetsten aller bekannten Lande. Verbündet mit einem machtvollen Maschinenvolk, beschützt von dem mysteriösen Wolkenrat und allen anderen Reichen überlegen dank der einzigartigen Luftschiffflotte, welche das Herz des jackalianischen Militärs bildet, scheint es, als lebten die Bürger Jackals im Paradies. Doch unter der ruhigen Oberfläche brodelt es gewaltig, und die herrschenden sozialen Spannungen geraten zunehmend außer Kontrolle.

Kaum jemand bekommt die drohende Gefahr so sehr zu spüren wie Oliver und Molly. Von einem Tag auf den anderen werden ihre Leben auf den Kopf gestellt. Gejagt von unheimlichen Feinden, verfolgt von Gegnern, die sie nicht kennen, begeben sich die beiden unabhängig von einander auf gefahrvolle Reisen in eine ungewisse Zukunft – deren Enden über nicht weniger entscheiden als das Schicksal aller Lebewesen der bekannten Welt...

Ihr seid riesige Fantasyfans und auf der Suche nach einer Geschichte, die in einer Welt jenseits aller bekannten Muster spielt? Dann seid ihr hier genau richtig! Mit »Das Königreich der Lüfte« hat Stephen Hunt einen einzigartigen Kosmos erschaffen, der einen immer wieder ins Staunen bringt, selbst dann, wenn man schon so viele Fantasyromane gelesen hat wie ich. Ein König, dem beim Amtsantritt die Arme amputiert werden; ein Volk von Maschinenwesen, das nicht weniger empfindungsfähig ist, als es Menschen sind, und das sich doch stark von biologischen Lebewesen unterscheidet; ein geheimnisvoller Nebel, der diejenigen, die sich in ihn hineinverirren, auf immer verändert – all dies und noch viel mehr erwartet den Leser, wenn er sich auf Hunts Debütroman einlässt. Selten wurde ich – Werke der humorvollen Fantasy ausgenommen – mit einer ausgefalleneren und phantastischeren Welt konfrontiert als in »Das Königreich der Lüfte«.

Doch was auf den ersten Blick als einzigartiger Vorzug zu sein scheint, entpuppt sich schnell als größtes Handicap des Buchs. So atemberaubend der Schauplatz einer Fantasysaga nämlich auch sein mag, ohne die überzeugende Darstellung der restlichen Elemente der Geschichte ist er bestenfalls eine schöne Kulisse, die man zwar mag, aber nur dann richtig genießen kann, wenn auch die übrigen Aspekte stimmig sind. Und das ist bei Hunts Buch leider nicht der Fall.

Man merkt dem Autor die Freude an, die er beim Erschaffen seiner Welt empfunden haben muss. Der Leser spürt geradezu, wie Hunt sich begeistert in seinem selbst kreierten Kosmos austobt und ihn durch immer neue Details bereichert. Leider vergisst er dabei, dass eine gute Geschichte mehr benötigt als nur einen tollen Handlungsort. Anders ausgedrückt: Hunt verliert sich mehr und mehr in seiner Welt, während alles Übrige auf der Strecke bleibt.

Die Protagonisten sind zwar vom Grundkonzept her gut gewählt, bleiben in ihrer Charakterisierung allerdings blass und eindimensional. Der Story mangelt es an echter Spannung, an Höhepunkten und mitreißenden Momenten. Die Atmosphäre weiß einen nur dann wirklich zu packen, wenn Hunt sich auf die Darstellung seiner Welt beschränkt; außer dieser hat der Roman leider nicht allzu viel zu bieten.

Dass darüber hinaus noch eine dringend benötigte Karte und ein bei den ganzen Welt-internen und dem Leser daher unbekannten Begriffen ebenso dringend benötigtes Glossar fehlen, ist da nur noch ein zusätzlicher Tropfen auf den ohnehin schon heißen Stein.

»Das Königreich der Lüfte« zeigt erstklassig, dass eine einmalige Welt noch lange keinen einmaligen Fantasyroman ausmacht, und mag sie noch so unvergleichlich und faszinierend sein. Wer unbedingt eine Saga lesen will, deren Kosmos sich mit kaum einem anderen Fantasyuniversum vergleichen lässt, der dürfte mit dem Buch goldrichtig liegen. Wer darüber hinaus aber noch eine fesselnde Story und gut ausgearbeitete Figuren erwartet, der sollte sich lieber den Romanen von Kai Meyer, Thomas Plischke oder Scott Lynch zuwenden, die in dieser Hinsicht deutlich mehr zu bieten haben (und ungewöhnliche Settings gibt es obendrein).

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

PhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicBackgroundImpressum

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.